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Aktuell
Urwald in Kamerun bedroht
Heuschrecke will Regenwälder plattmachen
Umweltverbände und Wissenschaftler kämpfen gegen drohende Rodung von 70.000 Hektar Regenwald in Kamerun
Pro Wildlife e.V. Pressemitteilung, 2.6.11
München. Der als „Heuschrecke“ bekannt gewordene US-Investor Blackstone plant in Kamerun riesige Palmölplantagen und will dafür Regenwald roden. Vom Kahlschlag betroffen wäre der Südwesten Kameruns mit seiner besonders hohen Artenvielfalt. Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife ist entsetzt, denn stark bedrohten Tierarten wie Drill, Schimpansen und Waldelefanten würde damit wertvoller Lebensraum geraubt. „60 Organisationen und Wissenschaftler haben sich unserer Bitte an den Forstminister Kameruns angeschlossen, die Plantagenpläne zu stoppen“, so Pro Wildlife-Sprecherin Dr. Sandra Altherr, die den Brief initiiert hat. Besonders verärgert die Artenschützer, dass "die Investoren dieses Projekt als Wohltätigkeit verkaufen - und über eine „Entwicklungshilfeorganisation“ namens „All for Africa“ Spenden für Palmölsetzlinge einsammeln", sagt Altherr.
Regenwald-Zerstörung unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe
Über ein kompliziertes Firmengeflecht planen Blackstone und seine Vertreter in Kamerun Palmöl-Plantagen auf insgesamt 70.000 Hektar im Südwesten Kameruns. Beteiligt sind die Firmen SD Sustainable Oils, Herakles Farms und Sithe Global und die Organisation „All for Africa“, die um Spenden für Palmölpflanzen bittet. Herakles-Chef Wrobel argumentiert, dass mit den Plantagen in Kamerun Palmöl-Importe aus Indonesien eingespart und so die dortigen Regenwälder und Orang-Utans geschont würden. Pro Wildlife ist skeptisch: „Wrobel plant den Kahlschlag ökologisch wertvoller Regenwälder in Kamerun. Das Argument, dass dies dem Wohle der indonesischen Wälder diene, ist zynisch“, kritisiert die Pro Wildlife Sprecherin. Entwicklungshilfe leiste das Projekt ebenfalls nicht, so Altherr: „Industrielle Monokulturen wie Palmölplantagen haben oft katastrophale Folgen für die lokale Bevölkerung. Denn riesige Flächen werden dort blockiert, wo sie zuvor Waldprodukte traditionell nutzen konnten. Und den Reibach machen die US-Firmen, nicht die Landbevölkerung in Kamerun.“
Machtkampf um den Regenwald
Beobachter vor Ort berichten, dass derzeit Firmenmitarbeiter von Dorf zu Dorf ziehen: Sie verschenken lebende Schweine, Bierkästen und Reissäcke an die Dorfältesten, um den wachsenden Widerstand der lokalen Bevölkerung zu brechen. "Und Herakles schafft Fakten, noch bevor die Regierung Kameruns über das Projekt entschieden hat: Herakles hat bereits tausende Palmensetzlinge in das Gebiet transportiert. Außerdem sind die Bulldozer schon in Stellung gebracht“, berichtet Altherr. 60 Organisationen und Wissenschaftler haben sich nun dem Brief von Pro Wildlife angeschlossen, der den Forstminister Kameruns, Elvis Ngolle Ngolle, auffordert, den Regenwald zu erhalten. Unterzeichnet haben diesen Appell auch mehrere Organisationen aus Kamerun, die hoffen, dass Motorsägen und Bagger in letzter Minute doch noch gestoppt werden.
Kameruns Regenwälder: Letzte Zuflucht für seltene Affen und Waldelefanten
Die Palmölplantagen sollen an wichtige Schutzgebiete angrenzen: 30.000 Hektar sind zwischen dem Korup-Nationalpark und dem Rumpi Hill-Waldreservat geplant. Weitere 40.000 Hektar sollen östlich hiervon, nahe dem Bakossi-Nationalpark und dem Banyang Mbo Wildtier-Schutzgebiet, angepflanzt werden. Gefährdete Affen wie Drills, Preuss-Stummelaffen, Preuss-Meerkatzen und der Nigeria-Schimpanse (Pan troglodytes vellerosus), die seltenste Schimpansen-Unterart, haben in dieser Region ihre letzte Zuflucht. „Werden diese ökologisch nicht zu ersetzenden Wälder gerodet, verlieren seltene Affen und Waldelefanten ihren Lebensraum. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis vom Aussterben bedrohte Tiere den Wilderer zum Opfer fallen“, sagt die Biologin Altherr.
Kameruns Artenvielfalt braucht Schutz
Der Südwesten Kameruns hat nach Madagaskar die zweithöchste Biodiversität in Afrika. Seit zwölf Jahren engagiert sich Pro Wildlife dafür, dass diese Artenvielfalt Kameruns erhalten bleibt: So unterstützt der Verein eine Auffangstation für Affenkinder, deren Familien gewildert wurden. Auch fördert die gemeinnützige Organisation ein Projekt zum Erhalt des Kagwene-Gorilla-Waldes sowie verdeckte Ermittlungen gegen Wilderer und illegale Tierhändler.
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