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Aktuell

Insektenrettung

Grünes Netz als Grundlage für Insektenrettung

BUND veröffentlicht erstes deutschlandweites Handbuch für Biotopverbund

BUND Pressemitteilung, 22.8.18

Berlin: Die Zerschneidung und Verinselung von Lebensräumen gehören zu den größten Bedrohungen für die biologische Vielfalt. Neben Straßen und Siedlungen trennen monotone und ausgeräumte Agrarflächen die einzelnen Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Um diesen Herausforderungen vor Ort stärker zu begegnen, hat der BUND jetzt ein Handbuch zur Umsetzung eines bundesweiten Biotopverbunds für Verbände, Kommunen und andere Aktive veröffentlicht. Darin werden Erfahrungen aus der Planung und Umsetzung von Biotopverbundprojekten beschrieben und als konkrete Anleitung für ein bundesweites grünes Netz von Lebensräumen zusammengestellt. Bereits im Frühjahr 2017 hat das Bundesamt für Naturschutz (BfN) das Bundeskonzept "Grüne Infrastruktur" vorgelegt, das die Grundlage für staatliches Handeln bildet, um einen länderübergreifenden Biotopverbund zu schaffen.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um das Insektensterben hebt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger hervor: "Artenschutz braucht den Biotopverbund. Auch die schönsten Maßnahmen für den Insektenschutz bleiben wirkungslos, wenn sie nur einsame Oasen in ansonsten verödeten Landschaften bilden. Die mit einem Biotopverbund gestaltete grüne Infrastruktur nutzt dabei auch dem Menschen: sie garantiert, dass die damit zusammenhängenden Ressourcen und Ökosystemdienstleistungen – einschließlich der Funktion als Erholungsraum – dauerhaft erhalten werden. Bestäubungsleistungen von Wildbienen und anderen Insektenarten können nur dann erfolgen, wenn die Bestäuber auch zur Pflanze kommen. Und bei kilometerbreiten Lücken im Biotopverbund ist da schnell Schluss", so Weiger weiter.

Die biologische Vielfalt in Deutschland kann auch die zukünftigen Herausforderungen eines veränderten Klimas nur überbestehen, wenn zusammenhängende, geschützte Räume für Tiere und Pflanzen geschaffen werden, in denen sich die Populationen erholen, genetisch austauschen, ihre Individuen wandern und neue klimatisch geeignete Lebensräume besiedeln können. Der Umweltverband fordert daher zur Umsetzung des Biotopverbundes auch die finanzielle Unterstützung der Bundespolitik. Weiger: "Der Bundestag muss tätig werden und einen rechtsverbindlichen 'Bundesnetzplan Biotopverbund' zur Umsetzung des nationalen Biotopverbundes schaffen und diesen mit eigenen Finanzmitteln ausstatten."

Die positive Auswirkung auf die Artenvielfalt in bestehenden Biotopen zeigt, wie erfolgreich bereits jetzt die Arbeit von Ort ist. "Der Biotopverbund ist neben der Pestizidreduktion ein maßgeblicher Baustein für den Stopp des Artenschwundes, nicht nur bei Insekten. Zahlreiche Beispiele von Biotopverbundprojekten auf regionaler Ebene zeigen, dass mit Kooperationsbereitschaft, Engagement, ausreichenden Finanzmitteln und klug ausgesuchten Flächen die Landschaft fit für Vielfalt gemacht werden kann. Diese Erfahrungen müssen jetzt auf die gesamte Landesfläche übertragen werden", sagt Dr. Kai Frobel, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Naturschutz. Der BUND sieht im "Grünen Band", dem ehemaligen Todesstreifen an der innerdeutschen Grenze, die Blaupause für den noch zu schaffenden länderübergreifenden Biotopverbund. "Das Grüne Band, fast 1400 Kilometer lang und durchschnittlich 100 Meter breit, verbindet als längste länderübergreifende Verbundachse Deutschlands viele große naturnahe Gebiete und zeigt so den Weg, den ein bundesweiter Biotopverbund gehen muss", erklärt Frobel.

Das vom BUND mit Förderung des Bundesamts für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums erstmals aufgelegte Handbuch Biotopverbund präsentiert auf über 270 Seiten mehr als 200 Abbildungen, Karten und Tabellen und bietet mit über 1000 Verlinkungen direkten Zugriff auf Fachinformationen und Projekte. Es stellt damit eine einzigartige "Zentralbibliothek" für alle Naturliebhaber und Naturschützer dar, die sich mit der Umsetzung des Biotopverbunds beschäftigen und ist zudem auch für die Nutzung durch Universitäten und Planungsbüros geeignet. Regelmäßige Updates, Aktualisierungen und Überarbeitungen verstetigen die dauerhafte Anwendbarkeit. "Ein bundesweiter Biotopverbund fängt schon im Kleinen an. Daher bündelt das Handbuch die existierenden Erfahrungen von lokalen und regionalen Biotopverbundprojekten und bereitet sie als konkrete Umsetzungsanleitung auf. Unser Dank gilt insbesondere den Aktiven und ihren Pilotprojekten, die Pionierarbeit für den Biotopverbund leisten und deren Erfahrungen in das Projekt mit eingeflossen sind", erklärt Hubert Weiger.


