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Aktuell

Zwischenbilanz CITES-Konferenz

Hendricks: Welt steht zusammen beim Artenschutz

Wichtige Vorentscheidungen bei CITES-Konferenz in Johannesburg

BMUB Pressemitteilung, 3. Oktober, 2016

Bei der Weltartenschutzkonferenz in Johannesburg sind wichtige Vorentscheidungen für den Schutz bedrohter Arten wie Elefanten, bestimmten Reptilien oder Tropenhölzern gefallen. Ihre Bestätigung im Plenum in dieser Woche gilt als Formsache.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Die Artenschutzkonferenz hat sich als außerordentlich handlungsfähig erwiesen. Die vielen Gespräche zahlen sich aus: Die Weltgemeinschaft steht zusammen im Kampf gegen das Artensterben. Wir haben alle gemeinsam dem Elfenbeinhandel eine klare Absage erteilt. Das gibt Hoffnung für unseren Einsatz gegen die Wilderei auf Elefanten. Aber auch viele andere bedrohte Arten gehören zu den Gewinnern dieser Konferenz."

Zu den zentralen Vorentscheidungen zählen:
  • Eine klare Absage an den internationalen Elfenbeinhandel: Die Vertragsstaaten einigten sich darauf, keine Ausnahmen vom Elfenbein-Handelsverbot zuzulassen. Ein Mechanismus für künftigen Handel wurde verhindert, Beschlüsse für stärkere Beschränkungen nationaler Elfenbeinmärkte erreicht. Zudem gelang es, einen offenen Konflikt zwischen afrikanischen Staatengruppen zu vermeiden. Dieser hätte den weiteren Kampf gegen die Wilderei erschwert.
  • Ein ambitionierter Mechanismus zur gemeinsamen Bekämpfung der Elefantenwilderei und des illegalen Elfenbeinhandels: Danach verpflichten sich alle von Wilderei und illegalem Elfenbeinhandel betroffenen Staaten, nationale Elfenbeinaktionspläne zu erstellen und umzusetzen. Dieser Mechanismus hat scharfe Zähne, da für den Fall der Nicht- oder nicht ausreichenden Umsetzung der Sanktionsmechanismus von CITES Anwendung findet, einschließlich möglicher Handelssanktionen.
  • Für 55 bedrohte Reptilienarten gelten künftig Handelsbeschränkungen. Dabei geht es vor allem um Arten, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden. Die Anträge hatten die EU, Deutschland und zahlreiche Herkunftsländer gestellt.
  • Der Handel mit seltenen Tropenhölzern ist zukünftig nur noch unter strengen Auflagen möglich. Mehr als 300 Palisanderarten dürfen in Zukunft nur noch gehandelt werden, wenn ihre Nutzung nachhaltig ist. Dabei handelt es sich vorwiegend um Palisanderhölzer, die in den Regenwäldern wachsen. Deutschland und die EU hatten sich stark für den Schutz der Hölzer eingesetzt. Das gleiche gilt für Bubinga, ein Holz aus Zentralafrika: Gabun und Deutschland hatten dazu eine Initiative ergriffen.
  • Die stark von Wilderei bedrohten Schuppentiere werden in den höchsten Schutzstatus aufgenommen.
  • Die Ausfuhr von Jagdtrophäen wird auf deutschen Vorschlag hin stark eingeschränkt. Sie darf nur noch erfolgen, wenn die Jagd legal ist und sich nicht negativ auf den Bestand der Population auswirkt.
  • Der Löwenschutz wird vorangetrieben: Der zunehmende Handel mit Löwenknochen wird eingedämmt und die Ursprungsstaaten haben eine gemeinsame Strategie zum besseren Schutz vereinbart.
Am Dienstag und Mittwoch finden die abschließenden Plenarsitzungen der Artenschutzkonferenz statt.


NABU zieht Halbzeit-Bilanz zur CITES-Konferenz

Schicksalsstunde für Nashorn und Elefant steht bevor
Handel mit Wanderfalken bleibt verboten


NABU Pressemitteilung, 30.9.16

Johannesburg – Für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten schlägt derzeit im südafrikanischen Johannesburg ihre Schicksalsstunde: Delegierte aus 182 Ländern entscheiden bei der CITES-Konferenz (bis 5.10.) über deren internationalen Handel. Zur Halbzeit zieht der NABU, der die Konferenz vor Ort begleitet, eine gemischte Bilanz.

„Es sieht so aus, als ob es einige Arten neu in die Anhänge schaffen werden, vorausgesetzt die Entscheidungen werden nächste Woche im Plenum nicht noch einmal umgestoßen. Das ist ein Grund zur Freude, denn für diese Tier- und Pflanzenarten kann es das Überleben sichern, wenn ihr internationaler Handel verboten oder zumindest reguliert wird. Aktuell sieht es gut aus für alle acht Arten der Schuppentiere, den Berberaffen oder auch den kaukasischen Steinbock“, sagte Heike Finke, NABU-Expertin für internationalen Artenschutz in Johannesburg.

