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Artenschutzkonferenz beendet

Schulze: "Artenschutzkonferenz stärkt Kampf gegen Wilderei"

Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens endet mit zahlreichen Beschlüssen zum Schutz von Elefanten, Haien, Giraffen und Tropenhölzern

BMU Pressemitteilung, 28.8.19

Die Staatengemeinschaft hat sich zum Abschluss der Artenschutzkonferenz in Genf auf zahlreiche Handelsbeschränkungen und -verbote zum Schutz von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten verständigt. Dazu gehört ein besserer Schutz für die durch Überfischung bedrohten Makohaie, für Giraffen und bestimmte Tropenhölzer. Zudem hat sich Deutschland zusammen mit zahlreichen anderen Staaten erfolgreich gegen eine Lockerung des internationalen Verbots des Elfenbein- und Nashornhornhandels eingesetzt.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Viele Tier- und Pflanzenarten sind stark gefährdet und brauchen unseren Schutz – von den Elefanten über Haie und Rochen bis zu den Tropenhölzern. Eine Ursache dafür ist der internationale Handel. Die Beschlüsse von Genf sind gute und wichtige Schritte für den Artenschutz. Die Staatengemeinschaft hat beim Artenschutz Handlungsfähigkeit bewiesen. Das Verbot des internationalen Handels mit Elfenbein und Nashornhorn bleibt bestehen. Das ist ein weiteres Signal im Kampf gegen die Wilderei: Keiner darf mit Wilderei und illegalem Handel mit geschützten Arten Profite machen."

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Das strenge internationale Verbot des Elfenbein- und Nashornhornhandels bleibt bestehen. Mehrere Länder des südlichen Afrikas wollten das seit fast 30 Jahren geltende Handelsverbot teils aufheben. "Wir müssen alles für den Schutz und die Erhaltung der Elefanten tun. Für den Kampf gegen die Wilderei ist es essentiell, dass es auch weiterhin keinen internationalen legalen Markt gibt, über den gewildertes Elfenbein 'rein gewaschen' werden kann", so Bundesumweltministerin Schulze.

Auch der Export von lebenden Elefanten aus der Wildnis in Zoos wird grundsätzlich verboten. Eine Verbringung in Zirkusse ist komplett ausgeschlossen. Enge Ausnahmen gibt es nur noch für einst wilde, bereits in Zoos lebende Elefanten und in besonderen Ausnahmesituationen, wenn die Verbringung nachweislich der Arterhaltung der Elefanten in Afrika zu Gute kommt.

Auf Vorschlag unter anderem der EU konnten die durch Überfischung bedrohten Makohaie sowie Gitarrenfische und Seegurken unter besseren Schutz gestellt werden. Insbesondere der Kurzflossenmakohai gilt im Mittelmeer als "vom Aussterben bedroht".

Zudem wurde der Handel mit einigen durch Übernutzung und starke Nachfrage gefährdeten tropischen Holzarten aus den Trockenwäldern Afrikas und dem südlichen Amerika stark eingeschränkt. Zukünftig können nur nachhaltig gewonnene Hölzer dieser Arten, beispielsweise die afrikanische Zeder, international gehandelt werden. Das bedeutet: Es darf nur noch so viel Holz entnommen werden wie es nachwachsen kann. Bundesumweltministerin Svenja Schulze dazu: "Die Menschheit ist dringend auf die Biodiversität und die positive Klimawirkung der tropischen Wälder angewiesen. Darum darf es dort keinen Raubbau geben. Die Unterschutzstellung weiterer Tropenhölzer ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in eine nachhaltige Fortwirtschaft in den Tropen".

Erstmalig wurde die unter anderem durch Wilderei und Handel gefährdete Giraffe unter Anhang II des Übereinkommens gelistet, um den bisher ungeregelten Handel mit Giraffen besser zu kontrollieren. Die Vertragsstaaten des Übereinkommens haben zudem eine Initiative zum besseren Schutz für die vier karnivoren Arten afrikanischer Löwe, Leopard, Afrikanischer Wildhund und Gepard ins Leben gerufen.

