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Aktuell

Naturschutz im Wald

NABU: Gifteinsätze in Wäldern verbieten

Tschimpke: Pestizideinsätze im Wald sind nicht die Lösung des Problems

NABU Pressemitteilung, 20.3.15

Berlin – Anlässlich des Internationalen Tag des Waldes am 21.März macht der NABU erneut auf die bevorstehenden Gifteinsätze in Eichen- und Kiefernwäldern aufmerksam. Auch in diesem Jahr sollen wieder mehrere 10.000 Hektar Wald mit Fraß- und Kontaktgiften besprüht werden, um die Raupen des Eichenprozessionsspinners und des Kiefernspinners zu bekämpfen. Diese Einsätze werden durchgeführt, weil Forstbetriebe Verluste des Holzzuwachses und das Absterben ganzer Waldbestände befürchten. Nach heutigem Kenntnisstand gibt es jedoch keine Waldbestände, die auf Grund einer der beiden Arten abgestorben sind.

Aus Sicht des NABU stehen jedoch die Risiken für die biologische Vielfalt, welche durch die großflächigen Gifteinsätze entstehen, in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen für die Forstwirtschaft. „Der Einsatz von Gift stellt einen massiven Eingriff in das sensible Waldökosystem dar“, warnt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Bis zu 214 Schmetterlingsarten sowie Käfer, Vögel und Fledermäuse sind direkt oder indirekt durch den Gifteinsatz in Eichenwäldern betroffen.“ Der NABU fordert deshalb ein sofortiges Verbot der Gifteinsätze.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners fressen Eichenblätter, was zu forstlichen Schäden führen kann. Die Brennhaare der Raupen stellen eine Gesundheitsgefahr für den Menschen dar, weil sie Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen können. Der NABU nimmt die Gesundheitsgefahren für den Menschen ernst und spricht sich deshalb in Siedlungsbereichen für mechanische Verfahren wie das Absaugen der Raupennester aus. In den betroffenen Waldgebieten müssen Warnhinweise angebracht und wo nötig Zugangsverbote ausgesprochen werden.

„Anstatt Jahr für Jahr die Schmetterlingsraupen großflächig mit Pestiziden zu bekämpfen und damit die massenhafte Tötung von anderen Waldtieren in Kauf zu nehmen, muss der Waldumbau hin zu naturnahen, gesunden Laubmischwäldern forciert werden“, fordert Stefan Adler, NABU-Waldexperte. Dazu zähle auch die Reduktion häufig viel zu hoher Paarhuferbestände wie Rehe, Rot- und Damhirsche, die oft eine natürliche Verjüngung mit heimischen Laubbaumarten verhindern.

Massenvermehrungen gehören bei vielen Insektenarten wie Eichenprozessionsspinner, Kiefernspinner oder Waldmaikäfer zur natürlichen Populationsdynamik. In naturnahen Ökosystemen brechen die hohen Populationen bedingt durch Krankheiten, Parasiten oder den Verlust der Nahrungsgrundlage wieder zusammen. Denn nicht die Existenz der Insektenarten ist das Problem, sondern die immer noch häufigen Kiefernmonokulturen, welche die wiederkehrenden Massenvermehrungen von nadelfressenden Insekten begünstigen.


NABU-Umfrage: Deutliche Mehrheit der Deutschen will mehr Naturschutz im Jagdrecht

Miller: Jagdgesetze müssen ökologischer werden

NABU Pressemitteilung, 18.3.15

Berlin – Vor dem Hintergrund der Novellierungen der Jagdgesetze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg hat der NABU eine repräsentative Bevölkerungsumfrage beim Meinungsforschungsinstitut forsa in Auftrag gegeben. Die klare Mehrheit (84 Prozent) der 1.000 Befragten hält es für sehr wichtig oder wichtig, dass die Aspekte des Natur- und Tierschutzes durch die Jagdgesetze gestärkt werden. „Wir fordern die Politik auf, die Jagdgesetze konsequent zu ökologisieren – auch wenn viele Jagdverbände mit Gesetzen aus dem letzten Jahrhundert lieber weiter in der Vergangenheit leben wollen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch in Baden-Württemberg fahre die Jägerschaft schwere Geschütze gegen zaghafte ökologische Verbesserungen der Jagdgesetze auf. So beharren die Jagdverbände weiterhin darauf, Tiere mit Fallen töten zu dürfen und streng geschützte und bedrohte Tierarten wie Krick- oder Tafelente zu bejagen. „Wollen Jägerinnen und Jäger gesellschaftsfähig bleiben, müssen sie sich den sozialen und ökologischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte öffnen. So könnte der Wolf zum Lackmus-Test werden: Der Umgang mit dem Rückkehrer wird zeigen, ob die Jägerschaft in der Gegenwart ankommt oder weiter Positionen aus der Märchenzeit aufrecht erhalten will“, sagte Miller.

Der NABU hatte erst vor Kurzem die Umweltverträglichkeit des deutschen Jagdrechts überprüft und festgestellt, dass dieses den Anforderungen des Tier- und Naturschutzes nicht einmal mehr ansatzweise genügt. „Die Entwürfe der Jagdgesetze aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg waren die einzigen, die ein Stück weit in die Zukunft wiesen“, erklärte der NABU-Bundesgeschäftsführer.

