|
|
Aktuell
Mehr tropische Baumarten
Mindestens 40.000 Baumarten in den Tropenwäldern
Studie überrascht mit neuen Zahlen: Wälder der indopazifischen Region sind genauso reich an Baumarten wie die Tropen Amerikas
Max-Planck-Gesellschaft Pressemitteilung, 4.6.15
In den Tropenwäldern der Welt gibt es möglicherweise mehr Baumarten als bislang angenommen, nämlich zwischen 40.000 und 53.000. Das hat ein internationales Team, an dem auch Florian Wittmann, Forscher am Max-Planck-Institut für Chemie, beteiligt war, durch Zählungen an zahlreichen Standorten und anschließende Hochrechnungen ermittelt. Verschiedene Schätzungen zur Zahl der tropischen Baumarten gingen von 37.000 bis 50.000 Arten aus. Das neue Ergebnis bewegt sich also am oberen Ende dieser Annahmen. Überrascht hat die Forscher in der aktuellen Studie vor allem, dass sie in den indopazifischen Tropenwäldern genauso viele Baumarten fanden wie in den Wäldern Mittel- und Südamerikas. Dort vermuteten sie bislang deutlich weniger Spezies.
In einem Großprojekt haben Forscher aus 43 Ländern die Zahl der tropischen und subtropischen Baumarten ermittelt. Aufgrund von Kartierungen und Hochrechnungen schätzen sie, dass es weltweit 40.000 bis 53.000 Baumarten gibt.
An der nun veröffentlichten Studie war auch Florian Wittmann vom Max-Planck-Institut für Chemie beteiligt. Wittmann, der seit Jahren in Manaus in Brasilien forscht, sagt: „Allein in den Überschwemmungswäldern im Amazonasgebiet haben wir über 800 Baumarten bestimmen können. Viele von ihnen sind extrem selten und daher auch stark gefährdet.“
Bis zu 25.000 Baumarten in den indopazifischen Tropen
Der Baumexperte ist jedoch besonders vom Artenreichtum der indopazifischen Region überrascht. Denn im Gegensatz zu bisherigen Annahmen stellten die Wissenschaftler nun fest, dass die indopazifische Region mit 19.000 bis 25.000 Arten ebenso artenreich ist wie die mittel- und südamerikanischen Wälder. In früheren Untersuchungen hatte Florian Wittmann mit einigen Kollegen bereits herausgefunden, dass allein im Amazonasgebiet etwa 16.000 Baumarten wachsen.
Die Tropen Afrikas verfügen der aktuellen Erhebung zufolge mit 5.000 ermittelten Baumarten hingegen nur über eine vergleichsweise geringe Biodiversität. Weltweit kommt die neue Studie auf eine Zahl von insgesamt 40.000 bis 53.000 tropischen Baumarten. Sehr wenige Arten kommen gleichzeitig in Afrika, Amerika und dem indopazifischen Raum vor. Im Vergleich dazu gibt es in Mitteleuropa gerade einmal 124 verschiedenen Baumarten.
Für ihre Studie haben die Forscher an insgesamt 207 Standorten von Mexiko über Afrika bis hin nach Australien bestimmt, welche Arten und wie viele Bäume dort wachsen. Da die Standorte einerseits typisch für Vegetation eines größeren Gebiets sind, andererseits aber unterschiedlich groß waren, musste das internationale Team die Zählungen an den verschiedenen Standorten normieren. Hierzu legten die Forscher ein Flächenraster mit der Größe eines Grads geografischer Länge und Breite über die Kontinente und rechneten die Standortzahlen auf die normierte Fläche hoch. Anschließend multiplizierten sie diesen Wert mit einem spezifischen Faktor, den so genannten Fisher´s Alpha Faktor. Mit diesem Faktor lässt sich aus der Artendichte, die für eine normierte Fläche bestimmt wurde, die Zahl der Baumarten in einem Gebiet wie etwa den südamerikanischen Tropenwäldern ermitteln.
Studie schafft Grundlage für Schutzprogramme
Obwohl diese Hochrechnungen immer noch einen Unsicherheitsfaktor aufweisen, sind es weltweit die ersten verlässlichen Zahlen für die Baumarten der Tropen. Bisherige Schätzungen basierten zumeist auf Pflanzensammlungen in Herbarien. Diese Abschätzungen sind ungenauer, da oftmals in einigen Regionen zu viel, in anderen hingegen zu wenig gesammelt wurde.
Sie wollen die Zahl der Baumarten in den Tropenwäldern der Erde möglichst genau kennen, weil die Artenvielfalt ein bedeutender ökologischer Faktor ist. „Bäume sind für intakte Ökosysteme extrem wichtig, da viele Tier- und Pflanzenarten von ihnen abhängig sind“, sagt der Max-Planck-Forscher. „Zahlreiche Insektenarten leben beispielsweise auf nur einer einzigen Baumart.“ Florian Wittman vermutet zudem, dass aus zahlreichen der noch unbekannten Baumarten in Zukunft pharmakologisch interessante Stoffe gewonnen werden können. Er schätzt, dass die Ergebnisse dieser Studie in den nächsten Jahren als Grundlage für weitere Schutzprogramme von Nutzen sein könnten.
