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Aktuell
"Zur Lage der Natur in Deutschland"
Hendricks: „Die Weichen für mehr Naturschutz stellen“
BMUB/BfN Pressemitteilung, 26.3.14
Bundesnaturschutzministerin Barbara Hendricks will die Weichen für mehr
Naturschutz in Deutschland stellen. "Wenn wir gefährdete Tiere und
Pflanzen in Deutschland erhalten wollen, brauchen wir eine Kurskorrektur
in mehreren Bereichen", sagte Hendricks bei der Vorstellung der neuen
Berichte zur Lage der Natur. Die jüngste Bestandsaufnahme zeige neben
einigen Erfolgen auch, dass mehr für den Naturschutz getan werden müsse.
Als Handlungsfelder benannte Hendricks die Energiepolitik, die
Landwirtschaft und den Hochwasserschutz.
„Der Natur geht es in manchen Teilen besser. Wir haben zum Beispiel
wieder mehr Wildkatzen oder Seeadler. Hier zeigt sich, dass im Naturschutz
Erfolge möglich sind. In anderen Bereichen geht es der Natur dagegen
besorgniserregend schlecht. So leiden viele Arten wie Schmetterlinge oder
Bienen darunter, dass blütenreiche Wiesen in Maisäcker umgewandelt
werden“, sagte Hendricks.
Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN): „Der
Natur in den Alpen und den Felsküsten geht es überwiegend gut. Aber die
landwirtschaftlich genutzten Lebensräume sind aus Naturschutzsicht
überwiegend in einem schlechten Zustand. Es gehen zu viele
Grünlandflächen verloren und damit wichtige Lebensräume für eine
Vielzahl von gefährdeten Arten. Wir spüren auch die Folgen des Verlustes
der Flussauen. Denn Flussauen schützen nicht nur die Menschen vor
Hochwasser, sie sind auch für viele Tiere und Pflanzen
überlebenswichtig.“
Grundsätzlich ist der Naturschutz in Deutschland Ländersache. Aber auch
der Bund könne einiges tun, sagte Hendricks. Als Beispiel nannte sie ein
neues Programm zum „Präventiven Hochwasserschutz“, an dem das
Bundesumweltministerium derzeit mit den Ländern arbeite. Wenn man den
Flüssen mehr Raum gebe, sei das gut für Hochwasserschutz und Naturschutz
gleichermaßen. „Ich bin dafür, dass wir den ökologisch wertvollen
Maßnahmen, den Deichrückverlegungen und der Renaturierung von Flussauen
beim Hochwasserschutz Priorität einräumen“, so die Ministerin.
Ambitioniertes Handeln sei auch im Bereich Landwirtschaft nötig, so
Hendricks. Die Landwirtschaft ist für 54 Prozent der Landfläche in
Deutschland verantwortlich. Damit habe sie auch eine besondere
Verantwortung für die biologische Vielfalt. So müssten im Rahmen der
Agrarreform die Weiden und Wiesen besser geschützt werden vor einer
Umwandlung in Äcker.
Dafür müsse auch der Trend zum Anbau von immer mehr Energiepflanzen
gestoppt werden. „Bereits heute wachsen auf mehr als 17 Prozent der
deutschen Ackerfläche Energiepflanzen - das reicht“, so die Ministerin.
Neue Biogasanlagen müssten daher mit Abfall- und Reststoffen gefüllt
werden und nicht mehr mit Mais. „Wir müssen die weitere Vermaisung der
Landschaft beenden“, sagte Hendricks. Auch ein weiterer Ausbau der
Biokraftstoffe der ersten Generation sei für den Naturschutz gefährlich.
Zusatzinformationen:
Grundlage für die Analyse ist ein im Naturschutz bislang einmaliger
Datenschatz: In rund 12.000 Stichproben haben Naturschützer und Behörden
bundesweit den Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen erforscht,
die über die europäischen FFH- und Vogelschutzrichtlinien geschützt
sind. Aus den Daten lassen sich aber auch Rückschüsse auf die Lage der
Natur in Deutschland insgesamt ziehen.
