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Aktuell
Naturschützer fordern mehr Wildnis
17. Mai, 2010
Naturschützer wollen mehr Wildnis
Potsdsam (ddp-kid). Viele Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht. Wenn ihre Lebensräume nicht geschützt werden, gibt es sie bald nicht mehr. Die deutsche Regierung will etwas für bedrohte Arten zu tun. Naturschützer finden aber, das reicht nicht. Die Regierung soll schneller handeln. Es soll mehr Wildnis in Deutschland geben.(...)
http://de.news.yahoo.com/17/20100517/tsc-naturschuetzer-wollen-mehr-wildnis-ebff22e.html
Potsdamer Resolution Wildnis
anlässlich der Wildniskonferenz Mai 2010
Gemeinsame Presseerklärung, 17.5.10
Im UN Jahr der Biodiversität gilt es auch im eigenen Land einen erkennbaren Beitrag
zum Schutz von Arten und Lebensräumen zu leisten. Die EU-Konferenz zum Thema
Wildnis im Mai 2009 in Prag hat die Bedeutung von Wildnis beim Biodiversitätsschutz
in Europa deutlich gemacht. Jetzt gilt es in Deutschland das Thema Wildnis stärker
aufzugreifen und Wildnisflächen zum Wohle heutiger und kommender Generationen
zu etablieren.
In dieser Resolution wird Wildnis definiert als: Große, weitgehend unzerschnittene Gebiete,
die frei von menschlicher Einflussnahme sind und die sich daher ungehindert entwickeln
können.
Warum brauchen wir Wildnis in Deutschland:
- Wildnis trägt im hohen Maße zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt (Gene, Arten,
Ökosysteme) bei.
- Wildnis leistet, insbesondere bei der für Deutschland typischen Waldentwicklung, mit
Kohlenstoffbindung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
- Natürliche Ökosysteme, wie sie für Wildnis charakteristisch sind, erbringen eine Fülle
von Leistungen für uns Menschen (z. B. Reinigungsleistung von Wasser und Luft,
Pufferung von extremen Wettersituationen, Genbanken)
- Nur in Wildnisgebieten findet die natürliche Evolution unabhängig vom Menschen statt.
- Wildnis bietet eine wichtige Referenz zu den Kulturlandschaften. Ohne direkten
menschlichen Einfluss können natürliche oder menschengemachte großräumige
Veränderungen besser erkannt werden.
- Wildnisgebiete sind einzigartige Untersuchungsräume für wissenschaftliche Studien.
- Wildnis hat ein hohes touristisches Potenzial.
- Global wird der Schutz der Tropenwälder und anderer Wildnisgebiete eingefordert.
Wildnis in begrenztem Maße auch in Deutschland zuzulassen fördert die internationale
Glaubwürdigkeit.
- Deutschland hat z. Zt. bei großzügiger Berechnung knapp 0,4 % seiner Landesfläche
als Wildnisgebiete geschützt und ist damit von dem 2 % Ziel der Bundesregierung
noch sehr weit entfernt.
Wir haben uns das Ziel gesetzt,
- das Bewusstsein für Wildnis in Deutschland zu schärfen.
- Akzeptanz für Dynamik in der Landschaft zu schaffen.
- dass Wildnis als integraler und notwendiger Bestandteil einer multifunktionalen
Landschaft etabliert wird und als Element neben den Kulturlandschaften dauerhaft
Bestand hat.
- die wissenschaftliche Erforschung zur Wildnis im ökologischen, ökonomischen,
ethischen und sozialen Kontext zu fördern
Wir setzen uns dafür ein, dass
- das Leitbild Wildnis in Naturschutz- und Landschaftsplanungsgesetze integriert wird
- nach strategischen Gesichtspunkten und auf naturschutzfachlicher Grundlage
Flächen für die Wildnisentwicklung ausgewiesen werden. Dabei sollen die
charakteristischen Naturräume Deutschlands repräsentiert werden.
- die erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen zur Einrichtung definierter
Wildnisgebiete zur Verfügung gestellt werden.
- mit der Sicherung von Wildnisgebieten Wanderbewegungen von Tier- und
- bei den Europäischen Natura 2000-Richtlinien auch großflächige Wildnisgebiete mit
natürlicher Entwicklung berücksichtigt werden.
- das Thema Wildnis Eingang in die Lehrpläne von Schulen und Hochschulen findet.
Wir fordern, dass
- Wildnis als Leitbild in das Bundesnaturschutzgesetz und in die Landesgesetze
aufgenommen wird.
- Für Wildnisgebiete keine Abgaben oder Gebühren anfallen
- mindestens 2 % der Landesfläche (714.000 ha), wie in der Biodiversitätsstrategie der
Bundesregierung festgelegt, als Wildnisgebiete ausgewiesen werden. Diese
Flächengröße soll bis 2015 erreicht werden.
- ein Maßnahmenplan mit geografischen, zeitlichen und finanziellen Eckwerten zur
Schaffung von Wildnisentwicklungsgebieten entsprechend der Flächenvorgabe bis
2011 aufgelegt wird.
- im Zuge der Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie die Finanzierung von
Wildnisprojekten gestärkt wird.
- die bereits gesetzlich geregelte Schaffung eines Biotopverbundes umgehend
umgesetzt wird und Wildnisentwicklungsgebiete dabei besonders berücksichtigt
werden.
