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Aktuell
Stahl und Regenwaldzerstörung
Brasiliens Regenwald - zerstört für die Stahlproduktion
Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 15.5.12
Amazonien ist nicht nur gefährdet durch Ackerbau und Viehzucht - ganze Wälder werden gefällt, um Holzkohle für die Produktion von Roheisen zu gewinnen. Der daraus hergestellte Stahl geht an bekannte Autokonzerne wie BMW oder Mercedes. Aus Protest haben sich Greenpeace-Aktivisten an die Ankerkette des Frachtschiffs Clipper Hope gekettet, das derzeit in Brasiliens Hafen Sao Luis auf Beladung wartet.
Die Aktivisten kamen mit Schlauchbooten vom Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior, das seit März auf dem Amazonas unterwegs ist. Inzwischen hat eine weitere Aktivistin die erste Kletterin abgelöst und sich festgekettet.
"Die Zerstörung für Holzkohle ist abermals ein Beispiel dafür, dass Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff dem Schutz des Regenwaldes dringend wieder mehr Gewicht geben muss", sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. "Konkret heißt das, dass sie das vorliegende neue Waldgesetz nicht akzeptieren darf. Sonst wird auch für die Eisenherstellung immer mehr vom einzigartigen Amazonas vernichtet."
Existenzielle Gefahr für indigene Völker
Ein neuer von Greenpeace veröffentlichter Report zeigt die Wege des Rohmaterials auf. Ein Großteil der Holzkohle wird in kleinen abgelegenen Camps hergestellt, in den nordostbrasilianischen Bundesstaaten Para und Maranhao. Häufig werden dabei Indianergebiete zerstört. Auch vor sklavereiähnlichen Arbeitsverhältnissen wird nicht haltgemacht.
Zahlreiche indigene Völker in der Region Nordostpara und Maranhao leiden unter der Holzkohleherstellung. Das 400 Köpfe kleine Volk der Awa-Guaja lebt völlig isoliert als Jäger und Sammler im Grenzgebiet der Provinzen Para und Maranhao. Erst vor 40 Jahren wurden sie erstmals kontaktiert. Heute ist ihr Überleben extrem bedroht. Holzfäller haben knapp ein Drittel ihres Landes zerstört.
Vom Holz zum Stahl zum Automobil
Das Holz wird illegal gefällt. Die daraus hergestellte Holzkohle dient später dem Eisenhersteller Viena zum Schmelzen von Eisenerz. Viena ist einer der ältesten und größten Roheisenhersteller in Maranhao. Das Unternehmen beliefert US-amerikanische Stahlkocher, unter anderem den Stahlhersteller Severstal in Columbus, Mississippi, der nach eigenen Aussagen Autohersteller wie BMW, Ford oder Mercedes zu seinen Kunden zählt.
Brasiliens neues Waldgesetz - eine Gefahr für den Regenwald
Das brasilianische Parlament hat vor zwei Wochen ein neues Waldgesetz verabschiedet. Es sieht unter anderem vor, Farmer zu amnestieren, die in den letzten Jahren den Regenwald illegal zerstört haben. Auch werden Schutzzonen an Wasserläufen reduziert und der bisherige Schutz des Waldes stark eingeschränkt. Millionen Hektar Regenwald sind bedroht, wenn dieses neue Waldgesetz in Kraft tritt. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff hat bis zum 25. Mai Zeit, ihr Veto einzulegen. Dies hat sie im Vorfeld und während der Parlamentsdebatten wiederholt zugesagt.
"Präsidentin Rousseff muss ihr Wort halten und ihr Veto einlegen. Alles andere wäre eine Katastrophe für den Regenwald, die Menschen und Tiere des Waldes, aber auch für unser Klima", sagt Salge.
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