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Aktuell

Amazonas-Staudamm-Projekt gestoppt

Greenpeace begrüßt Ende für Megastaudamm im Amazonas

Nach weltweiter Kampagne stoppt die brasilianische Umweltbehörde den Genehmigungsprozess

Greenpeace Österreich Pressemitteilung, 5.8.16

Brasília/Wien - Der umstrittene Megastaudamm São Luiz do Tapajós im Herzen des brasilianischen Amazonas wird nicht gebaut. Das hat die brasilianische Umweltbehörde IBAMA gestern bekannt gegeben. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace zeigt sich hoch erfreut über diese Entscheidung. Sie folgt einer monatelangen Greenpeace-Kampagne gegen den Bau des Staudammes, der verheerende Auswirkungen für die Natur mit sich gebracht hätte. Auch die Heimat der indigenen Gemeinschaft der Munduruku war durch das Projekt bedroht.

„Das ist ein großer Erfolg für alle, die sich für den Erhalt des kostbaren Regenwaldes einsetzen“, erklärt Lukas Meus, Amazonas-Sprecher bei Greenpeace in Österreich. „Besonders ist es ein Erfolg für die indigene Gemeinschaft der Munduruku, die schon lange für ihr Land und gegen die Errichtung des Staudamms kämpft. Greenpeace hat sie in diesem Kampf unterstützt, gemeinsam mit 1,2 Millionen Menschen weltweit, die unsere Petition zum Schutz des Amazonas unterzeichnet haben.“ Wäre das Projekt umgesetzt worden, hätten viele Munduruku ihre Heimat im Herzen des Amazonas verloren. Ebenso wären über 1.000 Tierarten, die am Tapajós-Fluss leben, vom zerstörerischen Vorhaben betroffen gewesen. Mit dem Staudamm wäre ein Stausee von der fast doppelten Größe Wiens entstanden. Etwa 2.600 Quadratkilometer Regenwald wären durch direkte und indirekte Waldrodungen verloren gegangen.

IBAMA hatte unter anderem von der Nationalen Stiftung der Indigenen FUNAI die Empfehlung erhalten, das Projekt nicht zu genehmigen, da das betroffene Land den indigenen Munduruku zustünde. „Wir rufen die brasilianische Regierung dazu auf, die Anerkennung des indigenen Landes alsbald offiziell zu bestätigen“, sagt Lukas Meus und fordert weiter: „Brasilien muss nun allgemein seinen Kurs ändern und zerstörerischen Staudämmen eine generelle Absage erteilen.“ Der São-Luiz-do-Tapajós-Damm wäre nämlich nur der erste von insgesamt 43 Staudämmen gewesen, die im Tapajós-Einzugsgebiet geplant sind. Trotz der verheerenden Folgen für Mensch und Natur setzt die brasilianische Regierung weiterhin vor allem auf Wasserkraft zur Stromerzeugung, obwohl das Land ein hohes Potenzial an Solar- und Windenergie besitzt.

„Das Ende des São-Luiz-do-Tapajós-Staudammes zeigt, dass die Zivilgesellschaft solche Mammutprojekte stoppen kann. Dieser Erfolg bestärkt uns in unserem Einsatz für den Schutz des Amazonas“, sagt Meus. In mehr als 20 Ländern hatte sich die Umweltschutzorganisation in den letzten Monaten gegen den Bau eingesetzt. Unter anderem war für mehrere Wochen eine Greenpeace-Station in einem der betroffenen Dörfer der Indigenen errichtet worden. Greenpeace-AktivistInnen hatten weltweit vor Firmenzentralen jener Unternehmen protestiert, deren Beteiligung am Projekt möglich schien. Von europäischen Konzernen wie der österreichischen Andritz AG und dem deutschen Konzern Siemens, die derartige Staudämme mit Turbinen und Generatoren beliefern können, fordert Greenpeace für die Zukunft eine generelle Distanzierung von solch umstrittenen Projekten. „Unternehmen wie die Andritz AG oder Siemens dürfen sich an keinen weiteren umwelt- oder sozialunverträglichen Wasserkraftprojekten beteiligen“, fordert Meus abschließend.


Verdammt erfolgreich!

Der Megastaudamm São-Luiz-do-Tapajós im Herzen des brasilianischen Amazonasgebietes kommt nicht. Ein Riesenerfolg für den Schutz des Regenwaldes – und für die Heimat der Munduruku.

