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Aktuell

Wölfe in Deutschland

Herdenschutz statt Wolfs-Abschuss

WWF-Entgegnung auf die Forderung, Wölfe zum Abschuss freizugeben

WWF Pressemitteilung, 15.11.12

Cathrin Münster, Projektleiterin beim WWF Deutschland im Büro Stralsund erklärt hierzu:

„Es ist absolut unverständlich, warum eine CDU-Vertreterin über den Abschuss einer nach europäischem und nationalem Recht geschützten Tierart schwadroniert. Wölfe abzuschießen ist nach derzeitiger Rechtslage eine Straftat.

Über Jahrhunderte war ein Miteinander von Wolf und Mensch in Mitteleuropa möglich, warum es ausgerechnet heute nicht mehr sein sollte, erschließt sich mir nicht. Vor allem, da wir im Vergleich zu früher effektivere Möglichkeiten und neue Konzepte zur Verfügung haben, um Nutztierherden vor dem Wolf zu schützen.

Das Land Mecklenburg-Vorpommer ist in diesem Bereich sehr gut aufgestellt und kann Vorbild für andere Bundesländern sein, in die der Wolf aller Wahrscheinlichkeit nach in den kommenden Jahren ebenfalls zurückkehren wird.“


Fotonachweis: Wolfs-Familie nahe Berlin

WWF: Wölfe sind Herausforderung und Gewinn für Großregion Brandenburg-Berlin

WWF Pressemitteilung, 16.11.12

Berlin / Teltow-Fläming - Eine WWF-Kamerafalle hat im Raum Sperenberg (West-Brandenburg), rund 25 Kilometer Luftlinie von der Berliner Stadtgrenze entfernt, eine Wolfs-Familie fotografiert. Damit ist klar, dass sich bei den, bereits vor einem Jahr abgelichteten, erwachsenen Tieren, Nachwuchs eingestellt hat. „Durch die Aufnahmen wird klar, der Großraum Berlin-Brandenburg ist endgültig zum Wolfs-Land geworden“, sagt Dr. Janosch Arnold, Referent Große Beutegreifer beim WWF Deutschland. Die Rückkehr des einst in Deutschland ausgerotteten Beutegreifers sei ein Gewinn und zugleich auch eine Herausforderung. „Ziel muss es nun sein, ein reibungsloses Management der Wolfspopulation zu garantieren und Konflikte, etwa mit Nutztierhaltern, der Jägerschaft oder dem Tourismus, zu vermeiden“, so Arnold. Dabei profitiere die Region von den gemachten Erfahrungen in weiten Teilen Brandenburgs und Sachsens.

Der Foto-Nachweis zeigt nach WWF-Einschätzung, wie wichtig es ist die deutschen Wolfsvorkommen genau zu untersuchen. Nur so könne ein realistisches Bild von der Populationsentwicklung gelingen und ein optimiertes Management sowie eine bestmögliche Konfliktvermeidung entwickelt werden. „Der Einsatz von Fotofallen ist ein wichtiges Hilfsmittel für das Wolfsmonitoring und liefert uns Daten über die bei uns wieder heimisch gewordenen Wölfe“. bekräftigt auch Yvette Krummheuer, die in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) vor Ort das Wolfsmonitoring durchführt.


Baden-Württemberg ist „Wolferwartungsland“

NABU präsentiert Wolfsausstellung im Landtag
Entschädigungsfonds für Viehhalter


NABU Baden-Württemberg Pressemitteilung, 8.11.12

Stuttgart – „Noch gibt es keinen Wolf in Baden-Württemberg. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er zu uns zurückkehrt: Wir sind Wolferwartungsland“, sagte der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann. Im baden-württembergischen Landtag ist der Wolf dagegen bereits angekommen: Der NABU stellte den Abgeordneten am heutigen Donnerstag das scheue Wildtier im Rahmen seiner Ausstellung „Tour de Wolf“ vor. Damit die Menschen den Wolf kennenlernen, tourt der NABU mit seiner Ausstellung durch ganz Deutschland.

„Über Jahrtausende haben Wölfe in Baden-Württemberg gelebt“, erklärt Landtagspräsident Guido Wolf MdL, der für die Veranstaltung die Schirmherrschaft übernommen hat. „Wenn wir ihnen die Chance geben, werden sie in den nächsten Jahren zurückkehren. Es geht mir darum, dass die Bürgerinnen und Bürger ein zutreffendes und positives Bild vom Wolf bekommen. Denn in unserem Land ist Platz genug für die faszinierenden Tiere – sei es im Schwarzwald oder in Teilen der Schwäbischen Alb.“ Das Ministerium für Ländlichen Raum bereite derzeit einen Handlungsleitfaden vor, der klärt, wie das Land mit den zurückkehrenden Wölfen umgehen wird. „Trotz unserer dichten Besiedelung und unserer flächendeckenden Kulturlandschaft ist der Zuwanderer Wolf integrationsfähig. Wir sind gut vorbereitet auf den ersten Wolf“, meint Wolf und bekräftigte seine Bereitschaft, für den ersten „echten“ baden-württembergischen Wolf eine Patenschaft zu übernehmen.

