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Aktuell
Dannenröder Wald retten
Über 5.000 demonstrieren am Dannenröder Wald für klimagerechte Verkehrspolitik
BUND Pressemitteilung, 4.10.20
Berlin/Dannenrod. Über 5.000 Menschen demonstrieren heute am Dannenröder Wald in Hessen für eine grundlegende Verkehrswende und gegen die Zerstörung des Dannenröder Waldes.
Sie fordern von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und der hessischen Landesregierung, die Baumfällungen sofort zu stoppen und auf den Weiterbau der A 49 zu verzichten. Die Gelder müssten in alternative Verkehrspolitik, insbesondere in den Ausbau der ÖPNV investiert werden. Die Demonstration wird vom Aktionsbündnis "Keine A 49", Campact, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Fridays for Future und den Naturfreunden Deutschland getragen.
Seit einem Jahr sind Umweltaktivistinnen und -aktivisten vor Ort, um die Abholzung des Mischwaldes zugunsten der Autobahn A 49 zu verhindern. Am Donnerstag sind nun die ersten Bäume gefallen. Unter einem Großaufgebot der Polizei wurde zunächst im nördlich gelegenen Herrenwald gerodet einem Fauna-Flora-Habitat- Schutzgebiet (FFH) mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Der Dannenröder Wald und der Herrenwald sind zudem ein Trinkwasserschutzgebiet, das die Bevölkerung des Rhein-Main-Gebiets versorgt.
Zitate der Redner*innen:
Christoph Bautz, Geschäftsführender Vorstand von Campact: "Einen uralten Wald für eine Autobahn roden, obwohl sich die Klimakrise dramatisch zuspitzt dieses Irrsinns-Projekt trifft heute auf den Widerstand von Tausenden Menschen. Jetzt müssen Verkehrsminister Scheuer und die hessische Landesregierung die Räumung der Baumhäuser und Rodung des Waldes sofort stoppen. Dann muss die Landesregierung das Gespräch mit allen Beteiligten suchen statt mit Polizeigewalt das Projekt weiter durchzuboxen."
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Nach dieser eindrucksvollen Demonstration braucht es eine schnelle Verhandlung über ein Moratorium für alle neuen Autobahnen in Deutschland. Wenn wir unsere Verkehrspolitik klimafreundlich umbauen wollen, müssen wir jetzt damit anfangen und nicht erst weitere wertvolle Wälder roden. Dafür wünschen wir uns endlich auch die Unterstützung der Grünen."
Lilly Claudi, Fridays for Future: "Die A 49 ist die Sackgasse der Verkehrswende und eine Investition in eine veraltete Industrie in die im 21. Jahrhundert nicht mehr investiert werden darf."
Uwe Hiksch, Naturfreunde Deutschlands und Anmelder der Kundgebung: "Die Demonstration hat ein eindrucksvolles Zeichen für die Erhaltung des Dannenröder Waldes und für eine neue Verkehrspolitik gesetzt. Tausende haben deutlich gemacht, dass die Steinzeit-Verkehrspolitik von Herrn Scheuer endlich beendet werden muss. Gemeinsam werden wir uns weiter für die Rettung des Dannenröder Waldes einsetzen."
Barbara Schlemmer, Aktionsbündnis "Keine A 49": "Diese Demo hat deutlich gemacht, dass viele Menschen die Lebensversicherung unseres Danni und der Wälder vor Ort sind. Kommt auch nach diesem Sonntag zahlreich in den Wald und macht deutlich: Es gibt keine Rechtfertigung mehr für die Zerstörung dieser alten Wälder. Danni bleibt!"
Dannenröder Wald retten Autobahn stoppen Verkehrswende jetzt Tausende zu Protest erwartet
BUND Pressemitteilung, 1.10.20
Berlin/Dannenrod. Die Rodungen im Dannenröder Wald in Hessen für den Weiterbau der umstrittenen A 49 stehen unmittelbar bevor: Heute begannen erste Fällarbeiten im benachbarten Herrenwald für die künftige Autobahntrasse. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), das Aktionsbündnis "Keine A 49", Campact, Fridays for Future und die Naturfreunde Deutschland fordern einen sofortigen Stopp der Baumfällungen und rufen zum Protest auf. Am Sonntag werden tausende Menschen zu einer Demonstration am Dannenröder Wald erwartet.