25 Prozent der untersuchten Arten sind in einem günstigen
Erhaltungszustand, darunter der Biber, die Kegelrobbe oder der Steinbock.
29 Prozent sind in einem schlechten Zustand, das betrifft vor allem
Schmetterlinge, Amphibien und Wanderfische. Bei den Lebensräumen sind 28
Prozent in einem günstigen Zustand, vor allem die Wälder haben sich
stabilisiert. In einem schlechten Zustand befinden sich insgesamt 31
Prozent der untersuchten Lebensräume, besonders Wiesen und Weiden.
Ein ausführliches Informationspapier "Zur Lage der Natur in Deutschland",
die Ergebnisse von FFH- und Vogelschutzbericht sowie Steckbriefe
ausgewählter Arten und Lebensräume finden Sie unter
www.bmub.bund.de/p2976
Deutschland schwächelt beim Naturschutz
WWF: Agrarflächen sind die Problemzonen für den Naturschutz
WWF Pressemitteilung, 26.3.14
Berlin - Angesichts der ernüchternden Ergebnisse des Berichts zur Lage der Natur, vorgelegt von Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz, fordert der WWF Deutschland eine Neuausrichtung des Naturschutzes von Bund und Ländern. Es reiche nicht, Schutzgebiete auf dem Papier auszuweisen, es müsse auch mit anspruchsvollen Managementplänen und einer entsprechenden finanziellen Ausstattung für die Umsetzung der Schutzziele gesorgt werden. Als Sofortmaßnahme fordert der WWF die Verdoppelung der Finanzmittel für das Bundesprogramm zur Förderung der biologischen Vielfalt von derzeit 15 auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Zudem müsse der Naturschutz stärker in wichtige Politikfelder wie Agrar-, Finanz- und Verkehrspolitik integriert werden.
„Die Landwirtschaft ist nach wie vor eine Problemzone des Naturschutzes“, unterstreicht Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Beispielsweise lohne sich die Bewirtschaftung von sumpfigem Feuchtgrünland für die Bauern finanziell nicht mehr, wodurch der Verlust wertvoller Gebiete drohe. Hier könne man nur gegensteuern, indem die Anreize zum Umbruch von Dauergrünland und zur weiteren Intensivierung der Kulturlandschaft abgebaut werden. „Bauern und Waldbesitzern muss klar gemacht werden, dass die Natur ihr Kapital darstellt und es in ihrem wirtschaftlichen Interesse liegt, es zu erhalten“, so Brandes weiter.
Dem Bericht der Bundesregierung zufolge hat Deutschland in den vergangenen 20 Jahren zwar rund 15 Prozent seiner Fläche als Gebiete von besonderer Bedeutung für den europäischen Naturschutz identifiziert und in das Schutzgebietsnetz NATURA 2000 der EU eingebracht. Doch nur rund ein Viertel dieser Gebiete und der dort geschützten Arten befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand. Während große Säugetiere wie Wölfe, Biber oder Kegelrobben langsam wieder in Deutschland Fuß fassen, konstatiert der Bericht insgesamt einen fortschreitenden Verlust der Biodiversität. Besonders ungünstig sei die Situation bei einigen Amphibienarten wie der Knoblauchkröte, wandernden Fischen und Schmetterlingen wie Feuerfaltern oder Ameisenbläulingen.
Der WWF fordert von den Bundesländern verstärkte Anstrengungen, das wichtige Naturschutzinstrument NATURA 2000 weitergehend umzusetzen. Der Bericht zur Lage der Natur zeige ein deutliches Gefälle. Problemgebiete liegen vor allem im Nordwesten der Republik, genau dort ist der Nutzungsdruck unter anderem bedingt durch die intensive Landwirtschaft besonders hoch. Die Länder sollten daher laut WWF ihre Investitionen auf Naturverträglichkeit überprüfen und sicherstellen, dass die bereitstehenden EU-Mittel für ländliche Entwicklung sowie Mittel aus dem EU-Regionalfonds für wirtschaftliche Entwicklung nicht in zerstörerische Infrastrukturprojekte oder Agrarfabriken fließen.