Die Krefeld-Story

Eine Gruppe leidenschaftlicher Insektenforscher landete vor bald einem Jahr einen Coup, der die Welt bewegte. Mit detektivischem Spürsinn und penibler Methodik wies sie erstmals nach, was zuvor nur eine böse Ahnung war: Die Zahl der Fluginsekten in Deutschland nimmt dramatisch ab. Wer sind die Wissenschaftler, die so viel ins Rollen gebracht haben?

Von Wolfgang Hassenstein, Greenpeace-Magazin, 10.8.18

https://www.greenpeace-magazin.de/die-krefeld-story


NABU: Ackerhummel auf Platz eins beim Insektensommer im August

Zählen, was zählt - Bienen und Schmetterlinge unter den Top Ten

NABU Pressemitteilung, 14.8.18

      Berlin – Die Ackerhummel führt aktuell die Liste der am häufigsten gemeldeten Insekten bei der NABU-Aktion „Insektensommer“ im August an, gefolgt vom Kleinen Kohlweißling, Honigbiene, Gemeiner Wespe und Erdhummel. Unter den Top Ten der am häufigsten gemeldeten Insekten im Hochsommer sind fünf Bienenarten und vier Schmetterlinge, darunter mit dem Taubenschwänzchen ein Wanderfalter aus dem Mittelmeerraum, der immer häufiger bei uns anzutreffen ist. Mit dem „Insektensommer“ will der NABU auf die enorme Bedeutung von Insekten aufmerksam machen. Diese Tiergruppe ist stark gefährdet und am wenigsten erforscht. Jeder kann mithelfen, Daten zur Artenvielfalt und Häufigkeit der Insekten zu sammeln. In Deutschland gibt es etwa 33.000 Insektenarten. Über die meisten liegen noch keine Daten vor.

„Der häufigste Beobachtungsort bleibt der Garten, gefolgt von Balkon und Park. Vor allem die aktuell fliegenden Insekten wie Schmetterlinge, Hummeln, Bienen, Wespen und Fliegen – die als ausgewachsene Tiere im Hochsommer unterwegs sind – werden besonders wahrgenommen“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Offensichtlich beobachten die Menschen gerne, was in der unmittelbaren Umgebung krabbelt und flattert. Erfreulich sei das große Interesse an der NABU-App „Insektenwelt“, die über 100.000 Mal heruntergeladen wurde. Sie ist kostenfrei unter Kostenlose App „Insektenwelt“ für Android und iOS erhältlich und bietet ausführliche Insektenporträts der 122 bekanntesten Arten, die in Deutschland vorkommen. Wer über die App meldet, hat es besonders leicht: Sie erkennt diese Tiere automatisch. Einfach das Insekt mit dem Smartphone fotografieren, identifizieren und melden.

Warum die Ackerhummel aktuell Platz eins belegt, kann ähnliche Gründe haben, wie bereits bei der Juni-Zählung, wo die Steinhummel – eine typische Art für den Frühsommer – vorne lag. „Große Blütenbesucher werden eher wahrgenommen. Sie fliegen Blüten gezielt und beständig an. Die Ackerhummel ist sehr anpassungsfähig. Sie besiedelt Wiesen, Straßen-, Weg- und Feldrändern sowie Gärten und Parks in urbanen Gebieten“, so NABU-Insektenexpertin Daniela Franzisi. Hummeln seien insgesamt bedeutend für die Bestäubung von Tomaten, Paprika, Auberginen, Gurken und Obst.

Diesen Sommer seien viele Taubenschwänzchen unterwegs. Der Schmetterling aus dem Mittelmeerraum, der einem Kolibri gleich von Blüte zu Blüte schwirrt, belegt derzeit Rang acht. „Taubenschwänzchen sind Wanderfalter, die immer wieder - und immer öfter - zu uns kommen. Beinahe jährlich wandern neben Zugvögeln auch Schmetterlinge aus Südeuropa bei uns ein. Sind wie aktuell die klimatischen Bedingungen in unseren Breiten denen südlich der Alpen sehr ähnlich, können wir sie auch bei uns beobachten“, so Franzisi. Taubenschwänzchen lieben kelchige Balkonblumen wie Geranien, Fuchsien oder Petunien. Aber auch Sommerflieder oder Phlox in Gärten sowie Schmetterlingsblütler wie Rotklee und Luzerne auf Äckern und Wiesen locken die mit langen Saugrüsseln ausgestatteten sirrenden Tiere an.

Für Juni und August sind bislang 7.000 Meldungen beim NABU eingegangen. Beobachtungen können noch bis zum 19. August online oder per App nachgemeldet werden.




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