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Aktuell

Deutsche Buchenwälder Weltnaturerbe

UNESCO: Deutsche Buchenwälder sind Weltnaturerbe

Bedeutender Tag für Naturschutz in Deutschland BMU/BfN Pressemitteilung, 25.6.11

Das Welterbekomitee der UNESCO hat auf seiner 35. Sitzung in Paris entschieden, die "Alten Buchenwälder Deutschlands" in die Liste des Welterbes einzuschreiben. "Dies ist ein großer Tag für den Naturschutz in Deutschland. Unsere Buchenwälder stehen nun auf einer Stufe mit weltweit so bedeutenden Stätten wie dem Yellowstone Nationalpark, den Galapagos Inseln oder dem Wattenmeer. Das ist ein großer Erfolg unserer Bemühungen für den Schutz der Buchenwälder in Deutschland, die die natürliche Vegetation unseres Landes prägen", sagte dazu Bundesumweltminister Norbert Röttgen.

Anfang des Jahres 2010 hat Deutschland die Aufnahme herausragender alter Buchenwälder in die prestigeträchtige Welterbeliste der UNESCO beantragt. Dabei handelt es sich um ausgewählte Waldflächen in fünf Schutzgebieten:
  • Nationalpark Jasmund (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Serrahn im Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern)
  • Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg)
  • Nationalpark Hainich (Thüringen)
  • Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen).
Diese Gebiete repräsentieren die wertvollsten Relikte großflächiger naturbelassener Buchenwälder in Deutschland. Sie ergänzen hervorragend das seit 2007 bestehende UNESCO-Weltnaturerbe Buchenurwälder der Karpaten, mit denen die deutschen Gebiete nun eine gemeinsame Stätte bilden.

Das UNESCO-Welterbeübereinkommen stellt herausragende, einmalige Natur- und Kulturgüter unter weltweiten Schutz. Nach der Fossilienfundstätte Grube Messel (eingeschrieben 1995) und dem Wattenmeer (2009) sind die Buchenwälder die dritte Weltnaturerbestätte in Deutschland.


NABU: Hohe Auszeichnung für Deutschlands Buchenwälder verliehen

UNESCO nimmt fünf Gebiete in die Liste der Weltnaturerbestätten auf

NABU Pressemitteilung, 25.6.11

Berlin - Zur Aufnahme fünf deutscher Buchenwaldgebiete in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten auf der heutigen UNESCO-Konferenz in Paris sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke: „Die Ernennung ist eine hohe Auszeichnung für Deutschland. Damit sind diese Gebiete gleichgestellt mit der Serengeti in Ostafrika und dem Yellowstone Nationalpark in den USA. Das ist nicht nur ein enormer Imagegewinn für die Naturschätze Deutschlands, sondern auch ein deutliches Zeichen für die Verantwortung, die wir für diesen weltweit bedrohten Lebensraum tragen. Diese müssen wir ernst nehmen.“

Alte Buchenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Erde. Deutschland liegt im Zentrum des natürlichen Verbreitungsgebietes der Rotbuche und beherbergt etwa ein Viertel ihres Gesamtvorkommens. „Kein anderes Land hat einen vergleichbar hohen Anteil, zahlreiche Buchenwaldtypen gibt es nur bei uns“, erklärt Tschimpke. Besonders bedroht seien alte, naturnahe Buchenwälder mit urwaldähnlichen Strukturen und einer enormen Artenvielfalt von mehr als 4.000 Pflanzen und 6.700 Tierarten. „Solche Buchenwälder gibt es in Deutschland nur noch auf 0,16 Prozent der Waldfläche, dabei wäre die Bundesrepublik von Natur aus zu mehr als der Hälfte ein Buchenurwald.“

Derart geringe Anteile naturbelassener Wälder reichten nicht aus, um die biologische Vielfalt der Buchenwälder nachhaltig zu sichern. Die Bundesregierung und die Bundesländer müssten endlich dem Auftrag der nationalen Biodiversitätsstrategie folgen und bis 2020 auf mindestens fünf Prozent der Waldfläche ein Netzwerk von Urwäldern schaffen. „Wir brauchen weitere Nationalparke, zum Beispiel im Steigerwald und im Teutoburger Wald. Die Kernzonen bestehender Biosphärenreservate sollten vergrößert werden“, so Tschimpke.

