powered by <wdss>
Aktuell

20 Jahre Natura 2000

Natura 2000 feiert 20jähriges Jubiläum

Eine Erfolgsstory für die biologische Vielfalt

BMU Pressemitteilung, 21.5.12

Logo"Zwanzig Jahre, zwanzig Prozent - wie weiter mit Natura 2000"? Mit dieser Frage beschäftigen sich anlässlich des Jubiläums des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 Akteure aus dem Naturschutz auf dem Natura-2000-Gipfel in Berlin.

Vor 20 Jahren wurde mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie das EU-weite Schutzgebietsnetz Natura 2000 ins Leben gerufen. Seitdem wächst ein Netzwerk aus Gebieten, um besonders wertvolle, seltene oder gefährdete Tiere und Pflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen zu schützen. Was anfangs noch recht zögerlich begann, entwickelte sich über die letzten 20 Jahre zu einem beachtenswerten Netz im Dienste der biologischen Vielfalt.

Es gibt Anlass genug, dieses zu feiern und die letzten Jahre Revue passieren zu lassen. In seiner Ausdehnung ist das Schutzgebietsnetz heute weltweit einzigartig. Mit 20 Prozent der Landesfläche Europas und 15,4 Prozent der deutschen Landesfläche ist es das größte im weltweiten Vergleich. Über 25.000 Schutzgebiete ziehen sich durch ganz Europa: von den Kanarischen Inseln bis weit hoch in den Norden, ins Finnische Lappland. Und so vielfältig wie die Gebiete, sind auch ihre Schutzgüter: etwa 920 Tier- und Pflanzenarten genießen den Schutzstatus, darunter der Luchs, Schmetterlinge oder heimische Orchideenarten. Damit leistet Natura 2000 einen essentiellen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt.

Nach 20 Jahren kann man auf einige Erfolge zurückblicken. Es befinden sich jedoch noch lange nicht alle Tiere, Pflanzen und Lebensräume in einem guten Erhaltungszustand, der ihr Überleben langfristig sichert. Auf dem Natura-2000-Gipfel ist man sich einig: Zusammen hat man viel erreicht. Doch um die Qualität der Schutzgebiete langfristig zu sichern, gilt es die Gebiete gut zu managen und dauerhaft weiter zu entwickeln.


NABU zieht Bilanz zum 20-jährigen Bestehen des europäischen Schutzgebietsnetzes

Tschimpke: Natura 2000 darf nicht zum Papiertiger verkommen

NABU Pressemitteilung, 21.5.12

Berlin – Mit einem hochrangig besetzten „Natura-2000-Gipfel“ hat der NABU am heutigen Montag das 20-jährige Bestehen des europäischen Schutzgebietsprogramms gefeiert. Das Programm, das mit Verabschiedung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU am 21. Mai 1992 in Kraft trat, stellt heute fast ein Fünftel der EU-Landfläche unter Schutz, in etwa die doppelte Fläche Deutschlands.

NABU-Präsident Olaf Tschimpke würdigte „die Weitsicht, mit der Europas Regierungen vor zwei Jahrzehnten beschlossen haben, die wichtigsten Naturschätze und einmalige Ökosysteme vor der Zerstörung zu sichern“. Zugleich äußerte er seine Sorge darüber, das Netzwerk und sein Potenzial könnten durch politische Kurzsicht verspielt werden. Fehlende Schutz- und Managementmaßnahmen vor Ort sowie ein eklatanter Finanzmangel des Programms, so Tschimpke, drohten das Netzwerk zum zahnlosen Papiertiger zu machen.

Gerade in Deutschland, wo die Gesamtfläche der Schutzgebiete mit gut 15 Prozent weit unter dem EU-Durchschnitt von knapp zwanzig Prozent liegt, fehlt es vielerorts an verbindlichen Schutzverordnungen und Managementplänen. Zahlreiche Flächen sind durch unzulässige Eingriffe, wie eine intensivierte Land- und Forstwirtschaft, bedroht. Dies gilt in besonderem Maße für die Grünländer. Zur Gefährdung dieser für den Natur- und Artenschutz unerlässlichen Flächen stellte der NABU heute erste Ergebnisse einer Studie vor. Daten aus FFH-Gebieten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigen: Innerhalb von fünf Jahren gingen in beiden Ländern durchschnittlich 36 Prozent Grünland verloren, im FFH-Gebiet „Blumberger Pforte und Mittlere Wutach“ in Baden-Württemberg sogar 76 Prozent. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Intensivierung, Beweidung und Umwandlung der Grünflächen in Ackerland. Auch in Norddeutschlands Vogelschutzgebieten wurden ähnliche Verluste registriert. So ist in Niedersachsen der Anteil an Grünland in den EU-Vogelschutzgebieten in den vergangenen zwölf Jahren um 31 Prozent gesunken.

„Wiesen und Weiden sind als Lebensraum für Uferschnepfe, Bekassine, Kiebitz und andere Wiesenbrüter unersetzlich, doch vielerorts werden sie selbst innerhalb von Schutzgebieten in Äcker umgewandelt. So ist es nicht verwunderlich, dass die dort lebenden Wiesenvögel immer seltener werden“, erklärt Dr. Hermann Hötker, Leiter des für Vogelschutz zuständigen Michael-Otto-Instituts im NABU. Hier seien vor allem die Länder in der Pflicht, für den Erhalt der Grünländer zu sorgen.