Er kritisierte scharf, dass sich die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg dem Druck der Jäger beugen und stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Entenarten möglicherweise zur Jagd freigeben möchte. In der Durchführungsverordnung zum neuen Jagd- und Wildtiermanagementgesetz war dies in den ersten Entwürfen nicht vorgesehen. „Die Umfrage des NABU zeigt klar, wohin die Richtung gehen muss: Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr Natur- und Tierschutz im Jagdrecht – und kein Einknicken der Politiker vor anachronistischen Forderungen der Jägerschaft“, so Miller.

An die Jagdverbände richtete der NABU-Bundesgeschäftsführer ein konkretes Angebot: „Angesichts der massiven Herausforderungen – die biologische Vielfalt geht immer dramatischer zurück im Wald und vor allem auf Feldern – sollte die organisierte Jägerschaft ihrem eigenen Anspruch gerecht werden: Zeigen Sie den Naturschützern nicht die Faust, sondern verhalten Sie sich wie ein anerkannter Naturschutzverband. Wir reichen Ihnen die Hand, um mit uns gemeinsam gegen die Bestandsrückgange bei bedrohten Arten vorzugehen und ihre Lebensräume zu entwickeln. Auf lokaler Ebene funktioniert eine solche Zusammenarbeit schon sehr gut – jetzt muss nur noch die gesamte Jägerschaft nachziehen. Die Gesellschaft erwartet von den Jagdverbänden, dass sie aus den verstaubten Jagdzimmern ins 21. Jahrhundert treten und sich für den Naturschutz einsetzen.“


NABU fordert, dass Naturschutz im Jagdrecht nicht geschwächt wird

NABU zu aktueller Meinungsumfrage: „Menschen wollen mehr Naturschutz im Jagdrecht“

NABU Baden-Württemberg Pressemitteilung, 18.3.15

Stuttgart – Der NABU Baden-Württemberg sieht sich durch die Ergebnisse einer aktuellen Meinungsumfrage in seiner Einschätzung bestätigt, dass der Natur- und Tierschutz im baden-württembergischen Jagdrecht deutlich gestärkt werden muss. In einer vom NABU in Auftrag gegeben Umfrage hat forsa festgestellt, dass das 84 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger beziehungsweise 83 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg so sehen. Dies hat der NABU heute in einer Pressemitteilung bekannt gegeben. „Die überwiegende Mehrheit im Ländle will mehr Naturschutz und mehr Tierschutz im Jagdrecht“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann und betont, dass dies die Menschen aus allen politischen Lagern so sehen.

Er fordert die grün-rote Landesregierung auf, auf den letzten Metern vor dem Inkrafttreten des neuen Jagrechts nicht vor dem Druck des Landesjagdverbands Baden-Württemberg einzuknicken. Am 4. März haben Jägerinnen und Jäger aus ganz Deutschland mit Jagdhörnern für ein Festhalten am aus NABU-Sicht antiquierten Jagdgesetz demonstriert. Bisher hatte der NABU den Entwurf der Durchführungsverordnung (DVO) weitgehend positiv bewertet, befürchtet aber eine Schwächung des Naturschutzes durch nachträgliche Veränderungen. Nach Einschätzung des NABU würden die positiven und innovativen Ansätze des baden-württembergischen Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes sonst torpediert. „Politik des Gehörtwerdens bedeutet mehr und nicht weniger Naturschutz im Jagdrecht. Aus den Jagdhörnern ist nur verbrauchte Luft rausgekommen. Hören Sie auf die Menschen“, sagt Baumann in Richtung der grün-roten Landesregierung.

Der NABU-Landeschef kritisiert die Landesregierung, weil sie am Rande der Demonstration des Landesjagdverbands eine deutliche Schwächung des Naturschutzes in der DVO zum Jagd- und Wildtiermanagementgesetz in Aussicht gestellt hat. Insbesondere die SPD-Fraktion habe sich nach Ansicht des NABU den Jägerinnen und Jägern „an den Hals geworfen“.

„Herr Schmiedel, stellen Sie sich nicht als Treiber gegen den Naturschutz in den Dienst des Landesjagdverbands“, sagt Baumann. Der NABU-Chef kritisiert den SPD-Fraktionsvorsitzenden, weil dieser gegen Expertenmeinungen und entgegen EU-rechtlicher Vorgaben die Jagd selbst auf akut gefährdete und streng geschützte Brutvogelarten fordert. Medienberichten zufolge erwägt die Landesregierung, die in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Krickente und die stark gefährdete Tafelente entgegen eines früheren Verordnungsentwurfs zum Abschuss freizugeben.

Außerdem sollen auf Druck der SPD-Fraktion Rabenkrähen und Elstern offenbar zwei Monate länger gejagt werden können. Sollte der Entwurf der Jagdverordnung so geändert werden, wie es Landesjagdverband und SPD wollen, würden dadurch jedes Jahr mehrere tausend Rabenkrähen und Elstern mehr vom Himmel geschossen und in den Mülltonnen verschwinden. Der NABU kritisiert Grün-Rot dafür, dass Rabenkrähen und Elstern durch das neue Jagdrecht selbst in Naturschutzgebieten gejagt werden könnten.

Der NABU fordert Minister Alexander Bonde vor dem Hintergrund der Meinungsumfragen und der EU-rechtlichen Vorgaben auf, sich nicht von der anhaltenden Kritik des Jagdverbands beirren zu lassen. „Stärken Sie den Naturschutz im Jagdrecht: keine Jagd auf Tafel- und Krickenten, keine Rabenvogeljagd in Naturschutzgebieten und allenfalls kürzeste Jagdzeiten für Elstern und Rabenkrähen“, sagt Baumann.




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