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Klimaforscher fordern Halbierung der CO2-Emissionen

Klimaforscher fordern Halbierung des CO2-Ausstoßes im Zehnjahresrhythmus

Potsdam-Institut: "Unsere Zivilisation muss bald einen sozioökonomischen Kipppunkt erreichen"

(APA) - 24. März, 2017

https://derstandard.at/2000054757382/Klimaforscher-fordern-Halbierung-des-CO2-Ausstosses-im-Zehnjahresrhythmus


Mit einem "Carbon Law" Emissionen bis 2050 auf Netto-Null bringen

Angesichts der Kluft zwischen wissenschaftlich basierten Zielen zur Emissionsreduktion einerseits und den nationalen Selbstverpflichtungen zur Klimastabilisierung andererseits haben jetzt internationale Experten in der hochrangigen wissenschaftlichen Zeitschrift 'Science' einen Fahrplan weg von Kohle und Öl vorgelegt. Mit diesem könnten die CO2-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts unter dem Strich auf Null reduziert werden – orientiert an einem „Carbon Law“ der Halbierung der Emissionen aus fossilen Brennstoffen alle zehn Jahre. „Ein 'Carbon Law' kann auf allen Ebenen angewendet werden, in allen Sektoren und Ländern, und zu entschlossenem Handeln in naher Zukunft ermutigen“, sagen Johan Rockström und seine Kollegen. Ein „Carbon Law“ kann durch die Verbindung kurzfristiger Maßnahmen mit langfristigen Zielen „Schlüsselelemente für nationale und internationale Klimastrategien hervorbringen“, erklären Rockström, Direktor des Stockholm Resilience Centre, und Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Der umfassende und auf Jahrzehnte ausgerichtete Fahrplan würde sich über vier Dimensionen erstrecken: Innovation, Institution, Infrastruktur und Investition – und er würde Sektoren von Landwirtschaft und Finanzwesen bis zu Industrie und Transportwesen umfassen.

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, 24.3.17

Am Vorabend der diesjährigen „Earth hour“ (25. März) haben die Forscher in 'Science' einen Fahrplan vorgelegt, wie die Weltwirtschaft rasch ihren CO2-Ausstoß verringern kann. Mit einer Halbierung der Treibhausgas-Emissionen in jedem Jahrzehnt als einfache Faustregel könnten disruptive Innovationen in Gang gebracht werden. Ein solches „Carbon Law“, ähnlich dem „Moore’s Law“ in der Computerindustrie, könnte für Städte, Staaten und Wirtschaftszweige angewendet werden.

Spätestens 2020 sollten die Emissionen aus fossilen Brennstoffen ihren Höhepunkt überschreiten und bis 2050 auf Null sinken, so die Wissenschaftler, wenn das in Paris vereinbarte UN-Klimaziel eingehalten werden soll, den globalen Anstieg der Temperaturen auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Richtet man sich nach dem „Carbon Law“, dann werden die größten Schritte hin zur Dekarbonisierung früher gemacht statt auf später verschoben zu werden, erklären die Autoren. Das verringere das Risiko, das im Rahmen des Klimaziels noch verbleibende Budget noch möglicher CO2-Emissionen zu sprengen.

Ein „Carbon Law“ – ähnlich wie „Moore’s Law“ in der Computerindustrie

Parallel zu dem Halbieren der Emissionen alle zehn Jahre sollte ein genauso ehrgeiziger Ausbau der erneuerbaren Energien geschehen – exponentiell, also in einer immer steiler nach oben weisenden Kurve. Etwa indem der Anteil von Sonne, Wind und Biomasse im Energiesektor alle 5-7 Jahre verdoppelt wird, Technologien wie zum Entziehen von CO2 aus der Atmosphäre voran getrieben werden, und entschlossen bei den Emissionen aus der Landwirtschaft und dem Roden von Wäldern umgesteuert wird.

