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Aktuell
Klimawandels-Pause ein Meßfehler
Neue Messdaten: Die Erde erwärmt sich ungebremst
Bislang glaubten Wissenschaftler, die Erderwärmung habe seit 1998 eine Pause eingelegt. Doch neue Messdaten zeichnen ein anderes Bild. Offenbar dauert der Klimawandel ungebrochen an.
Von Walter Willems, dpa, 5.6.15
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article141987984/Die-Erde-erwaermt-sich-ungebremst.html
Pause? Welche Pause?
Die Temperaturstatistik der vergangenen Jahre zeigte eine vermeintlich langsamere Klima-Erwärmung. Jetzt haben die Wissenschaftler ihre Daten korrigiert.
Von Christopher Schrader, Süddeutsche Zeitung, 5.6.15
http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-18943-2015-06-08.html
Klimafluch oder Klimaretter?
Acht Prozent mehr Erneuerbare, nur 1,3 Prozent weniger CO2 das kommt heraus, wenn Staaten weiter auf Kohle setzen. Gut zu sehen am Beispiel der G7-Staaten.
Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 5.6.15
Angela Merkel als derzeitige Präsidentin hat geladen, Vertreter der sieben größten westlichen Industrieländer werden kommen: Am Wochenende findet auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen der G7-Gipfel statt. Ein zentrales Thema wird die zukünftige Klima- und Energiepolitik sein.
Zu Recht. Die G7 stellen nur zehn Prozent der Weltbevölkerung, waren zuletzt aber für mehr als 26 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich. Entsprechend groß sollte ihr Beitrag zum Klimaschutz ausfallen.
Wie groß er tatsächlich ist, zeigt eine Länderübersicht, die Greenpeace anlässlich des Gipfeltreffens zusammengestellt hat: Es gibt in allen sieben Ländern einen Trend zu mehr Erneuerbaren Energien. Doch die Dynamik dieses Trends fällt sehr unterschiedlich aus. Während Deutschland, Italien und Großbritannien ein hohes Tempo an den Tag legen, schreitet der Ausbau der Erneuerbaren in den USA, Japan, Frankreich und Kanada weit weniger dynamisch voran.
G7: historisch und technologisch verantwortlich
Was fehlt, ist das gemeinsame Engagement für eine G7-Energiewende. Dabei kommt eben diesen sieben Staaten nicht nur historisch sondern auch technologisch eine besondere Rolle beim Klimaschutz zu. Keine andere Gruppe der Welt verfügt über vergleichbar viel Innovationskraft und ist technologisch so hoch entwickelt wie die G7.
„Die G7 müssen den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen, um einen fairen Beitrag zum Klimaschutz zu liefern“, fordert Tobias Münchmeyer, Greenpeace-Experte für Energie. „Wenn Angela Merkel Klimakanzlerin seien will, muss sie in Elmau die G7-Staatschefs zu einem Bekenntnis zu 100 Prozent Erneuerbare Energien verpflichten.“
Die Bundesregierung hat bei den Vorbereitungen des G7-Gipfels gegenüber ihren Partnern auf ein ehrgeiziges Langfristziel für den Klimaschutz gedrängt. Offenbar lehnen jedoch zumindest Kanada und Japan ein solches Ziel ab. Auch die USA halten sich noch zurück.
Merkel: stumm in der Debatte zur Klimaabgabe
Und auch Deutschland könnte mehr tun. Auf internationaler Bühne wie etwa zuletzt beim Petersberger Klimadialog in Berlin betont Angela Merkel zwar, der Ausstoß klimaschädlichen CO2s müsse langfristig auf Null sinken. Im eigenen Land aber setzt sie ihre eigene Forderung nicht um. In der laufenden Debatte über eine Klimaabgabe für alte und schmutzige Kohlekraftwerke bleibt Merkel bislang stumm. Dabei ist klar, dass Deutschland sein Ziel, den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um 40 Prozent zu senken, nur mit deutlich weniger Kohlestrom erreichen wird.
Deshalb ist der zentrale Schritt für mehr Klimaschutz, einen Plan zum schrittweisen Kohleausstieg vorzulegen. Doch eben hier lässt Merkel ihren Worten keine Taten folgen. Ihrer Glaubwürdigkeit auf dem anstehenden G7-Gipfel tut das nicht gut.
