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Aktuell

Studien zum Klimawandel

Das Ende des Ewigen Eises

Werden alle Kohlereserven verbrannt, steigt der Meeresspiegel um mehr als 50 Meter

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, 14.9.15

Würden alle weltweit verfügbaren fossilen Ressourcen von Kohle, Öl und Gas verbrannt, könnte das ein vollständiges Abschmelzen der antarktischen Eisdecke verursachen. Das zeigt eine neue Studie, die jetzt in Science Advances veröffentlicht wurde. Das Eis der Antarktis hält Wassermassen, die einem Meeresspiegelanstieg von mehr als 50 Metern entsprechen. Neue Berechnungen zeigen, dass der langfristige Beitrag der Antarktis zum Meeresspiegelanstieg auf einige – vielleicht noch handhabbare – Meter beschränkt werden könnte, wenn die globale Erwärmung die zwei Grad Schwelle nicht überschreitet. Jenseits dieser Schwelle würden sich jedoch sowohl die West- als auch die Ostantarktis langfristig destabilisieren – und die Küstenregionen der Welt durch den Anstieg des Meeresspiegels noch auf Jahrtausende verändern.

„Wenn wir alle verfügbaren fossilen Energiequellen verbrennen, wäre das ein Ende des Ewigen Eises: Die Antarktische Eisdecke würde nahezu komplett abschmelzen und einen seit Menschengedenken noch nie dagewesenen Anstieg des globalen Meeresspiegels verursachen“, sagt die Leitautorin Ricarda Winkelmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Das würde zwar nicht über Nacht geschehen, aber der springende Punkt ist, dass unser heutiges Handeln das Gesicht der Erde, so wie wir sie kennen, noch auf Zehntausende von Jahren verändern kann. Wenn wir eine eisfreie Antarktis verhindern wollen, müssten wir Kohle, Gas und Öl in der Erde lassen.“

Das Risiko nimmt langfristig mit jedem zusätzlichen Zehntelgrad Erwärmung zu

„Mit der steigenden Nutzung fossiler Energie steigt auch das Risiko großer Veränderungen, die in der Zukunft nicht mehr aufgehalten oder rückgängig gemacht werden können“, sagt Ko-Autor Anders Levermann vom Potsdam-Institut. „Die Westantarktis ist vielleicht bereits in einen Zustand unaufhaltbaren Eisverlustes gekippt – ob durch menschlichen Einfluss oder nicht. Wenn wir Städte wie Tokio, Hong Kong, Schanghai, Kalkutta, Hamburg oder New York als unser zukunftiges Erbe bewahren wollen, müssen wir ein Kippen der Ost-Antarktis verhindern, und das gelingt nur, wenn wir den Treibhausgasausstoß stoppen.“

„Unsere Idee war zu untersuchen, was wir duch den Ausstoß von Treibhausgasen aus der Verbrennung von Kohle oder Öl längst begonnen haben, und die Folgen für unsere Zukunft zu analysieren“, sagt Ko-Autor Ken Caldeira vom Carnegie Institut der US-amerikanischen Universität Stanford. Würden alle verfügbaren fossilen Energieresourcen der Welt verbrannt, hätte das Kohlenstoffemissionen von etwa 10.000 Milliarden Tonnen zur Folge. Die Simulationen der Wissenschaftler zeigen, dass die Antarktis als Reaktion darauf über die nächsten zehntausend Jahre Eis verlieren würde, mit einem durchschnittlichen Meeresspiegelanstieg von bis zu drei Metern pro Jahrhundert in den ersten tausend Jahren. Die Erkenntnisse der Forscher stehen im Einklang mit jüngsten Beobachtungen und Simulationen und zeigen, dass sogar eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad das Risiko einer Destabilisierung der Westantarktis bereits erhöht. „Dieses Risiko nimmt mit jedem zusätzlichen Zehntel eines Grads Erwärmung zu. Ungeminderte Emissionen bedrohen den gigantischen Antarktischen Eisschild in seiner Gesamtheit“, sagt Caldeira.