Bericht „Die Lage der Natur in Deutschland“: Zwei Drittel der Arten und Lebensräume gefährdet
Wildkatzen, Wölfen, Bibern und Eidechsen geht es etwas besser
BUND Pressemitteilung, 26.3.14
Berlin: Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, sieht in dem heute vom Bundesumweltministerium veröffentlichten Bericht zum Zustand der Arten und Lebensräume in Deutschland Licht und Schatten: „Die gute Botschaft ist: Arten wie Wildkatzen, Wölfen, Bibern oder Eidechsen sowie einigen Lebensräumen geht es heute besser als vor Jahren. Die Vorgaben der EU-Richtlinien zu Natura 2000 wirken also. Die schlechte Botschaft: Überall dort, wo die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft das Artensterben verursacht, wird der Schutz seltener Tiere und ihrer Lebensräume immer schwieriger.“
In den Agrarregionen sei der Anteil artenreicher Biotope an der Fläche auf nahezu ein Zehntel geschrumpft, sogar in Schutzgebieten werde streng geschütztes Grünland vermehrt umgepflügt. Zu den Ursachen des Artensterbens gehöre auch die Überdüngung von Böden und Gewässern. Nährstoffeinträge aus der Massentierhaltung gefährdeten sensible Biotope wie beispielsweise Moore und belasteten Nord- und Ostsee erheblich. Vor allem Wildbienen und Amphibien seien Opfer des exzessiven Pestizideinsatzes und der Zerstörung von Lebensräumen.
Weiger warf den Ländern Versagen beim Schutz der Artenvielfalt vor: „Die Länder, aber auch der Bund müssen mehr tun, um den Artenverlust zu stoppen. Der Pestizideinsatz muss verringert und die Düngeverordnung nachgebessert werden. Und statt zu kürzen muss der Ökolandbau stärker gefördert werden.“
Erforderlich sei auch, EU-Gelder aus den dafür vorgesehenen Programmen für die naturschonende Agrar- und Regionalförderung zu verwenden. Die Bundesländer müssten zusätzliche personelle Kapazitäten schaffen, den Vertragsnaturschutz finanziell besser ausstatten und die Einhaltung der Naturschutzgesetze strenger kontrollieren.
„Für Deutschland gilt wie für alle EU-Staaten das Ziel, bis 2020 mindestens die Hälfte der Arten und sämtliche geschützten Lebensräume in einen besseren Zustand zu bringen als heute. Erreichen lässt sich das nur, wenn die Schutzmaßnahmen vor Ort konsequent in hoher Qualität durchgeführt werden und die Finanzmittel dafür ausreichen. Ohne schnelles Handeln droht die Vielfalt der Natur und damit die Lebensqualität der Menschen verloren zu gehen“, sagte der BUND-Vorsitzende.
NABU: Deutschlands Natur blutet aus
Tschimpke: Aktuelle Zustandsberichte müssen Weckruf für die Politik sein
NABU Pressemitteilung, 26.3.14
Berlin Der NABU hat die am heutigen Mittwoch von Bundesumweltministerin Hendricks vorgestellten Berichte zum Zustand der Natur in Deutschland als Alarmsignal gewertet. Die Lage sei noch dramatischer als erwartet. „Zahlreiche Vogelarten, die hierzulande einst weit verbreitet waren, sind akut gefährdet. Ihre Lebensräume verschwinden immer schneller“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die Berichte, die die Bundesregierung für die EU-Kommission erstellt hat, beschreiben erstmals im Detail den Zustand von Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen, mit zum Teil gravierenden Resultaten. Beispiel Vogelwelt: Demnach schrumpft hierzulande der Bestand jeder dritten Art und das mit zunehmendem Tempo. So verschwanden in den vergangenen zwölf Jahren über die Hälfte aller Kiebitze und ein Drittel der Feldlerchen. In der intensiv bewirtschafteten Landschaft finden sie kaum mehr Nahrung und geeignete Brutplätze.
