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Aktuell

Erfolg für Yanomami, Trauer für Guarani

Freudenfest nach Abzug des letzten Viehzüchters aus Yanomami-Territorium in Brasilien

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 6.6.14

In einer Yanomami-Gemeinde im Norden Brasiliens wurde am 31. Mai eine freudige Zeremonie abgehalten, um den Rückzug des letzten Viehzüchters, der das Land der Indigenen entlang des berüchtigten “Northern Perimeter Highway” besetzt gehalten hatte, zu feiern. Den Feierlichkeiten in der Ajarani-Gemeinde wohnten Yanomami, Staatsanwälte, NGOs und Vertreter der Regierungsabteilung für indigene Angelegenheiten, FUNAI, bei.

Die Staatsanwaltschaft hatte 2013 mit den letzten zwölf Farmern, welche die südöstliche Spitze des Yanomami-Landes seit Jahrzehnten besetzt hielten – obwohl das Gebiet 1992 offiziell als Besitz der Yanomami anerkannt wurde -, eine Übereinkunft getroffen.

Die Yanomami von Ajarani litten unter katastrophalen Verlusten, als Hunderte von ihnen an Masern und anderen Infektionskrankheiten starben, die von Arbeitern beim Bau des Highways in den frühen 1970er Jahren eingeschleppt wurden.

Carlo Zacquini, ein katholischer Missionar, der seit den 1960er Jahren mit den Yanomami arbeitet, und damals so viele von ihnen wie möglich versorgte, erinnert sich: “Wir wussten, dass es allein entlang des Ajarani-Flusses vor dem Bau der Straße 15 Dörfer gab. Als die Straße fertiggestellt wurde, war keines der 15 Dörfer übriggeblieben. Die Überlebenden bildeten dann ein neues Dorf entlang der Straße. Es war sehr schockierend und FUNAI war komplett abwesend.”

Später gab die Regierung Siedlern Grundstücke auf Yanomami-Land entlang des Highways, was auch Goldgräbern einen einfachen Zugang zum Gebiet der Indigenen bot.

2007 hat die Yanomami-Organisation Hutukara dem Präsidenten von Brasilien mit der Bitte Maßnahmen zu ergreifen geschrieben und erklärt: “Wir, die Yanomami, sind sehr wütend und besorgt wegen der Grenzen unseres Landes. Die Ajarani-Region ist Zugangspunkt für Eindringlinge, Probleme und Krankheiten. Sie fällen weiterhin unseren Wald, um ihr Land zu vergrößern, damit sie ihr Vieh füttern können, und sie bringen illegale Fischer mit.”

Laut João Catalano, Koordinator der “Yanomami-Schutzfront” von FUNAI, “ist die Herausforderung jetzt die Nachhaltigkeit der Gemeinschaft zu fördern”, in einer Region, in der ein großer Teil des Waldes vom Weiden des Viehs zerstört und degradiert worden ist.

Letzten Monat hat sich der Yanomami-Schamane und -Sprecher Davi Kopenawa auf einen einzigartigen Besuch in die USA begeben und dem amerikanischen Volk gesagt, dass “wir zusammen kämpfen müssen, um die Erde zu retten”.


Neue Studie offenbart weltweit höchste Selbstmordrate bei brasilianischem Volk

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 5.6.14

Eine bestürzende neue Studie zeigt, dass ein brasilianisches Volk nun unter der höchsten Selbstmordrate der Welt leidet. Mindestens 72 Mitglieder des Guarani-Volkes haben 2013 Selbstmord begangen; eine Rate, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten fast verdreifacht hat. Der Großteil der Opfer ist zwischen 15 und 30 Jahren alt.

Die Nachricht wurde nach gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und indigenen Demonstranten bekannt gegeben, am Vorabend der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

Die Guarani, die im landwirtschaftlich geprägten Inland im Süden Brasiliens leben, haben den Großteil ihres Landes an Viehzüchter und Zuckerrohr-Plantagen verloren, und ihre Anführer werden regelmäßig angegriffen und ermordet. Von ihrem Land vertrieben, leben die Guarani in armseligen Verhältnissen am Straßenrand oder in überfüllten Reservaten, wo Alkoholismus, Krankheiten, Gewalt und Selbstmord weit verbreitet sind.

Ein Guarani-Mann sagte: “Es gibt keine Zukunft, es gibt keinen Respekt, es gibt keine Arbeit und es gibt kein Land, auf dem wir pflanzen und leben können. Sie wählen den Tod, weil sie eigentlich im Inneren bereits tot sind.”

Coca-Cola, einer der Hauptsponsoren der WM, ist in den Landraub-Skandal verwickelt, der den Guarani Elend und Tod gebracht hat. Coca-Cola bezieht Zucker vom US-amerikanischen Lebensmittelgiganten Bunge, welcher wiederum Zuckerrohr von Land kauft, das den Guarani geraubt wurde.

In einem Brief an Coca-Cola schrieben die Guarani: “Wir bitten Coca-Cola unser Leid zu berücksichtigen. (…) Wir wollen, dass Coca-Cola uns zur Seite steht, unseren Schmerz und unser Leid spürt; das Zuckerrohr vernichtet jegliche Zukunftshoffnung für unsere Kinder. Wir bitten Coca-Cola, von Bunge keinen Zucker mehr zu erwerben.”

Ironischerweise bewerben Coca-Cola und die FIFA die Weltmeisterschaft mit dem Bild eines glücklichen Indianers und den Worten “Willkommen zur WM für jeden”. Als Reaktion darauf hat Survival International eine Parodie-Anzeige geschaffen, die Nixiwaka, einen Yawanawá-Indianer zeigt, der den Betrachter mit “Willkommen zur dunklen Seite Brasiliens” willkommen heißt und “Lasst die Guarani leben!” fordert.

Amazonas-Indianer Nixiwaka sagte heute: "Coca-Cola trägt zur Zerstörung und zum Elend der Guarani bei, weil es Zucker von einem Unternehmen kauft, welches Zuckerrohr von Land bezieht, das den Guarani gestohlen wurde. Coca-Colas Bild eines glücklichen Indianers wird der realen Situation hinter der Kamera nicht gerecht. Lasst meine Verwandten, die Guarani, leben!“

Survivals Direktor Stephen Corry sagte: “Sich das Bild eines brasilianischen Indianers anzueignen ist ein dreister Schritt von Coca-Cola angesichts der Verwicklung des Konzerns in den Guarani-Landraubskandal. Dies ist nicht das erste Mal, dass Bilder von Indigenen benutzt wurden, um den Tourismus in einem Land zu unterstützen, dessen indigene Bürger systematisch verfolgt werden. WM-Besucher müssen sich bewusst sein, dass Brasiliens erste Einwohner den Preis für diesen wirtschaftlichen Aufschwung zahlen.”




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