„Ein Eiswürfel in einem wärmer werdenden Raum“

Die umfangreichen Simulationen der Forscher berücksichtigen den Einfluss der Erwärmung von Luft und Wasser genauso wie mögliche Wechselwirkungen, die Eisverlust und Schmelzprozesse beschleunigen könnten. Sie gehen zudem auf Phänomene wie verstärkten Schneefall in der Antarktis durch die Erwärmung ein, der einen Teil des Eisverlusts ausgleichen könnte. Zwar gibt es weiterhin große Herausforderungen in der Modellierung, wie etwa fehlendes Wissen über die Beschaffenheit des Eisuntergrundes. Dennoch sind die Simulationen für langfristige Projektionen des gesamten Eisschildes gut geeignet: „Man kann viel leichter voraussagen, dass ein Eiswürfel in einem wärmer werdenden Raum schließlich schmelzen wird, als ganz präzise die Geschwindigkeit dieses Schmelzens vorherzusehen“, erklärt Winkelmann.

Derzeit trägt die Antarktis weniger als zehn Prozent zum globalen Meeresspiegelanstieg bei und leistet damit im Vergleich zur thermischen Ausdehnung der Ozeane und den schmelzenden Gletschern nur einen relativ kleinen Beitrag. Es ist allerdings zu erwarten, dass der grönländische und besonders der antarktische Eisschild mit seinem enormen Eisvolumen zum größten Faktor für den künftigen langfristigen Anstieg des Meeresspiegels werden. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die derzeit verfügbaren Ressourcen fossiler Brennstoffe ausreichen würden, um den Antarktischen Eisschild abschmelzen zu lassen, und dass große Küstenstädte bereits bei wesentlich niedrigeren Emissionen gefährdet wären“, sagt Winkelmann. „In einer Welt jenseits der zwei Grad Schwelle würde der Meeresspiegelanstieg langfristig wahrscheinlich durch den Eisverlust der Antarktis dominiert werden.“


Was macht ein Regenwald ohne Regen?

Susan Laurance kann Regen riechen und Stille hören. Sagt sie. Der tropische Regenwald ist ihre Heimat. Die Forscherin untersucht, ob der Klimawandel dem Regenwald womöglich den Todesstoß versetzt. Und hat dazu in einem Regenwald in Australien eine künstliche Dürre erzeugt.

Von Christiane Oelrich, dpa, 14.9.15

http://science.orf.at/stories/1762855/


Klimawandel in der Arktis: Wenn der Boden unter den Füßen wegbricht

Von Sven Weidlich, Frankfurter Neue Presse, 12.9.15

http://www.fnp.de/nachrichten/politik/Wenn-der-Boden-unter-den-Fuessen-wegbricht;art673,1585015


„Wir können Glück ermöglichen“

Eine Co2-Steuer kann Menschen glücklich machen, sagt der Weltklimaökonom Ottmar Edenhofer. Die Ökosteuer habe Unglück verhindert. Bitte?

Von Peter Unfried und Hanna Gersmann, taz, 13.9.15

http://www.taz.de/!5231881/


Klimaforschung: Wo auf der Welt taut der Permafrost?

Das erste globale Permafrost-Datenportal geht online

AWI Pressemitteilung, 14.9.15

Bremerhaven. Ein internationales Forscherteam stellt ab kommenden Samstag auf einer Konferenz im kanadischen Quebec das erste Online-Datenportal zur Situation der weltweiten Permafrost-Vorkommen vor. Im Global Terrestrial Network for Permafrost (http://www.gtnp.org) bündeln die Wissenschaftler erstmals alle verfügbaren Messdaten zur Temperatur und Auftautiefe des Dauerfrostbodens in der Arktis, der Antarktis und den Hochgebirgsregionen und stellen diese für jedermann frei zum Download zur Verfügung. Das neue Portal kann somit als Frühwarnsystem für Forschende und Entscheidungsträger aus aller Welt dienen. Eine detaillierte Beschreibung der Datensammlung erscheint heute als Open-Access-Artikel im Wissenschaftsportal Earth System Science Data.

Die Permafrostböden unserer Welt sind eines der wichtigsten Puzzleteile im Klimasystem der Erde. Dennoch fehlt diese Größe bisher in vielen Klimamodellen. Der Grund: Messdaten zur Temperatur und Auftautiefe des Bodeneises standen bisher weder umfassend, noch in einem modelltauglichen Standardformat zur Verfügung. Mit dem neuen Datenportal des Global Terrestrial Network for Permafrost (GTN-P) haben Wissenschaftler aus insgesamt 25 Ländern diese Datenlücke nun geschlossen.

