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Aktuell
Waldbrände in Amazonien (12)
Experten: Zerstörung des Regenwalds am Amazonas geht weiter
Die Brände in Amazonien nehmen derzeit ab. Doch an die kriminellen Strukturen hinter der Vernichtung des Regenwaldes wage sich die Regierung nicht heran, meinen Experten. So fühlten sich die Kriminellen sogar bestärkt.
Von Thomas Milz , Deutsche Welle, 1.10.19
https://www.dw.com/de/experten-zerst%C3%B6rung-des-regenwalds-am-amazonas-geht-weiter/a-50662572
Im Amazonas-Regenwald toben weiter Brände
Mehr als ein Dutzend Feuer lodern allein in den indigenen Schutzgebieten Ituna-Itatá und Cachoeira Seca südöstlich der Stadt Santarém im brasilianischen Bundesstaat Pará.
(dpa) - 1. Oktober, 2019
https://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Umwelt/Im-Amazonas-Regenwald-toben-weiter-Braende_article1569906351.html
Der Amazonas-Regenwald brennt weiter
Die Brände sind zurückgegangen, aber trotz eines Militäreinsatzes bei weitem nicht gelöscht. Ein Staatsanwalt nimmt Europa in die Pflicht.
Von Susann Kreutzmann, Der Standard, 4.10.19
https://www.derstandard.de/story/2000109457450/der-amazonas-regenwald-brennt-weiter
Zahlenkrieg um den Amazonas
Die verheerenden Brände im Amazonas-Regenwald schockieren Bevölkerung wie Forscher gleichermaßen. Doch wer als Wissenschaftler die Zerstörung dokumentiert, legt sich mit Brasiliens Präsidenten Bolsonaro an. Mit gravierenden Folgen.
Von Jens Glüsing, SPIEGEL-Online, 29.9.19
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/amazonas-jair-bolsonaros-feldzug-gegen-die-wissenschaft-a-1287486.html
Die Baumstamm-Mafia triumphiert
Die Waldbrände vom Amazonas verschwinden aus den Medien. Doch vor Ort offenbart sich das Maß der Zerstörung und seine Verantwortlichen: Holzfällerbanden und deren Kunden.
Von Thomas Fischermann, DIE ZEIT, 6.10.19
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/amazonas-waldbraende-abholzung-jair-bolsonaro-indigene-urvoelker
Mord im Amazonas: Der Sturm auf die Ressourcen beginnt
Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützer versuchen, dem Ansturm illegaler Goldgräber und Holzfäller standzuhalten.
Von Scott Wallace, National Geographic, 30.9.19
https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2019/09/mord-im-amazonas-der-sturm-auf-die-ressourcen-beginnt-mord-und-raubbau-bedrohen-die
Streit um Amazonas-Fördergeld aus Deutschland
Deutschlands Umweltministerium hat Geld für den Amazonas gesperrt. Das bleibt auch nach dem Besuch des Umweltministers aus Brasilien in Berlin so.
Von Jens Thurau, Deutsche Welle, 2.10.19
https://www.dw.com/de/streit-um-amazonas-f%C3%B6rdergeld-aus-deutschland/a-50679615
Brasilien entlässt Experten für unkontaktierte Völker: Aufruf warnt vor „Genozid“
Survival InternationaL Deutschland e.V. Pressemitteilung, 7.10.19
Brasilianische Expert*innen haben eine vernichtende Erklärung veröffentlicht, in der sie davor warnen, dass „der Genozid [an unkontaktierten Völkern] im Gange ist". Die Warnung folgt auf die Entlassung von Bruno Pereira, dem Leiter der brasilianischen Regierungsabteilung, die für den Schutz des Landes unkontaktierter Völker zuständig ist.
Die Expert*innen sind „äußerst besorgt“, dass Pereira „ohne ersichtlichen technischen Grund“ entlassen wurde und dass seine Entlassung „einen weiteren Rückschritt in der Politik zum Schutz unkontaktierter Völker darstellt“. Sie stellen fest, dass „dieser Umbruch den Genozid an unkontaktierten und kürzlich kontaktierten indigenen Völkern provozieren wird".
Zu den Unterzeichner*innen der Erklärung gehören frühere Leiter*innen der Einheit für unkontaktierte Völker in der Regierungsbehörde FUNAI, Angehörige indigener Völker sowie ehemalige und gegenwärtige „Sertanistas“, welche Expeditionen leiten, um die Territorien unkontaktierter Völker zu überwachen und Eindringlinge fernzuhalten.
