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 Aktuell 
    Regenwaldzerstörung in Indonesien
 
     
 
     
   Indonesiens Wälder schwinden
  Palmöl: fettiges Gold zu Lasten von Regenwald, Klima und Artenvielfalt
  
  VonAnn Kristin Montano, Greenpeace-Online, 20.10.13
  
  
  Sumatra-Tiger, Nebelparder und Orang-Utan  Heimat all dieser Tierarten ist der indonesische Regenwald, drittgrößter tropischer Regenwald nach Brasilien und dem Kongo-Becken. Doch die industrielle Produktion von Palmöl und Zellstoff droht, diese wertvolle Artenvielfalt zu vernichten.
  
  
  Indonesiens Wälder sind von größter Bedeutung: Zum einen sind sie, laut Schätzung der Weltbank, Lebensraum für zwei Drittel aller an Land lebenden Tier- und Pflanzenarten; ein großer Teil davon ist akut vom Aussterben bedroht. Zum anderen sind Wälder als natürliche CO2-Speicher und Senke unsere besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Denn die Wälder als weltgrößte ökologische Klimaanlage speichern über 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht in etwa vierzig Mal dem weltweiten Jahresausstoß, der über fossile Brennstoffe emittiert wird. Dennoch sind insbesondere tropische Regenwälder wie in Indonesien seit langem Opfer von Brandrodungen und Abholzungen. Sie weichen Papier- und Palmöl-Plantagen oder werden zerstört, um Papier für bunte Hochglanzmagazine herzustellen.
  
  
  Palmöl als größter Treiber der Regenwaldzerstörung
  
  
  Der Haupttreiber der Abholzung des indonesischen Regenwaldes zwischen 2009 und 2011 war der Palmöl-Sektor. Über ein Viertel des Waldverlustes in dieser Zeit ist allein auf ihn zurückzuführen. Inzwischen ist nur noch die Hälfte Indonesiens mit Wald bedeckt, jährlich verschwinden weitere 620.000 Hektar. Für den Anbau von Ölpalmen, deren Fett in den meisten Gebrauchsartikeln wie Schokolade, Waschpulver und Cremes steckt, werden riesige Regenwaldgebiete zerstört und in Ölpalmplantagen umgewandelt. Diese Monokulturen von mehreren tausend Hektar vernichten wichtigen Lebensraum und lassen den Druck auf die verbleibenden Wälder und ihre Bewohner immer weiter steigen. Dazu kommen immense CO2-Emissionen, die durch Brandrodung und durch die Freilegung der Torfböden entstehen. Über 85% der Treibhausgasemissionen des Landes werden laut indonesischer Regierung rein durch Landnutzungsänderungen verursacht. Hauptsächlich bedeutet dies Brandrodung und Holzeinschlag für die Anlage von Plantagen, die Papierproduktion und die Landwirtschaft. Dadurch zählt Indonesien mittlerweile zu den Ländern mit den höchsten Treibhausgasemissionen weltweit.
  
  
  Die Palmölproduktion nicht auf Kosten des Regenwaldes!
  
  
  Über die Hälfte des weltweit produzierten Palmöls kommt aus Indonesien und die Nachfrage nach Palmöl steigt weiter. Doch darf diese nicht zu Lasten der verbleibenden Regenwälder erfolgen. Es gibt erste, gute Initiativen, die zeigen, dass dies möglich ist: Einige Palmölerzeuger, darunter Golden Agri Resources (GAR), haben sich verpflichtet, keine weiteren Regenwälder in Palmölplantagen umzuwandeln. GAR hat Waldschutzmaßnahmen und eine Methodik entwickelt, mit der auf Basis des Kohlenstoffvorrats ökologisch wertvolle Wälder identifiziert und geschützt werden, doch nun müssen diesem Beispiel weitere Unternehmen folgen!
  