Auch abseits der Vogelwelt zeichnet der Bericht ein dramatisches Bild. Demzufolge haben in Deutschland rund 60 Prozent aller anderen durch das EU-Recht geschützten Tier- und Pflanzenarten große Probleme. Von den Lebensräumen sind sogar 70 Prozent in einem schlechten oder unzureichenden Zustand. Und der Trend ist weiter negativ: Wichtige Lebensräume wie artenreiche Wiesen werden in Maisäcker umgewandelt. Alte Eichenwälder werden zu Holzplantagen und die letzten Sanddünen im Binnenland wuchern zu, weil ihnen die traditionelle Beweidung fehlt. „Die neuen Daten zeigen ganz klar, wie die Natur bei uns schleichend verarmt. Das muss ein Weckruf für die Politik sein“, so Tschimpke.
Und offenbar könnte das Ergebnis sogar noch schlechter sein. So zweifelt der NABU die in den Berichten recht positiv bewertete Situation der Buchenwälder an. „Bund und Länder scheinen beim Bericht großzügige Bewertungskriterien angewendet zu haben. Uns ist bekannt, dass viele Bundesländer auch eintönige und viel zu junge Wirtschaftsforste häufig als gesunde Wälder bezeichnen, obwohl in ihnen kaum Artenvielfalt vorhanden ist. Wir hoffen, dass die EU-Kommission hier Nachbesserungen einfordert“, so der NABU-Präsident.
Die Hauptgründe für die Misere sieht der NABU in schädlichen Agrarsubventionen, unzureichenden Schutzgebietsbestimmungen und den personell und finanziell immer schlechter ausgestatteten Naturschutzverwaltungen. „Obwohl wir in der EU das wahrscheinlich beste Naturschutzrecht der Welt haben, mangelt es schlicht am Willen der zuständigen Bundesländer, es auch umzusetzen“, kritisierte Tschimpke. Erst in der vergangenen Woche hatten NABU und BUND die Naturschutzpolitik der einzelnen Bundesländer analysiert und dabei gravierende Versäumnisse offengelegt („Biodiversitäts-Check“ der Bundesländer - http://bit.ly/1m3S2Qe).
Der Bericht der Bundesregierung zeigt aber auch punktuelle Erfolge, nämlich genau dort wo der Naturschutz konsequent durchgesetzt und finanziert wird. Nutznießer sind etwa der Biber, die Wildkatze und einige Fischarten wie Barbe oder Steinbeißer. Sie konnten sich dank der EU-Vorgaben zur Ausweisung von Schutzgebieten, zur Regulierung der Jagd und zum Gewässerschutz erholen. Das gleiche gilt für einige Vogelarten: Das deutsche Wappentier, der Seeadler, aber auch Kranich, Wanderfalke und einige andere von der EU-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützte Arten feiern derzeit spektakuläre Comebacks.
Angesichts der insgesamt aber dramatischen Lage fordert der NABU eine Naturschutzoffensive von den zuständigen Landesregierungen. „Vor allem die Natura-2000-Schutzgebiete müssen viel besser überwacht, betreut und finanziert werden. Andernfalls wird Deutschland sein international gegebenes Versprechen brechen, den Rückgang der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen und umzukehren. Nach den heute veröffentlichten Daten hat sich die Bundesrepublik jedenfalls weiter denn je von diesem Ziel entfernt“, so Tschimpke.
