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Aktuell

Umweltbewusstseinsstudie

Umweltbewusstseinsstudie 2018: Bevölkerung erwartet mehr Umwelt- und Klimaschutz von allen Akteuren

BMU Pressemitteilung, 28.5.19

Der Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz ist in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Das ist ein Ergebnis der Umweltbewusstseinsstudie, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) Maria Krautzberger heute vorgestellt haben. Die Bevölkerung ist mehrheitlich der Ansicht, dass relevante Akteure (Industrie, Bund, Kommunen) noch nicht genug für den Umwelt- und Klimaschutz tun – und sieht dabei auch ihr eigenes Engagement als Bürgerinnen und Bürger kritisch. Mit der Umweltbewusstseinsstudie untersuchen Bundesumweltministerium und UBA alle zwei Jahre, wie sich das Umweltbewusstsein und Umweltverhalten der Deutschen entwickelt. Für die aktuelle Studie wurden in der zweiten Jahreshälfte 2018 rund 4000 Personen befragt.

Die Studie zeigt, dass die Menschen Umweltschutz als Aufgabe aller Politikbereiche ansehen. In den Bereichen Landwirtschaft und Mobilität gibt es eine große Lücke zwischen dem Wunsch der Befragten, Umwelt- und Klima möglichst wenig zu belasten, und den wahrgenommenen Schwerpunkten der Politik in diesen Bereichen. Mit den Zielen der Energiewende sind die meisten der Befragten weitgehend einverstanden. Gleichzeitig ist die Mehrheit der Auffassung, dass die Energiewende zügiger gestaltet werden muss.

Bundesumweltministerin Schulze: "Die Umweltbewusstseinsstudie 2018 zeigt: Die Dringlichkeit des Umwelt- und Klimaschutzes ist in den Köpfen der Bürgerinnen und Bürger angekommen. Zugleich sieht die Mehrheit der Befragten Defizite beim Handeln. Diese Befunde verstehe ich als Auftrag. Der Staat muss für bessere Rahmenbedingungen beim Klimaschutz sorgen. Darum setze ich mich für einen sozial gerechten CO2-Preis und ein verbindliches Klimaschutzgesetz ein. Die Befragten wünschen sich auch eine schnellere Energiewende. Das sehe ich ganz genauso. Hier gilt es, endlich die Bremse zu lockern beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie."

Rund zwei Drittel (64 Prozent) der Menschen in Deutschland schätzen Umwelt- und Klimaschutz als eine sehr wichtige Herausforderung ein – 11 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2016. Gerade in den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr, Bau und Energie wünscht sich eine Mehrheit der Befragten, dass Umweltbelange eine übergeordnete Bedeutung einnehmen.

Der Zustand der Umwelt in Deutschland wird deutlich schlechter bewertet als in früheren Umfragen. Nur noch 60 Prozent der Befragten bewerten ihn als gut, bei der letzten Befragung waren es noch 75 Prozent. UBA-Präsidentin Krautzberger: "Der extrem trockene letzte Sommer machte die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland erlebbar. Das Insektensterben, die Diskussion um die Luftqualität in den Städten oder der Plastikmüll in den Meeren zeigen, wie sehr unsere natürlichen Lebensgrundlagen gefährdet sind. Auch ich verstehe die Befragungsergebnisse als einen Aufruf an alle, das Handeln deutlich stärker an Umweltaspekten auszurichten."

Die gestiegene Erwartungshaltung der Bevölkerung zeigt sich auch darin, dass das Handeln aller relevanten Akteure für Umwelt- und Klimaschutz schlechter bewertet wird als in früheren Erhebungen: Mit dem Engagement der Industrie sind nur 8 Prozent zufrieden ("tut genug"/"tut eher genug"), mit dem der Bundesregierung 14 Prozent. Mit dem Engagement der Städte und Gemeinden sind 24 Prozent zufrieden und mit dem der Umweltverbände 71 Prozent. Auch ihr eigenes Engagement beurteilen die Bürgerinnen und Bürger kritisch: Nur 19 Prozent der Befragten finden, dass die Bürgerinnen und Bürger genug oder eher genug tun, vor zwei Jahren waren es mit 34 Prozent deutlich mehr.

Die diesjährige Studie enthält die drei Schwerpunktthemen Energie, Landwirtschaft und Verkehr:

Energie: Eine bemerkenswert hohe Zustimmung gibt es zu den Zielen und Strategien der Energiewende. 95 Prozent finden die Steigerung der Energieeffizienz durch neue Technologien für das Gelingen der Energiewende wichtig, 92 Prozent den Ausbau der erneuerbaren Energien. Gleichzeitig sind 81 Prozent der Meinung, dass die Energiewende zu langsam vorangeht und 76 Prozent kritisieren, dass die Kosten der Energiewende zu ungleich verteilt seien.

