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Aktuell

Diskussion um Waldstrategie 2020

Mehr Naturschutz in die „Waldstrategie 2020“ der Bundesregierung

Anlässlich der Fachtagung „Wege zu lebendigen Wäldern“ fordern Deutsche Umwelthilfe und Forum Umwelt und Entwicklung Vorrang für den Biodiversitätsschutz im Wald – Von der Bundesregierung vorbereitete „Waldstrategie 2020“ muss im „Internationalen Jahr der Wälder“ erwarteter Intensivierung der Forstwirtschaft in Deutschland entgegenwirken

Presseerklärung DUH und Forum Umwelt & Entwicklung, Berlin, 8. Februar 2011

Die Bundesregierung rechnet bis zum Jahr 2020 mit einem zusätzlichen Bedarf von bis zu 34 Mio. Kubikmetern Holz jährlich. Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft und auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) wollen deshalb Wälder verstärkt wirtschaftlich nutzen und mehr Holz aus dem Wald holen als bisher. Mit dem wirtschaftlichen Druck ist jedoch die weitere Intensivierung der Forstwirtschaft programmiert – gerade auch auf Kosten der biologischen Vielfalt in den Wäldern. Darauf weisen die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die AG Wälder des Forums Umwelt und Entwicklung anlässlich der Fachtagung „Wege zu Lebendigen Wäldern“ heute in Berlin hin.

Im „Internationalen Jahr der Wälder 2011“ der Vereinten Nationen will die Bundesregierung eine „Waldstrategie 2020“ beschließen, die Leitlinien für Nutzung und Schutz der Wälder in Deutschland bis zum Jahr 2020 vorgeben soll. Der Entwurf der Strategie befindet sich zurzeit in der Ressortabstimmung und soll in Kürze vom Kabinett beschlossen werden. Geplant ist unter anderem, Bäume immer jünger zu ernten („Verkürzung der Umtriebszeiten“), die Holzvorräte im Privatwald stärker zu nutzen und vermehrt nicht-heimische Baumarten wie die nordamerikanischen Arten Douglasie oder Roteiche anzubauen. Damit verschärft sich die Situation insbesondere für hoch spezialisierte und sehr selten gewordene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten, die auf strukturreiche Waldökosysteme, Strukturen alter oder abgestorbener einheimischer Bäume oder große unzerschnittene Waldgebiete angewiesen sind.

„Die Vereinten Nationen haben die Jahre 2011 bis 2020 nicht nur um ihrer selbst Willen als Dekade der biologischen Vielfalt ausgerufen, sondern vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Menschheit. Die von der Natur bisher kostenlos zur Verfügung gestellten Leistungen des Ökosystems Wald für unsere Gesellschaft müssen deshalb auch im Wirtschaftswald auf der gesamten Fläche gesichert werden. Dies ist die zentrale Forderung an jede zukunftsgerichtete Waldstrategie“, betont Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH.

Zwar bekenne sich die Bundesregierung ausdrücklich zu den Zielen der „Erhaltung der biologischen Vielfalt“ im Wald und der „Stabilität der Waldökosysteme“, erläutert Stöcker: „Doch die hehren Ziele bleiben Lippenbekenntnisse, solange die gesetzliche Verbindlichkeit fehlt“. Er erinnerte daran, dass sich die schwarz-gelbe Koalition im vergangenen Jahr bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes standhaft geweigert hatte, „ökologische Leitplanken“ wie zum Beispiel Kriterien für die so genannte „gute fachliche Praxis“ bei der forstlichen Nutzung ins Gesetz aufzunehmen.