„Der gigantische Aufwand für den G7-Gipfel kann nur dadurch gerechtfertigt werden, dass in Elmau wirklich ein wegweisender Beschluss für den Klimaschutz gefasst wird“, so Münchmeyer. „Die nächsten Tage werden zeigen, ob Angela Merkel Klimakanzlerin oder in Wahrheit Kohlekanzlerin ist.“
Ein Blick nach China zeigt, welche Bedeutung der Energiewende zukommt: Seit etwa einem Jahr geht dort der Verbrauch von Kohle zurück, dementsprechend stagnierte 2014 der CO2-Ausstoß. In den ersten Monaten des Jahres 2015 sanken die Emissionen erstmals global.
Gratwanderung beim G7-Gipfel
WWF legt Kernforderungen zur Gipfelkonferenz vor
WWF Pressemitteilung, 5.6.15
Am 7. und 8. Juni 2015 tagen auf Schloss Elmau in Bayern die Staats- und Regierungschefs der sieben ehemals größten Industrienationen der Welt. Auf der Tagesordnung stehen neben aktuellen Wirtschafts- und Krisenfragen wichtige Umweltthemen globaler Bedeutung - vom Meeres- bis hin zu Klimaschutz. Der WWF begrüßt die Schwerpunktsetzung des Gipfels und fordert konkrete Vereinbarungen. „Die Beschlüsse auf Elmau haben weltweite Signalwirkung. Deshalb ist es wichtig, dass die Regierungschefs ihrer Verantwortung gerecht werden und es nicht bei warmen Worten bleibt“, betont Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland.
Die größte Wirtschaftsmacht der Erde wird hingegen in Elmau nicht mit am Tisch sitzen. Auf mindestens 125 Billionen Euro jährlich* wird der Wert von Ökosystemleistungen geschätzt. Das ist ein Mehrfaches des Bruttosozialprodukts der G7-Staaten. Ob saubere Böden und Atemluft, Wasser oder die Speicherung von Kohlendioxid durch Wälder und Ozeane, die Verhinderung von Erosion, Bestäubung der Blüten von Obst- und Ackerfrüchten oder die Produktion von Brenn- und Treibstoffen all das bietet die Natur quasi zum Nulltarif. Die Natur sei damit eine wirtschaftliche Supermacht, deren Interessen bei politischen Verhandlungen schnell unter den Tisch fielen. „Wäre der Planet eine Bank, hätten die G7 schon lange einen Rettungsschirm aufgespannt und die nötigen Finanzmitteln bereitgestellt“, sagt Eberhard Brandes.
Zum Gipfel legt der WWF vier Kernforderungen vor: Neben einem Ende der fossilen Energieversorgung bis zur Mitte des Jahrhunderts sei der Schutz der Meere prioritär. Die Ozeane dürften nicht länger als Müllhalden missbraucht werden und der Tiefseebergbau müsse dringend reguliert werden. Darüber fordert der WWF Unterstützung für die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele der UN sowie soziale und ökologische Standards für internationale Lieferketten im Handel. „Die Umwelt- und Entwicklungsthemen auf der G7-Agenda sind der Schlüssel für das Überleben und die Entwicklungschancen von Milliarden von Menschen“, so Eberhard Brandes. Handfesten Wirtschaftsinteressen müssten dort Grenzen gesetzt werden, wo sie das ökologische Limit unseres Planeten auf Kosten kommender Generationen verletzen.
Um als Gastgeberin ihre Glaubwürdigkeit beim Klimaschutz zu erhalten, fordert der WWF Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, das geplante neue Klimaschutzinstrument zu unterstützen mit dem die CO2-Emissionen in uralten und schmutzigen Braunkohlekraftwerken gedrosselt werden können. Dies sei die Voraussetzung, um das deutsche CO2-Minderungsziel von 40Prozent bis 2020 zu erreichen.