Gemeinsam fordern wir: "Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und die hessische Landesregierung müssen den Weiterbau der A 49 stoppen und den Dannenröder Wald retten. Wir brauchen eine grundlegende Verkehrswende." Um dies zu unterstreichen ruft das Bündnis zu einer Demonstration am Sonntag, 4. Oktober um 12 Uhr direkt am Dannenröder Wald auf.
Der Dannenröder Wald ist nicht nur Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, sondern versorgt zusammen mit dem benachbarten Herrenwald auch eine halbe Million Menschen mit sauberem Trinkwasser. All dies wäre durch die Autobahn gefährdet. Die Pläne für die A 49 sind 40 Jahre alt und angesichts von Klimakrise, Dürre und Waldsterben völlig aus der Zeit gefallen. Wir brauchen keine neuen Autobahnen, sondern den konsequenten Ausbau von Schienenverkehr und ÖPNV. Nur mit einer echten Verkehrswende können wir die Klimakrise noch aufhalten.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Die Klimakrise zeigt: Wir brauchen keine neuen Autobahnen, sondern den konsequenten Ausbau von Schienenverkehr und ÖPNV. Die geplanten Rodungen sind ein weiterer Beleg für eine verfehlte Verkehrspolitik. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer muss endlich die Mobilität von morgen gestalten. Mit einer Demonstration direkt am Wald stellen wir uns mit vielen Menschen schützend vor die alten Bäume und diesen wertvollen Wald."
Christoph Bautz, Geschäftsführender Vorstand von Campact: "Einen uralten Wald für eine Autobahn roden das ist in Zeiten der Klimakrise völlig aus der Zeit gefallen. Am Sonntag trifft dieses Vorhaben im Dannenröder Wald auf den Widerstand Tausender Menschen. Beim Hambacher Wald im Rheinland haben wir es geschafft, ein längst beschlossenes Irrsinns-Projekt noch zu stoppen mit vielfältigem und breit getragenen Protestbewegung. Solch eine Klima-Bewegung entsteht in diesen Tagen auch im Dannenröder Wald."
Lilly Claudi, Fridays for Future: "Mitten in der Klimakrise einen gesunden Mischwald für ein völlig veraltetes Verkehrskonzept zu zerstören, zeigt einmal mehr, dass das Abkommen von Paris in der Tagespolitik keine Beachtung findet. Das muss sich ändern. Deswegen kämpfen wir gemeinsam für den Erhalt des Dannenröder Waldes."
Uwe Hiksch, Naturfreunde Deutschlands und Anmelder der Kundgebung: "Wir fordern die sofortige Beendigung der Räumungen durch die Polizei und ein Moratorium bis zur nächsten Bundestagswahl. Wir Naturfreunde wollen die Wahlen auch zu einer Abstimmung für eine klimagerechte Verkehrspolitik machen. Die begonnenen Räumungen zeigen, dass die Bundesregierung an ihrer Steinzeit-Planung für die A 49 festhält. Gemeinsam mit Tausenden werden wir am Sonntag klarmachen, dass wir die autofixierte Verkehrspolitik ablehnen und für eine ökologische und nachhaltige Verkehrspolitik eintreten."
Barbara Schlemmer, Aktionsbündnis "Keine A 49": "Wir halten es für unvertretbar, in den Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens alte Wälder und Natura-2000-Gebiete wie den Dannenröder Wald und den Herrenwald zu zerstören. Durch diese Entwicklungen ist aus unserer Sicht ein Wegfall der Geschäftsgrundlage für die alte Planung eingetreten. Daher ist ein Umdenken zwingend erforderlich."
Unsere Solidarität gilt den Aktivistinnen und Aktivisten, die in ihren Baumhäusern friedlich und entschlossen den Dannenröder Wald retten wollen.