  
  Der Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO): immer noch ein zahnloser Tiger
  
  
  Als ein Versuch, Palmöl mit weniger dramatischen Auswirkungen für Mensch und Umwelt zu produzieren, wurde im Jahr 2004 der Runde Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO: Roundtable on Sustainable Palm Oil) gegründet. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Vereinigung von Palmölproduzenten, -verarbeitern und -verkäufern, Banken und Investoren und auch einigen NGOs. Auch wenn die Zielsetzung des Runden Tischs an sich in die richtige Richtung geht, ist dieser in Theorie und Praxis zu schwach. Beispielsweise untersagen die RSPO-Standards nicht die Anlage von Plantagen in Regenwaldgebieten und auf Torfböden. Auch sind RSPO-Mitglieder wiederholt durch die Nichteinhaltung der sowieso schon schwachen Reglementierungen aufgefallen, z.B. durch Brandrodung sowie Zerstörung wertvoller Regenwälder. Um sicherzustellen, dass kein Palmöl aus Regenwaldzerstörung in ihren Lieferketten landet, können sich Unternehmen daher nicht allein auf den RSPO verlassen.
  
  
  Dringend benötigt: Einsatz für den Schutz der Tiger-Wälder
  
  Indonesien beheimatet nur noch etwa 400 Exemplare des Sumatra-Tigers, einer extrem bedrohten Regenwald-Tierart mit Reviergrößen bis zu 100 Quadratkilometern. Sein Lebensraum auf der Insel Sumatra schrumpft stetig weiter. Handeln ist daher dringend nötig: Um den Regenwald Indonesiens, die letzten verbleibenden Sumatra-Tiger, Orang-Utans und das Klima zu schützen, fordert Greenpeace die Palmölerzeuger auf, ab sofort keinen Regenwald mehr für Plantagen zu roden. Begleitend muss die indonesische Regierung restriktiver gegen Raubbau, Brandrodung und illegale Plantagen vorgehen sowie ein besseres Schutzkonzept entwickeln und vor allem durchsetzen. Auch dürfen Banken und Investoren umweltzerstörerische Maßnahmen, zum Beispiel die Anlage von Palmölplantagen in Regenwaldgebieten nicht mehr finanziell unterstützen. Firmen, die Palmöl in ihren Produkten nutzen, müssen auf dessen Herkunft achten. Greenpeace fordert daher alle Palmölabnehmer auf, Palmöl aus Regenwaldzerstörung aus ihrer Lieferkette zu verbannen, eine „Null-Entwaldungs-Policy“ für ihr Unternehmen zu entwickeln und Verträge mit Lieferanten zu kündigen, die ihre Anforderungen nicht erfüllen.
  
   
  
  
 
  
  
  
  Vor dem Palmöl-Prozess in Brake: Internationale Solidarität mit ROBIN
  WOOD-AktivistInnen
  Prozess-Termin vor dem Amtsgericht Brake: 30. Oktober 2013
  
  ROBIN WOOD Pressemitteilung, 17.10.13
  
  
  International gibt es eine starke Solidarität mit den acht ROBIN
  WOOD-AktivistInnen, die sich im September 2012 an einer Demonstration
  vor der Palmöl-Raffinerie von Wilmar in Brake beteiligt hatten und
  danach Strafbefehle erhielten. Zwei Wochen vor dem anstehenden
  Gerichtsprozess erreichen ROBIN WOOD zahlreiche
  Solidaritäts-Bekundungen, darunter viele von indonesischen NGOs wie
  WALHI, SAVE OUR BORNEO, PERKUMPULAN HIJAU JAMBI und CAPPA sowie von den
  direkt durch Wilmar geschädigten indigenen Waldnomaden, den Suku Anak Dalam.
  
