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Aktuell
Rote Liste Deutschland
Rote Liste 2017: Wiesen und Weiden in Gefahr
Entspannung dagegen für Küsten und Gewässer
BMUB Pressemitteilung, 31.5.17
Die neue Rote Liste gefährdeter Biotoptypen zeigt ein durchwachsenes Bild
vom Zustand der Natur in Deutschland: Für knapp zwei Drittel der 863 in
Deutschland vorkommenden Biotoptypen besteht demnach eine angespannte
Gefährdungslage. Besonders dramatisch ist die Entwicklung beim Offenland,
vor allem den Wiesen und Weiden. Positive Entwicklungen gab es dagegen bei
Küsten-Biotopen sowie an vielen Flüssen und Bächen. Zu den größten
Gefährdern der Biotoptypen zählt nach wie vor die intensiv betriebene
Landwirtschaft. Die Rote Liste wurde heute vom Bundesumweltministerium und
dem Bundesamt für Naturschutz vorgestellt.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Diese Rote Liste ist ein
Alarmsignal. Der Zustand von Wiesen und Weiden wird immer schlechter. Das
liegt vor allem an der Intensivierung der Landwirtschaft. Die Rote Liste
zeigt aber auch, dass sich die Anstrengungen für Natur und Umwelt lohnen.
Mit besseren Kläranlagen und Renaturierungsprojekten haben wir es zum
Beispiel geschafft, dass es vielen Flüssen und Bächen wieder besser
geht. Wir dürfen beim Naturschutz nicht nachlassen. Mit der
Naturschutz-Offensive 2020 haben wir schon viel erreicht. Jetzt kommt es
darauf an, dass auch die Agrarpolitik endlich ihre Verantwortung für den
Naturschutz wahrnimmt.“
BfN-Präsidentin Beate Jessel: „Zwei Drittel aller Biotoptypen sind in
unterschiedlichem Maße vom Verlust bedroht. Bei den in besonderem Maße
von einer Nutzung abhängigen Biotoptypen des Offenlandes liegt dieser
Anteil mit 79 Prozent sogar noch deutlich höher. Besonders schlecht ist
es um das Grünland bestellt. Hier gibt uns zu denken, dass mittlerweile
nicht mehr nur die extensiv genutzten Biotoptypen betroffen sind, sondern
auch Lebensräume mittlerer Nutzung wie die artenreichen Mähwiesen in die
höchste Gefährdungskategorie fallen. Die Folgen dieser Entwicklung
spiegeln sich auch im dramatischen Rückgang von Lebewesen der
Agrarlandschaft wieder, beispielsweise bei den Feldvögeln wie Feldlerche,
Braunkehlchen oder Kiebitz und auch bei den Insekten.“
Nach wie vor sind knapp zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden
Biotope gefährdet wenn auch in unterschiedlichem Maße. Besonders
dramatisch ist die Situation beim Grünland. Hier hat sich die Situation
seit der letzten Fassung der Roten Liste von 2006 noch einmal deutlich
verschlechtert. Aber auch bei vielen anderen Biotoptypen der
Kulturlandschaft, wie etwa Streuobstwiesen, hat sich die Lage
verschlechtert.
Positive Entwicklungen gibt es bei den Biotoptypen der Küsten sowie der
Fließgewässer. Flüsse und Bäche weisen positive Entwicklungen auf. Das
ist ein Erfolg der Anstrengungen zur Renaturierung sowie immer besserer
Kläranlagen. Dieser positive Befund trifft aufgrund der
Stickstoffbelastung jedoch nicht auf das Grundwasser sowie viele stehende
Gewässertypen zu. Stabilisiert hat sich die Entwicklung bei vielen
Waldbiotopen. Das hängt unter anderem mit einer nachhaltigeren
Bewirtschaftung insbesondere in den öffentlichen Wäldern zusammen.
Mit der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands wird für die
Naturschutzpraxis in Deutschland ein umfassendes Handbuch bereit gestellt,
das über die Biotoptypen und ihre Gefährdungen Auskunft gibt sowie eine
Grundlage für alle raumrelevanten Planungen darstellt. So wurden z.B. die
Bezüge zwischen den Biotoptypen und der Wasserrahmenrichtlinie sowie den
Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie aktualisiert. Grundlegend überarbeitet
wurde die Zuordnung der Biotoptypen zu den gesetzlich geschützten
Biotopen gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz, wobei erstmalig auch die
entsprechenden gesetzlichen Regelungen der Bundesländer dargestellt
wurden.
