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Interview zu Waldbränden

„Acht Millionen Tonnen CO2“

Brennende Wälder sind gefährlich – selbst wenn Menschen und Tiere nicht unmittelbar zu Schaden kommen. Greenpeace-Experte Christoph Thies erklärt den Klimafaktor Waldbrand.

Von Michael Weiland, Greenpeace-Online,. 2.8.18

In vielen Gebieten Deutschlands herrscht die höchste Warnstufe für Waldbrände, größere Katastrophen sind bislang ausgeblieben. Wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit vor ist es allem im Norden und Osten zu Waldbränden gekommen – und die Gefahr bleibt hoch. Der Blick über die Grenzen zeigt, welche Verheerungen solche Feuer auszulösen vermögen: Griechenland, Russland und Schweden erleben dieses Jahr beispiellose Feuersbrünste, die außerordentlich hohen Temperaturen in Portugal und Spanien versetzen die Behörden in höchste Alarmbereitschaft.

Christoph Thies ist Greenpeace-Experte für Wälder. Im Interview erklärt er, welche globalen Folgen lokale Waldbrände haben – und wie man ihnen vorbeugt.

Greenpeace: Inwiefern sind Waldbrände – abseits ihrer Gefahr für Mensch und Tier – ein Umweltproblem?

Christoph Thies: Global verursachen Feuer in der Natur CO2-Emissionen von etwa acht Milliarden Tonnen jährlich. Sie entstehen durch Waldbrände, Brandrodungen, Torfmoorbrände, Savannen-, Busch- und Steppenfeuer. Die Emissionsmenge ist höher als die, die der Verkehr auf der ganzen Welt erzeugt und entspricht der Hälfte der weltweiten Emissionen aus der Kohleverbrennung! Das heizt massiv den Klimawandel auf der ganzen Erde an.

Die Feuer in Deutschland tragen zwar dazu bei, aber in anderen Regionen der Welt ist die Lage gravierender. Brandrodungen im Amazonas- und Kongobecken und in Südostasien, Savannen-Feuer in Südamerika, Afrika und Nordaustralien – das sind die weltweit größten CO2-Quellen durch Brandherde. Dazu kommen Feuer im Buschland, etwa im Mittelmeerraum, in Kalifornien, Südaustralien und Chile.

Welche Folgen hat ein Waldbrand?

Viele verbrannte Flächen sind stark ausgetrocknet und können nicht mehr so viel CO2 aus der Atmosphäre entfernen und binden wie vorher, was die globale Erwärmung weiter begünstigt. Brände und Feuer führen auch zu hoher Luftverschmutzung und diese wiederum zu Atemwegserkrankungen. Sie vernichten den Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten und bedrohen Menschenleben und Siedlungen.

Ist immer der Mensch schuld an den Waldbränden?

Feuer gibt es sehr viel länger als die Menschheit und entsprechend auch Ökosysteme, deren natürliche Entwicklung von wiederkehrenden Feuern beeinflusst ist. Aber mittlerweile sind die allermeisten Brände durch den Menschen verursacht, sei es direkt durch Unachtsamkeit oder absichtliche Brandstiftung und Brandrodung, sei es indirekt durch die globale Erwärmung – denn damit sind häufigere Hitzewellen und Dürreperioden verbunden.

Wie kann man Waldbränden weltweit vorbeugen?

Feuer werden sich nicht komplett verhindern lassen, aber Brandrodungen müssen gesetzlich verboten werden. Feuer-Frühwarnsysteme müssen deutlich verbessert werden – die ärmeren tropischen Länder brauchen hierfür und für weitere Maßnahmen zur Feuerprävention Unterstützung von den reichen Industrieländern. Ganz grundsätzlich muss sich aber natürlich auch deren Energiepolitik ändern: Weniger fossile Brennstoffe bedeuten weniger CO2, weniger CO2 bedeutet eine geringere Erderhitzung. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetter – und von Waldbränden.

Was sollte in Deutschland zum Schutz des Waldes passieren?

In Deutschland müssen in Zukunft Waldbrände verhindert werden, indem natürliche Wälder geschützt und leicht brennbare Kiefern- und Fichten-Monokulturen wieder in natürliche vielfältige Mischwälder mit mehr Laubbäumen umgewandelt werden. Diese können mehr Wasser speichern, sind weniger brennbar und überstehen Dürren und Hitzewellen besser. Außerdem bieten sie vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und können viel CO2 aus der Luft entfernen und binden. Dadurch helfen sie, das Klima zu schützen.




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