  
  Am 17. September 2012 hatten rund 30 ROBIN WOOD-AktivistInnen vor der
  Fabrik von Wilmar in Brake (Landkreis Wesermarsch) gegen
  Tropenwaldzerstörung und Landraub für Palmöl demonstriert. Wilmar
  besitzt in Indonesien riesige Palmöl-Plantagen, ist weltweit der größte
  Palmöl-Händler und beliefert mit dem Billigfett aus Raubbau
  Lebensmittelkonzerne wie Unilever. Nach der Protestaktion bekamen acht
  AktivistInnen Strafbefehle wegen Nötigung. Sie sollen angeblich zwei
  Mitarbeiter einer für Wilmar tätigen Dienstleistungsfirma für einige
  Stunden daran gehindert haben, mit ihrem Fahrzeug das Werksgelände zu
  verlassen. Gegen die Strafbefehle haben die AktivistInnen Widerspruch
  eingelegt. Über den ersten dieser Widersprüche wird am 30. Oktober vor
  dem Amtsgericht Brake verhandelt.
  
  
  Insbesondere in Indonesien, das am stärksten unter der Palmöl-Industrie
  zu leiden hat, sorgt dies für Protest: „Wir, Vertreter aller
  Indigenengruppen der Suku Anak Dalam Sembilan, stehen in Konflikt mit PT
  Asiatic Persada (Wilmar Gruppe). Wir unterstützen die Arbeit der Robin
  Wood-Aktivisten. In der Praxis ist Wilmar das Problem. Der Konzern
  wendet kriminelle Methoden an, zerstört unsere Häuser, vernichtet unsere
  Existenz und beraubt uns unserer Lebensgrundlagen. Daher fordern wir,
  die acht Aktivisten sofort freizusprechen, denn sie sind es, die für
  Menschlichkeit kämpfen. Sie sind aber keine Kriminellen. Dagegen sollte
  Wilmar festgenommen und der Prozess gemacht werden, denn wir leiden bis
  heute unter den Taten von Wilmar.“
  
  
  Der indonesische Menschenrechtsaktivist Feri Irawan erklärt in einem von
  sieben NGOs unterzeichneten offenen Brief, dass Wilmar viele Male
  Menschenrechte verletzt und Land von Indigenen und der lokalen
  Bevölkerung geraubt hat: „Für Menschen mit Moral, die noch ein Gefühl
  von Menschlichkeit besitzen, schneiden solche Vorkommnisse ins Herz. Und
  sie motivieren zum Widerstand gegen verbrecherische Praktiken gegenüber
  Natur und Menschheit. Das bewegt auch die Aktivisten von Robin Wood.
  Ihre Empathie mit den Armen, ihre tiefe menschliche Solidarität und ihre
  Motivation für den Schutz unserer Erde bewegte sie zu der friedliche
  Aktion vor der Raffinerie der Wilmar Gruppe in Deutschland am 17.
  September 2012.“
  
  
  „Wir sind entsetzt, dass rechtlich gegen die deutschen Aktivisten
  vorgegangen wird, nachdem sie friedlich gegen das Ölpalm-Unternehmen
  Wilmar, das den Wald zerstört, protestiert haben“, schreibt Nordin von
  der indonesischen Nichtregierungsorganisation SAVE OUR BORNEO. „In
  Solidarität mit den acht Robin Wood-Aktivisten in Deutschland fordern
  wir ihre Freisprechung.“ „Gleichzeitig“, so Nordin, „unterstützen wir
  die Robin Wood-AktivistInnen und andere Aktivisten in Europa, weiterhin
  motiviert zu bleiben und so gegen Landraub, Menschenrechtsverletzungen
  und die Zerstörung des tropischen Regenwaldes Widerstand zu leisten.“
  
  
  Auch hierzulande wenden sich zahlreiche Umwelt- und
  Menschenrechtsorganisationen gegen die Kriminalisierung der ROBIN
  WOOD-AktivistInnen. RETTET DEN REGENWALD sieht in der Strafverfolgung
  eine „dreiste Einschüchterungsstrategie“, weist die haltlosen Vorwürfe
  gegen die AktivistInnen zurück und hat einen eigenen Solidaritätsaufruf
  für sie gestartet.
  (http://www.regenwald.org/news/5460/dreiste-einschuechterungsstrategie-umweltschuetzer-wegen-demo-vor-palmoelkonzern-angeklagt)
  