Die WWF-Forderungen im Einzelnen:
1. Weichenstellung für den Klimaschutz
Auf der UN-Weltklimakonferenz im Dezember in Paris soll ein neues internationales Weltklima-Abkommen beschlossen werden. Von dem G7-Gipfel können wichtige Impulse ausgehen, um die UN-Konferenz zum Erfolg zu führen. WWF-Forderung: Die G7 Staaten einigen sich auf ein ehrgeiziges globales Langfristziel zur Verminderung der Treibhausgasemissionen bis 2050 und steigen zur Mitte des Jahrhunderts aus Gas, Kohle und Öl aus. Darüber hinaus ist ein Bekenntnis zur Umsetzung der bis 2020 zugesagten 100 Mrd. US-Dollar jährlich des Kopenhagen-Agreements und die Unterstützung der besonders verletzlichen Staaten gegen Klimarisiken zentral.
Die globale Energiewende muss schneller vorangetrieben werden. Der WWF fordert den raschen weltweiten Ausbau Erneuerbarer Energien. Vor allem die Entwicklungsländer brauchen dafür Unterstützung. WWF-Forderung: Die G7-Staaten bringen mit konkreten Projekten und Initiativen den Ausbau erneuerbarer Energien und Energieeffizienz in Entwicklungsländern signifikant voran. Kohleexportförderung durch ihre Entwicklungsbanken wird abgeschafft.
2. Vermüllung und zerstörerische Ausbeutung der Meere aufhalten
Die Vermüllung der Meere hat schon lange unerträgliche Ausmaße erreicht und könnte sich laut Prognosen bis 2050 verdreifachen. Der rechtliche Sonderstatus der Hohen See das sind zwei Drittel der Meere, die zu keinem Küstenstaat gehören - führt zu zunehmenden zerstörerischen Ausbeutungen. Die Jagd auf begehrte Rohstoffe macht auch vor der Tiefsee nicht halt. Zunehmend erkunden Staaten und Unternehmen den Meeresgrund in über 800 Meter Wassertiefe, um Edel- oder Hochtechnologiemetalle abzubauen. Die Lebensräume in dieser Tiefe sind fragil und kaum erforscht.
WWF-Forderungen: Die G7-Staaten verabschieden konkrete Maßnahmen zur Verringerung der Meeresvermüllung und finanzieren Projekte in entwicklungs- und Schwellenländern bei Abfallvermeidung, Wiederverwertung, Entwicklung von alternativem Verpackungsmaterial und Management von Mülldeponien. Sie treten dafür ein, dass die Vereinten Nationen ein internationales Abkommen zum Schutz der Hohen See verhandeln und bringen ein verbindliches Regelwerk für den Tiefseebergbau voran, das die Tiefseeökosysteme umfassend und effektiv schützt.
3. Verantwortung und Transparenz bei Rohstoffen und Lieferketten
In Zeiten der Globalisierung ist die Beachtung von Umwelt- und Sozialmindeststandards bei Handels- und Lieferketten - von der Rohstoffgewinnung bis zum Endkunden ein zentrales Element für nachhaltiges Wirtschaften. WWF-Forderung: Die G7-Staaten setzen sich dafür ein, dass Unternehmen die volle Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen und keine Rohstoffe nutzen, die Menschenrechte verletzen oder Ökosysteme zerstören. Das gilt nicht nur für das begrüßenswerte Textilbündnis der Bundesregierung, bei der jedoch die Umweltaspekte zurzeit noch zu kurz kommen, sondern auch für kritische Mineralien und Agrarrohstoffe.
4. „Post-Agenda 2015“ stärken
Die Vereinten Nationen entscheiden auf ihrem September-Gipfel über weltweite nachhaltige Entwicklungsziele (SDGs), die bis 2030 erreicht werden sollen. Es wäre ein wichtiges Signal, wenn sich die G7 zu dem gesamten auf dem Tisch liegenden Verhandlungspaket bekennen und auch ihre bisherigen finanziellen Zusagen endlich einlösen. WWF-Forderung: Die G7 Staaten erklären ihre uneingeschränkte Unterstützung für die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele der UN. Dabei legen sie besonderen Wert auf eine angemessene Gewichtung des Umweltschutzes. Sie legen gleichzeitig einen ambitionierten Zeitplan vor, wie sie ihre Zusage zur Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7 Prozent ihres Bruttosozialproduktes einlösen wollen. Dies ist zwingend notwendig, um das Vertrauen der Entwicklungsländer am Verhandlungstisch zu gewinnen.
