|
|
Aktuell
Einigung bei Possenwald
Waldwildnis am Possen: Erholung für Mensch und Natur
Naturschutzorganisationen begrüßen Einigung nach jahrelanger Debatte um den Possenwald in Thüringen und planen eine Anlaufstelle für Wildnis-Interessierte
Gemeinsame Presseinformation des BUND, NABU, ZGF und WWF, 6.12.17
1.000 Hektar Waldwildnis, 500 Hektar naturnaher Erholungswald, 1.500 Hektar bleiben Forst: Hierauf haben sich die Thüringische Umweltministerin Anja Siegesmund und die Landwirtschaftsministerin Birgit Keller nach jahrelanger Debatte um den Possenwald, 60 Kilometer nördlich von Erfurt, geeinigt. Die Naturschutzorganisationen begrüßen die Einigung der Koalitionspartner. Viele Anliegen der Region werden in der Einigung berücksichtigt und die Erholung von Menschen und Natur soll mit wirtschaftlichen Nutzungsinteressen in Einklang gebracht werden. Am Possen-Zentrum wollen die Naturschutzorganisationen zukünftig eine Anlaufstelle für Wildnis-Interessierte schaffen.
Ein Wald für die Region
Wichtig ist es nun, dass die Region vom Wald profitiert. "Dabei steht auch die Landesregierung in der Pflicht, das Waldprojekt zu veredeln und Angebote für Besucher zu schaffen, den Wald zu erleben", sagt Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer vom BUND Thüringen. Die Naturschutzorganisationen wollen selbst ihren Beitrag leisten und eine Anlaufstelle für Naturinteressierte schaffen. Ein Wildnis-Büro auf dem Gelände des Freizeitzentrums Possen wird so gemeinsam mit den Beteiligten der Region den Gästen Natur und Wildnis nahebringen. Dafür wird ein Programm mit Erlebnisangeboten entstehen.
Wilde Wälder werden vernetzt
Der Possenwald ist ein bedeutender Baustein im Biotopverbund mit dem Nationalpark Hainich und dem Wildnisgebiet Hohe Schrecke für zahlreiche Arten, die auf naturbelassene Waldgebiete angewiesen sind. Doch auch für uns Menschen sollen die Wälder durch den geplanten "Thüringer Urwaldpfad" verbunden werden. "Dabei ist der Possen ein enorm wichtiger Trittstein für den Pfad, den wir quer durch Thüringen anbieten wollen", sagt Albert Wotke vom WWF, Referent Naturschutz Deutschland, der den Urwaldpfad plant.
Rettung für bedrohten Waldmeister-Buchenwald
Der Possen besteht vorwiegend aus dem sogenannten Waldmeister-Buchenwald. Dieser Waldtyp verdankt seinen Namen dem Waldmeister, auch Wohlriechendes Labkraut genannt. Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Wälder liegt bei uns in Deutschland. Ohne menschlichen Einfluss wären über 85 Prozent der Fläche Deutschlands mit diesen Buchenwäldern bedeckt. Heute ist nur ein kleiner Bruchteil (3,8 Prozent) der ursprünglichen Fläche übrig - alles andere ist verbaut, landwirtschaftliche Fläche oder Fichtenforst. "Der beste Schutz für diese Wälder ist, wenn man dort auf forstwirtschaftliche Nutzung verzichtet", erläutert Manuel Schweiger, Wildnisreferent der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Doch nur 0,15 Prozent der noch verbliebenen Wälder sind überhaupt in irgendeiner Art geschützt, wie die aktuelle Studie der Naturwald Akademie belegt (https://naturwald-akademie.org/die-repraesentativitaet-von-waldgesellschaften-in-deutschland-auszuege). "Angesichts der internationalen Verpflichtung für unsere Buchenwälder und des Artensterbens ist dieser Schutz im Promillebereich verantwortungslos. Die neu geschaffene Waldwildnis im Possen ist deshalb von großer Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus", so Manuel Schweiger weiter.
Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für den Waldschutz
Wegen dieser großen Verantwortung für den Buchenwald hatten Umweltministerium, die Bürgerinitiative "ProKyffhäuserWald" und Naturschutzverbände ursprünglich 2.500 Hektar Waldwildnis gefordert. Es folgte eine jahrelange Debatte mit Petitionsausschuss, Unterschriftensammlungen und Anträgen der Gegner und Befürworter. Eine belastende Situation für die Region und die Koalition. "Wir sind deshalb sehr erleichtert, dass die verschiedenen Anforderungen berücksichtigt werden konnten und nun zumindest eine große, zusammenhängende Waldfläche am Possen geschützt wird", erklärt Martin Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des NABU. Dies sei auch ein großer Verdienst der Bürgerinitiative "ProKyffhäuserWald", die sich mit viel Mut und Ausdauer in einer deutschlandweit beispiellosen Allianz mit Menschen aus der Kommunal- und Landespolitik für Waldwildnis am Possen eingesetzt habe.
Einigung im Urwald-Streit
Punkt 18 Uhr verkündeten gestern die Thüringer Landwirtschafts- und Umweltministerien, dass sie sich im Streit um die Stilllegung von Waldflächen in Thüringen geeinigt haben.
Ostthüringer Zeitung, 2.12-17
http://www.otz.de/startseite/detail/-/specific/Einigung-im-Urwald-Streit-746122875
Urwald oder Holzplantage: Muss der Wald wilder werden?