„Wenn wir verstehen wollen, in welchem Maße der Klimawandel den Permafrost tauen lässt und welche Auswirkungen dieses Tauen wiederum auf unser Klima hat, so müssen wir diese Regionen weltweit genau beobachten und unsere Messergebnisse öffentlich zugänglich machen. Beides funktioniert nur auf Basis internationaler Zusammenarbeit, die uns in diesem Projekt jetzt erstmals umfassend gelungen ist“, sagt Datenbank-Initiator Prof. Dr. Hugues Lantuit, Permafrost-Experte am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Um die Daten herunterzuladen, müssen sich Interessenten nur einmal in der Datenbank anmelden und den Nutzungsbedingungen zustimmen. Im Anschluss können sie frei auf die Zeitreihen zugreifen. „Die Daten stehen frei zur Verfügung, sodass nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Politiker, Behördenvertreter und andere Interessierte auf diese Informationen zugreifen und sie als Ausgangsbasis für Entscheidungen nutzen können. Denn gerade in Regionen, in denen Häuser, Straßen, Schienen oder Pipelines auf dünnem Permafrost errichtet wurden, können Tauprozesse große Schäden hervorrufen. Hier soll unsere Datenbank als Frühwarnsystem dienen“, sagt Boris Biskaborn.

Die internationale Klimaforschung profitiert von der neuen Datenbank gleich doppelt: „Wir stellen zum einen die weltweiten Permafrost-Daten in einem einheitlichen Format zur Verfügung, sodass sie auf einfachem Wege in Klimamodelle einfließen können. Zum anderen haben wir die Verteilung der Messstationen mit statistischen Methoden ausgewertet und können nun sagen, in welchen Permafrost-Regionen neue Stationen zur Messung der Permafrost-Temperaturen und -Auftautiefen am dringendsten benötigt werden, um globale Modelle zuverlässiger zu machen“, erläutert Dr. Vladimir Romanovsky, Vorsitzender des GTN-P Executive Commitees, Permafrostforscher an der Universität Alaska Fairbanks und Mitautor des heute erscheinenden Fachartikels.


CO2-Senke wiedererstarkt

Modellrechnungen mit Klimadaten belegen Kapazität

AWI Pressemitteilung, 10.9.15

Vor zehn Jahren befürchteten Wissenschaftler, dass die Leistung des Südlichen Ozeans erschöpft sein könnte, atmosphärisches Kohlendioxid aufzunehmen. Die Analyse neuerer Beobachtungen aber zeigt, dass diese Senke in den letzten Jahren wiedererstarkt ist.

Der Südliche Ozean gleicht einer gigantischen Lunge, die im Verlauf der Jahreszeiten große Mengen Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnimmt und später wieder abgibt. Übers Jahr gesehen nehmen die Meere rund um die Antarktis aber insgesamt deutlich mehr CO2 auf als sie abgeben – sie sind also eine CO2-Senke.

Basierend auf Resultaten aus Modellrechnungen gingen Wissenschaftler bisher davon aus, dass die Senkenleistung seit den späten 1980er Jahren nicht mehr zugenommen hatte. Damit hätte sie sich nicht parallel zur Konzentration des zunehmenden atmosphärischen CO2 entwickelt, nach dem Gleichgewicht: Je stärker die CO2-Konzentration in der Luft steigt, desto mehr CO2 wird vom Meer absorbiert.

Nun hat sich das Blatt aber wieder gewendet. Seit Anfang des Jahrtausends hat die Kohlenstoffsenke ihre erwartete Stärke wieder erreicht. Dies zeigt ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern unter Leitung der ETH Zürich in einer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift Science auf. Dr. Mario Hoppema ist Klimaforscher am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und Mitautor der Studie. Er hat CO2-Daten von vielen Polarstern-Expeditionen aus dem eisbedeckten Antarktischen Ozean in die Studie eingebracht. Die Daten sind für Klimamodelle besonders wertvoll, da nur wenige Forschungseisbrecher weltweit existieren, die diese abgelegenen Seegebiete befahren können.


Silent Climate Parade: Tanz Mal Drüber Nach!