Von der Bunderegierung fordert der NABU, sich bei den derzeit laufenden Haushaltsverhandlungen der EU für eine ausreichende Finanzierung des Netzwerks stark zu machen. „Wer jetzt am Naturschutz spart, verursacht durch die Umweltschäden ein Vielfaches an Folgekosten für die öffentlichen Haushalte“, so Tschimpke. Die Europäische Kommission schätzt, dass ein funktionsfähiges Netzwerk Umweltdienstleistungen für Wirtschaft und Gesellschaft im Wert von 200 bis 300 Milliarden Euro jährlich liefern kann und Millionen von Arbeitsplätzen stützt: bei Kosten von nur etwa sechs Milliarden Euro. Drei Viertel dieses Bedarfs könnten leicht durch die EU-Agrar-und Strukturfonds, sowie eine Aufstockung des EU-Umweltfonds LIFE von derzeit 0,2 auf ein Prozent des EU-Haushalts gedeckt werden.

„Mit diesen kleinen Umschichtungen, die im Haushalt kaum spürbar wären, könnte ein großer Effizienzgewinn für unsere Steuergelder erzielt werden. Gerade im Agrarhaushalt der Europäischen Union müssen wir endlich beginnen, für die Direktzahlungen an Landwirte auch gesellschaftliche Leistungen einzufordern“, so der NABU-Präsident mit Blick auf das Bundeslandwirtschaftsministerium, das bisher vor allem an fragwürdigen Subventionen für die Agrarindustrie festhält.

Die ausführliche Studie zum Verlust von Grünland in deutschen Schutzgebieten erscheint Ende Juni 2012. Grafische Darstellungen zu Grünland-Verlusten sowie Fotos zu Grünlandumbruch und Wiesenbrütern sind im Internet zu finden unter www.nabu.de/natura2000.


Erfolgreicher europäischer Naturschutz

20 Jahre Natura 2000 – NABU Hessen zieht Bilanz

NABU Hessen Pressemitteilung, 21.5.12

Wetzlar. Als großen Erfolg des europäischen Naturschutzes wertet der NABU Hessen das 20-jährige Jubiläum des Natura 2000-Netzwerkes zur Sicherung der biologischen Vielfalt. Mit der Verabschiedung der Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie wurde das europaweite Naturschutz-Netzwerk vor zwanzig Jahren geboren. „In Hessen steht mittlerweile etwa ein Fünftel der Landesfläche unter Schutz“, erklärte Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Nur durch das Engagement ehrenamtlicher Naturschützer sei es auch in Hessen gelungen, den nachhaltigen Schutz der Artenvielfalt auf eine solide Grundlage zu stellen.

Zum Jubiläum erinnerte Eppler daran, dass das Land Hessen anfangs nur drei Prozent der Landesfläche nach Brüssel melden wollte. „Erst mit weiteren konkreten Gebietsvorschlägen durch den NABU und andere Umweltverbände gelang es, die hessische Politik zur Meldung der von Europa geforderten Schutzgebietsflächen zu bewegen“, so Eppler. Die Sicherung der biologischen Vielfalt sei neben dem Klimaschutz eines der wichtigsten Ziele der nachhaltigen Entwicklung des Landes.

Erheblichen Nachholbedarf sieht der NABU Hessen in der Umsetzung der europäischen Naturschutz-Richtlinie in Hessen. So beinhalte die hessische Natura 2000-Verordnung aus dem Jahr 2008 keine konkreten Ge- und Verbote für den Umgang mit den Schutzgebieten. „Kaum jemand weiß, was er darf und was nicht“, erläuterte Eppler. Viele Landeigentümer wüssten gar nicht, dass ihre Gebiete unter europäischem Schutz stünden. Es werde viel zu wenig Aufklärung von Seiten der Behörden geleistet. „Die Menschen müssen im Naturschutz stets mitgenommen werden“, so Eppler.

Für Eppler ist es ein Armutszeugnis der Politik, dass erst für ein Viertel aller Flächen fertige Managementpläne existierten. Für alle Gebiete gelte zwar ein Verschlechterungsverbot, ohne Managementpläne könne diese Vorgabe aber weder überprüft noch eingehalten werden. „Die Landesregierung sollte das Jubiläum zum Anlass nehmen, die fehlenden Pläne endlich zügig fertigzustellen“, so Eppler.

Um den Schutz der Gebiete vor Ort zu gewährleisten und der Bevölkerung den Artenreichtum der heimischen Natur zu zeigen, sind in Hessen über 200 NABU-Schutzgebietsbetreuer im Einsatz. Die freiwillig aktiven Frauen und Männer unterstützen die Fachbehörden, kartieren Tier- und Pflanzenarten, führen Pflegemaßnahmen durch und bieten naturkundliche Führungen an. Mit dem Aufbau des Schutzgebietsbetreuer-Projektes in den letzten Jahren habe der NABU Hessen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der biologischen Vielfalt in Hessen geleistet, so Eppler.




» zurück
 

Druckversion