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Aktuell

Indigenenprotest in Brasilien

Regenwald-„Wächter“ organisieren einmaligen Protest

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 31.8.17

Eine Gruppe brasilianischer Indigener, die als Helden gefeiert wurden, weil sie Teile des Amazonas-Regenwaldes patrouillieren und illegale Holzfäller vertreiben, haben Büroräume der Regierung besetzt, um für ihre Landrechte zu protestieren.

Es ist der erste Protest dieser Art der Indigenen, die als Guajajara-„Wächter“ bekannt sind. Ihr Volk sieht sich mit einer Notlage konfrontiert, denn ein Großteil ihres Waldes wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Die „Wächter“ arbeiten daran, ihren Wald im nord-östlichen Amazonasgebiet zu schützen. Dieses Gebiet, bekannt als das indigene Arariboia-Territorium, teilen sie mit einigen unkontaktierten Awá-Indianern.

Der Wald des indigenen Volkes ist eine grüne Insel inmitten eines Sees aus Abholzung. Dieser letzte Zufluchtsort wird nun von schwer bewaffneten illegalen Holzfällern bedrängt, und die Regierung tut wenig, um sie zu stoppen.

Tainaky Guajajara, einer der Anführer der „Wächter“, sagte bei dem Protest in der Stadt Imperatriz: „Wir besetzen FUNAI [Regierungsabteilung für indigene Angelegenheiten], um unser Recht auf Land und Umweltschutz einzufordern. Wir brauchen Hilfe, dringend. In unser Land wird eingedrungen, während wir hier sprechen. Die brasilianische Regierung hat uns vergessen – als würden wir nicht existieren. Deshalb haben wir unsere Grenze erreicht. Wir werden es nicht länger hinnehmen, wie sie uns behandeln."

Die Guajajara-„Wächter“ haben die Angelegenheit in ihre eignen Hände genommen, um ihr Land vor der Zerstörung zu bewahren, und den Genozid an den Awá zu verhindern. Sie patrouillieren im Wald, machen Brennpunkte illegaler Rodungen aus und versuchen die Holzfäller auszuweisen.

Kaw Guajajara, der Koordinator der „Wächter“, sagte: „Die unkontaktierten Awá können ohne ihren Wald nicht leben. Unsere Arbeit hat viele der Eindringlinge gestoppt… So lange wir leben werden wir für die unkontaktierten Indigenen kämpfen, für uns alle und für die Natur."

Ihre Arbeit ist gefährlich – die Guajajara erhalten kontinuierlich Morddrohungen von der mächtigen Holzmafia, drei der „Wächter“ wurden 2016 getötet. Dennoch machen sie mutig weiter, denn sie wissen, dass den Awá, wie alle unkontaktierten Indigenen, eine Katastrophe droht, sollte ihr Land nicht beschützt werden.

Ihr Vorgehen zeigte bereits Erfolge, indem die Abholzung drastisch reduziert wurde, aber sie benötigen dringend Hilfe von den brasilianischen Behörden: Ressourcen und Ausrüstung für ihre Expeditionen, sowie Unterstützung von Mitarbeiter*innen der Regierung, die befugt sind die Holzfäller zu verhaften und sie fernzuhalten.

Die „Wächter“ fordern außerdem, dass die Regierung eine Übereinkunft umsetzt, verfasst von der FUNAI, der Militärpolizei und staatlichen Sicherheitskräften, zur Errichtung von Basislagern, um das Land zu schützen, sowie zur Umsetzung einer gemeinsamen Überwachung des Gebiets.

Der Direktor von Survival International, Stephen Corry, sagte: „Die ‚Wächter’ beschützen einen der letzten Flecken Amazonas- Regenwald in der Region. Die Entschlossenheit ihren Wald zu behalten ist umso wichtiger, da die Regierung von Präsident Temer versucht den Schutz von indigenem Land in ganz Brasilien auszuhebeln. Die Guajajara-‚Wächter’ sind einzigartig und eine Inspiration für alle, denen Menschenrechte und Umweltschutz wichtig sind. Es ist die verfassungsmäßige Pflicht der Regierung dabei behilflich zu sein, den Wald zu schützen. Seine Zerstörung könnte die unkontaktierten Awá vernichten. Dies ist eine weitere humanitäre Krise in der Behandlung der indigenen Völker durch die brasilianische Regierung.“


Bergbau gefährdet unkontaktierte Indigene in Brasilien

Survival International Deutschland e.V. Pressemitteilung, 30.8.17

Mit Aufhebung des als Renca-Reservat bekannten Amazonas-Schutzgebietes hat Brasiliens Präsident Temer indigenen Rechten und dem Naturschutz einen weiteren Schlag versetzt.

Das Renca-Gebiet liegt im Norden des Amazonas inmitten eines Mosaiks geschützter Flächen einschließlich zweier indigener Gebiete. Es wird angenommen, dass auch eine Gruppe unkontaktierter Indigener dort lebt.

Durch die Aufhebung des Naturschutzgebietes könnte ein Regenwaldgebiet so groß wie Dänemark zur großflächigen Rohstoffförderung durch multinationale Konzerne freigegeben werden. Wahrscheinlich werden dann auch illegale Bergarbeiter in die Gegend vordringen, die die Flüsse mit Quecksilber verseuchen, wie die Yanomami mit verheerenden Folgen miterleben mussten.

Sollte das passieren, hätte das katastrophale Folgen für die schutzlosen unkontaktierten Indigenen. Durch den Kontakt mit Eindringlingen werden sie tödlichen Krankheiten ausgesetzt und müssen zusehen, wie ihr Land eingenommen und geraubt wird.

Als Reaktion auf einen Aufschrei inner- und außerhalb Brasiliens, hat die Regierung gerade ein Dekret angekündigt, welches darlegen soll, wie indigene Flächen und Naturschutzgebiete in der Gegend geschützt werden sollen. Indigene Völker wurden nicht von den brasilianischen Behörden in ihre Planung einbezogen.

Die Waiãpi, die östlich von Renca leben, wurden erst 1973 kontaktiert und auch sie werden wohl die Auswirkungen der Rohstoffförderung spüren. Ihre Lebensgrundlage sind ausschließlich Produkte der Wälder und Flüsse und wie alle indigenen Völker haben sie eine spirituelle Verbindung zu ihrem Land.

Der Waiãpis-Sprecher Jawaruwa sagte: „Das wird uns keine Entwicklung bringen. Es wird nur Unglück über den Amazonas-Regenwald in Brasilien bringen.“

Südlich der Region, wo die riesige Carajás-Mine und ähnliche Projekte betrieben werden, gibt es zahlreiche Belege für die gravierenden negativen Auswirkungen für indigene Völker durch großflächigen Bergbau. Die Mine, ihre Straßen und Bahnstrecken haben tausende Siedler und Holzarbeiter in die Gegend gebracht – mit katastrophalen Auswirkungen für die Awá.

Survival appelliert an die brasilianische Regierung, das Gebiet nicht freizugeben, wobei besonders die Gefahr für die unkontaktierten Indigenen des Gebiets betont wird.




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