  
  „Die deutsche Öffentlichkeit erfährt nur wenig über die
  Palmöl-Problematik und die Verletzung von Umwelt- und Landrechten durch
  die Firma Wilmar“, heißt es in einem Statement von WATCH INDONESIA! „Um
  sich in der heutigen Medienlandschaft Gehör zu verschaffen, sind
  mitunter kreative und möglicherweise provokative, gewaltlose
  Protestformen notwendig.“
  
  
  „Menschen, die sich dafür einsetzen, eine lebenswerte Umwelt für uns
  alle und die kommenden Generationen zu bewahren, sind keine Verbrecher“,
  betont Gesche Jürgens, Wald-Kampaignerin bei GREENPEACE. „Sie sind
  Helden, die persönliche Risiken auf sich nehmen, damit alle davon
  profitieren. Daher sind wir über die Strafverfolgungen der Robin
  Wood-AktivistInnen entsetzt und fordern eine sofortige Einstellung des
  Verfahrens.“
  
  
  
  
  
  
 
  
  Protest, der Wirkung zeigt
  Die indonesische Palmölindustrie braucht die Werbetrommel
  
  Von Stefanie Hess, ROBIN WOOD Blog, 17.10.13
  
  
  Kahlschlag von Tropenwäldern, großflächige Feuer, Zerstörung der letzten Orang Utan-Habitate,Vertreibung von Menschen  die Liste der Verbrechen für die Palmölproduktion ist lang. Die Ölpalme gedeiht besonders gut in den Tropen, und die Palmölindustrie ist auf stetem Expansionskurs, um den Markt mit Palmöl zu versorgen. Besonders in Fertigprodukten setzen Firmen wie Unilever auf das blutige Öl, und auch im Tank steckt es als Ersatz für Erdöl.
  
  
  In Indonesien gibt es tausende von Konflikten um die Plantagen. Die Betroffenen verlieren mit der Ausbreitung der Monokulturen ihren Wald und ihr Land, die ihnen das Überleben sichern und gleichzeitig die Wurzeln ihrer kulturellen und spirituellen Identität bilden.
  
  
  Gemeinsam mit anderen Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen wie Rettet den Regenwald, Watch Indonesia! und Urgewald haben wir im September diesen Jahres gegen die Industrie dominierte greenwashing Lüge vom nachhaltigen Palmöl demonstriert. Die gemeinsamen Aktionen sind nicht nur bei den relevanten Ministerien und der indonesischen Palmölindustrie angekommen, sondern auch in den Medien.
  
  
  In der Jakarta Post wurde berichtet, dass die indonesischen Palmölexporte gesunken sind  Schuld daran seien ausländische Negativkampagnen. Die indonesische Palmölindustrie zeigt sich besorgt um ihr schlechtes Image und bittet die indonesische Regierung, die Werbetrommel zu schlagen.
  
  
  In der EU kommt im Dezember 2014 die Kennzeichnungspflicht für Palmöl. Dann können Konsumenten auf den ersten Blick erkennen, ob der Regenwaldkiller im Produkt steckt. Auch das bereitet der indonesischen Palmölindustrie Magenschmerzen, denn Verbraucher die Palmöl vermeiden werden die Produkte mit Palmöl nicht kaufen und nicht konsumieren.
  
  
  Öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen den Raubbau sind wichtig, um der Palmölindustrie die rote Karte zu zeigen. Acht unserer AktivistInnen haben für einen friedlichen Protest gegen die üblen Machenschaften des Palmölproduzenten Wilmar Strafbefehle erhalten.
  
  
  Im Vorfeld des Prozesses, der am 30.10 statt findet, haben wir von indonesischen und deutschen NGOs Soli Bekundungen erhalten, die unseren Aktivisten Mut machen und zeigen, wie wichtig die Solidarität mit den Betroffen ist.
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
 
  
 
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