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Aktuell

Bedrohte Orang-Utans

Waldmenschen in der Falle

Nur 19 von 52 Orang-Utan-Populationen überlebensfähig
Staudamm bedroht neuentdeckte Art in Indonesien


WWF Pressemitteilung, 17.8.18

Berlin: Waldbrände, Plantagen, Industrialisierung oder Wilderei – die Liste der Bedrohungen für die selten gewordenen Orang-Utans ist lang. Die Schlinge zieht sich immer enger um den Hals unserer nahen Verwandten in Südostasien. Mittlerweile gelten nur noch 19 der 52 bekannten Populationen der Menschenaffen als langfristig überlebensfähig. Darauf weist der WWF anlässlich des Welt-Orang-Utan-Tages am Sonntag hin.

Besonders bedroht ist nach Angaben der Umweltschützer die erst kürzlich entdeckte Art des Tapanuli-Orang-Utans (Pongo tapanuliensi) auf der indonesischen Insel Sumatra. Mit nur 800 Individuen handelt es sich um die seltenste Menschenaffenart der Welt. Plantagen und Goldminen nagen an dem verbleibenden Lebensraum von rund 1.000 Quadratkilometern, der damit nur wenig größer ist als die Stadt Berlin. Ein großes Wasserkraftwerk am Batang-Toru-Fluss in ihrem wichtigsten Verbreitungsgebiet droht den Tapanulis nun den Rest zu geben. Etwa 100 Quadratkilometer Wald würden dauerhaft überflutet. Durch Bauwerke und Infrastruktur würde sich der Verlust auf 25 Prozent ihres Lebensraumes summieren.

Allein aufgrund der aktuell bereits fortschreitenden Zerstörung seines Lebensraumes für Plantagen und die Förderung von Bodenschätzen gehen Fachleute davon aus, dass die Zahl der Tapanuli-Orang-Utans bis Mitte des Jahrhunderts um über 80 Prozent einbrechen könnte. Doch in dieser Prognose ist der Staudamm noch nicht eingerechnet, so der WWF:

„Das geplante Wasserkraftwerk im Kerngebiet drängt die seltenen Orang-Utans näher an den Abgrund und könnte ihr Schicksal endgültig besiegeln. Das Problem ist nicht nur die damit einhergehende Vernichtung ihres Lebensraumes. Der Staudamm würde ihre Heimat weiter fragmentieren und die einzelnen Populationen voneinander trennen. Noch leben die Tiere in einem relativ schwer zugänglichen Teil Sumatras. Doch mit dem Kraftwerk kommen Straßen und mit ihnen die Wilderer. Auch das Geschäft mit Plantagen und Bergwerken wird noch einfacher und lukrativer. Das Kraftwerk droht der Dominostein zu werden, der alles zum Einsturz bringt“, warnt Carola Wehr, Indonesien-Referentin beim WWF Deutschland.

Trotz zahlreicher Proteste liegt bereits eine Baugenehmigung für das Megaprojekt vor. Das ausführende chinesische Unternehmen Sinohydro hat nach Angaben des WWF bereits mit den Vorbereitungen wie Konstruktionsplanung, Flächenakquise und dem Bau von Straßen und Leitungen begonnen. Die Fertigstellung ist für 2022 geplant. Der WWF fordert von der indonesischen Regierung eine Neubewertung des Projekts. Nachhaltigkeitsaspekte seien im Planungsverfahren viel zu kurz gekommen, außerdem stehe man mit der Entdeckung der Tapanuli-Orang-Utans vor einer völlig anderen Situation:

„Die Entdeckung einer neuen Menschenaffenart ist eine biologische Sensation und die der Tapanulis könnte das letzte Mal sein, dass dies überhaupt gelingt. Das Überleben dieser seltenen Tiere ist eine Menschheitsaufgabe. Ihr Lebensraum muss umfassend unter Schutz gestellt werden. Dazu gehört auch eine Verlegung des Staudamms. Ein derart großes Kraftwerk wird die Natur immer in Mitleidenschaft ziehen, aber der aktuell geplante Standort ist der Super-GAU für die Orang-Utans“, so Carola Wehr.