Bei unserer Demonstration am Sonntag hat der Schutz vor Corona höchste Priorität: Wir demonstrieren mit Maske und sorgen dafür, dass alle den Mindestabstand einhalten können.
Alte Wälder statt neue Autobahnen
WWF: Klimaschutzleistung der Wälder erhalten!
Mit dem Autobahnausbau ist die Politik auf Abwegen
WWWF Pressemitteilung, 1.10.20
Die Rodung des Dannenröder Waldes für den Ausbau der A49 steht kurz bevor. Die Naturschutzorganisation WWF macht deutlich, warum alte, gesunde Wälder wie der Dannenröder Wald unentbehrlich sind. Der Bau neuer Autobahnen stehe laut WWF zudem im Widerspruch zur klimapolitischen Realität wie etwa der Zusage zum Pariser Klimaabkommen und damit zum Ziel, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad zu reduzieren.
„Wir brauchen alte Wälder mehr als neue Autobahnen!“, so Dr. Susanne Winter, Programmleiterin Wald beim WWF Deutschland. Sie speichern deutlich mehr C02 als junge Wälder. So bindet ein junger Buchenwald von 20 Jahren beispielsweise nur maximal 100 Tonnen CO2. Ein 140 Jahre alter intakter Wald kann mit 1000 Tonnen CO2 die zehnfache Menge binden. Wenn nur 5o ha alten Waldes gefällt würden, wäre dies ein Verlust an CO2-Speicherung um rund 50.000 Tonnen Kohlendioxid. Alte Wälder bilden zudem jede Menge Grundwasser, regulieren das Mikroklima und sind Lebensraum für eine Vielzahl heimischer Tier- und Pflanzenarten. „Nahezu alle intakten Urwälder in Deutschland haben wir schon zerstört. Wir können sie nicht ersetzen. Daher müssen wir jetzt umso mehr die wenigen alten Wälder, die wir in Deutschland noch haben, erhalten“, sagt WWF Waldexpertin Susanne Winter weiter.
Die Bundesregierung hat außerdem beschlossen, bis zum Jahr 2030 den Flächenverbrauch für Siedlungs- und auch Verkehrsflächen auf unter 30 Hektar pro Tag zu verringern. Um diesen Beschluss auch in die Tat umzusetzen, muss der Bau neuer Verkehrswege auf den ökologischen Prüfstand. Denn mit der Flächennutzung durch Asphaltstraßen wird der Boden dauerhaft versiegelt. Dadurch werden unter anderem die natürlichen Bodenfunktionen gestört, die wir für die Grundwasserneubildung und als Hochwasserschutz dringend benötigen.
Der Bau von Autobahnen sei darüber hinaus der falsche Weg, um endlich eine richtige Verkehrswende einzuleiten. So ließen sich Emissionen aus dem Verkehrssektor nicht reduzieren.
Der Dannenröder Wald muss bleiben Keine Rodungen für Weiterbau der A 49 Infrastrukturplanung an Klima-, Natur- und Umweltschutz ausrichten
BUND Pressemitteilung, 16.9.20
Dannenrod/Berlin. Dem gesunden Dannenröder Wald in Hessen droht durch den Weiterbau der A 49 das Aus. Ein mehr als 250 Jahre alter Laubmischwald soll für einen verkehrspolitischen Planungsdinosaurier geopfert werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat heute bei einer Pressekonferenz am Dannenröder Wald scharf kritisiert, dass trotz Klimakrise und Artensterben große Teile eines wertvollen Laubwaldes, der zusammen mit dem benachbarten Herrenwald ein Trinkwasserreservoir für eine halbe Millionen Menschen bildet, einem unnötigen und gestrigen Straßenprojekt weichen sollen. Der BUND startete zugleich eine Unterschriften-Sammlung zur Rettung des Waldes und kündigte weitere Aktionen gegen die Rodungen an.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Die geplanten Rodungen im Dannenröder Wald sind ein weiterer Beleg für eine verfehlte Verkehrspolitik. Trotz Klimakrise und Artensterben lässt die Bundesregierung weiter im großen Stil Autobahnen und Bundesstraßen planen und bauen, ohne dabei Umweltbelange ausreichend zu berücksichtigen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zementiert damit eine Politik von gestern, statt die Mobilität von morgen zu gestalten."
