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Aktuell
Dürre in USA (mit AKTION)
Extreme Dürre in den USA
Von Rahel Osterwalder, Greenpeace-Online, 7.8.12
In großen Teilen Nordamerikas verdorren Maisfelder, trocknen die Seen und Flüsse aus und die Tiere verenden. Es ist eine extreme Dürre, wie sie Amerika seit 50 Jahren nicht mehr erlebt hat. US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack hat in 29 Bundesstaaten den Notstand ausgerufen, 38 Prozent der Maisernte ist schlecht, 30 Prozent der Sojaernte ist betroffen, Viehzüchter haben kein Wasser für die Tiere.
Nach Aussagen von US-Meteorologen kann die Dürre bis Oktober oder sogar bis Ende des Jahres anhalten. Die USA erleben die wärmste Periode (Juli 2011 Juni 2012) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen der NOAA (Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten).
Erinnerungen an die sich wiederholenden Dürrejahre der 30er werden wach. Damals waren durch andauernde Trockenheit und starker Bodenerosion große Teile Amerikas von verheerenden Staubstürmen betroffen.
Getreidepreise steigen in die Höhe
Die Folgen der Dürre sind auf den internationalen Getreidemärkten zu spüren. Der Weizenpreis ist bereits um 50 Prozent gestiegen. Dies liegt auch daran, dass in den für den Weizenexport wichtigen Ländern Russland und Kasachstan ebenfalls verminderte Ernteerträge zu erwarten sind. Während die meisten US-Farmer gegen Ernteausfälle versichert sind, verschärfen die gestiegenen Welthandelspreise den Hunger in armen Ländern, die auf Lebensmittelimporte angewiesen sind.
Auch die Preise vom Mais und Reis schellten in den vergangenen Monaten massiv in die Höhe. Bereits mehr als ein Drittel der Maispflanzen sind in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Hitzeresistenter Genmais ist Wunschtraum und Heilsversprechen der Genindustrie. Bereits die Hälfte der Anbaufläche in Amerika besteht aus Genmais. Doch die Dürre macht auch vor dem genetisch manipulierten Mais nicht halt.
Hitzewellen und Dürren als Folgen der Klimaerwärmung
Eine aktuelle Studie vom renommierten amerikanischen Klimaforscher James Hansen kommt zu dem Ergebnis, dass Hitzewellen und extrem heiße Sommer als Folge der Klimaerwärmung immer wahrscheinlicher werden. Zwar kann ein Einzelereignis niemals als Beweis für die Klimaerwärmung gelten, da die natürlichen Variationen beim Wetter einfach zu hoch sind. Hansen argumentiert aber, dass es wie bei einem gezinkten Würfel ist. Untersucht man eine ganze Reihe von Ereignissen, fällt auf, dass heiße Sommer immer häufiger auftreten.
Die Klimaforscher warnen zudem vor einem besorgniserregenden Resultat: Es gibt eine ganz neue, noch nie dagewesene Kategorie von extrem heißen Sommern. Es sind Ausreißer wie die Hitzewellen 2003 in Europa, 2010 in Russland und 2011 in Texas.
Untermauert werden diese Aussagen auch von dem IPCC-Report über Klimaextremereignisse (SREX), der im März dieses Jahres erschienen ist. Im Report warnen die Wissenschaftler vor drei Arten von Extremereignissen in Folge der Klimaerwärmung: Die Zunahme von Wetterextremen, die Zunahme von Schäden durch Wetterextreme und neuartige Extremereignisse.
Die Amerikaner spüren zunehmend die Auswirkungen der globalen Erwärmung am eigenen Leib. Selbst den etablierten Klimaskeptikern, die viel Geld von ExxonMobil und der Koch-Foundation bekommen haben, um die Klimaerwärmung in Abrede zu stellen, fällt das Leugnen zunehmend schwerer. In der aktuellen Situation, nimmt ihnen keiner mehr ab, dass sich die Erde nicht erwärmt. Dazu kommen die Studien der US-Wissenschaftler, die die globale Erwärmung eindeutig belegen können.
Sogar ExonMobil-Chef Rex Tillerson sah sich gezwungen auf einer Diskussionsveranstaltung am Council on Foreign Relations einzuräumen, dass die globale Erwärmung stattfindet. Seine Schlussfolgerung ist allerdings, dass sich die Amerikaner anpassen sollen. Für die technologiefixierten Amerikaner ist dies eine willkommene Ausrede. Denn in dem Energie-Hochverbrauchsland Amerika traut sich niemand den eigenen energieintensiven Lebensstil in Frage zu stellen.
