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Wald und Schalenwild (2)

Die Wildtiere vor den Widrigkeiten der Natur schützen?

Pressemitteilung von Cornelia Behm, Sprecherin für Waldpolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 24. Februar 2011

Stellungnahme zur Winterfütterung und zur PM des Deutschen Jagdschutzverbandes und der BAG der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer:

"Die Vorwürfe des Jagdschutzverbandes sind scheinheilig und von Eigeninteresse geleitet. Der Jagdschutzverband versucht aus durchsichtigen Gründen, den Tierschutz für sich zu instrumentalisieren. Da verteidigt sich ein Verband, der durch jede noch so kleine Änderung im Jagdrecht die Interessen seiner Mitglieder bedroht sieht. Zwar zu Unrecht, wie ich meine, da ich der Meinung bin, dass wir auf die Jagd in unserer durch den Menschen gestalteten Umwelt nicht verzichten können. Aber da der Jagdschutzverband auf jede Forderung nach Änderungen am Jagdrecht sehr empfindlich reagiert, musste ich mit diesen Generalangriff wohl rechnen.

Ich kann verstehen, dass meine Wortwahl die Gefühle von Menschen verletzt hat, die mit Wildtieren umgehen. Das bedauere ich. Ich kann verstehen, wenn Menschen im Winter mit den Wildtieren im Wald mitleiden und das Bedürfnis haben, ihnen zu helfen.

In der Sache muss aber die Frage erlaubt sein, ob es aus Gründen des Tierschutzes wirklich geboten ist, Wildtiere in der Natur vor den Widrigkeiten der Natur zu schützen. Die Natur ist grausam. Das ist wahr. Wo führt es uns aber hin zu versuchen, der Natur die Grausamkeit zu nehmen? Für den Schutz der Natur kann das nicht der richtige Weg sein. Tierschutz - den Schutz der Tiere vor unnötigem Leiden - müssen Menschen doch in erster Linie dort walten lassen, wo Tiere in der Obhut von Menschen leben - als Haustier oder in der Landwirtschaft - und wo Menschen in das Leben von Tieren eingreifen - z.B. bei der Jagd. Dafür setzen ich mich ein.

Viele Jäger sind der Meinung, dass es durch eine intelligente Form der Winterfütterung gelingen kann, Wildschäden im Wald und in der Landwirtschaft zu vermeiden. Mit diesen Argumenten setze ich mich auseinander, und womöglich muss ich meine kritische Haltung in Sachen Winterfütterung in Teilen überdenken. Es gibt sicher witterungsbedingte Notzeiten, in denen die Tiere keine Nahrung finden können und es sinnvoll sein kann, ihnen zu helfen, diese Perioden gesund zu überstehen. Allerdings ist nicht automatisch jeder Winter eine Notzeit. Um den Problemen für die Wildtiere aufgrund der durch Straßen und Siedlungen zerschnittenen Landschaft zu begegnen, muss der Biotopverbund auch im Interesse der Wildtiere dringend zum Erfolg geführt werden. Bei diesem Projekt können wir Grüne mit dem Jagdschutzverband konstruktiv an einem Strang ziehen. Allerdings sind auch die Waldbesitzer gefragt: Pflanzenvielfalt im Wald schafft den im Wald lebenden Wildtieren die notwendige Futtergrundlage.

Der Vorwurf, wir Grüne würden Schutzgebiete von vornherein von der Bejagung ausnehmen wollen, entbehrt jeder Grundlage und ist durch die Forderungen meiner Pressemitteilung nicht gedeckt. Vielmehr habe ich mich für die Betrachtung des Einzelfalls ausgesprochen, um entscheiden zu können, ob und wie die Jagd mit den Schutzzielen in Einklang steht."




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