Von Beate Steffens, Greenpeace-Online, 5.8.16

Jetzt ist es amtlich: Der São-Luiz-do-Tapajós-Staudamm im Herzen des Amazonas-Regenwaldes wird nicht gebaut. Das hat die brasilianische Umweltbehörde am Donnerstagabend bekannt gegeben. Der Stopp des Staudammprojektes ist ein großer Erfolg für das indigene Volk der Munduruku, für den Schutz des Waldes, der ihre Heimat ist, und für die 1,2 Millionen Menschen weltweit, die online die Greenpeace-Kampagne gegen den Dammbau unterstützt haben.

Der Stausee hätte das Stammesgebiet der Munduruku überflutet, hunderte bedrohte Tier- und Pflanzenarten wären vernichtet worden. Das Tapajós-Tal zählt zu den artenreichsten Regionen der Erde und ist nicht nur die Heimat der Munduruku, sondern auch Lebensraum von Jaguar, Flussdelfin und Seekuh sowie seltenen Fisch- und Vogelarten.

„Wir Munduruku sind sehr glücklich über diese Nachricht, sie ist enorm wichtig für uns", sagt Arnaldo Kabá Munduruku, Oberhaupt des indigenen Volkes. „Jetzt werden wir unseren Kampf auch gegen die anderen geplanten Staudämme an unserem Fluss weiterführen.“

Weltweiter Protest erfolgreich

Vor Ort, im Munduruku-Gebiet Sawré Muybu am Tapajós-Fluss, bezogen Aktivisten aus der ganzen Welt auf Einladung der Munduruku die Tapajós Rescue Station. Dort unterstützten sie den Widerstand der Indigenen gegen den Bau des Staudamms. Gemeinsam mit den Munduruku markierten sie symbolisch deren Land mit Grenzschildern.

Um die Munduruku zu unterstützen, protestierten zudem Greenpeace-Ehrenamtliche weltweit gegen das verantwortungslose Mammutprojekt im brasilianischen Regenwald. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die Firma Siemens, deren Tochterunternehmen Voith Hydro Bauteile für den Staudamm zuliefern wollte. Eine Stellungnahme des Unternehmens, ob es sich an künftigen Dammbau-Projekten beteiligen wird, blieb bisher aus.

Siemens muss Verantwortung übernehmen

Durch die Absage des Bauprojekts ist Siemens ein großes Auslandsgeschäft weggebrochen. „Der Tapajos-Staudamm war für Siemens ein Lackmustest", sagt Christoph Thies, Greenpeace-Experte für Wälder. „Der Konzern muss jetzt weltweit aus Projekten aussteigen, die den eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen widersprechen." Offiziell orientiert sich Siemens an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, die ein Ende des Abholzens von Wäldern bis zum Jahr 2020 fordern.

Es ist noch nicht vorbei

Doch noch ist der Kampf nicht beendet. Die brasilianische Regierung plant den Bau weiterer Wasserkraftwerke am Tapajós; über 40 große Staudämme mit mehr als 30 Gigawatt maximaler Leistung sollen dort entstehen. Vier von ihnen haben für die brasilianische Regierung eine besonders hohe Priorität – bis gestern waren es noch fünf. Einer davon war der São-Luiz-do-Tapajós-Damm, das größte der angedachten Projekte. Er ist nun Geschichte.


Riesenstaudamm gescheitert

(dpa) - 5. August, 2016

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltchronik/836141_Riesenstaudamm-gecancelt.html


Megastaudamm im Amazonas-Gebiet doch noch gestoppt

Umweltbehörde sieht Brasiliens großes Energieprojekt kritisch

Von Klaus Ehringfeld, Berliner Morgenpost, 8.8.16

http://www.morgenpost.de/wirtschaft/article208019747/Megastaudamm-im-Amazonas-Gebiet-doch-noch-gestoppt.html


Brasilien gibt Mega-Staudammprojekt auf

Brasilien stoppt ein geplantes Kraftwerk im Amazonas. Ein Sinneswandel in der Regierung? Keineswegs. Der neue Präsident will pünktlich zu den Olympischen Spielen als Umweltschützer punkten. Zudem ist der Staat pleite.

Von Alexander Busch, Handelsblatt, 5.8.16

http://www.handelsblatt.com/politik/international/regierung-will-oekologische-ader-zeigen-brasilien-gibt-mega-staudammprojekt-auf/13977644.html


Olympia: Guarani leisten Widerstand gegen gewalttätige Farmer

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 4.8.16

Kurz vor Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro hat ein indigenes Volk in Brasilien gewalttätigen Farmern, die ihr Land zerstören und sie mit Rassismus und Vernichtung bedrohen, eine klare Ansage gemacht. Diese folgt auf die jüngste Welle von Gewalt und Vertreibungen sowie dem Tod eines sieben Monate alten Babys in der Apy-Ka’y-Gemeinde im Juli.

