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Zertifizierung
Alles Lüge:Plantagenteak jetzt doch aus Raubbau!
SmartWood wird indonesische FSC-Zertifikate für Teakholz aufheben müssen
Bericht von Pro Regenwald Juni 2001
Gut zwei Jahre lang haben Handel und einige Umweltverbände alles gegeben, um
VerbraucherInnen den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Tropenholz zu
vermitteln. FSC-zertifizierte Teakgartenmöbel seien der Weg, die bedrohten
Regenwälder zu retten. Eine Folge der Kampagne war, daß viele Käufer sich
verwirren ließen und im Glauben, daß jedes Teakmöbel mittlerweile nachhaltig
sei, hemmungslos jeden Ramsch kauften. Heute wissen wir, daß selbst die mit
Siegel gehandelten Stücke größtenteils aus Raubbau stammen.
Was empfiehlt man VerbraucherInnen, die keine Gartenmöbel aus Raubbau kaufen
wollen? 'Der einfachste Weg ist die Beachtung des FSC-Zertifikates, das die
Einhaltung ökologischer und sozialer Mindeststandards garantiert.' Ratschläge
wie dieser sollen dem Kunden helfen, die richtige Wahl zu treffen. Auch einige
Umweltverbände empfehlen: 'Auf FSC-Gartenmöbeln können Sie hingegen mit ruhigem Gewissen die lauen Sommerabende geniessen.' Oder: 'Einfach nicht kaufen genügt
nicht! Verlangen Sie in den Geschäften FSC-zertifizierte Produkte.'
Pro Regenwald, selbst Mitglied im FSC, wollte es genauer wissen. Da wir kaum
Informationen über FSC-Plantagenteak hatten, hielten wir uns bisher mit
Kaufempfehlungen zurück. Kürzlich befragten wir einen Baumarktkonzern und die
deutsche FSC-Arbeitsgruppe nach dem Unterschied zwischen den
nichtzertifizierten und den zertifizierten Teakplantagen. Wird auf Pestizide
verzichtet? Ist garantiert, daß kein illegaler Holzeinschlag passiert? Werden
soziale Kriterien wie die Zahlung von Mindestlöhnen erfüllt?
Viel erfuhren wir nicht. Von der Zentrale der Baumarktkette erhielten wir die
lapidare Auskunft: 'Wir wissen nur, daß das Siegel drauf ist.' Die
FSC-Arbeitsgruppe Deutschland antwortete: 'Den genauen Unterschied zwischen
konventionell bewirtschafteten und zertifizierten Plantagen könne wir Ihnen
leider auch nicht kompetent nennen. Wir sind hier keine Fachleute für derlei
Fragen.' Man verwies uns an den zuständigen Zertifizierer: SmartWood. Die
Informationslücke wurde geschlossen, als SmartWood einige Gartenmöbelhersteller
einlud, um über den Stand der FSC-zertifizierten Plantagen in Indonesien zu berichten. Auch wir nahmen teil, um zukünftige Verbraucherfragen kompetent
beantworten zu können.
Was dann kam, überraschte auch uns. Der Bericht von SmartWood entwickelte sich
zu einer schonungslosen Abrechnung mit der staatlichen indonesischen Forstfirma
Perum Perhutani, die über 1 Million Hektar Teakplantagen bewirtschaftet. Auf
den Plantagen grassiert der illegale Holzeinschlag, in manchen Distrikten bis
zum siebenfachen der planmäßigen Jahresernte. Ein guter Teakstamm ist mehr wert
als das Jahreseinkommen vieler Familien - bei einem Tageslohn von 3 Mark kein
Wunder. Um die riesige Nachfrage aus Europa zu decken, werden auch unreife
Bäume gefällt. Mancherorts werden die Holzvorräte knapp und der Raubbau bedroht
die Existenz eines ganzen Industriezweiges. Der Einschlag und die Vermarktung
sind vollkommen außer Kontrolle geraten.
SmartWood wird um eine Aufhebung der FSC-Zertifikate nicht herumkommen. Die
Plantagenbetreiberin Perum Perhutani hat die Zertifikate schon mit einem
Vertrauensvorschuß erhalten und diesen unverfroren ausgenutzt. Mißstände wurden
nicht abgestellt - sie haben sich verschlimmert. Unter dem Schutz des
'Ökosiegels' wurden Plantagen geplündert und das Holz verramscht - nicht anders als früher, da Holzhändler als regenwaldzerstörer von Umweltverbänden
gebrandmarkt wurden.
Die Aufhebung der Zertifikate würde bedeuten, daß innerhalb eines Jahres kein
FSC-Teak aus Indonesien mehr verfügbar wäre! Ein Schock für die
Gartenmöbelhersteller, die ihre Kataloge für die kommende Saison schon gedruckt
und auf den Vermarktungsbeschleuniger FSC-Siegel nicht verzichten wollen. Ob
man die Sanktionen nicht aufschieben und auf Besserung hoffen könne. Vielleicht
könnte man sich mit einem Zwischen-Zertifikat behelfen. Ob nicht die
Bundesregierung oder SmartWood mit einem Brief an die indonesische Regierung
und an Perum Perhutani appellieren könnten, den illegalen Holzeinschlag zu
stoppen.
Die wirtschaftlichen Zwänge sind enorm. Anstelle ehrlicherweise auch auf jeden
zertifizierten Stuhl eine Warnhinweis zu kleben 'Achtung, mit Ihrem Kauf
unterstützen Sie höchstwahrscheinlich Waldzerstörung', soll Verbraucherbetrug
weitergeführt werden. Die Auswirkungen auf das Zertifizierungskonzept insgesamt
sind nicht absehbar. Sowohl die Qualitätskontrollen des FSC als auch die
Methodik und Praxis des Zertifizierers SmartWood im Besonderen müssen hinterfragt werden. Illegaler Holzeinschlag in den indonesischen Plantagen ist
SmartWood schon seit Jahren bekannt - ein Weg, dies abzustellen, wurde nicht
gefunden.
Doch die Übeltäter sitzen auch in Deutschland: Der Handel mit seiner Nachfrage
nach nichtzertifizierten Gartenmöbeln hat den Anreiz verstärkt. Selbst solche
Firmen, die FSC-Produkte im Angebot haben, verscherbeln oft billige Hehlerware
und machen damit den zertifizierten Produkten aus besserer Bewirtschaftung noch
Konkurrenz. Die alten Mechanismen und Verhaltensweisen der Firmen im
Tropengeschäft, wie sie zu Beginn der Kampagnen gegen die Regenwaldzerstörer
enthüllt wurden, haben sich bis heute gehalten.
Die Bundesregierung sieht bis heute dem illegalen und waldzerstörenden
Holzhandel zu. Jahrelange Lobbyarbeit für Gegenmaßnahmen waren fruchtlos - es
bleibt allein bei den VerbraucherInnen: Kauft (wieder) kein Teak mehr!
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