Bei der Bewirtschaftung von Buchenwäldern in den nach EU-Recht geschützten Natura 2000-Gebieten sieht Tschimpke dringenden Nachbesserungsbedarf. „Für diese Gebiete brauchen wir verbesserte Qualitätsstandards und verbindliche Managementpläne, hierfür müssen die Bundesländer ausreichend Finanzmittel bereitstellen.“

Hintergrund Echte Buchen-Urwälder sind in Deutschland bis auf kleinere Relikte längst verschwunden und nur noch im östlichen Mitteleuropa, vor allem in den Karpaten, zu finden. Seit Juni 2007 sind zehn dieser Gebiete in der Slowakei und der Ukraine als Weltnaturerbe ausgewiesen. Seit einiger Zeit können sich jedoch auch in Deutschland wieder Wälder in Nationalparken oder Naturwaldreservaten natürlich entwickeln. Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Hessen haben daher einen gemeinsamen Antrag erarbeitet, der die Aufnahme fünf deutscher Buchenwaldgebiete in die Liste der UNESCO-Weltnaturerbestätten begründet.

Nach drei Jahren Vorbereitung wurde der Antrag nun dem UNESCO-Welterbekomitee vorgelegt. Auf der heutigen Tagung in Paris hat das Welterbekomitee dem Antrag Deutschlands stattgegeben. Damit werden die in den Karpaten beheimateten Gebirgsbuchenwälder durch fünf Tiefland- und Mittelgebirgsbuchenwälder in Deutschland ergänzt.


Fünf deutsche Buchenwälder zum Weltnaturerbe erklärt

Weitere Schutzgebiete in Buchen- und Laubwäldern erforderlich

BUND Pressemitteilung, 27.6.11

Berlin: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in dem Beschluss der Unesco, fünf Buchenwälder als Weltnaturerbe auszuweisen, einen wichtigen Schritt zum Schutz der Buchenwälder in Deutschland. "Die Bundesregierung muss diese Entscheidung jetzt mit einem nationalen Schutzprogramm für weitere Buchenwälder ergänzen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Ursprünglich sei ein Viertel der weltweiten Buchenwaldbestände hierzulande beheimatet gewesen. Deshalb trage Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt von Buchenwäldern. Bislang seien jedoch erst wenige Prozent der Buchenwälder von der Holznutzung ausgenommen.

Weiger forderte, insgesamt ein Zehntel der gesamten Waldfläche Deutschlands aus der wirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen und weitere Schutzgebiete in Buchen- und Laubwäldern einzurichten. Der BUND-Vorsitzende nannte als Beispiele die Einrichtung eines Nationalparks im Steigerwald und in der Senne-Egge sowie nutzungsfreie Kerngebiete mit naturnahen Buchenwäldern in den Biosphärenreservaten Pfälzer Wald und Rhön. Außerdem müssten alle Buchenwälder, die größer als 1000 Hektar sind und sich in Bundesbesitz befänden, dauerhaft der natürlichen Entwicklung überlassen werden.

"Nur in großen und zusammenhängenden Schutzgebieten können viele der bedrohten Tier- und Pflanzenarten erhalten werden. Jetzt sind die Bundesländer gefordert, mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu sichern. Dies gilt nicht nur für Wälder, sondern auch für Moore, Wiesen und Weiden", sagte Weiger.