Hintergrund Tapanuli-Orang-Utan

Der Tapanuli-Orang-Utan lebt ausschließlich im nördlichen Teil der indonesischen Insel Sumatra. Dort kommt er im Batang-Toru-Wald in der Provinz Sumatera Utara vor. Der Wald erstreckt sich über Höhenlagen von 150 bis 1.800 Meter. Das gesamte Verbreitungsgebiet des Tapanuli-Orang-Utans wird auf eine Fläche von rund 1.000 Quadratkilometer geschätzt, wobei sich die Tiere auf mittelhohe Gebirgslagen von 300 bis 1.300 Meter beschränken.

Tapanuli-Orang-Utans erreichen wie ihre nahen Verwandten, die Sumatra- und Borneo-Orang-Utans, eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 1,5 Metern und ein Gewicht von bis zu 90 Kilogramm. Mit 800 Individuen sind die Tapanulis die seltenste Menschenaffenart überhaupt und deutlich seltener als Sumatra- und Borneo-Orang-Utans (mit 14.000 bzw. 54.000 Individuen). Die 800 Tapanulis teilen sich in mehrere voneinander räumlich getrennte Populationen auf, von denen nur die größte mit etwa 500 Individuen als überlebensfähig gilt. Sie wäre von dem geplanten Wasserkraftwerk am stärksten betroffen.


Wir fordern die Rettung der Tapanuli-Orang-Utans

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 21.8.18

Ein Aufschrei geht durch die Welt: Den 800 Tapanuli-Orang-Utans droht der Untergang, falls im letzten Urwald Nordsumatras, dem Batang-Toru-Wald, ein Wasserkraftwerk gebaut wird. Bitte unterschreiben Sie unsere Petition "Den Wald der Tapanuli-Orang-Utan erhalten!"

„Rettet die 800 Tapanuli-Orang-Utans vor der Ausrottung! Stoppt das Batang-Toru-Wasserkraftwerk! Rettet den letzten Urwald!“ Zum Orang-Utan-Welttag ging ein Aufschrei durch Jakarta. Demonstranten protestierten gegen Staudamm und Kraftwerk im Batang-Toru-Wald, dem letzten Urwald Nordsumatras, in dem der seltenste Orang-Utan lebt.

Das Projekt wird als Teil der „Neuen Seidenstraße“ von China gebaut und finanziert. Die PLN besitzt über ihren privatwirtschaftlichen Zweig 25% der Aktien von PT. North Sumatera Hydro Electric (NSHE), die das 510-MW-Kraftwerk mitten im artenreichen Urwald errichten will. Das wäre das Aus für die Tapanuli-Orang-Utans und für den wunderbaren Urwald.

Der Tapanuli-Orang-Utan wurde erst vor kurzem, im November 2017, als eigene Art identifiziert. 800 Individuen gibt es, nirgendwo sonst, nur in diesem Urwald. Der Staudamm, die Hochspannungsleitungen und der geplante 13 km lange Tunnel entlang des Batang-Toru-Flusses werden den Wald so zerstückeln, dass die drei Populationen für immer getrennt und damit nicht überlebensfähig sind. 500-600 Orang-Utans leben im Westteil des Urwaldes, 160 im Ostteil und weniger als 30 im Sibual-Buali-Naturreservat.

„Megaprojekte sind die falsche Wahl!“, sagt Dana Tarigan von WALHI-Nordsumatra. „Für Erneuerbare Energien dürfen keine artenreichen Ökosysteme zerstört werden.“ Nicht zu vergessen: Batang Toru ist Erdbebengebiet. Katastrophen sind programmiert.

Über eine Million Menschen weltweit haben gegen den Wahnsinn ihre Stimme erhoben. Petitionen von Rettet den Regenwald, avaaz, change.org und indonesischen NGOs, Briefe und Warnungen von Wissenschaftlern können nicht mehr überhört werden!