WWF Jugend bei Klimaschutzparade in Berlin: „Auf Nimmerwiedersehen mit der Braunkohle“

WWF Pressemitteilung, 11.9.15

Am Samstag 12.09. zieht zum achtenmal die Silent Climate Parade durch Berlin. Die Veranstalter erwarten mehrere tausend Menschen, die ausgestattet mit Funkkopfhörern tanzend, aber leise durch die Stadt ziehen. Im vergangenen Jahr demonstrierten auf der Parade rund 4000 Teilnehmer für mehr Klimaschutz. Motto der Silent Climate Parade 2015: „Tanz Mal Drüber Nach!“

Die Jugendorganisation des WWF, die offizieller Partner der Veranstaltung ist, forderte anlässlich der Parade die Bundesregierung auf, bei der Klimakonferenz in Paris als eine der führenden Industrienationen eine Vorreiterrolle einzunehmen. „Deutschland muss sich endlich von den fossilen Energieträgern verabschieden. Das bedeutete auch ein Nimmerwiedersehen mit der besonders schädlichen Braunkohle“, sagt Marcel Gluschak, Koordinator der WWF Jugend. „Wir wollen der Bundesregierung zeigen, dass uns unsere Zukunft am Herzen liegt und wir nicht bereit sind, sie aufs Spiel zu setzen.“

„Eine nachhaltige Zukunft muss mit positiven Bildern assoziiert werden, nicht ständig mit Verzicht. Wir sind wahrscheinlich die erste Generation, der die Zukunft madig gemacht wird. Dabei erleben wir gerade eine höchst spannende Zeit: In den nächsten 20-30 Jahren werden wir bestimmen, wie die nächsten mehreren Generationen leben können. Das ist nicht nur eine Verantwortung, sondern auch eine riesige Chance. Ich finde es wichtig, dass die Zukunft uns zum Träumen von einer schöneren Welt einlädt - und wir dann anpacken und unsere Ideen umsetzen“, so Daniel Hires, Mitgründer der Silent Climate Parade.

Start der Silent Climate Parade ist am Samstag, 12. 09, 18:00 Uhr am Oranienplatz (Ausgabe der Kopfhörer ab 16:00 Uhr). Über Oranienstraße, Friedrichstraße und Unter den Linden wird gegen 20:00 Uhr nahe dem Brandenburger Tor eine „Mauer der fossilen Energien“ aufgebaut und von der Silent Climate Parade „durchlaufen“ bzw. „durchtanzt“ und damit eingerissen.


Wie die deutsche Autoindustrie den Klimaschutz ignoriert

BUND und VCD veröffentlichen vor IAA Gutachten zur Modellpolitik der Autohersteller: Gewichts- und Leistungsanstieg sowie Zurückhaltung bei innovativen Spartechniken konterkarieren Klimaschutz

BUND/VCD Pressemitteilung, 9.9.15

Berlin: Eine Woche vor Beginn der Internationalen Automobilausstellung (IAA) haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) eine Analyse der Modellentwicklung der deutschen Autoindustrie vorgelegt. Das Gutachten mit dem Titel "Die Modellentwicklung in der deutschen Autoindustrie: Gewicht contra Effizienz" weist nach, dass der Trend zur Leistungs- und Gewichtszunahme bei neuen Pkw weitergeht und deutsche Hersteller zugleich nur wenig Interesse an der Entwicklung wirklich sparsamerer Fahrzeuge haben. So würden zwar einzelne effiziente Modelle angeboten, dies jedoch mit überzogenen Aufpreisen. Das Versprechen der deutschen Autoindustrie, alles zu tun, damit Fahrzeuge insgesamt effizienter und sparsamer werden, werde in der Realität verfehlt, kritisierten Experten von BUND und VCD.

"Auch wenn bei Automessen anderes behauptet wird, die deutschen Hersteller setzen nach wie vor auf leistungsstarke Premiumfahrzeuge mit hohem Verbrauch, oft ergänzt um teure Extras, die hohe Gewinnmargen bringen", sagte der BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Beim Einsatz spritsparender Effizienztechnologien hielten sich die deutschen Autofirmen hingegen auffallend zurück. Dies sei eine gewollte Strategie, gegenüber der ein politischer Veränderungsdruck fehle.

"Tatsache ist, deutsche Autos könnten wesentlich sparsamer sein. Im Interesse der Kunden und im Interesse des Klimaschutzes wäre viel mehr nötig und auch machbar. Die Autofirmen bei uns sind zwar Meister darin zu zeigen, was an technischen Raffinessen alles möglich ist. Wenn es aber darum geht, neue und innovative Fahrzeugkonzepte auf die Straße zu bringen, sind dieselben Firmen nicht einmal Durchschnitt", so Hilgenberg.