Aty Guasu, die Organisation der brasilianischen Guarani, erklärte: „Ihr seid Mörder und ihr greift unaufhörlich unser tekohá [angestammtes Land] an. Doch wir werden in unserem Kampf für unser Land, das uns gestohlen wurde, nicht zurückweichen. Jedes Mal, wenn ihr einen von uns umbringt, werden wir in unserem Kampf stärker. Jedes Mal, wenn ihr auf uns schießt, werden wir einen Schritt nach vorne gehen. Und für jedes Grab werden wir mehr von unserem Land wieder besetzen. Das garantieren wir euch.“

Viele Guarani sind gezwungen, am Rand von Überlandstraßen zu leben. Sie werden von Bewaffneten angegriffen oder gewaltsam vertrieben, wenn sie versuchen, ihr angestammtes Land wieder zu besetzen. Im Juli wurden Guarani-Familien von fast hundert schwer bewaffneten brasilianischen Polizeibeamten vom Land ihrer Vorfahren vertrieben. Ein Baby starb an den Folgen von Unterernährung und der Exponierung, als Häuser der Guarani mit Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht wurden. Die Gemeinde wurde in die notdürftigen Lager am Straßenrand zurückgedrängt.

Zuvor waren in diesem Jahr mehrere andere Guarani-Gemeinden von Bewaffneten, die im Auftrag der Farmer standen, angegriffen worden. Bei einem Angriff auf die Guarani-Gemeinde Tey’i Jusu wurde ein Mann getötet, mehrere Indigene – darunter ein 12-jähriger Junge – mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben zerstörerische Agrobusiness-Unternehmen den Großteil des Landes der Guarani gestohlen. Die Indigenen leben am Straßenrand und in überfüllten Reservaten. Guarani-Kinder verhungern und viele der Anführer wurden ermordet. Hunderte Guarani – Männer, Frauen und Kinder – haben sich das Leben genommen. Die Selbsttötungsrate unter den Guarani-Kaiowá ist die höchste weltweit.

In einem Video, das dank Survivals Tribal-Voice-Projekt entstanden ist, sagt der Guarani-Anführer Eliseu Guarani: „Brasilien ist in diesem Jahr Gastgeber der Olympischen Spiele. Die Regierung steht im Scheinwerferlicht der Welt und versucht, die Situation, mit der wir Indigenen konfrontiert sind, zu verbergen … Wir Guarani werden angegriffen, unsere Anführer werden umgebracht … und unser Land wird uns nicht zurückgegeben. Doch diese Olympischen Spiele werden nichts von all dem zeigen. Die Menschen auf der ganzen Welt werden sich diese Spiele ansehen und jubeln. Sie werden auch unser Leiden bejubeln.“

Im April startete Survival International die Kampagne „Völkermord in Brasilien stoppen!“ im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, um auf die Situation indigener Völker wie der Guarani aufmerksam zu machen. Ihr Land, ihre Rohstoffe und ihre Arbeitskraft werden im Namen von „Fortschritt“ und „Zivilisation“ gestohlen.

Die Kampagne fordert Brasiliens Regierung dazu auf, sich an das Gesetz zu halten und die Guarani zu schützen, ihr Land zu demarkieren und die Mörder strafrechtlich zu verfolgen. Außerdem soll sie den hungernden Gemeinden solange Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, bis sie ihr angestammtes Land zurück bekommen haben. Die Kampagne befasst sich außerdem mit Brasiliens unkontaktierten Völkern – den bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten – sowie der beabsichtigten Verfassungsänderung, die unter dem Namen PEC 2015 bekannt ist. Sie hätte eine deutliche Schwächung der Landrechte indigener Völker zur Folge. Bestehende indigene Gebiete würden auseinanderbrechen und ausgebeutet werden.

Survival-Direktor Stephen Corry machte klar: „Eine akute und grauenhafte humanitäre Krise entfaltet sich quer durch ganz Brasilien, während der Blick der Medien durch die Olympischen Spiele in Rio abgelenkt wird. Bei der Situation der Guarani handelt es sich um keine Anomalie, hier setzt sich ein Jahrhunderte alter Prozess von Landraub, völkermörderischer Gewalt, Sklaverei und Rassismus fort. Zahlreiche Indigene sterben und werden umgebracht. Indigene Rechte überall in Brasilien werden aufgehoben. Den Schweregrad dieser Krise kann man kaum übertreiben. Sie wird nur dann enden, wenn indigene Völker als zeitgenössische Gesellschaften respektiert und ihre Menschenrechte geschützt werden. Brasilien muss jetzt handeln, ehe noch mehr indigene Völker zerstört werden.“




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