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Aktuell

Waldzustandsbericht Hessen

Hessischer Waldzustandsbericht: Wälder leiden unter Klimawandel

(dapd)- 18. November, 2011

http://www.fr-online.de/rhein-main/hessischer-waldzustandsbericht-waelder-leiden-unter-klimawandel,1472796,11167488.html


„Wald im Rhein-Main-Gebiet macht uns Sorgen“

Obwohl mehr Bäume absterben, hält Ministerin Puttrich den hessischen Wald für stabil. Nicht jeder Fachmann sieht die Lage so entspannt.

Frankfurter Allgemeine, 18.11.11

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/waldzustandsbericht-wald-im-rhein-main-gebiet-macht-uns-sorgen-11533675.html


Waldzustandsbericht 2011

Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, November 2011

Das Forstliche Umweltmonitoring dokumentiert und bewertet die ökologischen Bedingungen und Risiken, denen die Waldökosysteme in Hessen aufgrund sich ändernder Standorts- und Klimaverhältnisse unterworfen sind. Aus diesen Grundlagen werden Entscheidungshilfen für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und für die Umweltpolitik erarbeitet und der Erfolg von Maßnahmen bewertet.

Der Waldzustandsbericht erfasst insbesondere den Kronenzustand unserer Wälder. In diesem Jahr hat sich der mittlere Kronenverlichtungsgrad im hessischen Wald gegenüber dem Vorjahr um 4%-Punkte, auf aktuell 26%, deutlich verschlechtert. Ursache dafür ist die besonders starke Fruchtbildung in den älteren Buchenbeständen. Der Anteil fruktifizierender Buchen in der Altersstufe über 60 Jahre beträgt in diesem Jahr 97%. Dies steht im Zusammenhang mit einer Häufung warmer Jahre wie auch einer erhöhten Stickstoffversorgung der Bäume.

Bei den anderen Baumarten ist die Entwicklung der Kronenverlichtung uneinheitlich. Der Verlichtungsgrad hat sich bei den älteren Eichen etwas verbessert, bei den Fichten etwas verschlechtert und ist bei den älteren Kiefern nahezu unverändert geblieben.

Nach wie vor kritisch ist der Waldzustand in der Rhein-Main-Ebene. Hier im Süden unseres Landes zeigen sich auf größerer Fläche die Auswirkungen der gebündelten natürlichen und von uns Menschen verursachten Einflüsse besonders deutlich.

Hervorzuheben ist die niedrige Absterberate. Sie liegt im Mittel bei 0,2 Prozent und damit auf einem insgesamt sehr geringen Niveau.

Langjährige Zeitreihen der Waldzustandserfassung dienen in zunehmendem Maße auch der Abschätzung und Bewertung von Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf unsere Waldökosysteme. Die Waldbestände sind in ein sehr trockenes und überdurchschnittlich warmes Frühjahr gestartet. Unerwartete Wärmeperioden im Frühjahr sind eine festzustellende Klimaanomalie der letzten 10 Jahre. Mit der warmen Frühjahrswitterung kam es zu einem frühen Austrieb der Waldbäume. Spätfröste Anfang Mai führten örtlich zu Frostschäden an Trieben und Blättern.

Die Bodenschutzkalkung stellt auf allen schwächer nährstoffversorgten Standorten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Waldböden dar. Sie werden vor Versauerung geschützt und die Vitalität der Wälder wird verbessert. Die Ergebnisse von Blatt- und Nadelanalysen, die im Rahmen der systematischen Bodenzustandserhebung II (BZE II) durchgeführt wurden, zeigen für die Hauptbaumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer überwiegend hohe und sehr hohe Stickstoff gehalte.

Für die Ca-Gehalte der Buche wird deutlich, dass auf ungekalkten Buntsandstein/Quarzit-Standorten z. T. die Mangelgrenze erreicht wird. Die Kiefer zeigt auf allen ungekalkten Standorten überwiegend geringe Mg-Gehalte meist sogar unter der Mangelgrenze.

Waldzustandsbericht 2011


Waldschadensbericht – GRÜNE: Kein Konzept gegen Waldsterben in Südhessen

Hessische Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 18.11.11

Wiesbaden - Die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sieht den heute vorgestellten Waldschadensbericht als Beleg für die Konzeptlosigkeit der Landesregierung in der Forstpolitik. „Der Waldschadensbericht zeigt, dass die hessischen Wälder nach wie vor stark geschädigt sind und in Teilen des Landes ein neues Waldsterben droht. Hauptprobleme sind niedrige Grundwasserspiegel und hohe Emissionsbelastungen“, so Daniel May, forstpolitischer Sprecher der GRÜNEN.