Die offiziellen Zulassungszahlen von Elektro- und Hybridfahrzeugen seien ein Beleg für das Desinteresse der großen deutschen Autofirmen an mehr Klimaschutz. Während BMW und Volkswagen einzelne Hybridfahrzeuge mangels Nachfrage wieder vom Markt nehmen würden, verkaufe Toyota in Deutschland inzwischen jeden zweiten Auris und jeden dritten Yaris als Hybrid-Modell.

Dass Fahrzeuge deutscher Hersteller mit neuester Spritspartechnik nur selten auf der Straße zu sehen seien, liegt nach Ansicht des Trierer Professors Dr. Eckard Helmers vor allem an einer für die Verbraucher nicht nachvollziehbaren Preisgestaltung. "Die verlangten Aufpreise für Spritspartechniken sind zu hoch und oft unbegründet, was potentielle Käufer abschreckt. Ein Aufpreis muss sich in überschaubarer Zeit durch einen entsprechend niedrigen Verbrauch rechnen", sagte Helmers.

Die japanischen Autohersteller hätten bereits vor Jahren erste Schritte hin zu einer umweltfreundlicheren Mobilität gemacht und lägen deshalb bei den CO2-Emissionen inzwischen deutlich niedriger als die deutschen, so Helmers. Beispielsweise habe Toyota schon Ende der 1990er Jahre mit dem Modell Prius gezeigt, dass elektrische Hybrid-Antriebe sparsamer und emissionsärmer seien als herkömmliche Motorisierungen.

Helmers: "Bei den Autos der deutschen Hersteller sind enorme Effizienzreserven vorhanden. Es bedarf jedoch entsprechender Weichenstellungen durch Politik und Wirtschaft, um die Reserven zur Verringerung von Klimagasen auch tatsächlich zu mobilisieren." In der Vergangenheit seien entsprechende Chancen vertan worden. "Als die Japaner vormachten, was an Ressourcen- und Klimaschutz möglich ist, hat die europäische Politik die 'Verdieselung' der Autoflotte gefördert statt auf wirklich innovative und saubere Technologien zu setzen. Die aktuellen Probleme bezüglich der schlechten Luftqualität in europäischen Städten sind folglich hausgemacht, denn eine Hauptquelle der Stickstoffoxide sind Dieselfahrzeuge", sagte Helmers.

Damit der Klimaschutz im Automobilsektor nicht auf der Strecke bleibe, fordern der BUND und der VCD von der Politik ein Umsteuern. Auf EU-Ebene müsse die CO2-Gesetzgebung mit einem verbindlichen Grenzwert für 2025 ambitioniert weiterentwickelt werden. Dringend nötig sei auch die Einführung realistischer Verbrauchstests. Auf nationaler Ebene seien effektive steuerliche Anreize für emissionsarme Fahrzeuge und die Abschaffung der steuerlichen Besserstellung des Dieselkraftstoffs erforderlich.

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beim VCD: "Die Bundesregierung hat sich lange genug vor den Karren der Automobilwirtschaft spannen lassen. Egal ob bei der Abschwächung der CO2-Grenzwerte oder der Beibehaltung unrealistischer Methoden zur Verbrauchsermittlung – immer wieder unterstützt sie vor allem die Premiumhersteller. Das muss ein Ende haben."

Bis Ende dieses Jahres müssten alle Hersteller die EU-Vorgabe eines durchschnittlichen CO2-Ausstoßes von Neuwagen von 130 Gramm pro Kilometer erfüllen, bis 2021 sinke der Wert sogar auf 95 Gramm. Müller-Görnert: "Die Hersteller, auch die deutschen, erreichen bereits das Ziel für 2015. Das zeigt, es braucht keine Hilfe bei der Verzögerung weiterer CO2-Grenzwerte. Es ist umgekehrt, die Politik muss sich vehement für die Fortschreibung ambitionierter Grenzwerte einsetzen. Ansonsten wird die deutsche Automobilindustrie ihren Irrweg der Gewichts- und Leistungssteigerung fortsetzen – und zwar auf Kosten von Klima, Umwelt und Verbraucher."




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