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Aktuell

Neue Rote Liste

Rote Liste färbt sich immer schwärzer

WWF: Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme sind Lebensgrundlage der Menschheit

WWF Pressemitteilung, 8.12.16

Anlässlich des am Donnerstag veröffentlichten Updates der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten durch die Weltnaturschutzunion IUCN warnt Eberhard Brandes, Geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland:

„Die Rote Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten wird immer schwärzer. Für viele Tier- und Pflanzenarten ist es heute schon Fünf vor Zwölf. Mit den Giraffen steuert eine weitere ikonische Tierart ihrem möglichen Ende in freier Wildbahn entgegen. Wir erleben derzeit das größte globale Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier – und der Mensch ist die Ursache. Wenn wir nicht endlich aufhören unseren eigenen Lebensraum und unsere eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören, laufen wir Gefahr, irgendwann auch noch als „Vom Aussterben bedroht“ auf der Roten Liste zu landen.

Wir müssen dafür sorgen das Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Wohlstand auf der Welt nicht zulasten der natürlichen Ökosysteme gehen. Ein Neben- und Miteinander von Mensch und Natur ist möglich und letztlich auch die Voraussetzung für das dauerhafte Überleben der Menschheit. Die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sind wichtige Stellschrauben für das Funktionieren der Ökosysteme der Erde und diese wiederum geben uns Nahrung, sauberes Wasser und andere Rohstoffe. Wenn immer mehr Arten verschwinden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das System kollabiert.

Neben der Bekämpfung der Wilderei-Krise, die eine blutige Schneise durch Afrikas Tierwelt schlägt, ist es entscheidend, dass wir in einer Welt mit begrenzten Ressourcen endlich nachhaltige Nutzung zu einer der obersten Handlungsmaximen von Politik und Wirtschaft machen, um den Druck von den natürlichen Lebensräumen zu nehmen. Das kann nur gelingen, wenn wir unseren ökologischen Fußabdruck verringern.“


NABU: Neu entdeckt und schon gefährdet - Globale Rote Liste gefährdeter Vogelarten

Wildvogelhandel bringt Graupapagei an den Rand des Aussterbens

NABU Pressemitteilung, 8.12.16

Cancún/Berlin – Auf unserer Erde gibt es über 700 Vogelarten mehr als zuvor gedacht, doch 20 Prozent dieser neu entdeckten Vogelarten sind bereits weltweit vom Aussterben bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt die NABU-Dachorganisation BirdLife International, die am Mittwochabend bei der dreizehnten Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) in Cancún/Mexiko die jährliche Aktualisierung der Roten Liste nach den Kriterien der Weltnaturschutzorganisation IUCN vorgestellt hat. Auch für viele beliebte Käfigvögel birgt die neue Liste schlechte Nachrichten: Arten wie der Afrikanische Graupapagei, der wegen seines Sprachtalents auch bei deutschen Haltern ein sehr beliebte Vogel ist, werden durch den Vogelfang für die Käfighaltung an den Rand des Aussterbens gebracht.

Zunächst die gute Nachricht für alle Vogelbeobachter, die sich über lange Listen gesehener Arten freuen: Nach der aktuellen globalen Roten Liste werden 742 Vogelarten neu anerkannt. Damit gibt es nun weltweit 11.121 Vogelarten. Grund dafür sind jedoch keine sensationellen Neuentdeckungen versteckt lebender Arten, sondern vielmehr eine von BirdLife International nach einer einheitlichen Methode durchgeführte Überprüfung der Arteinteilungen, die in vielen Fällen zu einer Aufteilung einer bekannten Art in mehrere neue Arten führte.

20 Prozent dieser erstmals beurteilten neuen Arten mussten sofort auf die Liste der global vom Aussterben bedrohten Arten bzw. auf die Vorwarnliste der bedrohten Arten gesetzt werden. „Sie werden damit zu neuen prioritären Zielarten internationaler Naturschutzmaßnahmen. Bisher flogen sie sozusagen unter dem Radar von Artenschützern und hätten leicht verloren gehen können, bevor ihre Einzigartigkeit erkannt worden wäre“, sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Genau dieses Schicksal hatte den erst jetzt als eigene Art anerkannten San-Cristóbal-Rubintyrann ereilt, der damit posthum den zweifelhaften Ruf der ersten ausgestorbenen endemischen Vogelart des Galapagos-Archipels erwirbt. Die Aufteilung des auf den Kanaren heimischen Teydefinken, eines blau gefärbten verwandten unseres Buchfinks, in zwei Arten, führt dazu, dass die nur auf Gran Canaria vorkommende Population von nur 250 Individuen jetzt Europas seltenste Singvogelart ist.

Insgesamt bleibt trotz der vielen neuen Arten, der Anteil als gefährdet gelisteter Arten bei 23 Prozent, davon zehn Prozent Arten der Vorwarnliste. Unter den nicht von Änderungen der Artabgrenzung betroffenen Vogelarten mussten 19 in eine höhere Gefährdungskategorie eingeordnet werden, immerhin acht Arten konnten heruntergestuft werden.

Vor allem der Handel ist ein Problem für Wildvögel, die weltweit zu beliebten Haustieren zählen. So landete der Afrikanische Graupapagei erstmalig in der zweithöchsten Gefährdungskategorie, da eine Studie von BirdLife International nachweisen konnte, dass die Art in Teilen ihres Verbreitungsgebiets um mehr als 99 Prozent abgenommen hat. Eine der größten Bedrohungen für diese Art sind Wildentnahmen. Daher hat der NABU die Entscheidung des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) im September begrüßt, dass der Graupapagei nicht mehr international gehandelt werden darf. Ab jetzt können nur noch Tiere aus Nachzuchten gekauft werden. „Besonders hoch ist der Druck des Käfigvogel-Geschäfts in Südost-Asien, insbesondere auf der Insel Java. So mussten einige nur in Indonesien vorkommende Arten wie Reisfink, Bali-Allfarblori und Gelbwangen-Kakadu deswegen als global gefährdet eingestuft werden”, so Lachmann.

Für einige bedrohte Vogelarten, insbesondere solche, die nur auf kleinen Inseln vorkommen, hat sich das Aussterberisiko jedoch dank intensiver Schutzmaßnahmen verringert. Azoren-Gimpel, St. Helena-Regenpfeifer und Seychellen-Brillenvogel, die zuvor kurz vor dem Aussterben standen, konnten herabgestuft werden.

Bei der vorangegangenen Aktualisierung der weltweiten Roten Liste im Jahr 2015 wurden elf deutsche Vogelarten neu als weltweit gefährdet aufgenommen, darunter vor allem Arten der Agrarlandschaft wie Turteltaube, Kiebitz und Wiesenpieper und Küstenvögel wie Austernfischer, Knutt und Pfuhlschnepfe. Alle diese Arten werden weiterhin als global gefährdet aufgeführt. Insgesamt stehen 22 regelmäßig in Deutschland vorkommende Arten auf der Liste der weltweit vom Aussterben bedrohten Vogelarten. Die Entwicklung effektiver Schutzmaßnahmen ist damit eine noch viel größere Herausforderung geworden. Sie bedarf neben der Arbeit von Naturschützern auch grundsätzlicher Entscheidungen der Politik, zum Beispiel für eine echte ökologische Wende in der Agrarpolitik.

Nach der kürzlich aktualisierten Roten Liste der Brutvögel Deutschlands sind mit 118 Arten 45 Prozent aller heimischen Brutvogelarten in ihrem deutschen Bestand bedroht.




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