„Wir stehen bereits am Beginn dieses Weges“, sagt Leitautor Johan Rockström vom Stockholm Resilience Centre der Universität Stockholm in Schweden. „Zuletzt hat sich der Anteil der Erneuerbaren im Energiesektor alle 5,5 Jahre verdoppelt. Wenn diese Verdopplung im selben Tempo so weitergeht, dann sind die fossilen Brennstoffe deutlich vor 2050 raus aus dem System.“

Die Autoren sehen ein Ende der Kohle 2030-35 und des Öls 2040-45, auf der Grundlage ihres „Carbon Law“. Sie erklären, dass alle Wirtschaftszweige einen Fahrplan für jedes Jahrzehnt brauchen, der nach dieser Faustregel dem Weg zur Dekarbonisierung folgt, die nach dem Vorbild von „Moores Law“ gebildet wurde.

„Unternehmen, die herumtrippeln, werden die nächste industrielle Revolution verpassen“

„Moores Law“ besagt, dass Computer-Prozessoren alle zwei Jahre ihre Leistung verdoppeln. Wiewohl dies weder ein Naturgesetz noch ein Gesetz im rechtlichen Sinne ist, hat sich diese Faustregel seit 50 Jahren bewährt und treibt noch immer disruptive Innovation an.

„Unsere Zivilisation muss bald einen sozio-ökonomischen Kipp-Punkt erreichen, und dieser Fahrplan zeigt auf, wie das geschehen kann“, sagt Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wir müssen insbesondere konkrete Schritte hin zur vollständigen Dekarbonisierung bis 2050 aufzeigen. Unternehmen, welche diese Schritte vermeiden und weiter herumtrippeln, werden die nächste industrielle Revolution verpassen – und damit ihre beste Chance für eine gewinnbringende Zukunft.“

Ko-Autor Nebojsa Nakicenovic, stellvertretender Direktor des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) erklärt: “Die Menschheit muss die Große Transformation hin zur vollständigen Dekarbonisierung angehen. Das 'Carbon Law' ist eine bezwingende Strategie; ein Fahrplan, um die Emissionen auf Null zu bringen und damit das globale CO2-Budget einzuhalten und das Klima bei weniger als 2 Grad Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit zu stabilisieren.“

„Niedrigere Kosten, mehr Jobs und sauberere Luft“

„Das 'Carbon Law' skizziert in allgemeiner aber quantitativer Weise einen Pfad zu den Zielen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, sagt Ko-Autor Joeri Rogelj vom IIASA. „Es entwirft eine Vision rascher Emissionsreduktionen in Verbindung mit nachhaltigen Optionen zum Entziehen von CO2 aus der Atmosphäre. Es zeigt sehr klar, dass nicht eine einzige Lösungsmaßnahme alles leisten kann – und diese Unsicherheit bedeutet, dass wir mehrere Lösungsansätze gleichzeitig verfolgen müssen.“

Malte Meinshausen, Direktor des Climate & Energy College an der Universität Melbourne erklärt: „Diejenigen Regionen, die zukunftsfähige erneuerbare Energien und Investitionen in Speichertechnologien voranbringen, werden aus der Null-Emissions-Zukunft eine wirtschaftliche Chance für sich machen. Während wir jahrelang den Abbau der althergebrachten fossilen Verbrennungstechnologien nur als Last gesehen haben, wird nun endlich die andere Seite sichtbar: niedrigere Kosten, mehr Jobs und sauberere Luft.“

Wenn die Welt einem „Carbon Law“ folgen würde, das auf veröffentlichten Energie-Szenarien beruht, so hätte sie eine 75-Prozent-Chance, die globale Erwärmung unter 2 Grad gegenüber den vorindustriellen Temperaturen zu halten – ein Ziel, das die Staaten der Welt beim Pariser Gipfel 2015 vereinbart haben.