Landwirtschaft: 68 Prozent der Befragten wünschen sich, dass Umwelt- und Klimaaspekte in der Landwirtschaftspolitik eine übergeordnete Rolle spielen. Für die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft sind der Studie zufolge möglichst geringe Umwelt- und Klimabelastungen am wichtigsten (von 45 Prozent der Befragten auf Rang 1 gesetzt), gefolgt von der Versorgung mit vielfältigen, hochwertigen und gesunden Lebensmitteln (von 43 Prozent auf Rang 1 gesetzt). Allerdings haben die Befragten mehrheitlich (86 Prozent) den Eindruck, dass sich die Landwirtschaftspolitik an den Interessen der Industrie orientiert. Dass sich die aktuelle Agrarpolitik am Umwelt- und Klimaschutz orientiert, meinen nur 22 Prozent der Befragten.

Verkehr: Umwelt- und Klimaschutz sollte nach Meinung von mehr als der Hälfte (53 Prozent) der Befragten auch in der Verkehrspolitik eine übergeordnete Bedeutung einnehmen. Im Detail ist den Befragten für die Entwicklung des Verkehrs am wichtigsten, dass Umwelt und Klima möglichst wenig belastet werden (von 50 Prozent auf Rang 1 gesetzt). Ebenfalls sehr wichtig ist, dass alle Menschen ihre Wege im Alltag bequem und kostengünstig zurücklegen können (von 40 Prozent auf Rang 1 gesetzt). Auch hier meint mit 89 Prozent jedoch eine Mehrheit der Befragten, die aktuelle Verkehrspolitik orientiere sich an den Interessen der Wirtschaft. Nur 27 Prozent haben den Eindruck, die Verkehrspolitik orientiere sich an den Interessen der Bürgerinnen und Bürger, und lediglich 21 Prozent meinen, sie orientiere sich am Umwelt- und Klimaschutz.


Bevölkerung überholt Bundesregierung

WWF: Umweltbewusstseinsstudie offenbart große Unzufriedenheit über Klima- und Umweltpolitik

WWF Pressemitteilung, 28.5.19

Das Bundesumweltministerium hat am Dienstag in Berlin die aktuelle „Umweltbewusstseinsstudie“ vorgelegt. Die Zahlen bestätigen nach Einschätzung der Naturschutzorganisation WWF eindrücklich, dass in Sachen Klima- und Umweltschutz „eine bereite Unzufriedenheit über das Nicht-Handeln und Hinauszögern der Politik herrscht“. Schlechte Zeugnisse werden dabei nicht nur Wirtschaft und Politik ausgestellt – es gibt auch Selbstkritik: Mit dem Engagement der Industrie sind acht Prozent zufrieden, mit dem der Bundesregierung 14 Prozent. Nur 19 Prozent der Befragten finden, dass die Bürgerinnen und Bürger genug oder eher genug tun. Vor zwei Jahren waren es mit 34 Prozent deutlich mehr. Hierzu erklärt Christoph Heinrich, WWF-Vorstand Naturschutz:

„Es ist in Deutschland ganz offensichtlich – im positiven Sinne – etwas ins Rutschen geraten. Breite Teile der Bevölkerung können nicht mehr nachvollziehen, wenn die Regierenden in Klima- und Umweltfragen nicht entschlossen handeln sondern stattdessen nur zögerliche, kleine Stolper-Schritte wagen. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Folgen der Klimakrise zunehmend spürbar werden, näher an uns heranrücken. Auch das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier macht sich in zwischen sogar im Vorgarten bemerkbar, da es plötzlich an Bienen und Bestäubern fehlt. Es scheint, dass die Bürgerinnen und Bürger längst die Bundesregierung mit ihrer zögerlichen und zaudernden Politik überholt haben.

Klimaschutz ist nicht alles. Aber ohne Klimaschutz ist alles nichts. Unter diesem Credo muss die Politik endlich dieser Mammutaufgabe gegenübertreten. Die Deutschen sind dabei durchaus selbstkritisch. Sie erkennen an, dass auch jeder Einzelne von uns mehr tun und sein Verhalten ändern muss. Dieses einmalige Momentum gilt es zu nutzen. Engagierte Natur- und Klimapolitik, die Industrie, Finanzmarkt und Landwirtschaft in die Pflicht nimmt und zugleich Chancen eröffnet, kann sich auf einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung stützen. Noch ist das Zeitfenster zum Gegensteuern nicht geschlossen. Die Bundesrepublik als große Industrienation muss sich endlich wieder an die Spitze einer globalen Klima- und Umweltbewegung stellen. “




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