Die Expert*innen glauben, dass die Entlassung Pereiras den totalen Abbau der langjährigen Regierungspolitik zum Schutz unkontaktierter Völker einleiten wird. Brasilien schützt bisher das Land unkontaktierter Völker, damit sie selbst über ihr Leben bestimmen können eine international anerkannte Politik, die der einzige Weg ist, um das Überleben und Wohlbefinden unkontaktierter Völkern zu ermöglichen.
In Brasilien leben mehr unkontaktierte Völker als irgendwo sonst auf der Welt. Unkontaktierte Völker sind indigene Völker ohne dauerhaften friedlichen Kontakt zur Mainstream-Gesellschaft. Sie sind für ihr Überleben völlig von ihrem Land abhängig. Die gewaltsame Kontaktaufnahme mit unkontaktierten Gemeinden und der Diebstahl ihres Landes könnten sie auslöschen.
Präsident Bolsonaro und seine Minister*innen haben einen aggressiven Angriff auf die indigene Bevölkerung Brasiliens begonnen, von dem unkontaktierte Völkern schwer betroffen sind. Die Invasion indigener Gebiete, einschließlich der Wälder der unkontaktierten Yanomami und Awá, ist seit dem Amtsantritt von Bolsonaro am 1. Januar 2019 in die Höhe geschnellt.
Im Zusammenhang mit seinen Plänen, den Amazonas-Regenwald für Agrarwirtschaft und Bergbau zu öffnen, hat Präsident Bolsonaro erklärt, dass er unkontaktierte Völker in die Mainstream-Gesellschaft „integrieren“ will.
In diesen Tagen reisen auch Dutzende indigene Völker auf Einladung von Papst Franziskus in den Vatikan, wo eine dreiwöchige Synode beginnt, die sich um ihren Kampf für den Schutz ihres Landes dreht.
Survival International und seine Unterstützer*innen in über 100 Ländern kämpfen mit indigenen Völkern und Expert*innen in Brasilien, um den Völkermord in Brasilien zu stoppen. Seit 1969 leitet Survival die globale Kampagne zum Schutz der Gebiete unkontaktierter Völker.
Fiona Watson, Leiterin der Forschungsabteilung von Survival International, sagte heute: „Seit Jahrzehnten ist Brasilien führend beim Schutz des Landes unkontaktierter Völker und erkennt an, dass sie die verwundbarsten Gesellschaften der Welt sind.“
„Aber Präsident Bolsonaro beabsichtigt eindeutig, diese Arbeit einzustellen, und er will indigene Gebiete in ganz Brasilien für Holzfäller, Bergleute und Viehzüchter öffnen. Es ist ihm egal, wie viele indigene Völker dabei sterben, und er hat seine rassistische Verachtung für sie bei vielen Gelegenheiten offen zum Ausdruck gebracht. Dies ist ein entscheidender Moment für die Zukunft unkontaktierter Völker und damit für die gesamte Menschheit. Entweder stehen die Menschen auf der ganzen Welt Seite an Seite mit den indigenen Völkern, die um ihr Überleben kämpfen, oder wir werden Zeuge werden, wie vor unseren Augen Völkermord begangen wird.“
Bedrohte indigene Stämme: Sterben die Amazonas-Ureinwohner aus?
Im Amazonas-Regenwald ereignet sich nach wie vor eine der größten ökologischen Katastrophen des Jahres 2019. Neben dem vielen Tropenholz, das den Flammen zum Opfer fällt, warnen Wissenschaftler und Aktivisten nun auch vor der sich anbahnenden humanitären Krise.
TAG24, 2. Oktober, 2019
https://www.tag24.de/nachrichten/brasilien-bedrohte-indigene-staemme-amazonas-ureinwohner-sterben-aus-regenwald-braende-feuer-mura-1231663
Indigene zwischen Ausbeutung und Anbetung
Gespannt blickt man am Amazonas in diesen Tagen auf Rom: 180 Bischöfe diskutieren dort über Umweltzerstörung, die Rechte der Indigenen und den Priestermangel. Damit die katholische Kirche in der Region ihren Einfluss behält, muss sich einiges ändern.
