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Greenpeace-Interview zu Amazonien

„Unser Erfolg: weniger Rodung“

Wie steht es um den Regenwald in Amazonien, was ist die größte Bedrohung für ihn? Adriana Charoux, Wald-Kampaignerin bei Greenpeace Brasilien berichtet, wie es vor Ort aussieht.

Von Michelle Bayona, Greenpeace-Online, 10.10.14

Acht Leute arbeiten im brasilianischen Greenpeace-Team für Wald-Kampagnen; Adriana Charoux ist eine von ihnen. Sie hat sich auf die Agrarindustrie spezialisiert, insbesondere auf den Wirtschaftszweig der Rinderzucht – die größte Bedrohung für den Regenwald in Amazonien. Wir sprachen mit ihr über die aktuelle Situation vor Ort, die Gefahren und Erfolge.

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge in Amazonien?

Einerseits haben wir dort bereits eine riesige Waldfläche verloren, etwa ein Fünftel der gesamten Fläche. Doch die Arbeit von Greenpeace und anderen Umweltschutzorganisationen hat viel bewirkt in den vergangenen zehn Jahren. Zwar ist die Situation immer noch verheerend, aber wir konnten zum Beispiel erreichen, dass sich die Fläche der jährlichen Regenwaldvernichtung von 25 000 Quadratkilometer auf 5000 reduziert. Leider ist die Waldwildnis an vielen Stellen nicht mehr intakt, ganze Gebiete sind zerstückelt oder gar zerstört worden.

Was ist die größte Bedrohung für den Regenwald?

Die Rinderzucht-Industrie. Sie ist riesengroß in Brasilien und extrem einflussreich. Deshalb setzt Greenpeace genau hier an. 2009 haben wir die Amazonas-Kampagne gestartet, denn zu diesem Zeitpunkt wurden von diesem Wirtschaftszweig bereits 60 Prozent des abgeholzten Regenwaldes als Weideflächen verwendet.

Dafür betreiben die Viehzüchter oft Landraub, die Kriminalität steigt. Diese Konflikte bedrohen nicht nur den Wald, sondern auch die indigenen Völker in Amazonien.

Greifen denn hier keine Gesetze?

Wie legen uns mit mächtigen Großgrundbesitzern und der Industrie an. Die Agrarwirtschaft ist einer der wichtigsten Exporteure in Brasilien und verfolgt weitläufige wirtschaftliche Interessen. Dabei werden oft Gesetze missachtet – wenn wir Widerstand leisten, tun wir das häufig unter Lebensgefahr. Die Branche verhält sich, als wäre Amazonien eine riesige Farm, die nur ihr gehört.

2012 wurde sogar ein Gesetz erlassen, dass der Rinderzuchtindustrie noch mehr Waldrodung erlaubt. Obwohl es mittlerweile einige Studien gibt, die beweisen, dass sich das wirtschaftliche Wachstum steigern ließe ohne weitere Waldgebiete abzuholzen. Auch die Sklaverei ist immer noch ein enormes Problem in diesem Sektor. Tausende Arbeiter werden jährlich aus sklavenähnlichen Umständen befreit.

Wie reagiert die Bevölkerung auf diese Zustände?

Den Menschen in den großen Städten fehlt es an entsprechendem Bewusstsein. Die Agrarkonzerne sind für sie ein riesengroßer Arbeitgeber, für die Leute ist allein der Erhalt ihrer Jobs wichtig. Berichte über den Regenwald und von indigenen Völkern sind für sie zu weit weg. Wirtschaftswachstum steht an erster Stelle - nicht nachhaltige Entwicklung. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Von Projekten, die das lokale Geschäft von Kleinbauern und eine nachhaltige Produktion stärken.

Welchen Einfluss haben die großen brasilianischen Schlachthäuser?

Die drei größten Schlachthaus-Unternehmen, Mafrig, Minerva und JBS, haben vor rund fünf Jahren durch den Druck von Greenpeace eine Vereinbarung unterzeichnet. Darin garantieren sie, keine Rinder mehr von Farmen zu beziehen, die für Regenwaldabholzung verantwortlich sind. An diese Vereinbarung halten sie sich bis heute.

Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Die Großunternehmer bestimmen die politischen Entscheidungen mit und setzen ihre Wirtschaftsinteressen durch, insbesondere im Exportgeschäft. 20 Prozent des brasilianischen Fleisches gehen ins Ausland; China und Russland sind die größten Abnehmer. Die EU importiert nur bereits verarbeitetes Fleisch aus Brasilien, und das sollte laut einer EU-Auflage zu 100 Prozent nachhaltig sein.

Wie informiert Greenpeace die brasilianischen Verbraucher?

Wir gehen in Supermärkte und klären die Verbraucher dort über Hintergründe und nachhaltige Produkte auf. Oft wissen sie nichts über den Zusammenhang von Fleisch, Waldrodung und Sklaverei.

Die Aufgabe von Greenpeace ist ja Aufklärung und das Aufzeigen von Lösungen und Alternativen: Reduzierung des Fleischkonsums zum Beispiel oder der Kauf nachhaltiger Lebensmittel. Denn der aktuelle Rindfleischkonsum in Brasilien ist sehr hoch, er liegt bei 41Kilo jährlich pro Person (Anm. d. Red. In Deutschland sind es 39 Kilo Schwein und 8 Kilo Rind pro Kopf). Trotzdem stellen wir fest: Das ökologische Bewusstsein nimmt zu - die Brasilianer sind zunehmend bereit, mehr Geld für bessere Produkte auszugeben.

Vielen Dank für das Gespräch.


Fortschritt oder gutes Leben

In Ecuador wehren sich Indigene, undogmatische Linke und Umweltschützer gegen Erdölförderung und Bergbau im Amazonasgebiet. Die sozialistische Regierung geht autoritär gegen die Oppositionellen vor.

Von Wolf-Dieter Vogel, Jungle World, 9.10.14

http://jungle-world.com/artikel/2014/41/50693.html


Das gute Leben muss warten

Bolivien legt eine rasante ökonomische Entwicklung hin. Dabei könnte das in der Verfassung verankerte Konzept des „Buen Vivir“ auf der Strecke bleiben.

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http://www.taz.de/!147311/


„Besoffen von der Macht“

Rafael Puente Calvo war einst Vize-Innenminister unter Evo Morales. Jetzt hofft er, dass der Präsident nicht noch einmal die absolute Mehrheit bekommt.

Von Knut Henkel, taz, 12.10.14

http://www.taz.de/Ex-Morales-Minister-ueber-Bolivien/!147408/




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