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Aktuell
Amazonas-Indigene unter Druck
Unkontaktierte: Im Stich gelassen gegen Holzfäller und Drogenschmuggler
Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 31.3.14
Survival International warnt anlässlich der Veröffentlichung neuer Luftaufnahmen von unkontaktierten Amazonas-Indianern, dass die abgebildeten Indigenen seit einem Überfall auf einen Schutzposten der Regierung illegalen Holzfällern und Drogenschmugglern schutzlos ausgeliefert sind. Die unkontaktierte Gemeinde am Fluss Xinane im brasilianischen Bundesstaat Acre lebt nahe der peruanischen Grenze. Aktivisten prangern schon länger das Ausmaß illegaler Abholzung auf dem Gebiet an.
Die kürzlich fotografierte Gruppe wird auch von einer Straße bedroht, die Berichten zufolge von Acres Regierung in der Region gebaut wird. Regionale Indigenen-Organisationen haben erklärt, dass dies die unkontaktierten Indianer am Xinane-Fluss vernichten könnte. Schon früher haben Straßenbauvorhaben unzähliche Amazonas-Völker ausgelöscht.
In den letzten Monaten wurden auch mehrere unkontaktierte Mashco-Piro-Gruppen an einem Flussufer auf der peruanischen Seite der Grenze gesichtet. Dies löste Spekulationen darüber aus, dass illegale Abholzung sie aus ihrer bisherigen Abgeschiedenheit drängt.
Vergangene Woche unterzeichneten brasilianische und peruanische Behörden eine Vereinbarung, um die grenzüberschreitende Abstimmung zu verbessern. Dies stellt einen Versuch dar, das Leben der vielen unkontaktierten Indigenen in der Grenzregion zu schützen. Survival International hatte vor einiger Zeit bereits außergewöhnliche Filmaufnahmen von einem unkontaktierten Volk veröffentlicht, um auf Bedrohungen für ihr Wohlergehen aufmerksam zu machen.
Nixiwaka Yawanawá, ein Amazonas-Indigener der sich zusammen mit Survival International für die Rechte indigener Völker einsetzt und selbst in Acre aufwuchs, erklärte heute: „Dies sind meine Brüder. Es ist aufregend zu sehen, dass sie leben können, wie sie es wollen. Die Regierung muss ihr Gebiet schützen, sonst werden sie zerstört und die Regierung würde die Verantwortung dafür tragen.“
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: „Das einzige, was das Überleben heutiger unkontaktierter Völker sichern kann, ist der Schutz ihres Landes. Sie haben das Recht zu bestimmen, ob sie mit Außenstehen Kontakt haben wollen, anstatt von einer einfallenden Gesellschaft zerstört zu werden. Es ist entscheidend, dass Brasilien und Peru zusammenarbeiten, um das Land unkontaktierter Völker zu schützen. Die Geschichte zeigt, dass Krankheiten, Tod und Zerstörung die Folge sind, wenn dies versäumt wird.“
Brasiliens dunkle Seite: Ölkonzern Petrobras sucht im tiefsten Amazonasgebiet
Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 31.3.14
Brasiliens staatliches Ölunternehmen Petrobras hat mit Öl- und Gaserkundungen in einem der abgelegensten Teile des Amazonasgebietes begonnen. Mehrere isoliert lebende Völker sind davon bedroht. Lokale Quellen berichten, dass Petrobras 15 Bargen-Kähne mit Hochleistungsgeneratoren, Leitungen und Bohrgeräten auf dem Tapauá-Fluss im Bundeststaat Amazonas in Position gebracht hat. Die Erkundungen finden in der Nähe von insgesamt sieben indigenen Territorien statt, darunter die Gebiete der Suruwaha, Banawa, Deni und Paumari.
Obwohl Brasiliens Verfassung das Recht indigener Völker garantiert, zu Projekten, die ihr Land betreffen, konsultiert zu werden, hat Petrobras keine Konsultationen mit der indigenen Bevölkerung des Gebietes durchgeführt. Auch FUNAI, Brasiliens Indianerschutzbehörde, wurde über die Arbeiten von Petrobras nicht informiert, obwohl einige Völker in dem Gebiet sehr abgeschieden leben und erst seit kurzem Kontakt mit Außenstehenden haben.
Auf Nachfrage zu Petrobras jüngsten Erkundungen im Tapauá-Flussbecken behauptete Brasiliens Nationale Ölagentur, dass “von dieser Behörde keine Öl- und Gaserkundungen in dieser Region ausgeschrieben oder autorisiert wurden”.
In einem Brief an Brasiliens Staatsanwaltschaft betonten brasilianische Experten das anerkannte Recht indigener Völker auf Konsultationen und warnten, dass über 1.300 Personen durch das Projekt “unumkehrbare Auswirkungen erleiden müssten”. Eine Kongressabgeordnete und ein Senator haben von dem Kongress eine Stellungnahme erbeten.
Die Erkundungen könnten auch für die Hi Merimã, ein unkontaktiertes Volk, das in der Nähe lebt, verheerend sein. Unkontaktierte Völker sind wegen ihrer Abgeschiedenheit oft Krankheiten wie Grippe schutzlos ausgeliefert.
In den1970er und 80er Jahren erkundete Petrobras auch im Javari-Tal, welches die höchste Konzentration unkontaktierter Völker weltweit aufweist. Mehrere unkontaktierte Indigene sowie FUNAI und Petrobras-Mitarbeiter kamen durch die Konflikte, die die Ölerkundungen erzeugten, ums Leben.