Bund und Länder müssten vielmehr mit gutem Beispiel vorangehen und gerade im „Internationalen Jahr der Wälder“ alles daran setzen, die bereits 2007 versprochenen Ziele der „Nationalen Strategie für biologische Vielfalt“ für den Wald in Deutschland endlich entschlossen umzusetzen, erläutert László Maráz, Koordinator der AG Wälder des Forums Umwelt und Entwicklung. „Dazu müssen mindestens fünf Prozent der Waldflächen bis 2020 Urwald von morgen werden, die biologische Vielfalt in öffentlichen Wäldern muss Vorrang haben vor wirtschaftlichen Verwertungsinteressen. Im Privatwald sollte neben der Einhaltung ökologischer Mindeststandards auch der Vertragsnaturschutz ausgebaut werden.“

Maráz begrüßte, dass die Bundesregierung das Ziel der „Nationalen Strategie für biologische Vielfalt“, fünf Prozent der gesamten Waldfläche bis zum Jahr 2020 als „Urwald von morgen“ einer natürlichen Entwicklung zu überlassen, nun auch in die geplante Waldstrategie aufnehmen will. „Diese Naturwaldflächen bedürfen aber dann auch eines gesetzlichen Schutzes, der über eine Legislaturperiode hinaus reicht. Hier sind die Gesetzgeber bei Bund und Ländern gefordert“, so Maráz. „Wald entwickelt sich über Jahrhunderte. Unverbindliche Ziele allein sind nicht ausreichend.“

Ein weiteres ungelöstes Problem seien überhöhte Wildbestände, die durch Verbiss und Schälung große Schäden anrichteten und vielerorts eine natürliche Waldverjüngung kaum mehr zuließen. Zwar kenne die Bundesregierung das Problem, sehe die Gründe aber in dem mangelhaften Gesetzesvollzug in den Ländern und deshalb keinen Handlungsbedarf für die Novellierung der Jagdgesetze selbst. „Es ist zu kurz gegriffen, einfach den Ländern den schwarzen Peter zuzuschieben“, erläutert Maráz, „vielmehr müssen die Gründe für den mangelnden Gesetzesvollzug analysiert und entsprechende Lösungsvorschläge vorgelegt werden. Wir fordern deshalb eine Novellierung der Jagdgesetze von Bund und Ländern“.

Hintergrund:

Zur Tagung „Wege zu Lebendigen Wäldern“ der DUH treffen sich heute über 120 Experten aus Forstwirtschaft, Verwaltung, Naturschutz und Wissenschaft, um Chancen und Herausforderungen für Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt in den Wäldern zu diskutieren.


Waldstrategie nicht auf Holzversorgung reduzieren

Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Pressemitteilung, 9.2.11

Zur Diskussion um die angekündigte Waldstrategie der Bundesregierung erklärt Cornelia Behm, Sprecherin für Waldpolitik:

Die Waldstrategie der Bundesregierung muss für alle Aspekte, die für die Wald- und Holzwirtschaft wesentlich sind, strategische Ziele und Lösungsansätze formulieren. Dazu gehören neben der Holzversorgung unter anderem auch der Naturschutz im Wald, die Herausforderungen durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust sowie Anforderungen an die Jagdpolitik. Eine Reduzierung auf die Frage, wie der deutsche Wald mehr Holz bereitstellen kann, wird den Herausforderungen nicht gerecht.

Notwendig ist zudem die Verknüpfung mit anderen Strategien der Bundesregierung, zum Beispiel der für Biomasse und der für Biodiversität. So muss die Bundesregierung endlich eine Antwort auf die Frage geben, auf welche Art und Weise sie ihr Ziel von bundesweit fünf Prozent ungenutzten Naturwäldern umsetzen will, damit die Spekulationen über die zu erwartenden Auswirkungen auf Waldbesitzer und Holzversorgung endlich ein Ende haben. Sie muss auch den jagdpolitischen Stillstand überwinden, den sie selbst verordnet hat.

Übergeordnetes Ziel der Waldstrategie muss es sein, naturnahe, klimaplastische Wälder aufzubauen, die langfristig den wertvollen Rohstoff Holz liefern. Dieses Holz muss künftig sparsamer und effizienter eingesetzt werden. Hierfür erwarten wir sowohl finanz- als auch ordnungspolitische Instrumente.


