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Klimakiller Shrimps
Klimakiller Shrimps
Von Adrian Meyer, Greenpeace-Magazin, 23.2.12
In Südostasien werden Mangrovenwälder abgeholzt, um Platz für riesige Shrimpsfarmen zu machen. Eine Studie zeigt nun: 100 Gramm solcher Shrimps sind so klimaschädlich wie das Verbrennen von 90 Litern Benzin.
Das Geschäft mit günstigen Shrimps aus Südostasien ist schmutzig. Für die Krabbenfarmen werden oft große Gebiete an Mangrovenwäldern gerodet, wodurch besonders viel Kohlenstoff aus den Böden in die Atmosphäre freigesetzt wird. Die Klimabilanz solcher Shrimps ist sogar bis zu zehnmal schlechter bei Fleisch, welches auf den abgeholzten Gebieten des Amazonas-Regenwaldes gezüchtet wird.
Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des US-Ökologen Boone Kauffman von der Oregon State University. Basierend auf anderen Studien schätzte der Forscher, dass umgerechnet 1472 Tonnen CO2 in die Atmosphäre gelangen, wenn ein Hektar Mangrovenwald in eine Shrimpfarm umgewandelt wird. Beachtet man die durchschnittliche Ernte, so produzieren 100 Gramm Shrimps laut Kauffmann erstaunliche 198 Kilogramm CO2 soviel wie die Verbrennung von 90 Litern Benzin. Weil die Farmen zudem schnell verdrecken, müssen sie durschnittlich nach fünf Jahren aufgegeben und ein neuer Standort gesucht werden. „Es ist wie Brandrodung“, sagte Kauffmann im Wissenschaftsmagazin Science.
Auch die Greenpeace-Meeresexpertin Iris Menn machte sich auf die Spuren der „schmutzigen Garnelen“. Ein Kamerateam des NDR reiste mit ihr für ihre Recherchen von Hamburg nach Thailand. Dort dokumentierte die Meeresexpertin von Shrimpfarmen dominierte und massiv veränderte Landschaften. Sie untersuchte, wie der Betrieb solcher Farmen Natur und Mensch beeinflusst. „Für mich war die Zerstörung der Mangroven schockierend“, sagte Iris Menn in einem Interview, „die meisten Gebiete sind unwiederbringlich verloren.“
Der NDR zeigt die Reportage „Schmutzige Shrimps“ am 24. Februar um 21.15 Uhr.
Schmutzige Shrimps: Auf den Spuren der Garnelen-Industrie in Thailand
Von Marissa Erbrich, Greenpeace-Online, 22.2.12
Jeder kennt sie und fast überall kann man sie kaufen: Shrimps. Wo die enormen Mengen an Garnelen herkommen und wie sie produziert werden, zeigt eine Reportage des NDR mit der Greenpeace-Meeresexpertin Dr. Iris Menn. Ein Kamerateam hat sie auf ihrer Recherchereise von Hamburg nach Thailand begleitet, wo riesige Aquakulturen die Umwelt gefährden.
Online-Redaktion: Iris, die Reportage trägt den Titel Schmutzige Shrimps. Warum sind Shrimps schmutzig?
Iris: Mit der Zucht von Shrimps sind zahlreiche Probleme verbunden. Ökologische, das heißt solche, die die Umwelt beeinträchtigen, aber auch soziale, die die Menschen vor Ort beeinflussen. Und das alles ist nicht positiv, sondern leider negativ.
Online-Redaktion: Die Shrimps-Aquakulturen in Thailand verursachen große Umweltschäden. Welche Probleme habt ihr während der Dreharbeiten dokumentiert?
Iris: Wir haben während der Dreharbeiten zum einen die Mangrovenzerstörung dokumentieren können. Eine Zerstörung, die schon länger zurückliegt, aber nach wie vor Auswirkungen auf die Menschen vor Ort hat - denn Mangroven waren ein wichtiger Bestandteil des Lebens der Menschen. Sie holten Nahrung, Baumaterialien oder auch Medizin aus den Mangroven. Ganz davon abgesehen, dass es aus rein biologischer Sicht einzigartige Lebensräume sind, die wir erhalten müssen.
Wir haben die durch die Shrimpfarmen dominierte und massiv veränderte Landschaft dokumentiert, aber vor allem den aktuellen Betrieb der Farmen und deren Einfluss auf die Natur und die Menschen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die meisten Farmen keinen geschlossenen Wasserkreislauf haben. So fließt das Wasser aus den Teichen mit all den Nährstoffen und Chemikalien, die hineingegeben werden, ungefiltert in die Natur. Und damit auch die dort überwiegend gezüchtete Garnele White Tiger - eine Art, die in der Region nicht heimisch ist.
Online-Redaktion: Während der Dreharbeiten habt ihr solche Aquakulturen in Thailand besucht. Waren die Menschen dort eher offen oder seid ihr auf Widerstand gestoßen?
Iris: Die kleineren Farmer waren überwiegend offen und haben uns ihre Farmen gezeigt und auch über ihre Probleme berichtet. Diese kleineren Farmen haben meist nur ein oder zwei Teiche und kämpfen hart um einen guten Verdienst. Geht die Ernte durch den Ausbruch einer Krankheit in einem der Teiche verloren, ist es ein Desaster für sie. Aber wie an vielen Orten der Welt dominieren wenige große Firmen - man kann nahezu sagen eine Firma - das Geschäft. Sie haben großräumige Anlagen mit vielen Teichen und bestimmen das Geschäft. Bei diesen Farmen wurde uns der Zutritt oft verwehrt.
Online-Redaktion: In Supermärkten gibt es inzwischen eine riesige Auswahl an Garnelen. Kann man als Verbraucher unterscheiden, welche Shrimps schmutzig sind und welche nicht?
Iris: Grundsätzlich sollte bei tropischen Shrimps erst einmal eine Alarmglocke schrillen. Es gibt nur sehr wenige Shrimps auf dem Markt, die aus einer ökologisch nachhaltigen Aquakultur stammen. Mit Hilfe des Greenpeace-Ratgebers Fisch - beliebt, aber bedroht kann man die richtige Wahl treffen.
Online-Redaktion: Was können Verbraucher gegen die schmutzige Produktion von Shrimps tun?
Iris: Seltener Shrimps essen und wenn: die richtige Wahl treffen. Durch seine Wahl am Tiefkühlregal oder an der Fischtheke kann der Verbraucher ein deutliches und starkes Signal an den Handel geben. So kann jeder einzelne und können wir alle gemeinsam etwas verändern.
Online-Redaktion: Deine Recherchereise begann auf dem Hamburger Fischgroßmarkt und führte dich schließlich nach Thailand, wo ein großer Teil der weltweiten Shrimps-Produktion angesiedelt ist. Was war auf dieser Reise für dich besonders beeindruckend?
Iris: Für mich war die Zerstörung der Mangroven schockierend und das obwohl ich die Ausmaße aus Karten, Reports und Bildern kenne. Die meisten Gebiete sind unwiederbringlich verloren, auch wenn es kleinere Aufforstungsbereiche gibt.
Nicht weniger schockierend fand ich den großzügigen Umgang mit Desinfektionsmitteln in den Teichen und die Anzahl der Tiere - die sogenannte Besatzdichte - die dort in einem Teich sitzen und schlicht und ergreifend gemästet werden. Das ist eine Massenproduktion auf Kosten der Natur und der Menschen vor Ort - für unseren Konsum. Wir müssen unsere Verantwortung daran erkennen und eine Veränderung erreichen.
Online-Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch.
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