Für zahlreiche weitere Arten stehen in der kommenden Woche wichtige Entscheidungen bevor, darunter die Schwergewichte Elefant, Nashorn und Löwe. Für die Elefanten wird es darum gehen, ob alle Elfenbeinmärkte dauerhaft geschlossen werden – eine der wichtigen Maßnahmen, um ihr Überleben zu sichern. Auch für die Zukunft des Nashorns – etwa 20.000 Tiere leben im CITES-Gastgeberland Südafrika – wird die Konferenz die Weichen stellen: Setzt sich Swasiland mit seiner Forderung durch, seine Lagerbestände und durch Enthornung gewonnenes Rhinozeros-Horn international handeln zu dürfen, würde dies die Nashorn-Wilderei verstärken. Eine neue Studie der NABU International Naturschutzstiftung zeigt: Selbst die weltweite Nashorn-Population von knapp 30.000 Tieren würde nicht annähernd ausreichen, um die enorme Nachfrage an dem wertvollen Horn zu befriedigen.

Eine positive Nachricht gibt es für den Wanderfalken (Falco peregrinus), 1971 erster vom NABU ausgerufener „Vogel des Jahres“. Sein bislang geltendes Handelsverbot bleibt – aller Voraussicht nach – bestehen. Kanada hatte beantragt, den Greifvogel von Anhang I auf Anhang II herabzustufen. Der NABU begrüßt die vorläufige Entscheidung der Delegierten des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES). „Wir sind erleichtert, denn eine Herabstufung auf Anhang II bei CITES würde auch zu einer Aufweichung des Schutzes auf nationaler Ebene führen“, so Finke weiter. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei die Intervention der EU, die verhinderte, dass der Antrag im Konsens angenommen werden konnte. Die nachfolgende Wahl ging zugunsten des Wanderfalken aus. Vorerst zumindest, denn der Antrag könnte nächste Woche im Plenum noch einmal eröffnet und verhandelt werden.

Noch in den 1960er waren Wanderfalken international vom Aussterben bedroht. Schuld war neben der massiven Belastung durch das inzwischen verbotene Pestizid DDT und andere Industriechemikalien vor allem die Verfolgung der Falken durch Taubenzüchter und die illegale Entnahme von Eiern und Jungfalken durch Liebhaber der Beizvogeljagd und Falkner.

Die illegale Entnahme und der internationale Schmuggel mit Eiern und Jungvögeln geht nach wie vor weiter: denn Wanderfalken sind heiß begehrt. Vor allem im Mittleren Osten, wo die Falknerei eine wichtige Rolle spielt, werden stattliche Summen für die Greifvögel bezahlt. Bis zu 113.000 US-Dollar kann ein Vogel aus Nachzucht mit seltener Farbvariation auf dem legalen Markt erzielen.

„Der illegale Handel von Wanderfalken ist nach wie vor ein großes Problem. So hat im September diesen Jahres laut unserer Partnerorganisation BirdLife International die kuwaitische Küstenwache ein Schiff aus dem Iran gestoppt – an Bord dutzende Vögel, darunter 16 Wanderfalken. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Wir hoffen, dass die Delegierten auch nächste Woche zu ihrem Wort stehen und dem Wanderfalken den nötigen Schutz zusprechen,“ so Claudia Praxmayer, Artenschutzexpertin.


Handelsware Tiger

Report von WWF und TRAFFIC belegt schwunghaften illegalen Handel mit Tigerprodukten und lebenden Tieren in Asien

WWF Pressemitteilung, 29.9.16

Johannesburg/Berlin: Der illegale Handel mit Tigerprodukten und lebenden Tigern in Asien floriert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von WWF und Traffic. So wurden im untersuchten Zeitraum zwischen 2000 und 2015 Körperteile von insgesamt 1.755 Tieren beschlagnahmt. Angesichts der nur noch rund 3.900 in freier Wildbahn lebenden Tiger gehen die Umweltschützer davon aus, dass eine stetig steigende Zahl gehandelter Tigerprodukte aus sogenannten Tigerfarmen – also illegalen Zuchtanlagen – stammt. Für die Jahre von 2012 bis 2015 schätzen WWF und Traffic deren Anteil auf bereits rund 30 Prozent an allen Beschlagnahmungen.

„Der Bericht zeigt, dass der illegale Handel mit Tigern und Tigerprodukten eine existentielle Bedrohung für diese seltenen Tiere ist. Das Geschäft floriert sowohl mit Wild- als auch Zuchttieren“, kritisiert Arnulf Köhncke, Artenschutzreferent beim WWF Deutschland. „Die zuständigen Regierungen haben wiederholt versprochen, Tigerfarmen zu schließen. Doch passiert ist wenig. So heizen diese Qualzuchtanlagen den illegalen Handel weiter an und bedrohen auch verbliebenen wilden Populationen.“ Auf der derzeit in Südafrika stattfindenden Cites-Artenschutzkonferenz wollen die Umweltschützer insbesondere China, Vietnam, Thailand und Laos drängen, einen klaren Zeitplan für die Schließung ihrer Tigerfarmen vorzulegen.

Die mit Abstand größten Zugriffe melden WWF und Traffic mit 540 Tigern in Indien, gefolgt von Thailand (254 Tiger), Pakistan (186), China (175) und Vietnam (162). Einen zuletzt besonders hohen Anstieg verzeichnet der Bericht für Thailand und Vietnam. Wurden in beiden Ländern zwischen 2000 und 2004 zusammen 17 Tiere und Produkte aus ihnen beschlagnahmt, so stieg die Zahl für die Jahre von 2012 bis 2015 auf 186. Gerade Vietnam entwickle sich aktuell zu einem wichtigen Drehkreuz für den illegalen Wildtierhandel, weshalb das Land auf der derzeit in Südafrika tagenden Cites-Artenschutzkonferenz unter besonderer Beobachtung stehe.




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