Der Handel mit der nach einem Massensterben im Jahr 2015 weiterhin gefährdeten Saiga Antilopen bleibt bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz ausgeschlossen, damit die Population sich erholen kann. Die männlichen Tiere der Saiga Antilope werden noch immer für ihr Horn zur Anwendung in der traditionellen asiatischen Medizin gewildert und illegal gehandelt.

Wenngleich weniger beachtet, so sind vor allem auch Reptilien und Amphibien sehr stark gefährdet. Darum wurden zahlreiche zusätzliche Handelsbeschränkungen oder -verbote für diese vor allem für den exotischen Heimtiermarkt gehandelten Arten beschlossen. Die auf deutsche Initiative eingereichten Vorschläge zur Listung der in China und Vietnam heimischen Gattungen der Tigergeckos sowie Molche wurden ohne Gegenstimmen angenommen. Die Listung dieser Arten ermöglicht nun eine effizientere Kontrolle des Heimtierhandels und setzt Anreize für eine nachhaltige Zucht. Deutschland engagiert sich verstärkt in diesem Bereich, um seiner Verantwortung als großer Markt für gefährdete exotische Heimtiere gerecht zu werden.

Über das Washingtoner Artenschutzübereinkommen

Dem Übereinkommen sind 183 Staaten beigetreten. CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, trat am 1. Juli 1975 in Kraft. Es regelt die Ein- und Ausfuhr von derzeit circa 35.000 bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Kerninstrumente des Übereinkommens sind Ein- und Ausfuhrgenehmigungspflichten.


Das Jahr der unbekannten Arten

WWF mit Abschlussbilanz zu CITES Artenschutzkonferenz

WWF Pressemitteilung, 28.8.19

Die diesjährige Artenschutzkonferenz CITES war eine der größten aller Zeiten mit rekordverdächtig langen Tagesordnungen. Doch das Fazit des WWF fällt gemischt aus: Zwar wurden viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten unter stärkeren Schutz vor Übernutzung gestellt, gerade Meerestiere und weniger bekannte Arten, darunter über 30 Reptilienarten. Gleichzeitig wurden in der Umsetzung existierender Handelsverbote wichtige Chancen vertan, zum Beispiel um die grassierende Elefantenwilderei stärker und transparenter zu bekämpfen oder um die zentrale Rolle Vietnams im illegalen Artenhandel deutlich zu ahnden. Handelsbeschränkungen können jedoch immer nur so gut für den Erhalt bedrohter Arten sorgen wie ihre Umsetzung durch die beteiligten Staaten.

„Insgesamt gelang es in Genf, das Augenmerk auch auf weniger charismatische, unbekanntere Arten zu legen, die jedoch für ihr Ökosystem genauso wichtig sind. So helfen beispielsweise die nun stärker geschützten Seegurken, die als exotische Delikatesse gelten, die Klimawandel bedingte Versauerung der Meere aufzuhalten“, sagt Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte beim WWF. Übernutzung durch den Menschen – also Überfischung, Übersammlung und Überjagung – ist einer der Hauptgründe für das Artensterben. Die Artenschutzkonferenz CITES hat die Aufgabe den nachhaltigen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu regeln. Das wird bei Meerestieren wie den dieses Mal im Fokus stehenden Makohaien, Geigenrochen, Seegurken und verschiedenen Schildkrötenarten besonders deutlich. Alle diese Arten sind durch Überfischung und (Bei-)Fang bedroht, und ihr Fang wird dank CITES nun stärker kontrolliert und damit hoffentlich nachhaltiger. Das kommt dann nicht nur der Art selbst sondern auch deren ganzem Ökosystem zu Gute. Auch der rasant gestiegene Handel mit Meereszierfischen für Aquarien soll besser überwacht werden.

Ikonischen Arten wie Elefanten, Nashörner und Tiger waren in Genf ebenfalls im Fokus. „Über allem steht, dass die bereits bestehenden internationalen kommerziellen Handelsverbote für Elfenbein und Horn von Nashörnern nicht aufgeweicht wurden, sondern unverändert gelten. Doch bei der Umsetzung dieser Verbote wäre aus unserer Sicht noch mehr drin gewesen,“ bilanziert Köhncke. Beim Thema Elfenbeinhandel habe CITES eigentlich ein gutes Werkzeug um den illegalen Handel zu bekämpfen – die Nationalen Elfenbeinaktionspläne (NIAP). Doch der Prozess brauche mehr Transparenz und Stärke, um Schlupflöcher zu schließen und betroffenen Ländern besser zu helfen. Drehkreuz für den internationalen illegalen Handel mit Wildtierarten ist schon seit einigen Jahren Vietnam, aber trotz Drängen des WWF kam es nicht zu erhofften schärferen Maßnahmen durch CITES bis hin zu Sanktionen – eine herbe Enttäuschung.