"Waldstrategie 2020": DBV fordert gesunden Realismus statt grünen Sozialismus

Moderne Waldwirtschaft ist der beste Waldnaturschutz

DBV Pressemitteilung, 11.2.11

Berlin - (DBV) Der Deutsche Bauernverband (DBV) unterstützt das Ziel der Bundesregierung, mit der geplanten "Waldstrategie 2020" die nachhaltige Waldnutzung ebenso wie die Leistungsfähigkeit des Waldes zu fördern und zu unterstützen. Angesichts weltweit knapper werdender Rohstoffe und wachsenden Anforderungen an den Klimaschutz kommt es mehr denn je auf eine effiziente Nutzung der bedeutendsten Biomasse Deutschlands, den deutschen Wald, an, ohne die seit Jahrhunderten gepflegten Grundsätze der nachhaltigen Waldnutzung aufgeben zu müssen. Einen gravierenden Schwachpunkt sieht der DBV in dem vorliegenden Strategieentwurf jedoch in dem Versuch, zweifelhaften und verklärten Interessen bestimmter Gesellschaftsgruppen nachzulaufen, die Waldnutzung zu sozialisieren und durch widersinnige Auflagen weiter einzuschränken. Die Umsetzung einer solchen Strategie würde massive Eingriffe in die Eigentumsrechte der Waldbesitzer nach sich ziehen. Das lehnen die deutschen Bauern, von denen jeder zweite auch Wald besitzt, rigoros ab. Erst die Nutzung des Waldes durch die vielen tausend gut ausgebildeten Forst- und Landwirte hat die heute schützenswerte Vielfalt an Arten und Biotopen hervorgebracht und nur mit ihnen kann diese Vielfalt auch erhalten werden. Der DBV fordert daher die Bundesregierung auf, bei dem guten Ansatz einer zukunftsgerichteten Waldstrategie 2020 ohne Umschweife auf die richtigen "Player" zu setzen und die Zukunft der modernen nachhaltige Waldwirtschaft zusammen mit ihren Bewirtschaftern anzugehen.

Zwei Drittel der heimischen Wälder sind heute bereits mit mindestens einer Schutzkategorie wie beispielsweise Naturparke, Naturschutz- oder FFH-Gebiete belegt, die im wesentlichen den Schutz und den Erhalt zusätzlich unterstützen sollen. 70 Prozent der rund 11 Millionen Hektar Wald sind nach Grundsätzen nachhaltiger Forstwirtschaft von unabhängigen Dritten zertifiziert und dokumentieren damit die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Aber auch ohne dieses in Europa einmalige Beispiel von Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung hat die deutsche Forstwirtschaft bewiesen, dass sie verantwortungsvoll mit dem Wald umgeht und gleichzeitig ein ganzes Bündel an Dienstleistungen der Gesellschaft unentgeltlich zur Verfügung stellt: Wald als Erholungsraum und ökologisch wertvoller Lebensraum, als Klimaschutzregulator und Trinkwasser- und Luftfilter. Vor allem schafft der Wald Wertschöpfung und Arbeitsplätze und ist damit eine wichtige Voraussetzung für lebenswerte ländliche Räume.


Brunkhorst: Keine Einseitigkeit in der Waldstrategie

FDP-Bundestagsfraktion Pressemitteilung, 09.02.2011

BERLIN. Anlässlich des Berichts über den aktuellen Stand der "Waldstrategie 2020" erklärt die Sprecherin für Naturschutz der FDP-Bundestagsfraktion Angelika BRUNKHORST:

Die Gewichtung des derzeitigen Entwurfs der Waldstrategie ist einseitig. Unausgewogen liegt der Schwerpunkt alleine auf der Holzgewinnung. Diese Schieflage geht klar zu Lasten unserer Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitsziele. Hier muss dringend gegengesteuert werden, denn unser Wald ist mehr als eine reine Holzproduktionsquelle.

Hintergrund: In der heutigen Ausschusssitzung des Umweltausschusses berichtet das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit über den aktuellen Stand der Arbeiten an der von der Bundesregierung für März 2011 angekündigten "Waldstrategie 2020“.




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