Wetter-Extreme: Menschheit verändert wahrscheinlich gigantische Luftströme

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, 27.3.17

Die Zunahme verheerender sommerlicher Wetter-Extreme steht wahrscheinlich in Verbindung mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel, wie immer mehr Belege zeigen. Gigantische Luftströme umkreisen die Erde, wellenförmig schwingen sie zwischen Tropen und Arktis auf und ab. Diese planetaren Wellen transportieren Wärme und Feuchte. Wenn sie ins Stocken kommen, können Dürren oder Fluten entstehen. Die globale Erwärmung durch Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen schafft Bedingungen, welche ein solches Stocken begünstigen, so hat jetzt ein internationales Team von Wissenschaftlern herausgefunden.

„Die kalifornische Dürre 2016, die Überschwemmung in Pakistan 2010 und die Hitzewelle in Europa 2003 zählen alle zu einer äußerst beunruhigenden Serie von Extremen“, sagt Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA, Leit-Autor der in Scientific Reports erscheinenden Untersuchung. „Solche Ereignisse treten öfter auf, als durch die direkte Wirkung der globalen Erwärmung zu erwarten wäre. Also muss es hier einen zusätzlichen Effekt des Klimawandels geben. In Daten aus Computer-Simulationen wie auch aus Beobachtungen sehen wir Veränderungen, die ungewöhnlich anhaltende, extreme Mäander des Jet-Streams begünstigen, und diese wiederum unterstützen das Entstehen von Wetter-Extremen. Die Menschheit stand schon lange im Verdacht, zu diesen Mustern beizutragen. Aber jetzt entdecken wir einen deutlichen Fingerabdruck der menschlichen Aktivität.“

Wie aus Sonnentagen eine heftige Hitzewelle wird

„Wenn dasselbe Wetter wochenlang anhält, dann kann in einer Region aus sonnigen Tagen eine heftige Hitzewelle werden, oder Dauerregen führt zu Fluten“, erklärt Ko-Autor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Dies tritt unter besonderen Bedingungen auf, die eine sogenannte quasi-resonante Verstärkung begünstigen. Diese lässt die Nord-Süd-Windungen des Jetstreams sehr groß werden, und sie lässt die Vorwärtsbewegung der Wellen von West nach Ost stocken. Hier den menschlichen Fingerabdruck dingfest zu machen, das ist fortgeschrittene Detektivarbeit.“

Luftströme werden großteils von Temperaturunterschieden zwischen dem Äquator und den Polen angetrieben. Weil die Arktis sich schneller erwärmt als andere Regionen, nehmen diese Temperaturunterschiede ab. Außerdem erwärmen sich die Landmassen schneller als die Ozeane, besonders im Sommer. Beide Veränderungen wirken sich auf die weltumspannenden Winde aus. Hierzu zählen auch die gigantischen Luftströme, die planetare Wellen genannt werden, weil sie die Nördliche Halbkugel in Form großer Kurven zwischen Tropen und Arktis umkreisen. Die Wissenschaftler entdeckten eine besondere Verteilung von Temperaturen gerade während der Zeiten, in denen die östliche Vorwärtsbewegung der planetaren Wellen stockte, wie Satellitendaten zeigen.

Temperaturmessungen seit 1870 bestätigen Erkenntnisse aus Satellitendaten

„Hochwertige Satellitendaten gibt es erst seit vergleichsweise kurzer Zeit – zu kurz, um belastbare Rückschlüsse zu ziehen, wie diese Episoden des Stockens der planetaren Wellen sich über die Zeit hinweg verändert haben. Verlässliche Temperaturmessungen hingegen gibt es seit etwa 1870. Deshalb haben wir diese Messdaten genommen, um die Veränderungen über die Zeit hinweg zu rekonstruieren“, sagt Ko-Autor Kai Kornhuber, ebenfalls vom PIK. „Wir haben uns Dutzende verschiedener Klimamodelle – Computer-Simulationen, CMIP5 genannt – wie auch Beobachtungsdaten angeschaut. Und es stellte sich heraus, dass die Temperaturverteilung, die das Stocken der planetaren Wellen begünstigt, in fast 70 Prozent der Simulationen zugenommen hat.“