Minister Remmel: Wir müssen den Verlust unseres wertvollen Naturerbes stoppen
Umweltministerium legt neuen Fauna-Flora-Habitat-Bericht zu Lebensräumen und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten in NRW vor
Umweltministerium NRW Pressemitteilung, 26.3.14
Viele Lebensräume für wild lebende Tier- und Pflanzenarten in NRW sind weiterhin nicht in einem guten Zustand. Das geht aus dem jüngsten Bericht zur Fauna-Flora-Habitat-Entwicklung (FFH) für Nordrhein-Westfalen hervor, den das Umweltministerium am 26. März 2014 in Düsseldorf vorgelegt hat. Demnach ist die Situation insbesondere im nordrhein-westfälischen Tiefland (mit Niederrheinischer und Westfälischer Bucht) deutlich schlechter als im Bergland (Eifel, Sauerland, Siegerland, Bergisches Land und Weserbergland). Nach Untersuchungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) sind rund 77 Prozent der Lebensräume im Tiefland in einem unzureichenden oder schlechten Erhaltungszustand, allen voran nährstoffarme Stillgewässer, Moore, Wiesen, Weiden und Hartholz-Auenwälder. Im Bergland sind es hingegen nur 32 Prozent. „Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen“, warnte NRW-Umweltminister Johannes Remmel. „Der Verlust der Biodiversität ist mit dem Klimawandel die größte Bedrohung für uns und die Art und Weise, wie wir leben werden. Wenn wir den Verlust an Artenvielfalt begrenzen wollen, müssen wir für intakte Ökosysteme sorgen. Der Schutz und Erhalt von wertvollen Lebensräumen ist daher für unsere Tier- und Pflanzenwelt von existenzieller Bedeutung.“
Am Mittwoch, den 26 März 2014 wird in Berlin der bundesweite FFH-Bericht von der Bundesregierung vorgelegt. Da aus dem Bundesbericht keine länderspezifischen Aussagen abgeleitet werden können, hat das LANUV im Auftrag des Umweltministeriums einen eigenen NRW-Bericht erstellt. Nach 2007 ist es der zweite Bericht über die Erfüllung der europäischen FFH-Richtlinie und damit eine umfassende Bewertung des Zustandes von Arten und Lebensräumen mit europaweiter Bedeutung. Ziel der Richtlinie ist der Schutz von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräume und damit der Erhalt der biologischen Vielfalt in der Europäischen Union. Insgesamt kommen in NRW 44 verschiedene Typen von Lebensräumen von wildlebenden Arten vor. Dabei besteht ein deutlich erkennbarer Unterschied zwischen dem Erhaltungszustand im atlantischen Tiefland und im kontinentalen Bergland von Nordrhein-Westfalen. „Nach wie vor ist die Situation im Flachland deutlich schlechter“, sagte der zuständige Abteilungsleiter des LANUV, Dr. Georg Verbücheln. „Allerdings mussten wir auch in einigen Lebensräumen, die sich im Bergland befinden, eine Verschlechterung feststellen.“ Dennoch sind in diesen Regionen des Landes immerhin noch 66 Prozent der Lebensräume in einem günstigen Erhaltungszustand.
Neben der Situation der Lebensräume wurden im aktuellen FFH-Bericht für NRW auch stichprobenartig Tier- und Pflanzenarten untersucht. Von den 78 untersuchten Arten befinden sich 20 Prozent in einem unzureichenden Erhaltungszustand, weitere 40 Prozent in einem schlechten. In einem schlechten Zustand befinden sich vor allem Arten, die auf naturschonend genutzte Grünlandflächen angewiesen sind. Mit dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, dem Blauschillernden Feuerfalter und dem Skabiosen-Scheckenfalter sind Tagfalter besonders betroffen. Verschlechterte Bestandessituationen mussten etwa bei der Geburtshelferkröte und den drei Fischarten Äsche, Flussneunauge und Meerneunauge festgestellt werden. „Die Fischarten leiden insbesondere unter der nach wie vor insgesamt unzureichenden Strukturgüte der Fließgewässer“, stellte das LANUV in seinem Bericht fest. Insgesamt wurden in NRW mehr als 3000 Stichproben für den Bericht erhoben.
