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Aktuell

Deutschland im Klimawandel

Verbrannte Erde

Dürregipfel: WWF fordert Klimaschutzsofortprogramm

WWF Pressemitteilung, 31.7.18

Zum heutigen Dürregipfel, auf dem Vertreter von Bund und Ländern über die Folgen der extremen Hitzeperiode sprechen, sagt Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland:

„Dieser Dürregipfel kann gegen die Dürre so wenig ausrichten wie ein Glas Wasser gegen einen Großbrand. Statt eines dürren Gipfels bracht Deutschland ein Sofortprogramm zur Bekämpfung der Ursachen der Erderhitzung. Wenn wir weiter nichts tun, wird das Extremwetter dieses Sommers bald zum Normalzustand werden.

Die ständig neuen Hitzerekorde sind keine Naturkatastrophe, sie sind die Folge klimapolitischen Versagens auch der Bundesregierung. Gegen die Erderhitzung hilft nur Klimaschutz. Die Bundesregierung hat Deutschland vom Vorreiter zum Bremser der internationalen Klimaschutzpolitik gemacht. Mit einem Sofortprogramm muss sie jetzt die Rückkehr zu einer konsequenten Klimaschutzpolitik einleiten.

Klimaschutzministerin Schulze und Energieminister Altmaier müssen dem Kabinett endlich einen Maßnahmenkatalog vorlegen, damit alle Sektoren ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dazu gehört der Stromsektor mit seiner dreckigen Kohleverstromung, der derzeit für rund 37 Prozent der Emissionen in Deutschland verantwortlich ist. Dazu gehört mit etwa 18 Prozent der Verkehrssektor. Und dazu gehört mit gut 7 Prozent die Landwirtschaft. Keiner dieser Sektoren hat in den vergangenen Jahren wirklich Klimaschutz betrieben. Die Folgen spüren wir jetzt. Es ist höchste Zeit für einen Löschzug, statt einem Glas Wasser.“


NABU: Dürre muss Anstoß geben für naturverträglichere Landwirtschaft

Tschimpke: Milliarden-Nothilfen sind vermeidbar – Regierung und Agrarlobby haben Klimakrise zu lange ausgeblendet

NABU Pressemitteilung, 31.7.18

Berlin – Mit Blick auf den heutigen Dürre-Gipfel fordert der NABU, die Landwirtschaft deutlich naturverträglicher und widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise auszurichten. Die aktuelle Trockenperiode sei ein Alarmsignal, Wetterextreme werden sich in Zukunft häufen. Bislang jedoch bleiben die Bundesregierung und die EU Antworten schuldig, wie sie die Landwirtschaft besser auf Wetterextreme einstellen wollen, um so Milliarden-Nothilfen, wie sie der Bauernverband immer wieder fordert, zu vermeiden.

„Die aktuelle Dürre zeigt, wie stark die Bundesregierung und der Bauernverband die Folgen der Klimakrise bislang ausgeblendet haben. Dabei steckt die hoch-industrialisierte Landwirtschaft längst in der Klemme. Mit ihrer Kombination aus Intensivierung und Spezialisierung birgt sie für Landwirte ein hohes Risiko, Ernte-Ausfälle verkraften zu müssen. Die starke Intensivierung zerstört zudem die Böden, schädigt das Grundwasser und verdrängt Vögel und Insekten“, kritisierte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Der NABU fordert daher Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner auf, sich in Brüssel für eine grundlegend naturverträglichere EU-Agrarpolitik einzusetzen – im Interesse der von Dürre bedrohten Landwirte und der Steuerzahler gleichermaßen. Zudem müsse die Bundesregierung dafür sorgen, dass die Ziele des Klimaschutzplans 2050 im Agrarbereich angegangen werden.

Um die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise zu machen, sei es notwendig, den Anbau vielfältigerer Fruchtarten zu fördern, mehr Naturschutzflächen in der Agrarlandschaft zu schaffen, die Tierbestände deutlich zu reduzieren, den Anteil von 20 Prozent Bio-Anbau schnell zu erreichen und klimaschädliche Emissionen aus der Landwirtschaft, wie Lachgas, zu verringern. Fairere Preise für Lebensmittel könnten Landwirte zudem bei der Risikovermeidung unterstützen.

Dieses Vorsorgeprinzip muss nach Ansicht des NABU auch in der EU-Agrarpolitik gelten. Über deren Ausrichtung wird derzeit in Brüssel gerungen – allerdings sind kaum Anzeichen erkennbar, dass die EU einen nachhaltigeren Kurs in der Agrarpolitik einschlagen möchte. Im Gegenteil: EU-Agrarkommissar Hogan führte zuletzt ins Feld, 40 Prozent der Direktzahlungen seien als klimawirksame Maßnahmen anzusehen. „Solche Behauptungen sind schierer Unsinn und untergraben die Zukunft der Landwirtschaft“, so Tschimpke.

