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Aktuell

Landrechtskonflikte in Amazonien

Viehzüchter setzen bei Anti-Indianer-Protest Brücken in Brand

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 2.7.12

Viehzüchter sperren Straßen ab, setzen Brücken in Brand und bedrohen brasilianische Indianer, um gegen ihre bevorstehende Ausweisung aus indigenen Territorien zu protestieren.

Die Gewalt begann, nachdem brasilianische Gerichte entschieden hatten, dass die Viehzüchter unverzüglich aus einem der Gebiete der Xavante-Indianer ausgewiesen werden sollten, das sie während der letzten zwanzig Jahre für Sojaanbau und Viehzucht besetzt hatten.

Die Viehzüchter bedrohen Xavante-Sprecher Damião Paridzané, der sich seit Jahrzehnten für eine Verbesserung der Gesundheitslage und der Bildung seines Volkes einsetzt, ebenso wie für den Schutz des Xavante-Landes.

Paridzané und andere Xavante-Indianer waren zur UN-Konferenz Rio+20 gereist, um die dringende Rückgabe ihres Landes, unter dem Namen Marãiwatsédé bekannt, zu verlangen. Ihre Forderungen wurde Brasiliens Präsidentin Rousseff vorgelegt.

Paridzané erklärte in einem Brief an die Präsidentin: “Die illegale Soja-Produktion und die Viehzucht, die auf unserem heiligen Land stattfinden, sind eine Schande für unser Land.” Bei der Konferenz haben Politiker den Xavante versichert, dass die Viehzüchter innerhalb der nächsten dreißig Tage das Land verlassen müssten.

In den 1960er Jahren wurden die Xavante wegen Großlandwirtschaftsprojekten von ihrem Land vertrieben. Während des Weltgipfels 1992 sorgte internationaler Druck dafür, dass die brasilianische Regierung die Rückgabe des Landes an die Indianer ankündigte. Dennoch wurde das Marãiwatsédé-Gebiet illegal besetzt und fast 90 Prozent des Waldes zerstört.


Alarmierte britische Abgeordnete fordern Schutz der Awá-Indianer

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 3.7.12

Dutzende britische Politiker haben Brasilien zur Rettung des bedrohtesten Volkes der Welt aufgerufen. Die britischen Abgeordneten drückten ihre “Sorge” und “Beunruhigung” im Parlament aus und forderten Maßnahmen von Brasiliens Regierung, um eine Ausrottung der Awá-Indianer zu verhindern.

In einem Antrag fordern die Abgeordneten von Brasilien “den Stopp illegaler Abholzung auf dem Land der Awá-Indianer und ein Ende der Landnahme” durch Siedler,Viehzüchter und Holzfäller.

Nur noch etwa 450 Awá-Indianer leben im Bundesstaat Maranhão im Nordosten Brasiliens. Ihr Land wird schneller zerstört, als das jedes anderen Amazonas-Volkes. Als nomadische Jäger und Sammler sind die Awá für ihr Überleben auf den Wald angewiesen.

Ein Awá berichtet der Menschenrechtsorganisation Survival International: “Die Holzfäller zerstören alles Land … Dies ist indianisches Land. Ich bin wütend, sehr wütend auf die Holzfäller, extrem wütend. Es gibt kein Wild mehr das ich jagen kann und meine Kinder haben Hunger.”

Nachdem Survival eine Kampagne zum Schutz der Awá-Indianer gestartet hat, wurde bereits eine Untersuchung der illegalen Abholzung angeordnet und Brasiliens Indianerschutzbehörde (FUNAI) hat erklärt, den Fall der Awá zu einer Top-Priorität zu machen.

Doch trotz dieser Versprechen sind Schätzungen zufolge immer noch Tausende illegale Holzfäller in der Region aktiv. Der Beginn der Abholzungssaison schürt die Ängste der Awá erneut. Die Awá-Indianer fordern von Brasiliens Justizminister, dass er sich stärker für den Schutz ihrer Gebiete einsetzt, die, obwohl sie rechtlich geschützt sind, durch die Abholzung verwüstet werden.

Die Awá sind insbesondere über die Folgen der Landzerstörung für ihre unkontaktierten Angehörigen besorgt, die gegenüber eingeschleppten Krankheiten sehr anfällig sind. Doch die Awá-Indianer sind auch entschlossen, die enge Bindung an ihr Land nicht zu verlieren. “Wir sind nichts ohne unser Land… solange wir hier leben, werden wir es schützen,” sagte ein Awá gegenüber Survival.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Britische Parlamentarier haben jedes Recht besorgt zu sein. Es ist unabdingbar, dass Brasiliens Justizminister sofort etwas unternimmt: Wenn er es nicht schafft Brasiliens eigene Gesetzte durchzusetzen, werden die Awá bald zerstört sein.”