Rote Liste 2017: Monotonie in der Kulturlandschaft
Feldlerche und Hamster ohne Zuhause: Wiesen, Weiden und Äcker in Gefahr
WWF Pressemitteilung, 31.5.17
Die am Mittwoch in Berlin vorgelegte Rote Liste 2017 zeigt: Knapp zwei Drittel der 863 in Deutschland vorkommenden Biotoptypen wie Wiesen, Auenwälder oder Feuchtgebiete sind in Gefahr. Ein echter „Biotop-Killer“ ist die intensive Landwirtschaft. Hierzu erklärt Dr. Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz in Deutschland beim WWF:
„Nichts setzt der biologischen Vielfalt mehr zu, als die Zerstörung von Lebensräumen. Die neue Rote Liste für gefährdete Biotoptypen zeigt, dass in Deutschland viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten noch immer ihr Zuhause und damit die Überlebensgrundlage verlieren. Vor allem die vielfältigen Lebensräume der Kulturlandschaft sind in zunehmender Gefahr. Die ständige Intensivierung der Landwirtschaft ist ein echter Biotop-Killer. Weiden, Wiesen und Äcker verändern sich dramatisch, werden von überdüngten, gleichförmigen Monokulturen verdrängt. Die klassischen Wald- und Wiesenvögel, Schmetterlinge und Feldhamster verschwinden gemeinsam mit ihren Lebensräumen. Es droht eine stumme, monotone Kulturlandschaft.
Doch Natur und Landwirtschaft sind keine voneinander abgekoppelten Systeme. Sie können nur gemeinsam dauerhaft erfolgreich sein. Wir brauchen daher eine tiefgreifende Agrarreform, die Landwirtschaft und Natur wieder in Einklang bringt. Politik wie Gesellschaft müssen in eine grünere und nachhaltigere Landwirtschaft investieren. Der WWF setzt sich für eine faire staatliche Förderung und faire Preise im Agrarbereich ein, denn Bauern brauchen ein gerechtes und zuverlässiges Einkommen, wenn sie umweltfreundlich produzieren.“
Rote Liste zeigt schlechten Zustand von Wiesen, Streuobstwiesen und stehenden Gewässern
Verantwortlich ist eine verfehlte Agrarpolitik
BUND Pressemitteilung, 31.5.17
Berlin: Anlässlich der heutigen Veröffentlichung der aktuellen Roten Liste für Lebensräume durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) forderte der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, von der Bundesregierung ein konsequentes Umsteuern in der Agrarpolitik und bundesweit rechtsverbindliche Maßnahmen zum Schutz der gefährdeten Lebensräume. "Dass rund zwei Drittel der hierzulande vorkommenden Lebensraum-Arten gefährdet sind, geht vor allem aufs Konto der intensiven Landwirtschaft und ist Ergebnis einer verfehlten Agrarpolitik", sagte Weiger.
Bundesagrarminister Christian Schmidt habe den Umbau Deutschlands zur "Fleischfabrik" in den vergangenen Jahren leider stark vorangetrieben. "Minister Schmidt hat der Agrarindustrie Vorrang vorm Erhalt kleiner und mittlerer bäuerlicher Betriebe gegeben und so maßgeblich dazu beigetragen, dass heute im ländlichen Raum Mais- und Rapsmonokulturen dominieren. Der Verlust von Insekten- und Vogelarten sowie vieler seltener Pflanzen wird sich fortsetzen, wenn die nächste Bundesregierung nicht endlich die Agrarwende angeht", sagte der BUND-Vorsitzende.
Die Bundesregierung habe es bislang versäumt, im Rahmen der aktuellen Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes artenreiches Grünland wie Wiesen und Streuobstwiesen bundesweit besser zu schützen. Hier fehle den Parteien der politische Mut, sich gegen agrarindustrielle Interessen zu positionieren. "Streuobstwiesen und artenreiches Grünland müssen bundesweit einheitlich geschützt werden. Das Bundesnaturschutzgesetz muss endlich den konsequenten Rechtsschutz für alle bedrohten Biotope garantieren", forderte Weiger.
Positiv bewertete der BUND-Vorsitzende erfreuliche Entwicklungen beim Schutz von Küsten-Biotopen und Fließgewässern. Dafür hätten das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 und die Europäische Wasserrahmenrichtlinie gesorgt. Deutlichen Verbesserungsbedarf gebe es noch bei der Qualität des Grundwassers und bei stehenden Gewässern wegen der viel zu hohen Stickstoff- und Pestizidbelastungen.
"Viele Seen und Flüsse sind durch den hohen Nitratgehalt und durch Pestizide belastet und damit weit entfernt von einem guten Zustand. Für die schlechte Qualität vieler Gewässer sind die Intensivtierhaltung und eine auf Gewinnmaximierung bedachte Agrarindustrie verantwortlich. In der nächsten Bundesregierung darf das Agrarministerium Naturschutzbelange nicht länger missachten und blockieren", sagte Weiger. Unerlässlich sei auch eine ökologische Reform der EU-Agrarpolitik.
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