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Europas Wälder verlieren an Wert

Europas Wälder verlieren stark an Wert

Forscher erwarten, dass der Klimawandel wirtschaftlich interessante Baumarten bis 2100 zunehmend verdrängt

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Pressemitteilung, 24.9.12

Die Waldfläche Europas wird bis zum Ende des Jahrhunderts bis zur Hälfte ihres Wertes verlieren, prognostiziert das Team um den Forstwissenschaftler Prof. Dr. Marc Hanewinkel von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft aus Birmensdorf/Schweiz sowie der Universität Freiburg. Als Teil eines von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojektes berechnete er zusammen mit Kollegen aus den Niederlanden und Finnland die zukünftige Verbreitung der bestehenden Baumpopulationen mittels eines detaillierten Modells. Als Folge des Klimawandels werden in Zentral-, Ost- und Westeuropa zunehmend mediterrane Eichenwälder mit geringer wirtschaftlicher Bedeutung zu erwarten sein, berichten die Forscher in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Nature Climate Change.

Die Simulationen wurden für drei mögliche Klimaszenarien berechnet, die von einem nur geringen Anstieg der Durchschnittstemperatur von 1,4 Grad Celsius bis hin zu tief greifenden Veränderungen bei einer Erhöhung um 5,8 Grad Celsius reichen. Selbst bei einem gemäßigten Szenario werden sich die Verbreitungsgebiete der meisten Baumarten stark wandeln. So ziehen sich die Fichtenpopulationen aus den gemäßigten Breiten nach Nordeuropa und in die höheren Gebirgslagen zurück. Gleichzeitig profitieren langsamer wachsende, an Trockenheit angepasste Bäume wie die Kork- und Steineiche vom Klimawandel und breiten sich in Richtung Mitteleuropa aus. Diese mediterranen Arten würden auch bei zurückhaltenden Klimaannahmen langfristig mehr als ein Drittel der Waldfläche Europas ausmachen – bisher sind es nur zehn Prozent.

Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedeutung der verschiedenen Baumarten hat dies auch gravierende Konsequenzen für die Forstwirtschaft. „In Abhängigkeit von dem gewählten Zinsniveau, welches einen entscheidenden Einfluss auf die Berechnungen hat, werden die wirtschaftlichen Verluste zwischen 14 und 50 Prozent liegen“, sagt Hanewinkel. „Bis zum Ende des Jahrhunderts verlieren die Wälder Europas zwischen 60 und 680 Milliarden Euro an Wert.“ Darüber hinaus würden die langsamer wachsenden Baumarten weniger Kohlenstoff binden und so zusätzliche Umweltprobleme mit sich bringen, sagt der Forstwissenschaftler.

„Falls es nicht gelingt, den Klimawandel zu stoppen, könnte ein Ausweg darin liegen, dass trockenheitstolerante Baumarten gezielt angepflanzt werden“, sagt Hanewinkel. Extremwetterlagen wie häufiger auftretende Stürme, Trockenheiten, Waldbrände und Insektenplagen würden sich zusätzlich negativ auswirken. Waldbesitzer könnten außereuropäische Baumarten wie Douglasien oder die im Mittelmeerraum heimische Atlas-Zeder anpflanzen.




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