Neben dem Handlungsleitfaden ist auch eine Vereinbarung über einen „Wolfsrissfonds“ in der Endabstimmung. Aus diesem werden Viehhalter entschädigt, sollte ein Wolf tatsächlich einmal ein Schaf oder eine Ziege erbeuten. Finanziert wird der vom NABU verwaltete Fonds von verschiedenen Naturschutzorganisationen. Aus NABU-Sicht sollte sich auch das Land daran beteiligen. Weder Baumann noch Landtagspräsident Wolf rechnen jedoch mit vielen Fällen: Wissenschaftler des Senckenberg-Forschungsinstituts haben Anfang 2012 eine Untersuchung veröffentlicht, wonach vor allem Rehe, Hirsche und Wildschweine auf dem Speiseplan der deutschen Wölfe stehen. Nutztiere machten weniger als ein Prozent der Nahrung aus.

Dennoch werden Tierhalter in Zukunft ihre Tiere vor dem Wolf schützen müssen. Verbesserte Zäune und gut ausgebildete Herdenschutzhunde bieten erfahrungsgemäß guten Schutz. „Der NABU fördert gerade die Ausbildung zweier Herdenschutzhunde in Baden-Württemberg. Denn es ist klar: Wir dürfen gerade die Schäfer mit dem Wolf nicht alleine lassen. Mit dem Rissfonds und dem Schutzhundeprojekt wollen wir sie ganz konkret unterstützen“, sagt Baumann. Baumann schlägt zudem vor, dass das Land den Herdenschutz als Agrarumweltmaßnahme finanziell fördert.

Baumann und Wolf rieten angesichts der bevorstehenden Rückkehr der Wölfe zu Gelassenheit. Auch wenn ein Unfall nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden könne: Eine Gefahr für den Menschen gehe vom Wolf in aller Regel nicht aus. Das zeige auch ein Blick in Länder wie Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich oder Rumänien, wo Wölfe in enger Nachbarschaft mit Menschen leben, ohne dass es zu ernsthaften Konflikten komme.

„Besonders wichtige Partner bei der Rückkehr der Wölfe sind natürlich auch die Jäger. Deshalb freuen wir uns, dass auch Landesjägermeister Dieter Deuschle die Wölfe willkommen heißt und den illegalen Abschuss der streng geschützten Tiere in aller Form verurteilt“, sagten Baumann und Wolf.

Die Ausstellung

Mit seiner interaktiven Wolfs-Ausstellung stellt der NABU den Wolf als ehemaligen und zukünftigen Bewohner unseres Landes vor – jenseits abstruser Vorstellungen aus der Grimm'schen Märchenwelt. Die Besucher der Ausstellung erleben den Alltag des NABU-Wolfsexperten und werden selbst zu Forschern: In einem Tarnzelt können die Besucher etwa selbst heulen wie ein Wolf und herausfinden, welcher Heultyp sie sind: Einsamer Wolf auf Partnersuche oder doch eher Welpenchor? Dabei werden sie Teil des längsten simulierten Wolfsgeheuls der Welt. An einer anderen Station erforschen die Gäste, was der Wolf gefressen hat.

Hintergrund: der Wolf (Canis lupus)

Mitteleuropäische Wölfe wiegen bei einer Schulterhöhe von 50 bis 100 Zentimeter durchschnittlich 28 bis 38 kg. Der Körperbau weist den Wolf als ausdauerndes Lauftier aus. Die Ohren der grau bis bräunlich gefärbten Wölfe sind relativ klein und dreieckig, der gerade und buschige Schwanz wird meist herabhängend getragen. Oft haben Wölfe eine schwarze Schwanzspitze und einen dunklen Sattelfleck. Wölfe sind soziale Tiere und leben in Rudeln mit starken Bindungen. Im Alter von 10 bis 22 Monaten verlassen die Jungwölfe das Rudel und suchen nach einem Geschlechtspartner und einem eigenen Territorium. Dabei wandern die jungen Rüden oft mehrere hundert Kilometer weit. Der Wolf ernährt sich vor allem von Rehen, Hirschen und Wildschweinen, wie man aus Untersuchungen des Senckenberg Instituts in Görlitz weiß. Durch das Leben in Rudeln können Wölfe Tiere erbeuten, die ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichtes haben. Feldstudien zeigen, dass ihre Beute zu 60 Prozent junge, schwache oder alte Tiere sind.

Wölfe leben derzeit unter anderem in Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich, Polen, Slowakei, Rumänien – und in Deutschland. Im Osten und Norden Deutschlands zählen die Experten in diesem Jahr 41 erwachsene Wölfe in 16 Rudeln in freier Wildbahn. Einzelne Tiere wurden bereits in Bayern und Hessen gesichtet.




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