Von Ellen Häring, Deutschlandfunk Kultur, 7.10.19
https://www.deutschlandfunkkultur.de/kirche-und-amazonas-indigene-zwischen-ausbeutung-und.979.de.html?dram:article_id=460451
Kein Geschäft mit Verbrechern
Der Regenwald steht in Flammen. Trotzdem will Deutschland seine Geschäfte mit Brasilien ausbauen. Zum Treffen mit Umweltminister Salles fordert Greenpeace: Mercosur aussetzen!
Greenpeace-Online, 30.9.19
Haben Sie schon mal Urlaub in Dänemark gemacht? Wenn ja, wissen Sie vielleicht, dass das vermeintlich kleine Land dann doch erstaunlich groß wird, wenn man es besucht. Konkret sind es 43.094 Quadratkilometer, die sich zwischen Nord- und Ostsee entdecken lassen. Genug für mehr als einen Urlaub.
In Brasilien ist eine Waldfläche in der Größe Dänemarks seit Januar dieses Jahres verbrannt. Wertvoller Regenwald, aufgelöst in Flammen und Rauch, verloren für immer. Umso mehr wundert es, dass der brasilianische Umweltminister Ricardo Salles auf seiner Europa-Reise nun munter von den Erfolgen seiner Politik spricht und den Amazonas-Regenwald quasi als gerettet feiert.
Heute will sich der Minister für brennende Wälder nun in Berlin mit Vertretern der deutschen Wirtschaft treffen. Eigentlich geplant war dieses Treffen im Haus der Wirtschaft in Berlin. Doch damit die Auswirkungen für die Umwelt dabei nicht komplett vergessen werden, protestieren Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten dabei für mehr Klimaschutz, den Schutz des Amazonas-Regenwaldes und fordern ein Aussetzten des Handelsabkommen Mercosur.
Kühe für Autos
Ricardo Salles möchte der Welt so gern weiß machen, dass am Amzonas alles in Butter ist. Denn die abgebrannten Waldflächen lassen sich prima in Weideland für Rinder und Ackerfläche für Sojapflanzen umwandeln. Mit beiden Produkten verdient sich die Agrarindustrie in Brasilien eine goldene Nase. Und das will Salles ausbauen.
Daran haben auch die Vertreter der deutschen Wirtschaft großes Interesse, mit denen Salles sich heute trifft. Ebenso wie an Geschäften mit den anderen Mercosur-Ländern Argentinien, Uruguay und Paraguay. “Kühe für Autos” kann man das grob zusammenfassen. Wirtschaftsbosse und Salles wollen “Märkte öffnen” für billiges Rindfleisch und ebensolche Autos. Auf der Strecke bleiben das Klima, der Regenwald und die Menschenrechte.
Lage unter Bolsonaro schlimmer denn je
Damit Europa mehr Autos und Autoteile in die Mercosur-Staaten exportieren kann, sollen als Gegenleistung von dort mehr Rind- und Geflügelfleisch, mehr Zucker sowie mehr aus Zucker gewonnenes Bio-Ethanol eingeführt werden. Bereits Ende 2017 hatte Greenpeace Niederlande geheime Verhandlungsdokumente der Mercosur Verhandlung veröffentlicht und aufgezeigt, welche Gefahren durch dieses Abkommen drohen. Das Gefährdungspotenzial hat sich unter der neuen brasilianischen Regierung Bolsonaros drastisch erhöht, so dass Ende April mehr als 600 Wissenschaftler gemeinsamen mit Vertreter*innen indigener Gruppen der Amazonas-Region in einem in der Wissenschaftszeitschrift Science veröffentlichten Offenen Brief nachdrücklich an die EU appellierten, sicherzustellen, dass in Brasilien Menschenrechte und Umweltschutz respektiert werden.
Am 16. Juni forderte Greenpeace zusammen mit mehr als 340 weiteren Nichtregierungsorganisationen in einem Offenen Brief die Organe der EU auf, die Verhandlungen sofort abzubrechen. Doch die EU Kommission stellte sich stur und ignorierte alle Kritik. Für die Handelskommissarin Cecilia Malmström stehen die „fantastischen Möglichkeiten“, die dieses Abkommen für die europäische Wirtschaft bietet, im Vordergrund. Am 28. Juni wurde dann der politische Abschluss der Mercosur-Verhandlungen verkündet, rechtzeitig bevor die anstehenden Wahlen in Argentinien und Uruguay (am 27 Oktober) und die Neubesetzung der EU-Kommission zum 1. November noch wesentliche Veränderungen bewirken könnten. Politischer Abschluss heißt, dass beide Verhandlungsseiten erklären, dass sie in den wesentlichen Verhandlungspunkten Einigkeit erzielt haben. Doch noch müssen der EU-Rat, das Europäische Parlament und die nationalen Parlamente der EU-Mitgliedstaaten ihre Zustimmung geben. Mit anderen Worten: Es besteht noch Hoffnung, das Abkommen kippen zu können.