Mit Blick auf staatliche Nothilfe-Forderungen warnte der NABU-Präsident: „Nothilfen für betroffene Bauern sind wichtig, für die Gesellschaft aber auf Dauer nicht zu rechtfertigen. Immer weniger Bürger sind bereit, das fehlgeleitete Agrarsystem weiter mitzutragen. Allein für die Subventionen zahlt jeder EU-Bürger 114 Euro pro Jahr, hinzu kommen Reparaturkosten von Umweltschäden, etwa durch belastetes Grundwasser, sowie Strafzahlungen an die EU, wenn Deutschland Umweltstandards verletzt. Die Bundesregierung sollte das Verständnis der Steuerzahler für weitere Milliarden-Spritzen in ein kaputtes und umweltschädliches Agrarsystem nicht weiter strapazieren“, so Tschimpke.


"Dürregipfel": BUND fordert mehr Klimaschutz und Unterstützung für betroffene landwirtschaftliche Betriebe

BUND Pressemitteilung, 31.7.18

Berlin: Verdorrte Felder und vertrocknetes Grünland sind die sichtbarsten Folgen der aktuellen Hitzewelle. Landwirtschaftliche Betriebe, die besonders stark von den Auswirkungen der Dürre betroffen sind, brauchen nach Auffassung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dringend Hilfszahlungen. "Die Trockenheit ist in Deutschland dramatisch", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Pauschale Zahlungen für Landwirte sind aber keine Lösung, weil nicht alle Regionen gleichermaßen betroffen sind. Manche Regionen sind weniger trocken, deshalb muss genau geschaut werden, welche Betriebe zu Schaden gekommen sind und wo Geld nötig ist", sagte Weiger.

Angesichts der bereits stark fortgeschrittenen Klimaerhitzung rechnet der BUND auch in den kommenden Jahren mit weiteren Hitzewellen und anderen Wetterextremen. "Es ist die Aufgabe der Bundesregierung, das Ausmaß der Klimakrise durch drastische Emissionsreduktionen in den Bereichen Energie, Verkehr und Landwirtschaft zu reduzieren. Nur mit schnellen und effektiven politischen Maßnahmen können die volkswirtschaftlichen Schäden und die Folgen der Erderhitzung für Ökosysteme begrenzt werden", sagte Weiger. "Klimafreundlichere Landwirtschaft ist möglich, zum Beispiel im Ökolandbau. Verändern muss sich auch die industrielle Fleischproduktion, die ganz wesentlich zur Klimakrise beiträgt. Vor allem die Tierbestände müssen reduziert werden", so der BUND-Vorsitzende.

Auch auf europäischer Ebene müsse gehandelt werden. Der BUND fordert anlässlich der Reform der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) im Jahr 2020 stärkere Vorgaben zur klimaschonenderen Tierhaltung und Landwirtschaft, unter anderem eine Ausweitung des Ökolandbaus. Auch müssten Grünland mit einer hohen Biodiversität und ökologische Vorrangflächen stärker geschützt und gefördert werden, weil durch einen Umbruch große Mengen des klimarelevanten Gases CO2 freigesetzt würden, so der BUND.


Julia Klöckner: "Am Mittwoch werde ich im Kabinett über die Dürreauswirkungen in der deutschen Landwirtschaft berichten"

BML Pressemitteilung, 29.7.18

Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner lässt sich regelmäßig über die Auswirkungen der anhaltenden Hitze und Dürre auf die Landwirtschaft und die Ernte in Deutschland berichten und Hilfsmöglichkeiten der europäischen Ebene, der Länder und gegebenenfalls des Bundes prüfen.

"Ich bin sehr besorgt über die Auswirkungen der Dürre, unter der viele Bauern vor allem im Norden und im Osten Deutschlands leiden müssen. Es zeichnen sich geringere Getreideerträge, starke Trockenschäden bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben ab. Viele Viehhalter haben Not, ihre Tiere zu versorgen, weil das Gras als Futter fehlt. Denn der zweite und dritte Grasschnitt blieb aus. Eine kleine Entlastung und Kompensation ist für den einen oder anderen Bauern, dass die Erzeugerpreise um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind.

In Deutschland zeichnet sich aber ein sehr unterschiedliches Bild ab. Während die Winzer mit einem sehr guten Jahrgang rechnen dürfen, treibt andere die Sorge um ihre Existenz um. Das nehme ich sehr ernst. Und deshalb ist es mir wichtig, dass wir uns einen detaillierten Überblick verschaffen.