Interessanterweise ist der größte Teil dieser Veränderungen erst in den letzten vier Jahrzehnten aufgetreten. „Dass der Jetstream sich öfter über lange Zeit stark windet, ist ein recht neues Phänomen – das macht es noch bedeutsamer“, sagt Ko-Autor Dim Coumou von der Abteilung für Wasser und Klimarisiken an der VU Universität in Amsterdam. „Wir müssen das weiter untersuchen; neben den guten Belegen haben wir weiterhin auch offene Fragen. In jedem Fall sollten solche nicht-lineare Reaktionen des Erdsystems auf die globale Erwärmung besser vermieden werden. Wir können die Risiken der Zunahme von Wetterextremen begrenzen, wenn wir unseren Ausstoß von Treibhausgasen begrenzen.“


Minusrekorde am Nord- und Südpol

Im Winter ist es in der Arktis kalt und dunkel - dann wächst auch das Meereis. Doch die Werte aus diesem Jahr sind so schlecht wie noch nie. Und auch in der Antarktis gibt es einen Minusrekord.

SPIEGEL-Online, 23. März, 2017

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/meereis-minusrekorde-am-nord-und-suedpol-a-1140108.html


Trump will Klimaschutzplan rückgängig machen

US-Präsident Trump glaubt nicht an den Klimawandel und will daher Obamas Clean Power Plan rückgängig machen. Behördenchef Pruitt kündigte für Dienstag eine entsprechende Verfügung an.

(AFP) - 27. März, 2017

http://www.fr.de/politik/obamas-clean-power-plan-trump-will-klimaschutzplan-rueckgaengig-machen-a-1250113


Stunde der Rekorde

WWF zieht Bilanz nach Earth Hour: 184 Länder, mehr als 7.000 Städte weltweit, davon 323 in Deutschland
Panda-Party am Brandenburger Tor


WWF Pressemitteilung, 26.3.17

Berlin. Die Klimaschutzaktion Earth Hour geht mit einer Rekordbeteiligung zu Ende: Mehr als 7.000 Städte in 184 Ländern haben am Samstagabend ihre wichtigsten Bauwerke verdunkelt. Mit der symbolischen Aktion wirbt der WWF für den Klimaschutz. In Deutschland waren nach Angaben der Umweltschützer insgesamt 323 Städte und Gemeinden dabei und damit deutlich mehr als im Vorjahr mit 248. Unter anderem versanken der Kölner Dom, die Dresdener Frauenkirche, die Skyline Frankfurts und das Hamburger Rathaus für eine Stunde in Dunkelheit, ebenso wie das Brandenburger Tor in Berlin, wo das zentrale Event zur Earth Hour in Deutschland stattfand. Für musikalische Unterhaltung sorgte hier eine WWF-Band, deren Energiebedarf mithilfe zweier Fahrrädern erzeugt wurde. Es gehe darum, sich gemeinsam und mit Freude für den Klimaschutz einzusetzen, so der WWF.

„Die Earth Hour hat dieses Jahr alle Rekorde gebrochen“, freut sich Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. „Mit einem Präsidenten Trump weht Klimaschützern ein eisiger Wind entgegen. Umso wichtiger ist es, dass zur Earth Hour Millionen Menschen weltweit aufstehen und ein Zeichen setzen: Der Klimawandel ist real und wir müssen und können etwas dagegen tun. Das ist ein mächtiges Signal, das nicht überhört wird und dieses wichtige Thema wieder auf die Agenda setzt.“


Pupsende Kühe beschleunigen Klimawandel

(AFP) - 27. März, 2017

http://www.rp-online.de/panorama/wissen/forscher-blaehungen-bei-kuehen-beschleunigen-den-klimawandel-aid-1.6716387




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