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Tasmanien: Regierung sägt am Welterbe

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 20.3.14

Tasmaniens alpine Gebirgszüge, Karstlandschaften, Regenwälder und Sumpfgebiete wurden bereits vor über 30 Jahren zum Welterbe erklärt. Gigantische Eukalyptus-Bäume recken sich in den Himmel, endemische und bedrohte Arten wie der Tasmanische Teufel sind hier zuhause. In der „Tasmanian Wilderness World Heritage Area“ gibt es zudem 30.000 Jahre alte archäologische Funde. Diese zeigen, wie früh das Land besiedelt wurde, und gehören zum Welterbe.

Im Juni 2013 wurde das Unesco-Welterbe auf Betreiben der australischen Regierung um 170.000 Hektar ausgedehnt und misst seither 1,58 Millionen Hektar. Das entspricht der Fläche Schleswig-Holsteins.

Nun legt Regierungschef Tony Abbott eine Kehrtwende hin. Während eines Dinners mit Forstarbeitern sagte er laut der Zeitung Liberty Voice, Australien werde übermäßig durch Schutzgebiete behindert. Er sehe „grüne Ideologie“ am Werk und stellt laut dem Blatt klar: „Die Umwelt ist für den Menschen gemacht.“

Baldmöglichst sollten 74.000 Hektar den Status als Welterbe verlieren, fordert Abbott. In seiner Lesart handelt es sich lediglich um „kleine Begradigungen der Grenzen“. Die Flächen seien nicht schützenswert, weil sie bereits in der Vergangenheit gerodet worden seien. Naturschützer sind alarmiert und widersprechen heftig. 90 Prozent seien unberührter Urwald.

Die Regierung hat einen Antrag beim „World Heritage Committee“ gestellt. Wird er akzeptiert, verlieren nicht nur 18 von 58 riesigen Eukalyptus-Bäumen ihren Status als Welterbe, sondern ganze Täler und Wälder.

Australische Umweltverbände setzen alles daran, die Regierung zu stoppen. Unterstützen Sie diesen Kampf mit Ihrer Unterschrift.

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Hintergründe

Tasmaniens Landschaften sind urwüchsig, rau, üppig, majestätisch und atemberaubend: Schroff ragen alpine Gebirgszüge auf, während der Eiszeiten haben Gletscher Täler und Schluchten ausgeschliffen, Karst gräbt tiefe Höhlen in den Untergrund. Die Küste ist wild zerklüftet. Die Insel ist bedeckt von Regenwäldern und Sümpfen. In ausgedehnten Wäldern wachsen zahlreiche Arten von Eukalyptus-Bäumen, unter ihnen mehr als 100 riesige, mehr als 80 Meter hohe Exemplare. Sie gehören zu den mächtigsten Laubbäumen der Welt.

Weil die Insel vor Jahrtausenden vom australischen Festland getrennt wurde, leben auf Tasmanien viele endemische Arten. Etliche von ihnen stehen auf der Roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Zu diesen Tieren gehören Libellen, Geier und Langusten. Auch der Tasmanische Teufel kämpft ums Überleben.

Archäologische Funde zeugen davon, dass die Insel bereits vor 30.000 bis 40.000 Jahren besiedelt wurde. Über 500 Generationen hinweg lebten die Ureinwohner völlig isoliert; länger als jede andere Menschengruppe.

1982 wurden rund 20 Prozent Tasmaniens von der Unesco zum Welterbe erklärt. Weltweit stehen 981 Landschaften und Kulturdenkmale auf der Liste, wovon lediglich 29 zu beiden Kategorien gehören. Darunter die "Tasmanian Wildlife Heritage Area".

Mehrfach hat der Status als Welterbe die Umwelt vor negativen Eingriffen bewahrt. 1983 wurden an zwei Flüssen Staudämme verhindert, 1988 und 1989 wurde in zwei Tälern Holzeinschlag unterbunden. Wiederholt hat die Unesco darauf gedrängt, das Welterbe auszuweiten. Insbesondere einige Eukalyptuswälder sah die Organisation von Abholzung bedroht.

In mehreren Stufen wurde das Welterbe tatsächlich auf 1,58 Millionen Hektar ausgedehnt. Zuletzt wurden ihm 2013 stolze 170.000 Hektar zugeschlagen. 46.000 Hektar davon waren bereits zuvor als Nationalpark geschützt, die restliche Fläche fiel unter das "Tasmanian Forest Agreement", eine Art Friedensvertrag zwischen Umweltschützern und Forstindustrie.

Durch die Ausdehnung von 2013 steht ein 180 Kilometer langer Korridor aus Eukalyptuswäldern unter dem Schutz der Unesco. Der umfasste auch 58 der höchsten Bäume, von denen im Park mehr als 100 wachsen.

Nun will die australische Regierung 74.000 Hektar aus dem Welterbe schneiden. Die Begründung: Die Flächen seien nicht schützenswert. Es handle sich keinesfalls um Urwälder sondern teilweise gar um Plantagen.

Umweltschützer wie Bob Brown widersprechen. Lediglich fünf bis sechs Prozent der 74.000 Hektar seien in den vergangenen 50 Jahren von Menschen genutzt worden, 90 Prozent seien umberührt. Selbst Kulturwälder, die insgesamt 218 Hektar umfassten, müssten keinesfalls aus dem Welterbe herausgelöst werden.

Nun liegt der Antrag der Regierung beim "World Heritage Committee" der Unesco. Das wird auf seiner Sitzung vom 15. bis 25. Juni in Qatar darüber entscheiden.




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