Legt Österreich Veto gegen Mercosur ein?
Eine Hoffnung heißt Österreich: Am 18. September hat der EU-Unterausschuss des Österreichischen Parlaments eine bindende Stellungnahme durchgebracht, wonach die österreichische Regierung zu einem Veto gegen das Abkommen in den EU-Gremien aufgefordert wird. Hält sich die neue, am 29. September zu wählende österreichische Regierung an diesen Beschluss, hieße dies: Das Mercosur-Abkommen wäre tot. Deshalb versucht jetzt in der EU-Kommission, Beschlüsse so umstricken, dass weder im EU-Rat eine Einstimmigkeit noch eine Beteiligung der nationalen Parlamente der Mitgliedstaaten erforderlich sind.
Die Debatte über das Abkommen ist also bei weitem noch nicht vorbei, und wir werden Ihre Hilfe brauchen um Druck auf die deutsche Regierung aufzubauen, dem Abkommen im EU-Rat die Zustimmung zu verwehren. Denn die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes muss gestoppt werden.
Bundesagrarministerinnen aus Deutschland und Brasilien treffen zusammen
Statement der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner zum Treffen mit brasilianischer Agrarministerin
BMEL Pressemitteilung, 5.10.19
Am Rande der Lebensmittelmesse ANUGA in Köln ist die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, zu einem Gespräch mit der brasilianischen Agrarministerin Tereza Cristina Corrêa da Costa Dias zusammengekommen. Thema des Austauschs waren unter anderem die Waldbrände im Amazonasgebiet sowie die ansteigenden Entwaldungszahlen und die Einhaltung der Absprachen beim Mercosur-Freihandelsabkommen.
Im Nachgang des Treffens betont Julia Klöckner: "Das Mercosur-Abkommen wird nur dann auf Akzeptanz in Europa, bei unserer Bevölkerung und unseren Landwirten in Deutschland stoßen, wenn ein regelbasierter und fairer Handel gegeben ist, wenn gegenseitig auf Verlässlichkeit gebaut werden kann. Um verlässlich Handel zu betreiben, muss man seinen Partner beim Wort nehmen können. Brasilien hat sich mit dem Mercosur-Abkommen zu verbindlichen Regeln zu Arbeit, Umwelt und Klima verpflichtet, hat die Eindämmung der Entwaldung zugesagt. Aktuelle Berichte geben Anlass zu großer Sorge. Die Brandrodung in Brasilien nimmt zu, Entwaldungszahlen steigen.
Es geht hier auch um unsere Glaubwürdigkeit: Wir können den heimischen Landwirten und Bürgern in Deutschland nicht zusätzliches Engagement beim Klimaschutz abverlangen, Richtlinien zur Wiederaufforstung klimastabiler Wälder erarbeiten, aber gleichzeitig Waren importieren, für die im Amazonasgebiet große Flächen Regenwald niedergebrannt werden.
Die Ratifizierung des Abkommens durch alle Mitgliedstaaten der EU und insbesondere durch das Europäische Parlament wird wesentlich davon abhängen, dass erkennbar wird, dass alle Parteien sich im Geiste des Abkommens verhalten."
Bundesministerin Julia Klöckner unterstrich, die Sensibilität in Deutschland sei hoch dafür, ob Brasilien glaubhaft deutlich macht, gegebene Zusagen einzuhalten. "Wer langfristig erfolgreich auf den europäischen Markt exportieren möchte, muss diese gestiegenen Verbrauchererwartungen berücksichtigen."
An Gesetzen zum Schutz der Wälder fehle es nicht - der politische Wille, sie wirksam umzusetzen, müsse erkennbar werden. Julia Klöckner plädierte für entwaldungsfreie Lieferketten und schlug die Entwicklung eines ISO- Standards vor. Beide Ministerinnen einigten sich, dazu den Dialog fortzusetzen.
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