Angesichts eines ersten großen Polizeieinsatzes im Dannenröder Wald am Mittwoch, bei der laut Polizei zunächst insbesondere Rettungswege geräumt werden sollten, warnt der BUND vor einem kurz bevorstehenden Beginn der Rodungen für die Autobahn-Trasse. Der Weiterbau der A 49 muss gestoppt werden.
Aber der Autobahnneubau muss auch insgesamt auf den Prüfstand. Es braucht endlich eine klima- und naturgerechte Verkehrspolitik. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, endlich umzudenken und ihre gesamte Infrastrukturplanung konsequent an Klima-, Natur- und Umweltschutz auszurichten. Eine zukunftsfähige Mobilitätsplanung, mit einem besseren ÖPNV statt noch mehr Straßen, ist ein wichtiger Teil öffentlicher Daseinsvorsorge.
Die Bundesregierung muss bei der jetzt anstehenden Neuauflage des Fernstraßenbedarfsplans zum Bundesverkehrswegeplan 2030 zeigen, wie wichtig ihr Klimaschutz und Mobilitätswende wirklich sind. Der Bund und das Land Hessen müssen mit dem Verzicht auf den Weiterbau der A 49 ein erstes, starkes Zeichen setzen. Grundsätzlich fordert der BUND in diesem Zusammenhang eine massive Reduzierung der finanziellen Mittel für den Straßenneubau und eine Mittelverschiebung zur Verbesserung der nachhaltigen Mobilität mit Bus, Bahn und Rad.
Jörg Nitsch, Landesvorsitzender des BUND Hessen und BUND-Waldexperte: "Mit den letzten Dürrejahren setzen die Folgen der Klimakrise den Wäldern hierzulande immer stärker zu. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. In vielen Regionen Deutschlands brechen ganze Waldbestände in Folge von Hitze, Dürre und Stürmen zusammen. Insbesondere die naturfernen Nadelforste sind betroffen, aber auch einige Laubwälder. Umso wichtiger, noch gesunde Laubwälder konsequent zu schützen. Wer in Zeiten von Klimakrise und Artensterben noch meint, Wälder für Straßen roden zu müssen, hat den Ernst der Lage nicht erkannt."
Überholte Vorhaben aus dem letzten Jahrhundert wie die A 49 müssen angesichts von Klima- und Biodiversitätskrise auf den Prüfstand. "Zwar hat das Bundesverwaltungsgericht gegen den Dannenröder Wald entschieden, doch klar ist auch: Baurecht ist keine Baupflicht! Für eine zeitgemäße Mobilität brauchen wir einen besseren ÖPNV und gute Ideen, aber sicher nicht weitere Autobahnen, die intakte Naturräume zerstören und zerschneiden", so Nitsch.
Bereits seit über 40 Jahren gibt es Pläne für den Bau der A 49, die den Dannenröder Wald in zwei Hälften schneiden und im Ökosystem irreparable Schäden hinterlassen würde. Der BUND engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für dessen Erhaltung.
Wolfgang Dennhöfer, langjähriger BUND-Waldschützer vor Ort: "Der Dannenröder Wald muss unbedingt vor Rodungen und Zerschneidung bewahrt werden. Beim Dannenröder Wald handelt es sich um einen gesunden Buchen-Eichen-Mischwald, darunter viele 200-jährige Bäume, die jetzt dem Straßenbau geopfert werden sollen. Eine jahrhundertealte Lebensgemeinschaft von Tieren, Pflanzen und Pilzen in einem Biotop droht durch den Autobahnbau vernichtet zu werden", so der Kenner des Dannenröder Waldes und promovierte Diplom-Biologe.
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