Vergangenes Jahr bekräftigten indigene Völker im Javari-Tal ihre Ablehnung jeglicher Ölerkundungen auf ihrem Land oder in der Nähe davon. In einem Brief warnten sie, dass sie die damalige Tragödie nicht noch einmal erleben wollen, als Petrobras “[ihre] Häuser und Gärten zerstörte, [ihre] Seen und Flüsse sprengte und die Quellen verschmutzte, was zum Tod zahlreicher Indianer führte, Krankheiten in [ihre] Gemeinden und Malaria in die Region brachte und eine Ansammlung an Müll in das Gebiet spülte, die die Flora und Fauna beschädigte”.
Survival International hat Petrobras aufgefordert, die Arbeiten in der Region sofort zu stoppen. Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Brasilien ist bereit und gewillt das Leben unschuldiger Indigener im gierigen Gedrängel um Profit zu opfern. Brasiliens Wirtschaftswachstum geht mit riesigen menschlichen Kosten für das Leben und die Lebensgrundlage seiner indigenen Völker einher. Sie können sich sicher sein, dass das Vordringen in das Gebiet unkontaktierter Völker Krankheiten, Tod und Verwüstung mit sich bringt. Dies ist Brasiliens dunkle Seite.”
David Beckham trifft 'Dalai Lama des Regenwaldes'
Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 31.3.14
David Beckham hat im Vorfeld der Fußball-WM 2014 die Yanomami-Indianer in Brasilien besucht und ihren bekannten Sprecher Davi Kopenawa, den “Dalai Lama des Regenwaldes”, getroffen. Bei Dreharbeiten in Brasilien für ein TV-Format besuchte Beckham das Yanomami-Territorium und bat Davi Kopenawa um die Erlaubnis, das Schutzgebiet betreten zu dürfen. Beide sprachen über die Probleme der Yanomami, insbesondere den illegalen Goldabbau auf ihrem Land.
Dario Yawarioma Yanomami, Sohn von Davi Kopenawa und Koordinator der Yanomami-Organisation Hutukara, erklärte gegenüber den brasilianischen Globo-Nachrichten: “Wir haben uns über Davids Besuch im Yanomami-Reservat gefreut, denn er war sehr interessiert an den Problemen hier. Er hat gesehen, dass es viele Bedrohungen für die Umwelt und unsere Kultur gibt. Er zeigte, dass er um die Yanomami besorgt ist.”
Survival International macht im Vorfeld der Fußball-WM 2014 in Brasilien auf Brasiliens dunkle Seite aufmerksam. Dazu zählt auch eine neue Welle von Gesetzesänderungen, mit denen die Regierung die Rechte indigener Völker an ihrem Land zu schwächen droht. Für indigene Völker wie die Yanomami könnte dies verheerende Auswirkungen haben.
Die Yanomami haben wiederholt ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass die brasilianische Regierung im Zuge dieser Gesetzesreformen ihr Land und das anderer indigener Völker im großem Stil für Bergbau freizugeben plant. Sie erklärten: “Wir wollen um unsere Ansicht zu diesen Projekten, die wir ablehnen, weil sie unser Leben bedrohen, befragt werden.”
Gute Nachricht: Nach Rückzug von Rancher kehren Guarani auf ihr Land zurück
Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 31.3.14
Einer Gemeinde von Guarani in Brasilien ist es gelungen, auf einen kleinen Teil ihres angestammten Landes zurückzukehren und einen Rancher, der ihr Land übernommen und ihre Häuser blockiert hatte, zum Rückzug zu zwingen.
Zum ersten Mal seitdem das Land gestohlen wurde, um großflächige Soja-Plantagen zu schaffen, leben rund 200 Guarani-Angehörige wieder auf diesen Teil ihres Gebietes. Die Indigenen waren zuvor gezwungen in überfüllten Reservaten, wo verheerende Bedingungen herrschen, und später auf einem winzigen Stück Land zu leben, eingefangen zwischen einem Fluss und riesigen Soja-Plantagen. Journalisten haben ihre Notlage als einen 'stillen Völkermord' beschrieben.
Ein Angehöriger der Pyelito Kuê-Gemeinde sagte zu Survival: “Wir sind sehr glücklich. Wir haben für unser Land gekämpft, weil es unseres ist. Mein Großvater ist hier beerdigt. Wir wurden von den Viehzüchtern bedroht, werden aber nicht aufgeben; wir werden stark bleiben, weil wir dieses Land brauchen.”
Zu Beginn letzten Jahres feierten die Guarani einen bahnbrechenden Sieg, als die Regierung ihr Gebiet als Guarani-Land anerkannte und Maßnahmen traf, um es als indigenes Gebiet zu schützen.
Die Guarani haben berichtet, dass sie ein viel gesünderes Leben führen, seitdem sie auf ihr Land zurückgekehrt sind. Allerdings werden sie weiterhin von den Söldnern der Viehzüchter bedroht, die in ihre Richtung schießen. Die Indigenen haben in den letzten Jahren eine Reihe gewalttätiger Überfälle erlitten.
Rechtlich ist Brasilien dazu verpflichtet, alle Guarani-Gebiete zu kartieren. Dennoch sind die Indianer wegen der extremen Verzögerungen mit Unterernährung, Alkoholismus, Gewalt, Mord und der höchsten Selbstmordrate der Welt konfrontiert. Die Indigenen und Survival fordern, dass das Pyelito Kuê-Gebiet zur exklusiven Nutzung durch die Gemeinde vollständig demarkiert wird.
Im Vorfeld der FIFA Fußball-WM 2014 hat Survival eine neue Kampagne gestartet, 'Brasiliens dunkle Seite', die auf die Notlage der Guarani und weiterer verfolgter indigener Völker aufmerksam macht.
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