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Mehr Rinderkontrolle in Amazonien

Größte Rindfleischkonzerne kündigen Kontrollsystem für Lieferanten an

Von Sara Westerhaus, Greenpeace-Online, 18.12.13

Die drei großen Schlachthausunternehmen in Brasilien, JBS, Marfrig und Minerva, gehen einen weiteren Schritt, um ihre Beteiligung an der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes zu beenden: Sie einigten sich auf ein standardisiertes Audit, dass bis Ende März 2014 veröffentlicht werden soll. Sie legen damit offen, ob die sie beliefernden Farmer in Urwaldzerstörung verwickelt sind oder ihre Farm auf Flächen der geschützten Indianergebiete ausgeweitet haben.

Die drei Hersteller haben ein Kontrollsystem erarbeitet, von wem und von wo sie Rinder aufkaufen. Dieses System soll von unabhängigen Dritten auf Einhaltung kontrolliert werden. Bisher waren solche Audits nicht zugänglich und eine Kontrolle der Umsetzung für die Öffentlichkeit oder für Greenpeace unmöglich. Zudem hatte jeder Konzern eigene Regeln, so dass eine Vergleichbarkeit bei der Umsetzung zwischen JBS oder Marfrig nicht erreicht werden konnte.

Das Roden des Urwaldes für neue Weideflächen - um noch mehr Rinder zu züchten - ist seit Jahren einer der Hauptursachen für die Entwaldung des Regenwaldgebietes. Und ist es noch heute: Knapp zwei Drittel der Entwaldung des Regenwaldes am Amazonas kann zu Weiden für Rinderzucht zurückgeführt werden. Soja und andere Ursachen der Entwaldung spielen eine kleinere Rolle. Es findet nach wie vor wenig Kontrolle der Regierungsstellen statt, hohe Korruption macht ein Durchgreifen der Ordnungskräfte schwer und oft unwahrscheinlich. Nur wenige Farmer haben zudem bisher ihre Farm wie gesetzlich vorgeschrieben registriert und damit den Behörden eine Kontrollmöglichkeit ermöglicht.

„Der von Greenpeace vor vier Jahren veröffentlichte Report Slaughtering the Amazon deckte auf, wie die brasilianischen Rinderfirmen in Regenwaldzerstörung und dem illegalen Eindringen in das geschützte Land der Ureinwohner verwickelt sind. Zudem konnte Greenpeace nachweisen, dass sklavenähnliche Zustände der Arbeiter auf den Farmen herrschten. Eine Verpflichtung, von diesen Farmern nicht mehr zu kaufen, reicht nicht aus. Rinderkonzerne müssen wissen, von welcher Farm genau die von ihnen gekauften Rinder kommen. Diese Informationen kann man nur erlangen, wenn die Farmen registriert sind“, so Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace.

2009: Das Rindermoratorium als erster Schritt

Nach der Veröffentlichung dieses Reportes kontaktierte Greenpeace weltweit jene Firmen, die das Fleisch oder das Leder der großen Schlachthausunternehmen kaufen und verarbeiten. Darunter waren Schuhhersteller wie Adidas, Clarks, Nike oder Timberland, aber auch Supermarktketten wie Wal Mart oder Tengelmann und Fleischwarenhersteller.

Diese Käufer, in Brasilien und weltweit, reagierten, machten Druck auf die brasilianischen Schlachthäuser. Im Ergebnis verpflichteten sich Ende 2009 die größten brasilianischen Schlachthausunternehmen JBS, Marfrig und Minerva dazu, künftig keine Rinder mehr von Farmern zu kaufen oder zu handeln, für die neue Weideflächen im Amazonas-Regenwald gerodet werden, die Sklaven als Arbeiter einsetzen oder in die geschützten Gebiete der Ureinwohner eindringen, um dort illegal Wald zu roden.

In den folgenden Jahren hat Greenpeace mit den Rinderfirmen diskutiert und beraten, wie diese Verpflichtung in die Realität umgesetzt werden kann. „Das war nicht immer einfach, vor allem in einem Land, in dem die Bemühungen zum Schutz des Waldes in den letzten Jahren massiv verwässert wurden. Es ist keine Arbeit, die Schlagzeilen erzeugt und macht oft zwei Schritte vor und einen zurück. Aber nun ist Fortschritt zu sehen. Und der ist absolut nötig, denn die Herausforderungen sind nach wie vor gigantisch. Und die Urwaldzerstörung ist zuletzt stark gestiegen“, so Salge weiter.




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