5-Punkte Plan von BUND und NABU für den Wald der Zukunft


43 Quadratkilometer geschützte Buchenurwälder erhalten höchste Anerkennung von UNESCO

Von Martin Kaiser, Greenpeace, 27.6.11

1999 erhielt ich einen Anruf mit der Bitte, Greenpeace sollte die Abholzung der alten Buchen im Kellerwald verhindern. Damals ahnte ich noch nicht, welche beeindruckenden Urwaldreste sich in Nordhessen verbergen. Wehrte sich die Regierung Koch anfangs noch, gelang es uns, mit unseren Aktionen (siehe Bild) und in Kooperation mit anderen, dass 2004 ein Nationalpark Kellerwald eingerichtet wurde.

Sieben Jahre später nimmt die UNESCO ein Kerngebiet des Kellerwalds von 14 Quadratkilometer, das ich gut kenne, in die ‚berühmte’ Liste der Weltnaturerbe auf – gemeinsam mit weiteren ausgewählten Waldflächen in vier Schutzgebieten, wie dem Nationalpark Jasmund (Mecklenburg-Vorpommern), Serrahn im Müritz-Nationalpark (Mecklenburg-Vorpommern), Grumsin im UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg), Nationalpark Hainich (Thüringen).

Eine wichtige Hürde für die Buchenwälder in Deutschland ist geschafft! Insgesamt bildet die Kernfläche 43 Quadratkilometer sowie eine Pufferzone von 131 Quadratkilometer. Das ist nicht viel, wenn wir uns vor Augen führen, dass das, was der Amazonas für Brasilien ist, die Rotbuchenwälder für Deutschland und Europa sind. Sie beheimaten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und sind wichtig für die Speicherung von Kohlenstoff. Dies gilt besonders für geschützte, naturnahe und forstwirtschaftlich ungenutzte Buchenwälder. Doch trotz der großen internationalen Verantwortung für die Buchenwälder ist Deutschland Schlusslicht, was den Schutz der Buchenwälder anbelangt. Die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie, die vorgibt, fünf Prozent der Wälder Deutschlands prioritär dem Waldnaturschutz zu widmen, ist nicht in Sicht.

Die Aufnahme der letzten Buchenurwaldflächen in die Naturerbeliste ist jedoch eine große Anerkennung derjenigen Wälder, die von Natur aus Deutschland zu zwei Dritteln bedecken würden. Die Bedeutung forstlich ungenutzter Wälder für den Naturschutz wird damit stark aufgewertet. Die Entscheidung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland weit in Verzug ist fünf Prozent der Waldfläche als 'Urwälder von Morgen' zu schützen. Derzeit sind es gerade mal ein Prozent.

Greenpeace hat mit einem Gutachten Deutschlands Internationale Verantwortung – Buchenwälder im Verbund schützen erst kürzlich einen Vorschlag für den Waldschutz auf fünf Prozent der Waldfläche präsentiert, wie ihn Deutschland im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie beschlossen, aber bei weitem noch nicht umgesetzt hatte. Die UNESCO-Entscheidung wird uns helfen, den Buchenwaldschutz in Deutschland auf sehr viel größerer Fläche Vorrang einzuräumen. Ich bin optimistisch, denn nach den Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wurde in den Koalitionsverträgen (BW, RP) festgeschrieben, dass neue Nationalparks eingerichtet werden sollen. Die anvisierten Gebiete im Nordschwarzwald und Pfälzerwald sind potentielle Buchenwald-Gesellschaften. Auch in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Bayern schreiten Projekte zur Einrichtung neuer Waldnationalpark voran.

Das BMU hat in seiner Presserklärung einen wichtigen Hinweis gegeben. Für den Schutz der Buchen muss Deutschland gemeinsam mit den europäischen Nachbarn aktiv werden. Denn auch in den Karpaten werden Urwaldreste zusehends zurückgedrängt. Die UNESCO-Auszeichnung ist also nicht nur ein wichtiger Zwischenschritt, sondern auch Verpflichtung in internationaler Verantwortung. Noch ein langer Weg für den Buchenwaldschutz in Deutschland und Europa liegt vor uns!




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