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Aktuell
Sammelklage gegen Belo-Monte-Staudamm
Brasilien: Belo Monte-Staudamm am Xingu-Fluss stoppen
Gesellschaft für bedrohte Völker reicht Beschwerde bei der Bundesanwaltschaft im
Bundesstaat Pará ein
GfbV Pressemitteilung, 1.12.10
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist in großer Sorge um Angehörige indianischer
Völker, die in Reservaten am Rio Xingu im brasilianischen Bundesstaat Pará leben und
durch den geplanten Bau des Belo Monte-Staudamms akut gefährdet sind. Recherchen der
GfbV-Mitarbeiterin Rebecca Sommer in Brasilien weisen nach, dass mit dem Bau des
Megastaudamms eine groß angelegte Industrialisierung dieser Amazonasregion eingeleitet
werden soll. Die im Einzugsgebiet des Xingu lebenden Indianervölker und insbesondere eine
kleine isoliert lebende indianische Gemeinschaft in unmittelbarere Nähe des Staudamms
sind damit existenziell bedroht. Außerdem wird der Stausee eine Fläche von 500
Quadratkilometer Wald und Anbauflächen der Ureinwohner mit etwa der Größe des
Bodensees unter Wasser setzen. Die GfbV hat gemeinsam mit der brasilianischen
Umweltorganisation KANINDE und 12 weiteren Nichtregierungsorganisationen heute eine
Sammelklage bei der Bundesanwaltschaft (Ministério Publico Federal) von Pará eingereicht,
damit sie den Bau des Belo Monte-Staudamms stoppt.
Die Ureinwohner der Xingu-Region leben in Unsicherheit und Angst. Sie wurden über die
Konsequenzen des Belo Monte-Projekts auf ihre Lebensgrundlagen nicht umfassend
informiert und nie um ihr Einverständnis zum Bau gebeten. Dazu ist Brasilien durch die
Ratifizierung der Konvention 169 der Internationalen Arbeitorganisation ILO und durch die
UN-Deklaration zu den Rechten indigener Völker zum Schutz der Ureinwohnerrechte jedoch
verpflichtet. Seit die brasilianische Verfassung von 1988 den indigenen Völkern des Landes
einen gewissen Schutz zuspricht, wurden über 20 Prozent des Amazonasregenwaldes als
Reservate ausgewiesen. Nun soll dieser Auftrag der Gier nach Bodenschätzen geopfert
werden. Für die noch isoliert lebenden Ureinwohner, die nur 70 km vom geplanten
Staudamm entfernt gesichtet worden sind, ist diese Entwicklung besonders bedrohlich. Ihr
Gebiet soll für den Holzeinschlag freigegeben werden.
Das Belo Monte Projekt weckt zudem schon jetzt Begehrlichkeiten bei Bergbauunternehmen.
Geologen vermuten in der Umgebung des Staudammes große Rohstoffvorkommen. Laut
Umweltverträglichkeitsbericht für den Belo Monte-Staudamm, der vom staatlichen
Energiebetrieb Eletrobrás verfasst wurde, wurden über rund 63 Prozent der Gesamtfläche
der Indianerreservate bereits Genehmigungen für die Suche nach Bodenschätzen beantragt.
Die Indianer selbst wurden darüber bislang weder informiert, noch haben sie einem künftigen
Rohstoffabbau in ihrem Siedlungsgebiet zugestimmt.
Auf der Webseite der GfbV-Schweiz - www.gfbv.ch - welche die Kampagne für die GfbV-
International koordiniert, finden Sie die Beschwerde an die Bundesanwaltschaft des
Bundesstaates Pará (in portugiesisch sowie deutsche Übersetzung), drei Karten, welche die
Folgen der industriellen Entwicklung sowie die Anträge von Firmen zum Abbau von
Bodenschätzen in Indigenenreservaten zeigen (Quelle: Umweltverträglichkeitsbericht von
Eletrobrás) und eine Liste der unterzeichnenden Organisationen.
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