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Grillkohle im Test

Grillkohle im Test

WWF-Grillkohle-Test: 61 Prozent der Grillkohlen in Deutschland risikobehaftet – 42 Prozent mit Tropenholz

WWF Pressemitteilung, 1.7.18

Berlin: Für viele Menschen in Deutschland ist Grillen ein liebgewonnenes Ritual und fester Bestandteil des Sommers. Nur wenige dürften indes ahnen, zu welch massiver Waldzerstörung das gesellige Brutzeln von Würstchen, Steak und Halloumikäse beitragen kann. In einer gemeinsamen Marktanalyse haben WWF und der Norddeutsche Rundfunk in Deutschland angebotene Grillkohlen auf ihre Holzart und Herkunft analysiert. Ergebnis: 61 Prozent der getesteten Produkte stufen die Umweltschützer als hochrisikobehaftet ein, weil sie zum Beispiel aus Regionen mit umfangreichem illegalen Holzeinschlag stammen oder durch falsche Angaben hinsichtlich der verwendeten Hölzer auffielen. In fast jedem zweiten Produkt (42 Prozent) wurde Tropenholz gefunden.

„Unsere Analysen belegen, dass die Produktion von Grillkohle zu einem erheblichen Teil auf Raubbau an den Wäldern basiert. Die Holzkohleindustrie verfeuert alles, was ihr in die Finger kommt“, sagt Johannes Zahnen, Holzexperte des WWF Deutschland. Besonders bedenklich ist laut WWF der hohe Anteil an nicht-zertifiziertem Tropenholz: „Mit der Zerstörung der Tropen verlieren wir die artenreichsten Lebensräume der Erde und zugleich unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Wir können nicht zulassen, dass der heimische Grill zum Scheiterhaufen des tropischen Regenwaldes wird.“

Insgesamt 36 Grillkohlen aus deutschen Tankstellen, Baumärkten, Supermärkten und Discountern haben WWF und NDR mit forensischen Methoden testen lassen. 30 der gekauften Säcke (83 Prozent) enthielten entweder gar keine oder fehlerhafte Angaben bezüglich der verwendeten Holzarten. Trauriger Spitzenreiter ist (wie schon im letzten Jahr) ein Produkt, das damit wirbt, keinerlei Tropenholz zu enthalten. Tatsächlich besteht die bei Bauhaus verkaufte Ware jedoch zu mehr als der Hälfte aus tropischen Holzarten. „Die Unternehmen wissen um die Risiken, viele drücken jedoch ganz bewusst beide Augen zu und machen sich damit mitschuldig“, so Johannes Zahnen.

Laut WWF lässt sich das Problem jedoch nicht einfach durch einen Verzicht auf Tropenholz lösen – zumal das durch den Verbraucher wegen fehlender oder falscher Angaben nicht nachvollzogen werden könne: „Nicht nur in fernen Ländern werden illegal Wälder kahlgeschlagen. Fast direkt vor unserer Haustür, wie zum Beispiel in der Ukraine, werden systematisch die letzten Urwälder ausgebeutet. Auch dieses Holz landet auf deutschen Grills.“

Um dem Raubbau einen Riegel vorzuschieben sieht der WWF Politik, Unternehmen und Kunden in der Pflicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Holz- und Papierprodukten fällt Holzkohle nicht unter die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR). Sie verpflichtet Unternehmen, die Legalität der Produkte sicherzustellen. Der WWF fordert daher, dass die Regelung dringend um Holzkohle (und weitere bislang unberücksichtigter Holz- und Papierprodukte) erweitert wird. Unternehmen müssten sich zudem Standards setzen, die über die reine Einhaltung der Gesetze hinausgehen.

„In einer idealen Welt sind die Wälder durch strenge Gesetze und deren Überwachung geschützt. Solange die Politik sich dazu nicht durchringt, müssen leider Unternehmen und Verbraucher diese Lücke schließen“, sagt Johannes Zahnen. Eine Möglichkeit biete hierzu das FSC-Siegel, das für umweltverträglichere Waldnutzung steht. Laut WWF biete es Kunden eine Orientierung, habe jedoch auch Schwächen: „Bei unseren Analysen sind leider auch FSC-zertifizierte Produkte negativ aufgefallen, zum Beispiel durch Ungereimtheiten bei den verwendeten Holzarten. Wir haben daher Beschwerde eingelegt. Der FSC muss selbst viel häufiger forensische Methoden einsetzen und betrügerische Unternehmen notfalls rausschmeißen.“

Trotzdem sei das FSC-Siegel aber nach wie vor das umfassendste internationale Zertifikat für Holz und Papier. Verbraucher, die vor der Wahl zwischen nicht-zertifizierter Ware und solcher mit FSC-Siegel stünden, sollten in jedem Fall zur FSC-Variante greifen. Das biete zwar keine endgültige Sicherheit, aber die aktuell größtmögliche Wahrscheinlichkeit, dass die Holzkohle aus verantwortungsbewusster Waldwirtschaft stammt. Vom alternativen PEFC-Siegel rät der WWF in jedem Fall ab. Dies biete keinerlei Vorteil gegenüber nicht-zertifizierten Produkten. Für Produkte aus Deutschland empfiehlt der WWF außerdem auch Produkte mit dem Naturland-Zertifikat.




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