Walhi hat am 8. August 2018 Klage eingereicht gegen die Erteilung der Umweltgenehmigung für das umweltzerstörerische Megaprojekt. Wir müssen laut werden, um den seltensten Orang-Utan zu retten!


Alarmstufe: systematische Wilderei im Leuser-Ökosystem

Wieder konnten Tigerfelle in Aceh, Indonesien, beschlagnahmt werden. Doch die Ranger im Leuser-Ökosystem in Indonesien kämpfen gegen eine gut organisierte Wilderer-Mafia.

"Rettet den Regenwald" e.V. Pressemitteilung, 6.8.18

23. Juli 2018 nahe den Kluet-Sümpfen, Aceh-Indonesien: Zwei intakte Felle von soeben getöteten Tigern stellte die Polizei in einem Privathaus sicher. Die beiden „Besitzer“ wurden verhaftet. Die Kluet-Sümpfe sind Teil des geschützten Leuser-Ökosystems. Dies ist der letzte Ort auf der Erde, wo Tiger, Elefanten, Nashörner und Orang-Utans im gleichen Habitat leben. Diese vier Großsäuger sind vom Aussterben bedroht und daher streng geschützt. Das Leuser-Ökosystem beherbergt zugleich den bedeutendsten zusammenhängenden Regenwald Südostasiens.

Doch das Paradies ist gefährdet. Trotz seines Schutzstatus wird aggressiv abgeholzt – und gewildert. Tigerfelle, Nashorn und Stoßzähne von Elefanten sind wertvoller als Gold, besonders im Ausland. Kein Wunder, dass Wilderer ein paar Jahre Gefängnis in Kauf nehmen. Sie jagen auch Vögel, Pangoline, Hirsche, Wildziegen, Stachelschweine und Bären. Das Fleisch wird auf lokalen Märkten verkauft, die Pangoline und die Vögel gelangen auf den internationalen und nationalen Markt. Mit steigendem Wohlstand in Asien und besonders in China steigt auch die Nachfrage nach Wundermedizin, Elfenbein, Trophäen und wertvollen Fellen.

Es sind aber nicht nur die kleinen Leute, die sich hier ein Zubrot verdienen. Dwi Adhiasto von der Wildlife Crime Unit hat die Erfahrung gemacht: „Die Jagd auf den Sumatra-Tiger und die anderen geschützten Tiere geschieht systematisch. Das Netzwerk der Wildtier-Mafia erstreckt sich über ganz Indonesien.“ Und vermutlich über Indonesien hinaus, denn die Wilderei in Thailand, Laos, Vietnam und Myanmar hat so dramatisch zugenommen, dass Wissenschaftler manches Schutzgebiet als „leeren Wald“ bezeichnen.

Das Ausmaß der Verbrechen in der Provinz Aceh belegen die Zahlen unseres Partners FKL (Forum Konservasi Leuser): 497 Schlingfallen haben die FKL-Ranger allein im ersten Halbjahr 2018 beschlagnahmt. Sie haben 124 Holzfällerlager aufgelöst und abgebrannt. 25 Wilderer wurden verhaftet, und neun stehen derzeit vor Gericht. Die Zahlen zeigen, wie erfolgreich die Arbeit des FKL ist. Es zeigt aber auch, wie groß das Problem ist. Trotz des wagemutigen Einsatzes der 25 FKL-Ranger-Teams sterben unglaublich viele Wildtiere in Schlingen und Fallen.


Waldverlust in Indonesien geht um 60 Prozent zurück

Die Regenwälder in Indonesien gehören nicht nur zu den artenreichsten, speichern viel CO2, sondern sie verschwanden auch am schnellsten – bis jetzt. 2017 ging die Entwaldung deutlich zurück. Und es gibt berechtigte Hoffnung, dass der Trend anhält.

Von Peter Vollmer, Handelsblatt, 16. August, 2018

https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/waldverlust-in-indonesien-geht-um-60-prozent-zurueck/22915002.html?ticket=ST-535056-SobLxwRNYIUwqLUSpZ1Z-ap3




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