Auf meine Initiative hin wird es am Dienstag ein Treffen der Länder mit meinem Ministerium auf Arbeitsebene in Berlin geben. Daten liegen einige vor, aber noch nicht alle. Am kommenden Mittwoch werde ich meine Kabinettskollegen in der Kabinettssitzung über den uns in dieser Woche vorliegenden Stand unterrichten. Aber erst nach der Erntebilanz Ende August haben wir ein klares, aussagekräftiges Bild. Auf dieser Grundlage werden wir die Entscheidung möglicher Hilfen - zusätzlich zu den bereits bestehenden - treffen können, die gegebenenfalls der Bund mit den Ländern zusammen anbieten kann."

Hintergrund:

Für Hilfsmaßnahmen bei Extremwetterereignissen - zu denen auch extreme Trockenheit zählt - sind nach der Kompetenzverteilung die Länder zuständig. Bei Ereignissen von nationalem Ausmaß kann auch der Bund ausnahmsweise Hilfen leisten. Eine Bilanz der Schäden kann erst nach der Ernte gezogen werden. Im August legt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft seinen Erntebricht vor.

Bereits jetzt sind schon Liquiditätsdarlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank erfolgt, sowie Freigaben ökologischer Vorrangflächen. Weiterhin sind Steuerstundungen oder Pachtstundungen bei BVVG-Flächen möglich.


Deutschland droht Dürre bis in den September

Deutschland schwitzt, die Natur dürstet es nach Regen. Zumindest die Trockenheit könnte noch Wochen anhalten. Das fürchten Experten und geben Einblick in kaum bekannte Prognosemethoden.

Von Lars Wienand, t.online, 31.7.18

https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_84203474/extreme-trockenheit-haelt-an-experten-fuerchten-duerre-bis-in-den-september.html


Von Weizsäcker: Das Thema Klimawandel gewinnt an Dramatik und Dynamik

Der Ko-Präsident des Club of Rome, der Wissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker, sieht die derzeitige globale Hitzewelle als Beleg für den Klimawandel. Doch die Extremwetterlagen seien nur der Auftakt für weit größere Probleme, sagt von Weizsäcker im Stimme-Interview.

Von Hans-Jürgen Deglow, Heilbronner Stimme, 31.7.18

https://www.stimme.de/deutschland-welt/politik/dw/Von-Weizsaecker-Das-Thema-Klimawandel-gewinnt-an-Dramatik-und-Dynamik;art295,4063958


"Wir erleben die Konsequenzen des Klimawandels sehr deutlich"

Einzelne Klimaereignisse könne man dem Klimawandel zuordnen, sagte Klimaforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford im Dlf. Die Wahrscheinlichkeit solcher Hitzewellen sei durch den Klimawandel deutlich höher geworden.

Friederike Otto im Gespräch mit Lennart Pyritz, Deutschlandfunk, 31.7.18

https://www.deutschlandfunk.de/hitzeperiode-wir-erleben-die-konsequenzen-des-klimawandels.676.de.html?dram:article_id=424314


ETH-Forscher Reto Knutti über Hitzewelle: «Ja, es ist der Klimawandel»

Reto Knutti (45), Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, erklärt, was es mit der Hitzewelle auf sich hat.

Von Christiane Binder, BLICK, 31.7.18

https://www.blick.ch/life/wissen/klima/eth-forscher-reto-knutti-ueber-hitzewelle-ja-es-ist-der-klimawandel-id8673883.html


Vorgeschmack auf die Sommer der Zukunft

Von Joachim Laukenmann, Süddeutsche Zeitung, 30.7.18

https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimawandel-europa-duerre-1.4072135


Unter der Wärmeglocke : Ist dieser Sommer noch normal?

Seit Anbeginn der Wetteraufzeichnung gab es in Deutschland noch nie so viele Sommertage wie in diesem Jahr. Ist dieser Sommer schon der Ausweis eines Klimawandels?

Von Manfred Lindinger, FAZ, 29.7.18

http://www.faz.net/aktuell/politik/erleben-wir-gerade-die-ersten-zeichen-des-klimawandels-15711626.html


Wir können den Klimawandel nicht mehr stoppen

Wir rasen auf eine Welt zu, wie es sie erdgeschichtlich noch nicht gegeben hat. Daran Schuld trägt auch der Optimismus, man werde schon noch einen Weg finden, die Klimakatastrophe abzuwenden.

Kommentar von Axel Schubert, Tageswoche, 31.7.18

https://tageswoche.ch/form/kommentar/wir-koennen-den-klimawandel-nicht-mehr-stoppen/


Plant die Elite ihren Abflug?

Warum handeln die Mächtigen oft so, als ginge sie der Klimawandel nichts an? In seinem "Terrestrischen Manifest" spekuliert der französische Philosoph Bruno Latour, dass sie sich schlichtweg von der Idee einer gemeinsamen Lebensgrundlage verabschiedet haben.

Von Dominik Erhard, Deutschlandfunk Kultur, 29.7.18

https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophischer-kommentar-zum-klimawandel-plant-die-elite.2162.de.html?dram:article_id=423997




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