Vor allem im Hessischen Ried ist die Lage nach Informationen der GRÜNEN dramatisch. „In dieser Region droht ein großflächiges Waldsterben, vor allem da der Grundwasserspiegel zu weit abgesunken ist. Hinzu kommen die Klimaveränderung, eine hohe Schadstoffbelastung und hoher Schädlingsdruck. Wenn die Landesregierung nichts unternimmt, wird hier der Wald auf tausenden Hektar absterben“, verdeutlicht Daniel May. Die Landesregierung habe es mit der Vorstellung des Waldschadensberichts erneut versäumt, wirksame Maßnahmen gegen diese drohende ökologische Katastrophe zu skizzieren. „Die von der Ministerin erwähnten Pflanzungen sind wirkungslos, solange die Ursachen für das Waldsterben nicht angegangen werden.“

„Der Landesregierung fehlt in der Forstpolitik noch immer ein Gesamtkonzept zur Förderung der Gesundheit unserer Wälder. Die eigentlichen Ursachen für den kritischen Zustand insbesondere in Ballungsgebieten werden unter den Teppich gekehrt. Die Sanierung unserer Wälder muss weg von der Symptombekämpfung und in einem größeren Kontext gesehen werden. Schwarz-Gelb setzt in der Verkehrspolitik weiter auf Individualverkehr und versäumt es, Maßnahmen zur Verminderung des Schadstoffeintrages zu ergreifen. Diese Politik schlägt sich jetzt im Zustand der Wälder nieder“, kritisiert May.


Waldzustandsbericht – Walter Arnold(CDU): „Hessischer Wald ist gut in Schuss“

„Nachhaltigkeit für wichtiges Natur- und Wirtschaftsgut“

Hessische CDU-Landtagsfraktion, 18.11.11

Wiesbaden - „Der hessische Wald ist weiterhin gut in Schuss. Unser Forst ist in guten Händen. Es ist – gerade im waldreichsten Bundesland Hessen – von hoher Bedeutung, den Wald als unersetzlichen Naturraum, aber auch als wichtigen Wirtschaftsraum zu erhalten. Dass sich beide Nutzungsarten nicht widersprechen, sondern gut ergänzen, muss immer wieder betont werden“, erläuterte der forstpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Walter Arnold, anlässlich der heutigen Vorstellung des Waldzustandsberichtes, der von einer insgesamt weiterhin positiven Entwicklung des hessischen Forstbestandes zeugt.

Der diesjährige Waldzustandsbericht sei von einigen Faktoren beeinflusst, der die Ergebnisse negativ beeinflussen. Als Beispiel sei die ungewöhnlich hohe Fruchtausbildungsquote von Fichte und Buche zu nennen, die automatisch zu einer verstärkten Kronenverlichtung führe. Eine besondere Herausforderung stelle sich den Wäldern im Rhein-Main-Gebiet und im hessischen Ried, die einer hohen Belastung ausgesetzt seien. Das Waldsanierungsprogramm Rhein-Main trage dieser Sondersituation Rechnung – dennoch müsse weiterhin konstruktiv an Lösungen für die Waldsituation gearbeitet werden, um den Wald in diesen Gebieten langfristig zu sichern.

„Naherholungsraum und Tourismusmagnet, Stätte für effektivsten Natur- und Artenschutz, Ort für nachhaltige, ökonomische Wertschöpfung, Klimaschutz – all das ist der Wald und alles gehört zusammen, wenn wir von nachhaltiger Forstwirtschaft reden. Unser Ziel muss es sein, künftigen Generationen die Schönheit des Waldes als Naturraum zu erhalten, damit er auch für sie in seiner Vielfältigkeit nutzbar bleibt. Wir stellen uns der Verantwortung, den Wald im Einklang mit den Menschen für die Zukunft zu erhalten. Wir sind hier auf einem guten Weg, eines unserer wertvollsten Schätze zu erhalten und zu pflegen – davon zeugt der Waldzustandsbericht“, so Arnold.


Waldzustandsbericht 2011 – Timon Gremmels (SPD): Ministerin sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht

Hessische SPD-Landtagsfraktion, 18.11.11

Wiesbaden - Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Timon Gremmels hat den von Lucia Puttrich vorgelegten Waldzustandsbericht als deutliches Zeichen der Überforderung der Umweltministerin gewertet. „Die Ministerin sieht offenbar vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Einerseits benennt sie den Klimawandel als eine Ursache für die Verschlechterung der Wälder. Andererseits will sie den Klimakiller Nummer eins, die Kohle, als fossile Brücke ins Zeitalter der Erneuerbaren Energien nutzen und stellt sich gegen Umweltzonen. Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen“, sagte der SPD-Politiker.