NABU: Kanzlerin Merkel muss in Elmau klare Impulse für Klima- und Meeresschutz setzen
Tschimpke: Wirtschaftsstärkste Nationen müssen ihrer globalen Verantwortung gerecht werden
NABU Pressemitteilung, 5.6.15
Berlin Zum Auftakt des G7-Gipfels im bayerischen Schloss Elmau appelliert der NABU an die Verantwortung der sieben größten Wirtschaftsmächte, sich zum Vorreiter für eine nachhaltige Entwicklung innerhalb der Weltgemeinschaft zu machen. Aufgrund ihrer Wirtschaftskraft käme den G7-Staaten eine besondere Verantwortung zu, so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Die G7-Länder haben es selbst in der Hand, ob sie Teil der globalen Probleme bleiben oder Motor für die aktive Suche nach Lösungen sein wollen.“
Tschimpke forderte insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die Rolle als G7-Vorsitzende intensiv zu nutzen: „2015 ist ein wichtiges Jahr der Entscheidungen, insbesondere in den Fragen der Klimapolitik. Wenn die G7-Staaten keine ambitionierten Klimaschutzziele vorlegen, ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der 21. UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember weiter erhöht.“ Zwischen dem Klimaschutz und anderen globalen Problemen wie beispielsweise dem Terrorismus gebe es unmittelbare Zusammenhänge, so der NABU-Präsident: „Die G7 müssen das Thema globale Gerechtigkeit höher auf die Tagesordnung setzen.“
Der NABU fordert Kanzlerin Merkel und ihre Bündnispartner auf, klare Impulse im Bereich des Klimaschutzes zu setzen. Dazu zählt unter anderem, das Verankern von langfristigen Klimaschutzzielen im Klimaabkommen voranzutreiben, aber auch die kritische Überprüfung der eigenen nationalen Klimaschutzbeiträge. Außerdem müssen die G7 als Geberländer die bereits zugesagte Ausfinanzierung des Green Climate Fund sicherstellen und verbindliche finanzielle Zusagen machen.
Auch bei den anderen Themen erwartet der NABU Weichenstellungen für ein global nachhaltigeres Wirtschaften. „Es ist richtig, dass Themen wie Meeresumweltschutz oder Antibiotika-Resistenzen ihren Weg auf die Agenda des Gipfels gefunden haben wir erwarten von den G7-Staaten mehr als nur das Beschreiben von Problemen“, so Tschimpke.
Im Bereich des Meeresschutzes sind die Herausforderungen besonders deutlich: „Unsere Weltmeere sind an ihrer Belastungsgrenze sie sind überfischt, verschmutzt und ausgebeutet“, so Tschimpke. Der NABU sieht den angekündigten Aktionsplan der G7 gegen die Vermüllung der Meere lediglich als Anfang einer globalen Meeresschutzinitiative. Es sei nicht hinnehmbar, dass jedes Jahr zehn Millionen Tonnen Müll in die Weltmeere gelangen, drei Viertel davon Plastik. An den tödlichen Folgen sterben bis zu einer Million Seevögel und 100.000 Wale, Delfine und Robben. Milliarden kleinste Mikroplastikpartikel reichern sich in der Nahrungskette an, so dass am Ende auch der Mensch davon betroffen ist.
Im Zuge eines verbesserten Meeresschutzes fordert der NABU die G7-Länder daher unter anderem auf, konkrete Maßnahmen und deren Finanzierung zur Reduktion der Kunststoffeinträge in die Meere sicherzustellen. Des Weiteren ist nach Ansicht des NABU ein sofortiges Tiefseebergbau-Moratorium notwendig, solange es kein verbindliches Regelwerk unter dem Dach der UN gibt, sowie eine Ergänzung des Seerechtsübereinkommens, um den Schutz der Hohen See zu verbessern. Um den fortschreitenden Verlust der marinen Artenvielfalt zu verhindern, müssen mehr Meeresgebiete unter Schutz gestellt und negative Auswirkungen menschlicher Aktivitäten minimiert werden. Das Ziel der CBD-Vertragsstaatenkonferenz in Nagoya, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Weltmeere unter effektiven Schutz zu stellen, darf nicht ein zweites Mal verpasst werden. Heute sind es weniger als vier Prozent. Hier bedarf es neuer Impulse und mehr Anstrengungen bei der Identifikation und Unterschutzstellung biologisch und ökologisch bedeutsamer Meeresgebiete.
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