Kleinere Fortschritte gab es beim Tigerschutz, insbesondere beim Thema Tigerfarmen. So wurden Entscheidungen getroffen, um die Strafverfolgung zu verbessern, die Nachfrage nach Tigerteilen und -produkten einzudämmen und endlich, entsprechend einer alten Selbstverpflichtung der CITES-Staaten, Tigerfarmen zu schließen. Denn aus WWF-Sicht fördert der Handel die Nachfrage und behindert die Umsetzung geltender Gesetze zum Schutz der Tiere. Somit begrüßt der WWF diese Entscheidungen. Dennoch bleiben Leerstellen. „Wir brauchen dringend Maßnahmen für die asiatischen Länder, in denen Tiger in Gefangenschaft gehalten werden oder die in den illegalen Tigerhandel verwickelt sind. Solche Zuchtanlagen sind ein brutales Geschäft – sie müssen geschlossen und der kommerzielle Handel mit Tigerteilen beendet werden", fordert Arnulf Köhncke, der für den WWF an den Verhandlungen teilnahm.

Laut WWF-Angaben leben noch etwa 3890 Tiger in der Wildnis – aber alleine in China, Thailand, Laos und Vietnam werden aktuell über 8000 Tiger in Gefangenschaft gehalten. Seit dem Jahr 2000 wurden über 2300 Tiger im illegalen Handel beschlagnahmt. Im Freiland gelten vor allem Tiger auf Sumatra als höchstgefährdet, aber auch die verbleibenden Tiger in Thailand und Myanmar.

Neben Tierarten standen auch bedrohte Pflanzenarten und deren Handel auf der CITES-Agenda. So wurden mehrere Baumarten unter striktere Handelsregulation gestellt, die von illegaler und nicht nachhaltiger Nutzung betroffen sind. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte Spanische Zeder, ein südamerikanisches Edelholz und Mahagoni-Ersatz. Doch leider kommen solche Regularien oft zu spät – eine Baumart aus Malawi wurde beispielsweise jetzt auf Anhang II aufgenommen, von der es aktuell wohl keine erwachsenen Exemplare in der Natur gibt.


Beschlüsse der Artenschutzkonferenz in Genf sind «Eingeständnis des Notstandes»

Zum Abschluss der Konferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) hat Generalsekretärin Ivonne Higuero die Beschlüsse als «Eingeständnis des Notstandes» bezeichnet.

(AFP) - 28. August, 2019

https://www.nau.ch/news/europa/beschlusse-der-artenschutzkonferenz-in-genf-sind-eingestandnis-des-notstandes-65575956


Tiere töten für den Artenschutz? Jagd-Lobbyisten auf der CITES-Konferenz

Während Umweltschützer Regeln für den Wildtierhandel ausarbeiten, tobt ein Streit darüber, ob die Trophäenjagd den Schutz bedrohter Tierarten unterstützt oder torpediert.

Von Jennifer Collins, Deutsche Welle, 28.8.19

https://www.dw.com/de/tiere-t%C3%B6ten-f%C3%BCr-den-artenschutz-jagd-lobbyisten-auf-der-cites-konferenz/a-50203354


„Ein Ringen um Artenschutz gegen kurzfristigere Interessen“

Auf der Artenschutzkonferenz in Genf seien zahlreiche bedrohte Arten unter Schutz gestellt worden, sagte Arnulf Köhncke vom WWF im Dlf. Doch bei der Umsetzung von Handelsregulierungen und Handelsverboten sei zu wenig passiert.

Arnulf Köhncke im Gespräch mit Uli Blumenthal, Deutschlandfunk, 28.8.19

https://www.deutschlandfunk.de/artenschutzkonferenz-cites-ein-ringen-um-artenschutz-gegen.676.de.html?dram:article_id=457464




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