|
|
Aktuell
Aktionsprogramm Insektenschutz
Bundeskabinett beschließt Eckpunkte für Aktionsprogramm zum Insektenschutz
BMU Pressemitteilung, 20.6.18
Die Bundesregierung hat heute auf Vorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze Eckpunkte für ein "Aktionsprogramm Insektenschutz" beschlossen. Auf Basis der Eckpunkte wird das Bundesumweltministerium das Aktionsprogramm nach einer breiten öffentlichen Diskussion bis 2019 fertigstellen und anschließend unverzüglich mit den Maßnahmen beginnen. Als Sofortmaßnahme stellt Bundesumweltministerin Schulze fünf Millionen Euro pro Jahr aus dem "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" für den Insektenschutz bereit.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Wir wissen längst nicht alles über das Insektensterben. Aber wir wissen genug, um schnell zu handeln. Darum war es mir wichtig, dass das Kabinett diese Eckpunkte schon in den ersten 100 Tagen meiner Amtszeit beschließt. Das Insektensterben aufzuhalten ist eine der zentralen Herausforderung unserer Zeit. Wir sind uns in der Bundesregierung nun einig, in welchen Bereichen wir handeln werden, um das Insektensterben zu stoppen. Dazu gehört ein grundsätzlich restriktiverer Umgang mit Pestiziden, nicht nur mit Glyphosat. Wir brauchen zudem mehr Vielfalt in der Landschaft: Hecken und blütenreiche Wiesen statt Monokulturen sind überlebenswichtig für Insekten, Vögel und viele andere Tierarten."
Mit dem Aktionsprogramm Insektenschutz sollen Maßnahmen in folgenden Bereichen ergriffen werden:
- Förderung von Insektenlebensräumen und der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft,
- Wiederherstellung und Vernetzung von Insektenlebensräumen in anderen Landschaftsbereichen,
- Stärkung von Schutzgebieten als Lebensräume für Insekten,
- Minderung der Anwendung von Pestiziden,
- Reduktion von Nähr- und Schadstoffeinträgen in Böden und Gewässer,
- Reduktion der Lichtverschmutzung.
Außerdem soll das Aktionsprogramm dazu beitragen, bestehende Wissenslücken über das Insektensterben zu schließen und ein bundesweit einheitliches Insektenmonitoring einzuführen. Auch Wirtschaftsverbände und Unternehmen, Forschung und Bildung sowie zivilgesellschaftliche Akteure bis hin zur einzelnen Bürgerin und zum einzelnen Bürger sollen angesprochen, informiert und dazu angeregt werden, aktiv zu werden.
Das Bundesumweltministerium hat heute im Rahmen des "Bundesprogramms Biologische Vielfalt" zudem dazu aufgerufen, Praxisprojekte zur Förderung von Insekten und ihrer Artenvielfalt einzureichen. Für diese Projekte werden fünf Millionen Euro im Jahr bereitgestellt. Über die nächsten sechs bis acht Jahre können so insgesamt 30 bis 40 Mio. Euro aus dem BMU-Förderprogramm in den Insektenschutz fließen.
Bundesumweltministerin Schulze: "Sowohl die Gesamtmenge der Insekten als auch die Vielfalt der Insektenarten ist in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Das Insektensterben droht die Natur aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mit den Insekten verschwinden nicht nur Vögel, Fledermäuse und andere Tiere. Was den Insekten schadet, schadet letztlich auch uns Menschen: Verloren gehen auch wertvolle Leistungen, die Insekten für die Menschen erbringen von der Bestäubung, über die natürliche Schädlingsbekämpfung, die Gewässerreinigung bis hin zur Erhaltung fruchtbarer Böden."
Insektenschutzprogramm: Bundesregierung bleibt zu unkonkret
BUND Pressemitteilung, 20.6.18
Berlin: Der BUND begrüßt das vorgelegte Aktionsprogramm der Bundesregierung zum Schutz der Insekten, sieht aber weiteren Handlungsbedarf. "Dass die Bundesregierungen den dramatischen Rückgang erkannt und der Gefahr nun begegnen will, begrüßen wir sehr", sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND zum heutigen Kabinettsbeschluss. "Das Programm setzt auch an der richtigen Stelle an. Doch was jetzt dringend gebraucht wird, sind ganz konkrete, messbare Ziele, detaillierte Maßnahmen und wirksame Instrumente zum Schutz der Insekten. Zudem müssen die Maßnahmen unbedingt mit finanziellen Mitteln unterlegt werden, um erfolgreich zu sein."
Auch in der Landwirtschaft sieht der BUND einen dringenden Handlungsbedarf. Die industrielle Landwirtschaft bietet kaum Lebensraum für Insekten und ist durch einen sehr hohen Chemikalien-Einsatz geprägt. "Unbedingt erforderlich ist ein Systemwechsel in der Landwirtschaft", so der BUND-Vorsitzende. "Dazu muss die Menge an Pestiziden deutlich reduziert werden. Besonders gefährliche Pestizide wie Glyphosat oder die der Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide müssen vom Markt genommen werden." Weiger weiter: "Und niemand soll sich etwas vormachen: Ohne ein Verbot von besonders gefährlichen Pestiziden ist das Insektensterben nicht zu stoppen. Insbesondere Nervengifte mit so fataler Wirkung wie beispielsweise die der Neonikotinoide gehören nicht in unsere Umwelt."
Mit Blick auf die anstehende GAP-Reform fordert der BUND von Bundesagrarministerin Julia Klöckner sich für den Schutz der Bestäuber zu engagieren. "Ein Umlenken in der Agrarpolitik ist auch auf europäischer Ebene unerlässlich. Mit der Finanzierung des europäischen Naturschutzes und der anstehenden Veränderung der europäischen Agrarpolitik im Rahmen der GAP liegen zwei unmittelbare Werkzeuge vor, um den Schutz der Bestäuber zu verbessern", erklärt Hubert Weiger.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke zum "Aktionsprogramm Insektenschutz"
NABU Pressemitteilung, 20.6.18
Berlin Zur heutigen Verabschiedung des Eckpunktepapiers „Aktionsprogramm Insektenschutz“ im Bundeskabinett erklärt NABU-Präsident Olaf Tschimpke:
„Das von der Bundesregierung verabschiedete Eckpunktepapier ist ein Schritt in die richtige Richtung, Die Systemrelevanz der Insekten für unsere Volkswirtschaft ist erkannt. Es gibt viele gute Ansätze und Handlungsideen. Aber noch ist leider nicht erkennbar, dass dafür eigenes Geld in die Hand genommen werden soll. Das Programm kann nur erfolgreich sein, wenn die Finanzierung sichergestellt ist. Zur Rettung der Banken hat die Bundesregierung Milliarden in die Hand genommen. Mit Ankündigungen wird die Rettung der Insekten nicht erfolgen.“
Der NABU engagiert sich seit Jahren für den Schutz der Insekten. Sie sind unverzichtbar für unser Ökosystem, tragen zur Vermehrung von Pflanzen sowie zur Fruchtbarkeit des Bodens bei. Studien zeigen, dass die Insekten in Deutschland deutlich zurückgehen. Intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und die Ausräumung der Landschaft sind nur einige Gründe für den Insektenschwund.
» zurück
|
|
|
|
|
|