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Aktuell
FSC und Klima
Referenzflächen-Standard der FSC-Zertifizierung hemmt den
Klimaschutz
Deutsche Forstwirtschaftsrat Pressemitteilung, 8.2.10
Berlin, 08.02.2010 Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) spricht
sich gegen eine Zertifizierung öffentlicher Waldflächen nach den
derzeitigen Kriterien des FSC-Zertifizierungssystems aus.
Insbesondere das Referenzflächenprinzip, mit dem auf 5 % der
Waldflächen dauerhaft jegliche forstliche Bewirtschaftung unterbunden
wird, ist für die Sicherung der vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben,
wie z. B. die Biotopfunktion, die Rohstoffversorgung, die
Erholungsfunktion und die Klimaschutzfunktion nicht geeignet.
„Das FSC-Zertifizierungssystem stellt sich nicht den aktuellen Anforderungen
des Klimaschutzes“, so DFWR-Präsident Georg Schirmbeck, MdB. „Die
Kriterien sind viel zu starr, um auf die heutigen Anforderungen der
Gesellschaft reagieren zu können.“ Weder die Ausweisung von
Referenzflächen, also Flächen, in denen keine Holznutzung mehr stattfinden
darf, noch die Änderung in der Baumartenwahl durch die langfristige
Reduzierung der Nadelbaumanteile von derzeit 45 % auf max. 20 % sind
geeignete Kriterien, um durch Nutzung von Holz dem Klimawandel zu
begegnen. Nur durch den vermehrten Einsatz von nachhaltig produziertem
Holz kann langfristig CO2 gebunden und der Atmosphäre entzogen werden.
Die multifunktionale Forstwirtschaft berücksichtigt hierbei sowohl Natur- und
Biotopschutzaspekte als auch die Sozial- und Wirtschaftsfunktion der
heimischen Wälder.
Die vorbildlich zu bewirtschaftenden öffentlichen Waldflächen müssen zum
einen mit standortgerechten Baumarten, die sowohl ökologische wie auch
ökonomische Aspekte berücksichtigen, bewirtschaftet werden. Einengende
ideologische Forderungen bei der Baumartenwahl dürfen nicht zum Standard
in unseren Wäldern werden.
Zum anderen geht der heimischen Holzwirtschaft in erheblichem Maße der
wichtige Rohstoff Holz auf den Stilllegungsflächen verloren, die nach dem
aktuellen FSC Kriterium 5 % der Holzbodenfläche in Landesbetrieben und
kommunalen Betrieben über 1.000 ha treffen würden. Dies gefährdet
Arbeitsplätze und den Wirtschaftsstandort.
NABU: Forstwirtschaftsrat auf dem Irrweg
Miller kritisiert wenig hilfreiche Äußerungen zu FSC
NABU Pressemitteilung, 9.2.10
Berlin - Die Aussagen des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) zur
angeblichen Verhinderung des Klimaschutzes durch die FSC-Zertifizierung
von öffentlichen Wäldern hat der NABU irritiert zur Kenntnis genommen.
In einer Pressemitteilung des DFWR wird die FSC-Zertifizierung
öffentlicher Waldflächen als Hemmschuh für den Klimaschutz und
kontraproduktiv für die ländliche Entwicklung beschrieben. „Der
Forstwirtschaftsrat versucht hier Gegensätze und Widersprüche zu
konstruieren, wo keine sind“, kritisierte NABU-Bundesgeschäftsführer
Leif Miller. „Die Aussagen des Forstwirtschaftsrats beruhen zum Teil auf
fehlerhaften Angaben und sollten schnellstens korrigiert werden“, so
Miller weiter. Der NABU stehe zu Gesprächen darüber gerne zur
Verfügung.
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat begründet seine Einschätzung unter
anderem mit der im FSC-Standard vorgeschrieben Ausweisung von
sogenannten Referenzflächen, bei der fünf Prozent der Waldfläche aus der
forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden sollen. „Dass diese
Referenzflächen den Klimaschutz hemmen, ist Unsinn“, sagte
NABU-Waldexperte Johannes Enssle. „Ungenutzte Wälder reichern noch über
Jahrhunderte Kohlenstoff an, sie tragen zur Verbesserung des
Wasserhaushalts bei und dienen tausenden von Arten als sichere Refugien.
Naturschutz und Klimaschutz sind also keine Gegensätze, sondern bilden
vielmehr wichtige Synergien. Den Wald nur als Rohstofflieferant zu sehen
greift zu kurz.“
Fehlerhaft seien auch andere Behauptungen des Forstwirtschaftsrates: So
sei es zum Beispiel falsch, dass eine FSC-Zertifizierung die Reduzierung
der Nadelbaumanteile auf maximal 20 Prozent verlange. Ebenso falsch sei
die Behauptung, dass die FSC-Zertifizierung Arbeitsplätze gefährde. „Das
Gegenteil ist der Fall: In Deutschland besteht derzeit eine
unbefriedigte Nachfrage nach kontinuierlich großen Mengen an FSC-Holz.
Viele zukunftsorientierte Unternehmen, die sich bewusst für FSC-Holz
entscheiden, müssen ihren Bedarf derzeit aber noch im benachbarten
Ausland decken. Der dadurch generierte Mehrwert geht uns hier in
Deutschland verloren“, erklärt Enssle.
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