Polizei fordert Untersuchungshaft für Aktivisten von Xingu Vivo

Plattform belo Monte, 27.6.12

Die Zivilpolizei von Pará beantragte am 25.6. bei der Staatsanwaltschaft die Untersuchungshaft für 11 Aktivisten der Bewegung Xingu Vivo para Sempre, die unter Verdacht stehen, an den Protesten gegen das Kraftwerk Belo Monte zwischen 14. und 16. Juni teilgenommen zu haben. Während der Veranstaltung Xingu+23 - in Anspielung an die Einstellung des Planes für das Kraftwerk Kararaô vor 23 Jahren - wurde zunächst die im Xingu errichtete Dammstraße besetzt und durchgegraben, um den Xingu symbolisch wieder fließen zu lassen. Am Tag darauf wurden die Bürogebäude der Baustelle Belo Monte gestürmt und verwüstet.

Die 11 Verdächtigen wurden im Zug der Ermittlungen von der Polizei als Drahtzieher der Protestaktionen identifiziert und u.a. wegen Bandenbildung, Besitzstörung und Raub angeklagt. Am Donnerstag sollen 8 Aktivisten von der Polizei verhört werden. Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage bisher allerdings nicht angenommen.

Unter den Verdächtigen sind Mitglieder und Berater der Bewegung Xingu Vivo para Sempre: Antônia Melo, Mônica Brito, Padre Alírio, Rafael Salazar, Ruy Sposati, Padre Alírio, der Xingu+23 mit einer Prozession und einer Messe eröffnete, Schwester Inés Wenzel, ein Fischer, dessen Haus wenige Tage vor dem Event durch das Konsortium geschliffen worden war, und Indigenen-Aktivisten.

146 NGOs und Institutionen der Zivilgesellschaft haben eine Unterstützungserklärung unterzeichnet und erklärt, dass die Aktivisten nicht kriminell sind sondern nur die Menschenrechte verteidigen und auf die negativen Folgen des Staudammes hinweisen. Xingu Vivo kündigte einen Bericht über die Vorgänge sowie eine Klage bei den Vereinten Nationen und der OAS wegen Kriminalisierung ihrer Mitglieder an.


Belo Monte: Indios halten seit 6 Tagen die Baustelle Pimental besetzt

Plattform Belo Monte, 26.6.12

Bereits seit 6 Tagen halten Indigene die Baustelle Pimental besetzt, die Arbeiten am Dammbau mussten eingestellt werden. Am 21.6. sind ca. 150 Indios der Völker Xikrin, Juruna und Ara mit Booten zum Erddamm gekommen, der bei der Insel Pimental durch den Xingu errichtet wird. Sie haben dort ihre Zelte aufgeschlagen und sind entschlossen so lange zu bleiben, bis der Präsident des Betreiberkonsoriums North Energie kommt, um mit ihnen wegen der Nichteinhaltung bisheriger Versprechungen zu verhandeln. Die Indios haben es satt, von Firmenangestellten mit falschen Versprechungen an der Nase herumgeführt und belogen zu werden. "Es gibt viele Papiere mit Unterschriften - aber erfüllt wurde bisher überhaupt nichts. Wir haben Angst, am Ende alles zu verlieren", sagte ein indigener Vertreter.

Vorrangig geht es um die Legalisierungen ihrer Territorien sowie um die Garantie, dass sie auch nach der Errichtung des 34 m hohen Dammes quer durch den Xingu auf einer Länge von 6 km und der Ableitung des Wassers für das Wasserkraftwerk Belo Monte im Xingu gemäß ihrer traditionellen Lebensweise leben und fischen können.

Das Konsortium von Belo Monte verlangte vor Gericht den Abzug der Indios. Der Bundesrichter Priscilla Pinto Azevedo lehnte das Ansuchen ab und bestand darauf, die körperliche Unversehrtheit der Indigenen zu wahren. Ein Abzug sollte nur aufgrund von Vereinbarungen erfolgen, wobei die Nationale Indigenenbehörde (Funai) vermitteln sollte, und ohne Gegenwart der Polizei. Das Treffen zwischen den Indigenen und dem Konsortium ist für den kommenden Donnerstag (28.6.) geplant.