Harry-Potter-Wespen, Vampirfledermäuse und Wechselbalg-Frösche
WWF-Report präsentiert 139 neu entdeckte Tiere und Pflanzen aus Asien
WWF Pressemitteilung, 27.5.15
Eine Vampir-Fledermaus mit riesigen Fangzähnen, ein Frosch der seine Farbe, je nach Tages- oder Nachtzeit und je nach Stimmung wechselt und eine Wespe, die ihre Opfer mit einem Nervengift lähmt und bei lebendigem Leib aussaugt es sind Wesen wie aus Fantasy-Filmen, die der WWF-Bericht „Magical Mekong“ jetzt vorstellt. In dem neuen Report der Naturschutzorganisation sind 139 Arten gelistet, die Forscher 2014 in der südostasiatischen Greater Mekong-Region neu entdeckt haben. Und viele der bis dahin unbekannten Erden-Bewohner sind laut WWF jetzt schon stark bedroht.
„Einige dieser Tiere und Pflanzen könnten direkt einem Märchenbuch entsprungen sein und zeigen, wie kreativ und magisch Evolution abläuft“, sagt die zuständige WWF-Referentin Kathrin Hebel. Der besonderen „Magie“ zollten die Forscher auch bei der Namensgebung Tribut. So benannten sie eine Wespenart, die ihre Beute mit einem Stich betäubt und dann bei lebendigem Leibe aussaugt, mit Ampulex dementor nach den berüchtigten, Seelen-aussaugenden Dementoren aus der Harry Potter-Reihe.
„Die Mekong-Region ist eine der letzten weitgehend unerforschten Ecken der Erde, ein Hotspot der Biologischen Vielfalt“, so Hebel. Doch die WWF-Expertin zeigt sich bei aller Begeisterung vor allem besorgt: „Zahlreiche Arten drohen zu verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt wurden. Der Bau von Straßen, große Stauanlagen und schnell wachsende Städte bedrohen die Artenvielfalt am Mekong.“
Nach WWF-Angaben mussten in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Wald den Monokulturen riesiger Plantagen weichen. Außerdem sollen rund 150 neue Wasserkraftwerke entstehen. Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur hier vorkommenden Säugetierarten auf der Roten Liste, darunter der Indochinesische Tiger oder der Asiatische Elefant. Das letzte Java-Nashorn auf dem asiatischen Festland wurde gar 2011 in Vietnam gewildert. Auch die 139 Neuentdeckungen könnten bald für immer verschwunden sein.
Ziel müsse es daher sein, so die WWF-Forderung, biologisch wertvolle Gebiete am Mekong grenzüberschreitend und dauerhaft zu schützen, sowie die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Gesunde und intakte Ökosysteme kämen dabei auch der dort lebenden Bevölkerung zugute. So würden etwa viele der geplanten Staudämme nicht nur die Artenvielfalt bedrohen, sondern auch die Ernährungssicherheit in Laos, Kambodscha und Vietnam gefährden.
Hintergrund WWF-Report „Magical Mekong“
Unter den Neuentdeckungen 2014 finden sich 90 Pflanzen, 23 Reptilien, 16 Amphibien, 9 Fische und ein Säugetier. Die Region „Greater Mekong“ erstreckt sich über Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam und Chinas südwestliche Provinz Yunnan. Seit 1997 wurden hier weit über 2000 neue Arten wissenschaftlich beschrieben - im Durchschnitt drei neue Arten pro Woche. In dem Bericht finden sich diesmal u. a.
Phryganistria heusii yentuensis
Trotz ihrer Größe konnte sich die Stabheuschrecke bis heute vor dem menschlichen Auge verstecken. Mit über einem halben Meter ist sie das zweitlängste Insekt der Welt.
Ampulex dementor
Die Wespe wurde durch eine Abstimmung unter den Besuchern des Berliner Naturkundemuseum nach Figuren aus den Harry-Potter-Bücher benannt. Die Wespen lähmt mit Gift ihre Beutetiere und verschlingt sie dann bei lebendigem Leibe.
Gracixalus lumarius
Die Frösche präsentieren sich in einer besonderen Kombination aus Rosa und Gelb - zumindest in der Nacht. Tagsüber verblasst ihr gelber Rücken zu einem stumpfen Braunton. Warum und wie der Frosch die Farbe ändert ist bisher nicht bekannt.
Hypsugo dolichodon
Die Fledermaus mit ihren langen, furchterregenden Fangzähnen mag an einen Vampir erinnern und uns einen Schrecken einjagen, trotzdem hat sie mehr Grund, den Menschen zu fürchten als umgekehrt. Ihr Lebensraum in Laos ist durch Infrastrukturprojekte bedroht.
Tylototriton shanorum
Die neuentdeckte Amphibienart aus der Gattung der Krokodilmolche ist bereits kurz nach ihrer Entdeckung durch die Sammelwut von falschen Tierliebhabern bedroht. Die Nachfrage auf dem internationalen Heimtiermarkt nach neuen und möglichst seltenen Arten boomt. Es wurden bereits zwei Vertreter von Tylototriton shanorum in asiatischen Zoohandlungen entdeckt.
» zurück
|
|
|
|
|
|