Deutschland ist Waldland. Etwa ein Drittel der Landesfläche ist von Bäumen bewachsen, Tendenz steigend. Die Deutschen lieben ihren Wald so naturnah und urwüchsig wie möglich. Doch Holzwirtschaft, Jagd und Freizeitgestaltung stören dieses Idealbild. Viele wünschen sich mehr Wildnis im Wald. Ist das der richtige Weg?
Deutschlandfunk, 2.12.17
http://www.deutschlandfunk.de/knoke-vs-mueller-urwald-oder-holzplantage-muss-der-wald.2927.de.html?dram:article_id=402085
„Wer uns den Bannwald klaut, hat die Zukunft auf Sand gebaut“
Protest gegen Waldrodung für den Kiesabbau im Frankfurter Flughafenwald
ROBIN WOOD Pressemitteilung, 6.12.17
Die ROBIN WOOD-Regionalgruppe Rhein-Main protestiert scharf gegen die Rodung von acht Hektar Bannwald am Langener Waldsee. Die Rodungsarbeiten starteten gestern, obwohl der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel noch nicht über einen Eilantrag des BUND in der Sache entschieden hat. Der Wald wird zerstört, damit die Firma Sehring dort Kies und Sand abbauen kann. ROBIN WOOD-AktivistInnen haben sich spontan entschlossen, heute um fünf vor 12 Uhr
an der Rodungsstelle zu protestieren. Treffpunkt ist die Einmündung der Mitteldicker Allee in die Brunnenschneise direkt am Rodungsgelände in Langen.
ROBIN WOOD kritisiert die hessische Umweltministerin Priska Hinz und die Landesregierung, weil sie die mit über 60 Hektar im Endausbau flächenmäßig größte Waldvernichtungsaktion in Rhein-Main seit den Kahlschlägen für den Flughafenausbau nicht verhindert haben.
„Wer hier weiter Sand und Kies abbaut und dafür Wald rodet, baut unsere Zukunft sprichwörtlich auf Sand“, sagt ROBIN WOOD-Aktivist Peter Illert. „Billiger Beton, für den Wald fällt, nutzt nur der Firma Sehring. Der wertvolle Laubwald ist für Regionalklima und Lebensqualität der Menschen in der durch den Flugverkehr hoch belasteten Region unabdingbar. Nach einer Auskiesung wird der Wald in dieser Form jedoch nicht mehr nachwachsen.“
Über 240 Hektar Wald hat Sehring in den letzten 60 Jahren bereits abholzen lassen. Allein in den letzten vier Jahren kamen 12 Hektar hinzu. Über 50 Hektar sollen nach dem Willen des Baustoffunternehmens in den nächsten 15 bis 20 Jahren folgen. Jährlich sollen über eine Million Tonnen Sand und Kies gefördert werden, um am Bauboom durch die Verdichtung und Verstädterung der Großregion zu verdienen. Aktuell wird mit Sehring-Beton u.a. der Luxus-Wohnturm „Grand Tower“ in Frankfurt gebaut.
Gegen die Zerstörung des Bannwaldes gibt es seit Jahren Widerstand. Aktive von ROBIN WOOD hatten mehrfach vor dem Betriebsgelände von Sehring protestiert. Der hessische Landesverband des BUND versucht seit vielen Jahren vor Gericht, die Rodungen zu stoppen.
Doch anstatt gegenüber Sehring den Schutz des Waldes durchzusetzen, erließ die Regierungspräsidentin zum 1. September dieses Jahres einen neuen Hauptbetriebsplan und ordnete den Sofortvollzug für die Rodung des Planabschnitts 2a an. Der BUND erwirkte mit einer Klage einen vorläufigen Aufschub. Diese wurde vom Verwaltungsgericht Darmstadt abgewiesen. Der BUND ging in die nächste Instanz beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel und beantragte eine Zwischenverfügung, dass der Wald bis zu einer Entscheidung nicht abgeholzt wird. Der Entscheid darüber steht aber immer noch aus, und Sehring schafft nun Fakten. Weiterhin läuft in Kassel das Hauptsacheverfahren, in dem es um den Widerspruch gegen den Planfeststellungsbescheid geht.
„Wir fordern die Politik und den Umlandverband auf, den Bereich um den Langener Waldsee wieder als Vorranggebiet für den Naturschutz auszuweisen“, sagt Illert. „Die Sicherung der Funktion des Waldes und der Grundwasserschutz müssen Vorrang vor Profit-Interessen haben.“
Darüber hinaus fordert ROBIN WOOD ein Bannwaldgesetz für Hessen, das den Bannwald besser schützt als das geltende Gesetz der schwarz-grünen Koalition. Es ist wie gegenwärtig offenkundig durch viele Ausnahme- und Altfallregelungen durchlöchert und daher zu wenig wirksam.
Die ROBIN WOOD-Regionalgruppe Rhein-Main ist Mitglied des Aktionsbündnisses Langener Bannwald, das sich für einen Stopp der Rodungen und für eine nachhaltige Rekultivierung der bereits ausgekiesten Flächen einsetzt.
Urwald Sababurg ist älteste Schutzzone für seltene Tiere und Pflanzen in Hessen
Von Boris Naumann, HNA, 5.12.17
https://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/kreis-kassel-ort306256/urwald-sababurg-hessens-schutzzone-fuer-seltene-pflanzen-und-tiere-9420875.html
» zurück
|
|
|
|
|
|