Präsident Obama, kein Essen in den Tank!
"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 30.7.12
Die Hälfte der weltweiten Maisernte wird in den USA erzeugt. Davon landet wiederum die Hälfte als Ethanol-Treibstoff im Autotank. Die Maiskörner aber auch Getreide wie Weizen werden vergoren und der entstehende Alkohol destilliert. Als Agrosprit wird er dem Benzin- und Superkraftstoff beigemischt. Die Ethanolproduktion verbraucht riesige Flächen, die für die Ernährung und die Natur verloren gehen.
Die US-Regierung subventioniert den künstlichen Markt für Agrosprit mit Milliarden Steuergeldern und hat verbindliche Beimischungsquoten (10 %) festgelegt. Dieses Jahr müssen dazu 50 Milliarden Liter Ethanol produziert werden.
Positive Auswirkungen auf die Umwelt hat der Pflanzentreibstoff nicht. Im Gegenteil: Die Monokulturen dehnen sich aus und verseuchen Böden und Gewässer mit Spritz-und Düngemitteln. Und um einen Liter Ethanol herzustellen, werden im Durchschnitt 600 Liter Wasser benötigt.
Mais landet im Tank statt auf dem Teller
Biosprit ist schädlich, sagen Wissenschaft und UN. Die Agrospritpolitik in den USA und der EU treibt weltweit die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe und vergrößert die Zahl der Hungernden. Die anhaltende Dürre und der immer knapper werdende Mais verschärfen die Entwicklung dramatisch mit katastrophalen sozialen Folgen.
Die Studie „Hunger durch Biosprit Wie die US-Maisethanol-Politik die Lebensmittelpreise in Mexiko verteuert“ (auf Englisch) weist dies am Beispiel des Nachbarlandes nach. Mexiko importiert mittlerweile ein Drittel seines Maisbedarfs aus den USA. Dort sind die aus Maismehl hergestellten Tortillas Grundnahrungsmittel.
Die Produktion von Ethanol und anderen Agrartreibstoffen konkurriert direkt mit dem Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln. Zudem wird Agrosprit fast ausschließlich aus Nahrungsmitteln Mais, Weizen, Zuckerrohr, Raps, Soja oder Ölpalme hergestellt. Die Preise für Grundnahrungsmittel werden dadurch in die Höhe getrieben.
Dennoch bezeichnen Politiker das System der hochindustrialisierten Landwirtschaft und die Produktion von Agrotreibstoffen als "großen Erfolg". Sie ignorieren dabei die ökologischen, sozialen und gesundheitlichen Folgen. Denn diese Form der Landwirtschaft ist unmittelbar auf den enormen Einsatz von fossilen Brennstoffen, Herbiziden, Pestiziden und Kunstdünger angewiesen. Die eingesetzten Chemikalien vergiften langanhaltend Gewässer und Böden.
Die schlimmste Dürre seit 50 Jahren betrifft bereits 61 Prozent der Landesfläche der USA. In mehr als 1000 Landkreisen wurde schon der Notstand ausgerufen. Auch in absehbarer Zeit ist kein Regen zu erwarten, stattdessen aber weiter steigende Temperaturen und Trockenheit. In den letzten Tagen bezifferte das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) die Ernteverluste allein beim Mais auf bereits 46 Millionen Tonnen . Verluste, die sich bei anhaltender Dürre bis Ende August verdoppeln bis verdreifachen könnten. Schon jetzt schiessen die Preise für Mais und Getreide an den Rohstoffbörsen in Rekordhöhen.
Die Spekulanten (die sogenannten „Märkte“) lassen indes keinen Zweifel daran, dass sie aus dem erheblichen Ernterückgang riesige Profite erzielen wollen. Mit sogenannten "commodities" wetten sie auf die Preissteigerung bei Grundnahrungsmitteln wie Mais und Weizen und treiben somit die Preise künstlich weiter in die Höhe. Bei diesen Geschäften lassen sie sich auch nicht aufhalten, wenn es den weltweiten Hunger verschärft.
Vor diesem Hintergrund sind die Entscheidungen der Politiker oder der „Märkte“ im Umgang mit der Entwicklung der weltweiten Landwirtschaft unverantwortlich und nicht nachvollziehbar. Mais gehört auf den Teller, nicht in den Tank!
In ihrer aktuellen Studie "Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen" kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina "zu dem Schluss, dass Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann".
Nach vielen Aktionen gegen Agrosprit in Deutschland und der EU, bitten wir nun, an den US-Präsidenten Obama zu schreiben: Nahrungsmittel gehören nicht in den Autotank!
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