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Aktuell
Auenwälder gegen Hochwasser
NABU fordert mehr natürliche Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser
Tschimpke: Flüsse in Deutschland haben zu wenig Raum
NABU Pressemitteilung, 3.6.13
Berlin Angesichts der dramatischen Hochwasserwassersituation in Bayern, Sachsen und Thüringen und der weiter zu erwartenden starken Regenfälle in einigen Regionen Deutschlands hat der NABU erneut auf Mängel beim natürlichen Hochwasserschutz hingewiesen.
„Die Elbeflut ist jetzt über zehn Jahre her. Die großen Hochwasser der vergangenen Jahre zeigen, dass wir mehr natürlichen Raum für unsere Flüsse brauchen. Die Bundesländer haben in erster Linie in technische Maßnahmen wie den Bau von Mauern und höhere Deiche investiert. Das allein reicht nicht aus“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Vor allem fehle es an Überflutungsflächen. Viele Flüsse hätten keine Auen mehr. Damit sinke die Möglichkeit, steigende Pegelstände auszugleichen. „Nur noch ein Drittel dieser ursprünglichen Überflutungsflächen steht unseren heimischen Flüssen noch zur Verfügung. Wir brauchen lebendige Flüsse mit freien Ufern. Das dient nicht nur dem Hochwasserschutz, sondern schützt auch die Natur“, so der NABU-Präsident.
Die Regierungskoalition in Berlin hat sich im Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, natürliche Auen zu reaktivieren und Flusstäler zu renaturieren. „Die aktuell laufende Reform der Bundeswasserstraßenverwaltung bietet für die Bundesregierung eine einmalige Gelegenheit, beispielhafte Strukturen für die Renaturierung unserer Flüsse zu schaffen“, so NABU-Naturschutzexperte Till Hopf. Damit es zukünftig nicht allein bei Lippenbekenntnissen bleibt, fordert der NABU als Finanzierungsinstrument ein Bundesprogramm „Blaues Band“ für die Renaturierung von Fließgewässern und Auen.
Hochwasserwelle rollt durch Deutschland
WWF zur Situation in Passau: Bessere Deiche aber keine Kompensation in der Fläche Bodenverdichtung: Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft ein Faktor?
WWF-Experte: Hochwasserrisiken auch zehn Jahre nach Elbeflut unvermindert hoch
WWF Pressemitteilung, 3.5.13
Angesichts der aktuellen Hochwasserlage in Deutschland und Tschechien warnt Georg Rast, WWF-Referent für Wasserbau und Hydrologie: „Bisher halten die ertüchtigten Deiche an Elbe und Mulde. Doch genau das könnte etwa für die Elbeanlieger stromab der Saalemündung zu neuen Höchstständen führen. Die Wassermassen können nicht mehr in die Fläche ausweichen.“ Nach der letzten Elbeflut hätten Bundesregierung und die Länder zwar ein umfassende Hochwasserschutzprogramm initiiert, doch auch über zehn Jahre nach der Flut habe sich das Risiko kaum verringert. „Kein Deich gewährleistet einen hundertprozentigen Schutz“, erklärt Rast. „Sie verringern die Symptome, bekämpfen aber nicht die Ursache. Die Elbe und ihre Nebenflüsse sind noch immer in ein gefährliches und unnatürliches Korsett gezwängt.“
Seit den großen Hochwassern Anfang der 2000er Jahre habe man überall zuerst Deiche ertüchtigt und erhöht. Doch es fehle überall die Kompensation in der Fläche, so die Kritik des WWF-Experten. „Es gibt zu wenig Überflutungsflächen. Die Deiche mögen überwiegend halten, doch die Probleme an kritischen Punkten, wie etwa Passau, verschärfen sich dadurch nur“, so Rast. Erschreckend schnell ansteigende Pegel und das wiederholte Brechen von Rekordmarken sind die Folgen.
Ein weiterer Faktor der nach Ansicht des WWF bei Hochwasserschutz und prävention zu wenig Beachtung fände, sei die Intensivierung und Mechanisierung der Landwirtschaft und die daraus resultierende Bodenverdichtung. „Der Verdacht, gerade in Ostdeutschland und Tschechien liegt nahe, dass landwirtschaftlich genutzte Böden selbst bei hundertprozentiger Sättigung weniger Wasser aufnehmen können, als in der Vergangenheit“, vermutet Rast. „Es ist ein Unterschied, ob das Wasser langsam einsickern kann oder aufgrund intensiver Agrarnutzung schnell oberflächlich wegfließt.“ Nach wie vor sei auch das Problem der Flächenversiegelung ungelöst. Täglich gingen in Deutschland immer noch gut 100 Hektar durch Bebauung verloren.
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