„Wer meint, donnerstags Energieministerin und freitags Forstministerin sein zu können, hat sein Amt und dessen Herausforderungen nicht richtig verstanden. Die Widersprüche im Handeln der Umweltministerin sind offensichtlich“, so Gremmels.

Die Landesregierung ernte im Wald nicht nur die Früchte ihrer Sparpolitik im Hessen-Forst. Auch die fehlende Konsequenz beim Klimaschutz und bei der Reduzierung der Luftschadstoffbelastung durch den Verkehr räche sich in den hessischen Wäldern.“ Die SPD verfolge eine konsequente Politik für den Einsatz erneuerbarer Energien und die Reduktion der Schadstoffbelastung durch fossile Brennstoffe in Hessen betreiben.


Hessisches Ried: Mehr Wasser für den Wald!

BUND Hessen Pressemitteilung, 17.11.11

Deutlich mehr Wasser für die sterbenden Wälder im Hessischen Ried fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Ohne eine verstärkte Einleitung von aufbereitetem Rheinwasser sind 10.000 Hektar Wald akut vom Vertrocknen bedroht. BUND Vorstandsmitglied Jörg Nitsch: „Die Waldschäden sind massiv. Die Rettung der alten Wälder im Hessischen Ried duldet keinen weiteren Aufschub.“ Die bevorstehende Vorstellung des Waldschadensberichtes 2011 nimmt der BUND zum Anlass, um die Öffentlichkeit mit einer Broschüre über seine Lösungsvorschläge zu informieren.

„Wasser für den Wald! – Lösungsvorschläge für die Grundwasserproblematik im Hessischen Ried“ lautet der Titel der BUND-Broschüre. Die zentrale Forderung des BUND lautet: „Die Waldbäume im Hessischen Ried müssen Grundwasseranschluss erhalten und die Wohngebiete müssen vor Vernässung geschützt werden.“

Wie diese Lösung in der Praxis erreicht werden kann, wurde in einer Machbarkeitsstudie, die auf Anregung des BUND vom Hessischen Umweltministerium bereits im Jahr 2007 vergeben wurde, ermittelt. Die Studie, die durch ein Ingenieurbüro und die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt erstellt wurde, liegt dem Umweltministerium vor. Dies bestätigt das Umweltministerium in einem Schreiben vom 27.09.2011, das dem BUND vorliegt.

Die Machbarkeitsstudie wurde bisher zwar noch nicht veröffentlicht, doch sollen die Investitions- und Betriebskosten erfreulicherweise so gering sein, dass die „Produktionskosten“ je Kubikmeter Trinkwasser voraussichtlich nicht einmal 5 Cent betragen würden. Selbst wenn diese Mehrbelastung auf den Wasserpreis umgelegt würde, würde die Rettung des Waldes den statistischen Durchschnittsbürger, der einen Wasserverbrauch von ca. 130 Litern pro Tag hat, nur mit ein bis zwei Euro pro Jahr belasten. „Beträge dieser Größe spüren wir Verbraucherinnen und Verbraucher kaum,“ erläutert Jörg Nitsch vom BUND Landesvorstand.

Hintergrund:

Im Hessischen Ried sind 30.000 Hektar Wald von der akuten Auflösung bedroht. Das Schadenszentrum beträgt 9.800 Hektar. Die durch die Grundwasserentnahme eingetretenen Substanzverluste betragen im Holzwert allein in den Staatswaldflächen fast 50 Millionen Euro. Bei vergleichbarer Schadenshöhe in den ebenfalls betroffenen Kommunalwäldern lassen sich Verluste von über 65 Millionen Euro errechnen (Landtags-Drucksache 18/3981). Die vom Absterben bedrohten Wälder sind wegen ihrer ökologisch wertvollen alten Eichen- und Eichenmischwälder überwiegend als europäische Naturschutzgebiete ausgewiesen (FFH- und Vogelschutzgebiete), zu deren Erhalt das Land Hessen verpflichtet ist.

Auch im Hessischen Ried wird das Trinkwasser bevorzugt unter Wald gefördert, weil Waldbestände eine hohe Schutzwirkung gegen Verschmutzungen des Grundwassers haben. Sterben die Wälder weiter ab, dann entfällt auch diese Schutzwirkung. Ohne den Schutzmantel der Wälder steigt das Risiko, dass die Reinheit des geförderten Grundwassers durch technische Maßnahmen hergestellt werden muss. Die Kosten solcher Maßnahmen lassen sich heute kaum kalkulieren.




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