- Bund und Länder einen fünfjährlichen Fortschrittsbericht erstellen und diesen
veröffentlichen.
Diese Resolution wird von folgenden Organisationen inhaltlich unterstützt:
- Stiftung Naturlandschaften Brandenburg
- Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.
- Umweltstiftung WWF Deutschland
- Umweltministerium des Landes Brandenburg
- Naturstiftung David
- Nabu Stiftung Nationales Naturerbe
- NABU
- Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V.
- Heinz Sielmann Stiftung
- Gregor Louisoder Umweltstiftung
- EUROPARC Deutschland e. V.
- EuroNatur
- Deutscher Naturschutzring e. V.
- Deutsche Umwelthilfe e. V.
- Bundesverband Deutscher Stiftungen: Arbeitskreis Umwelt, Natur, Gesundheit
- BUND
Erfolgsmodell naturnahe Forstwirtschaft
Exklusives Erleben von „wilder Natur“ und Kultur in Deutschlands Wäldern
Deutscher Forstwirtschaftsrat Pressemitteilung, 17.5.10
Seit Jahrzehnten schreibt die deutsche Forstwirtschaft
eine Erfolgsgeschichte. Sowohl die Waldfläche als auch der Holzvorrat
nehmen stetig zu. Die Wälder werden älter, die Totholzanteile steigen und
Laubbäume gewinnen deutlich an Gewicht, während naturferne
Nadelholzreinbestände abnehmen und von naturnahen Mischbeständen
abgelöst werden. „Mit der naturnahen Forstwirtschaft nutzen Waldbesitzer
und Förster die Dynamik der Natur, um wertvolles Holz zu erzeugen und
zugleich die Waldbestände zu pflegen und zu verjüngen“, so der Präsident
des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, MdB.
„Mit der naturnahen Forstwirtschaft werden unsere Wälder wilder, das heißt, die
Kräfte der Natur werden sichtbarer. Trotzdem ernten wir in diesen Wäldern
nachhaltig den klimaneutralen Rohstoff Holz. Einzeln oder gruppenweise werden
Bäume entnommen, so gelangen Licht und Wärme in die Bestände, die
verbleibenden Stämme haben dadurch mehr Platz, um sich zu entwickeln und
Samen können keimen, damit die nächste Baumgeneration heranwachsen kann.
Waldbesitzer und Förster kümmern sich behutsam um die Rahmenbedingungen,
den Rest macht die Natur“, erläutert Präsident Schirmbeck die Prinzipien der
naturnahen Forstwirtschaft.
Mit den heutigen Wäldern, ihrer multifunktionalen Leistungsfähigkeit und ihren
Strukturen besitzen wir eine gesamtgesellschaftlich wertvolle und bedeutende
Ressource, die schlichtweg durch nichts ersetzbar ist. Der Wald in Deutschland
ist heute vielfältiger, wilder Lebensraum für Pflanzen und Tiere, gleichzeitig aber
auch Rohstoff- und Energiequelle, Arbeitsplatz, Produktionsstätte und
Erholungsraum für den Menschen. Dies muss auch vom Naturschutz anerkannt
werden.
„Es kann heute nicht darum gehen, dass einzelne Interessen, wie z.B. die
„Wildnis“ in unseren Wäldern, maximal auf Kosten anderer durchgesetzt werden.
Dann müssen wir auch darüber reden, dass dies andernorts eine Intensivierung
der Holznutzung mit deutlich schwerwiegenderen Belastungen zur Folge hat.
Wenn wir aufgrund nicht mehr stattfindender Nutzung künftig besonders im
ländlichen Raum wertvolle Arbeitsplätze preisgeben, sollten wir auch Lösungen
für die davon betroffenen Menschen und Regionen parat haben“, sagt
Schirmbeck. Das Cluster Forst und Holz ist mit einem Umsatz von 167 Mrd. Euro
und mit 1,2 Mio. Beschäftigten in 185.000 Betrieben ein wirtschaftliches
Schwergewicht. Statistisch betrachtet stehen 20 ha Wirtschaftswald oder 100 fm
Holzeinschlag für einen Vollzeitarbeitsplatz in der gesamten Branche.
Nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holznutzung haben zum Erhalt eines
hohen naturschutzfachlichen Wertes beigetragen. 68 % unserer Wälder haben
einen Schutzstatus. Zahlreiche Naturwaldreservate und Naturschutzgebiete
sichern zudem bereits jetzt, dass Wissenschaft, Förster und Waldbesitzer mit
dem Blick in unbewirtschaftete Waldflächen die naturnahe Forstwirtschaft
weiterentwickeln.
Mit überzogenen Nutzungseinschränkungen können wirtschaftlich gewaltige
Chancen verspielt werden, ohne aber wirklich spürbar mehr für die Natur oder
mehr für davon betroffene Regionen zu erreichen. Dies betrifft auch die
Zukunftschancen und die Lebensqualität unserer Kinder und Enkel. „Wir bieten
unserer Gesellschaft im Wald das exklusive Erleben von Natur und ihrer wilden
Schönheit auf großer Fläche“, lädt Präsident Schirmbeck die Bevölkerung zum
Waldspaziergang zu jeder Jahreszeit ein.
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