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Aktuell
Diskussion um Bärenjagd
Umstrittene Bären-Aussagen: WWF fordert sofortige Richtigstellung
Kärntner LHStv. Martinz muss Aufforderung zum Rechtsbruch zurücknehmen
WWF Österreich, 31.1.11
Wien - Als eine "unfassbare Entgleisung" bewertet der WWF
die gestern von LHStv. Martinz getätigten Aussagen, man solle am
besten alle Bären und Wölfe in Kärnten zum Abschuss freigegeben.
"Diese Aussage entbehrt jeder rechtlichen und fachlichen Grundlage",
erklärt heute WWF-Bärenexperte Christoph Walder. "Bären und Wölfe
sind durch internationale, aber auch Kärntner Gesetze streng
geschützt. Martinz empfiehlt hier praktisch einen Rechtsbruch und
nimmt somit auch den Roznik-Wilderer nachträglich in Schutz!" Dies
ist ein verheerendes Signal in einer Phase, in der Österreich und
mehrere Nachbarländer an umfassenden Managementplänen arbeiten, die
ein möglichst konfliktfreies Miteinander zwischen den Menschen und
diesen Wildtieren zum Ziel haben.
Kärnten gilt seit jeher als bärenfreundliches Bundesland. Im
Ländervergleich ist die Akzeptanz für die großen Beutegreifer Bär,
Luchs und Wolf hier so groß wie in keinem anderen Bundesland in
Österreich. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass der Braunbär
in Kärnten nie wirklich ausgestorben war und dadurch als natürlicher
Bestandteil der Naturlandschaft betrachtet wird.
Andererseits ist die vorbildliche Haltung gegenüber den großen
Beutgreifern der konstruktiven Arbeit des Kärntner Bärenanwaltes und
der sehr aufgeschlossenen Jägerschaft zu verdanken. "Die
unqualifizierten Aussagen des Agrarlandesrates erweisen den Kärntnern
einen wahren Bärendienst", kritisiert Walder. Sie sind geeignet, das
über die Jahre erworbene, auch international gute Image des
Bundeslandes im Bärenschutz zu erschüttern. "Martinz sollte
eigentlich besser informiert sein, hat er doch selbst mit den anderen
Agrarlandesräten noch vor wenigen Wochen eine gemeinsame
Vorgangsweise im Bären- und Wolfsmanagement beschlossen", wundert
sich Walder.
Die Rückkehr des Wolfes nach Mitteleuropa ist seit mehreren Jahren zu
beobachten. In Kärnten leben derzeit fünf bis acht Bären und ein bis
zwei Wölfe. Länder wie Bayern und Italien, aber auch die betroffenen
österreichischen Bundesländer arbeiten derzeit an einer gemeinsamen
Vorgangsweise, um Konflikte etwa im Bereich Landwirtschaft durch
einheitliche Regelungen in der Schadensabgeltung zu minimieren.
"Schließlich verfügt Österreich als eines der reichsten Länder der
Welt über Bären- und Wolfsbeauftragte, Managementpläne und
Präventionsmechanismen", so Walder abschließend.
Der WWF fordert LHStv. Martinz auf, seine Position rasch zu
revidieren und klarzustellen, dass die ÖVP Kärnten im Umgang mit
Wildtieren auf dem Boden geltenden Rechtes steht.
Pirklhuber gegen Abschüsse von Wölfe und Bären
Johann: Nachgewiesene Wildschäden werden vor allem von Reh- und Rotwild verursacht
Abschusspläne müssen eingehalten werden
Die Grünen (Österreich) Pressemitteilung, 31.1.11
Wien - "Rehe und Rotwild verursachen in Kärnten weit mehr
wirtschaftliche Schäden als Wölfe und Bären", erklärt der
Landwirtschaftssprecher der Grünen, Wolfgang Pirklhuber, zur
Forderung von ÖVP-Agrarreferent Martinz, Wolf und Bär zum Abschuss
freizugeben. "Wenn Martinz sich Sorgen um die Land- und
Forstwirtschaft macht, soll er dafür sorgen, dass die Abschusspläne
bei Rot- und Rehwild eingehalten werden, aber nicht die wenigen,
durch nationales und internationales Recht streng geschützten
Beutegreifer zum Sündenbock abstempeln."
Die gemeldeten Schäden durch Wölfe und Bären in Kärnten halten sich
derzeit in sehr engen Grenzen, bei 180-250 Schafen (je nach
Zählweise) und einem Wert pro Schaf von etwa 100 Euro kann sich jeder
selbst ausrechnen, dass die Gesamtkosten durch das Raubwild im
letzten Jahr weit geringer lagen, als beispielsweise Schäden bei
Verkehrsunfällen mit Rehen. Durch die lobenswerte Abgeltung der durch
Wolfs- und Bärenrisse entstandenen Schäden über die Versicherung der
Kärntner Jägerschaft entstehen den betroffenen LandwirtInnen keine
finanziellen Nachteile.
Dass jeder Schafsriss geprüft wird, bevor eine Entschädigung gezahlt
wird, ist gerechtfertigt. Denn nicht jeder Abgang eines Schafs kann
dem Bären oder Wolf in die Schuhe geschoben werden, da es auch (und
vor allem) andere natürliche Ursachen (Absturz, Blitzschlag,
Krankheit, verlaufene Tiere) für Tierverluste gibt. Die von Martinz
genannte Zahl von 250 Schafen erscheint sehr hoch, weil ein Wolf
davon sein ganzes Leben lang leben könnte (zum Vergleich: in
Schweden, einem Land, wo es zahlreiche Wölfe gibt, waren es in einem
Jahr nur 100 Schafe).
"Nachgewiesene Wildschäden werden in Kärnten vor allem durch Reh- und
Rotwild verursacht. So zeigen brandneue Zahlen der aktuellen
Waldinventur, dass in Kärnten jährlich 2,1 Mio. Bäume durch Rotwild
frisch geschält werden - dadurch entsteht den betroffenen
WaldbesitzerInnen jährlich ein wirtschaftlicher Schaden von mehr als
20 Millionen Euro. Dazu kommen noch Verbiss-Schäden durch Rehe und
Hirsche an Forstpflanzen, sowie an landwirtschaftlichen Kulturen
durch Schwarzwild. Auf diesem Auge ist der zuständige Landesrat aber
blind", erklärt Michael Johann, Obmann der Grünen Bäuerinnen und
Bauern.
Glücklicherweise sind die meisten Jägerinnen und Jäger (leider gibt
es auch Ausnahmen, wie im Falle des Bären Roznik)
verantwortungsvoller als der zuständige Landesrat. Sie wissen die
Bereicherung der Natur durch die (langsame) Rückkehr der natürlichen
Beutegreifer zu schätzen und respektieren den Schutz durch das
Kärntner Jagdgesetz und durch europarechtliche Vorgaben. "Martinz
darf die diesbezüglichen Anstrengungen der Kärntner Jägerschaft nicht
durch Aufrufe zum Gesetzesbruch unterminieren", fordern Pirklhuber
und Johann.
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