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Aktuell

Holzmafia-Hinrichtungen in Peru

Die tödliche Bilanz der Holzmafia in Amazonien

Illegaler Holzhandel bedroht indigene Völker

Mord im Regenwald: Vier Umweltschützer werden in ihrem Dorf hingerichtet, Angehörige eines bislang unbekannten indigenen Volkes fallen einem Blutbad zum Opfer.

Von Sigrid Totz, Greenpeace-Online, 30.9.14

Anfang September werden vier führende Umweltaktivisten in einem Dorf an der peruanisch-brasilianischen Grenze an Pfähle gebunden und vor den Augen der Dorfbewohner ermordet. Edwin Chota Valera, Leonico Quincima Meléndez, Jorge Ríos Pérez, Francisco Pinedo - vier Namen mehr auf der Todesliste. Sie gehörten zum Volk der Ashaninka und kämpften für deren Land- und Menschenrechte.

Edwin Chota Valeras Tod kam nicht unerwartet. Einem Bericht im Guardian zufolge hatte er mehrfach Morddrohungen erhalten und die peruanischen Behörden um Schutz gebeten. Das Verbrechen wurde erst bekannt, als die Witwen und Kinder der Ermordeten aus ihrem abgeschiedenen Heimatort nach Pucallpa flüchteten, einer der größten Städte in der peruanischen Amazonas-Region. Wer die Verantwortlichen waren, muss ermittelt werden. Verdächtigt werden Schergen der Holzmafia.

Acre - Tummelplatz für Holzmafia und Drogenschmuggler

Die Grenzregion Brasilien/Peru ist für Drogenhandel und illegalen Holzeinschlag berüchtigt. Offiziell sind die Lebensräume der Indigenen per Gesetz geschützt, jedoch sind ihre Landrechte in der Regel nicht geklärt oder werden ignoriert.

"Solange die Nachfrage nach illegalem Holz weltweit besteht, schreckt die Holzmafia vor nichts zurück", sagt Jannes Stoppel, Waldexperte von Greenpeace. "De facto findet im Amazonas illegaler Holzeinschlag im großen Stil statt. Das rücksichtslose Vorgehen der Holzmafia gefährdet die intakten Urwälder und die in ihnen lebenden Waldvölker massiv. Die brasilianische Regierung muss endlich einschreiten und diese Regionen unter strengen Schutz stellen, die Rechte indigener Völker respektieren und illegalen Holzeinschlag streng bestrafen."

Nur noch rund 77 kleinere Volksstämme leben dort in völliger oder teilweiser Isolation. Sie sind von einem intakten Wald abhängig, um ihre Existenz zu sichern und ihre Kultur zu erhalten.

Ein Hilfeschrei, der bis Europa dringt

Im Juli nehmen die Xinane, ein bis dahin völlig isoliert lebender indigener Stamm, zum ersten Mal direkt Kontakt zu anderen Waldbewohnern auf. Eine kleine Gruppe junger Männer taucht im Dorf Simpatia nahe der peruanischen Grenze auf, um Hilfe zu suchen. Die Verständigung ist schwierig, denn die Xinane sprechen einen fremden Dialekt. Die Dorfbewohner informieren jedoch die brasilianische Indigenen-Behörde Funai, deren Leute sich sofort auf den Weg machen und die Gruppe ausfindig machen können.

Übersetzern gelingt es, sich mit den Xinane zu verständigen. Alles deutet darauf hin, dass illegale Holzfäller in das Gebiet des Volkes eingedrungen sind und ein Blutbad vor allem unter den älteren Stammesangehörigen anrichteten. Die jungen Männer berichten, sie hätten so viele Tote zu beerdigen gehabt, dass die Geier ihnen schließlich zuvorkamen.

Mord und Einschüchterungen auch in anderen Teilen Amazoniens

Auch andere Regionen des Amazonas-Regenwalds sind als Tatorte für schwere Gewaltverbrechen bekannt. So erregte im Jahr 2005 der Mord an der Nonne Dorothy Stang weltweit Aufsehen. Dorothy Stang war US-Amerikanerin mit brasilianischer Staatsbürgerschaft und leidenschaftliche Kämpferin für Waldschutz und Menschenrechte. Sie erhielt jahrelang Morddrohungen, bevor sie von bezahlten Mördern erschossen wurde. Auch Paulo Adario von Greenpeace-Brasilien erhielt bereits mehrfach Morddrohungen - die Arbeit unserer Kollegen in Manaus wird durch Sicherheitsvorkehrungen oft erschwert.

Europas Mitschuld

Die europäischen und deutschen Gesetze sind zu schwach, um die Einfuhr illegalen Holzes zu verhindern. Greenpeace appelliert deshalb an die Abnehmer von Holz und Holzprodukten aus dem Amazonas, die Quelle ihrer Lieferungen genau zu prüfen. "Solange wir in Europa einen Markt für Holz aus illegalen Quellen haben, tragen wir eine Mitschuld an den Verbrechen an Mensch und Umwelt im Ursprungsland", sagt Stoppel.

Im September veröffentlichte Greenpeace neue Daten, die zeigen, dass seit dem Jahr 2001 über acht Prozent der letzten intakten Waldlandschaften weltweit rasant zerstückelt wurden. Ein Viertel dieser Zerstörung betrifft den Amazonas-Regenwald.

Zum Schauen und Weiterlesen: Artikel im Guardian mit Filmaufnahmen


Amazonas-Familie nimmt erstmals Kontakt auf

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 26.9.14

Eine Familie von unkontaktierten Korubo-Indianern hat in Brasiliens westlichem Amazonasgebiet erstmals Kontakt aufgenommen. Die Indianerschutzbehörde FUNAI teilte mit, dass die Gruppe – ein Mann, eine Frau und vier Kinder – Anfang des Monats Kontakt mit einer benachbarten Gemeinde von sesshaften Kanamari-Indigenen aufnahm. Die Korubo-Familie, die keine Abwehrkräfte gegen Krankheiten von Außerhalb ausgebildet hat, ist stark gefährdet. Gegenwärtig werden sie von einem Gesundheitsteam im Wald betreut.

Warum die Korubo Kontakt aufgenommen haben ist nicht geklärt. Eine andere Gruppe von Korubo war bereits 1996 von Regierungsbeamten kontaktiert worden. Die Gruppe zählt heute 33 Angehörige. Weitere Korubo leben noch unkontaktiert.

Die Korubo sind Jäger und Sammler. Für ihr Überleben sind sie auf ihr Land angewiesen. Ihr indigenes Territorium weist weltweit die höchste Konzentration an unkontaktierten Völkern auf.

Erst vor kurzem hatte eine andere Gruppe bedrohter unkontaktierter Indianer im brasilianischen Amazonasgebiet an der Grenze zu Peru Kontakt gesucht. Es wird angenommen, dass sie vor illegalen Holzfällern und Drogenschmugglern geflohen waren. Sie berichteten, dass viele ihrer Angehörigen in einer gewaltsamen Attacke von nicht-Indianern getötet wurden.

Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Ihnen droht eine Katatstrophe, sollte ihr angestammtes Land nicht geschützt werden. Survival hat eine Eilaktion gestartet um den Schutz des Landes und Lebens unkontaktierter Amazonas-Indianer zu fordern.




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