Manifest der Xikrin vom Rio Bakajá:

Hört auf! Lasst dem Fluss seinen Lauf! Lasst unsere Boote im Fluss fahren. Hört auf! Lasst dem Fluss seinen Lauf, damit unsere Kinder darin baden und sein Wasser trinken können. Wenn die Talsperre gebaut wird, wird es um den Fluss schlecht bestellt sein, das Wasser wird nicht mehr genießbar sein. Der Fluss wird austrocknen - und wo werden wir mit dem Boot fahren?

Lasst dem Fluss seinen Lauf, damit wir für unsere Kinder und Enkelkinder auf die Jagd gehen können, damit sie etwas zu essen haben. Lasst dem Fluss seinen Lauf, damit wir fischen können, früh am Morgen, um unseren Kindern etwas zum Essen zu geben.

Die Umweltstudien sind noch nicht abgeschossen und Ihr redet bereits vom Damm. Das gefällt uns überhaupt nicht. Das PBA (Projeto Básico Ambiental - Basis-Umweltschutzprogramm) hat überhaupt noch nicht begonnen und ihr seid bereits beim Bau des Dammes. Das gefällt uns nicht. Wir fordern des sofortigen Baustopp des Belo Monte Staudammes!



'Wir verstehen Nachhaltigkeit besser als jeder andere': Indianer bei Rio+20

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 22.6.12

Tausende brasilianische Indianer versammelten sich diese Woche in Rio, um ihren Stimmen bei der Rio+20 UN-Konferenz zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz Gehör zu verschaffen.

Sonia Guajajara, vom Volk der Guajajara, sagte: “Wir sind hierher gekommen, um auf unseren Kampf aufmerksam zu machen und um zu zeigen, dass dieses Modell von Entwicklung nicht realistisch ist … Wir wollen der Welt zeigen, was es wirklich bedeutet nachhaltig zu leben. Keiner versteht Nachhaltigkeit besser als indigene Völker.”

Die Indianer organisierten Protestmärsche, führten Gesänge und Tänze auf, hielten Reden und veranstalteten Treffen. Sie präsentierten ihre Forderungen auch auf der offiziellen UN-Konferenz.

“Davi Yanomami, der 'Dalai Lama des Regenwaldes', forderte von den Teilnehmern der Konferenz den Schutz des bedrohtesten Volkes der Welt, den Awá-Indianern. Der Wald der Awá wird schneller gerodet als der irgendeines anderen brasilianischen Indianer-Volkes.

Guarani-Indianer machten auf die extreme Verzögerung bei der Erfassung ihres Landes durch die Regierung aufmerksam. Otoniel Ricardo Guarani sagte: “Wir wollen die Demarkierung unseres Landes, denn wenn das erst geschafft ist, haben wir alle Probleme gelöst. Deshalb ist es wichtig für uns hier zu sein und die Regierung dazu zu bringen, an diesen Themen zu arbeiten.”

Die Guarani müssen unter schrecklichen Bedingungen leben, seit ihr Land ihnen gestohlen und von Viehzüchtern besetzt wird. Brasiliens Staatsanwaltschaft hat erst kürzlich von der Regierung 83 Millionen US-Dollar Entschädigung für eine Guarani-Gemeinde gefordert, um für “seelische und materielle Schäden” aufzukommen.

Brasiliens Indianerschutzbehörde FUNAI versicherte in Rio gegenüber den Xavante-Indianern, dass die illegalen Eindringlinge von ihrem Land ausgewiesen werden würden.

Etwa 1.000 Indianer protestierten vor der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES gegen deren Beteiligung am kontroversen Belo Monte-Staudamm, der mehrere indigene Völker und ihren Wald bedroht. Besonders unkontaktierte Völker in dem Gebiet sind gefährdet.

Vergangene Woche besetzten bereits Hunderte Indianer die Baustelle des Belo Monte-Staudamms und gruben einen Kanal, um den Xingu-Fluss wieder fließen zu lassen. Der Fluss bildet ihre Lebensgrundlage.


Bolivien: “Evo Morales ist der wahre Feind der Indigenen”

agência latina press, 28.6.12

http://latina-press.com/news/128704-bolivien-evo-morales-ist-der-wahre-feind-der-indigenen/


Brasilien: Vale plant gigantische Biokraftstoff-Anlage im Amazonas

agência latina press, 26.6.12

http://latina-press.com/news/128467-brasilien-vale-plant-gigantische-biokraftstoff-anlage-im-amazonas/




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