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Aktuell
Kommentare zum Waldzustandsbericht
NABU: Jede zweite Eiche ist krank
Tschimpke: Hauptschuld tragen industrielle Landwirtschaft und Verkehr
NABU Pressemitteilung, 1.2.11
Berlin - Der Wald kränkelt weiter vor sich hin. „Mehr als die Hälfte
aller Waldbäume weisen Schäden auf, besonders schlecht geht es der
Eiche“, fasste NABU-Präsident Olaf Tschimpke die Ergebnisse des heute
veröffentlichten Waldzustandsberichtes zusammen. Die Ursachen für das
Siechtum des Waldes sind neben den Folgen des Klimawandels vor allem die
Überdüngung durch die intensive Landwirtschaft und der Verkehr.
„Der Wald steht unter Stress, sein Gesundheitszustand hat sich seit
Jahren auf einem kritischen Niveau eingependelt“, sagte
NABU-Waldexperte Johannes Enssle. Die Stickstoffeinträge gelangten aus
dem Gülleaufkommen der Massentierhaltung über die Luft in den Wald und
wirkten dort wie eine Überdosis an Nährstoffen. „Dem Wald wird praktisch
eine falsche Ernährung verpasst. Während Stamm und Krone an Masse
zulegen, stagniert das Wachstum der Wurzel, der Boden versauert,
wichtige Nährstoffe im Boden gehen verloren“, so Enssle. Hinzu kämen
die Folgen des Klimawandels, die unseren Wald zusätzlich schwächten.
Seit 25 Jahren legt das Bundeslandwirtschaftsministerium jährlich den
Waldzustandsbericht vor. Die Probleme seien also bekannt, die Politik
scheine sich dafür jedoch nicht zu interessieren, kritisierte der NABU.
Statt endlich die Ursachen zu bekämpfen und gegen die Überdüngung
unserer Landschaft vorzugehen, werde weiter an den Symptomen
herumgedoktert. So werde etwa tonnenweise Kalk in den Wald gekippt, um
die Versauerung der Waldböden auszugleichen. Daraus ergäben sich aber
weitere Probleme für die Umwelt, etwa die Belastung des Grundwassers mit
Nitrat, die Auswaschung von Nährstoffen aus dem Boden, die direkte
Schädigung von Bodentieren und eine langfristige Beeinträchtigung der
Pflanzenwelt.
„Wenn die Bundesregierung im Internationalen Jahr der Wälder den
Waldschutz ernst nimmt, muss sie sich entschiedener gegen den weiteren
Ausbau von Tierfabriken und die flächendeckende Überdüngung unserer
Landschaft einsetzen“, forderte Tschimpke.
Waldzustandsbericht: Politik redet Waldschäden Jahr für Jahr klein
Bundesregierung muss Schadstoffe aus Landwirtschaft und Verkehr reduzieren
BUND Pressemitteilung, 1.2.11
Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht im heute veröffentlichten Waldzustandsbericht der Bundesregierung keinen Anlass zur Entwarnung. Zwei Drittel aller Bäume weisen hierzulande leichte bis starke Schäden auf. Vor allem der Zustand der Eichen sei besorgniserregend. Der Anteil an Eichen mit deutlicher Kronenverlichtung ist im Vergleich zum Vorjahr sogar um drei Prozent auf 51 Prozent gestiegen. Der BUND forderte die Bundesregierung auf, gerade im Internationalen Jahr der Wälder die Ursachen der Waldschäden endlich an der Wurzel zu packen. Vor allem die zu hohen Schadstoffemissionen aus Verkehr und Agrarwirtschaft seien nach wie vor hauptverantwortlich für den Stress, dem die Wälder ausgesetzt seien. Stickstoffeinträge führten zur Versauerung der Böden und schädigten die Baumwurzeln.
Nicola Uhde, BUND-Naturschutzexpertin: "Die waldschädigenden Schadstoffe aus Verkehr und Landwirtschaft müssen drastisch reduziert werden. Dazu gehört eine konsequente Umstellung von Agrarbetrieben auf umwelt- und tiergerechte Standards sowie die Minderung von Stickoxiden aus dem Verkehr. Was den Wald krank macht, macht auch die Menschen krank. Deshalb dürfen vor allem Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner und Verkehrsminister Peter Ramsauer nicht länger falsche Rücksicht auf die Profitinteressen der Industrie nehmen."
Zudem setze der fortschreitende Klimawandel den Bäumen zu. Er beschleunige in Hitzesommern das Wachstum von Fruchtständen und schwäche die Widerstandskraft der Bäume. Nur eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft und die Schaffung von artenreichen Wäldern mit heimischen Arten könnten Waldschäden mindern und die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber dem Klimawandel verbessern.
"Oberstes Ziel muss eine ökologisch nachhaltige Forstwirtschaft sein, die stabile und artenreiche Wälder garantiert. Nur dann ist auch die wirtschaftliche Nutzung auf Dauer gesichert", sagte Uhde. Um dies zu erreichen, müsse der derzeit vorliegende Entwurf der "Waldstrategie 2020" der Bundesregierung gründlich überarbeitet werden. Insbesondere die Zielsetzungen der nationalen Biodiversitätsstrategie müssten einen deutlichen Niederschlag in der Waldstrategie finden. Nach wie vor sei die biologische Vielfalt deutscher Wälder durch mangelndes Tot- und Altholz, zuwenig dauerhaft nutzungsfreie Waldgebiete und einen zu geringen Anteil an Laubbäumen gefährdet. Kahlschläge und Entwässerungen seien zu verbieten und es müsse ausreichend Tot- und Altholz im Wald belassen werden.
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