Minister Remmel: Das wilde NRW ist bedroht
Die Zahlen bestätigen einmal mehr die angespannte Lage bei der Artenvielfalt in NRW. Nach der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Arten sind in NRW etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. „Das wilde NRW ist bedroht. Dieser zunehmenden Gefährdung müssen wir entgegenwirken und werden deshalb in diesem Jahr die Naturschutzpolitik neu ausrichten. Noch im ersten Halbjahr wollen wir die Eckpunkte für eine langfristige Biodiversitätsstrategie zum Schutz der Artenvielfalt vorlegen“, kündigte Remmel an. Dennoch zeigt der aktuelle Bericht auch positive Entwicklungen bei Lebensräumen und Arten: Gerade bei den Libellenarten, die an Fließgewässer gebunden sind, zeigt sich eine positive Entwicklung. Mit der Grünen Keiljungfer und der Zierlichen Moosjungfer (Stillgewässer) sind zwei ehemals ausgestorbene Arten in NRW wieder neu eingewandert. Bei den Lebensräumen für wildlebende Arten konnte etwa bei der Heide oder den Kalkmagerrasen im Bergland ein besserer Zustand festgestellt werden. „Die positiven Beispiele zeigen, dass wir durch eine ambitionierte Naturschutzpolitik gegensteuern können“, sagte Remmel. Die Ursachen des fortschreitenden Artensterbens sind hausgemacht: Hierzu gehören die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, der weiterhin kritische Zustand der Gewässer und der fortschreitende Flächenfraß. So verschwinden in NRW täglich etwa 10 Hektar an wertvollen Flächen, Brutstätten und Lebensräume für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.
WildesNRW Der Schatz vor Deiner Tür
Alte Buchenwälder, mystische Moore, knorrige Eichenbäume, moosbedeckte Auenwälder, blühende Heideflächen, ausgedehnte Wasserlandschaften und wilde Mittelgebirgsbäche: Nordrhein-Westfalen hat eine einzigartige Natur und eine faszinierende Artenvielfalt. Mehr als 3.000 Naturschutzgebiete, etwa 550 Gebiete des europäischen Schutzgebietssystems „Natura 2000“, der Nationalpark Eifel, rund 100 Wildnisgebiete und 14 Naturparke bewahren das heimische Naturerbe und machen es für die Bevölkerung erlebbar. Als bevölkerungsreichstes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen nicht nur Heimat für rund 18 Millionen Menschen; auch mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten finden hier Lebensraum, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Bison. Sie alle gehören zum „Wilden NRW“: Ein Schatz vor unserer Tür, den es für kommende Generationen zu bewahren gilt.
Doch diese beeindruckenden Zahlen dürfen nicht drüber hinwegtäuschen, dass unser Naturerbe gefährdet ist. Das Artensterben schreitet auch in NRW weiter voran: Etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten in NRW sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Und die Situation verschärft sich. Denn mittlerweile geraten auch immer mehr Allerweltsarten an den Rand ihrer Existenz.
Wildkatze erobert sich in NRW immer mehr Lebensräume zurück
Umweltministerium NRW Pressemitteilung, 24.3.14
Düsseldorf: Die Wildkatze erobert sich Lebensräume zurück und ist damit eines der erfolgreichen Artenschutzprojekte in NRW. In großen, zusammenhängenden Waldgebieten wie dem Rothaargebirge, dem Egge-Gebirge oder der Eifel hat sie sich wieder angesiedelt. Allein im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel leben heute wieder an die 250 Wildkatzen. In der gesamten Eifel wird ihr Bestand auf 1.000 Tiere geschätzt. Bei Untersuchungen in Ostwestfalen konnten über 50 Tiere nachgewiesen werden. „Die Wildkatze ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein ambitionierter Naturschutz Früchte tragen kann.
Jahrzehntelang war die Wildkatze akut vom Aussterben bedroht, nun hat sich die Bestandssituation in den letzten Jahren verbessert“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Umweltministerium, Horst Becker, bei einem Besuch im Wald zwischen Lohmar und Siegburg. Auch dort werden derzeit wissenschaftliche Untersuchungen zur rechtsrheinischen Verbreitung der Wildkatze mit Lockstöcken durchgeführt, von denen Staatssekretär Becker einen unter fachkundiger Anleitung aufstellte. Im Rahmen des Projektes „Wildkatzensprung“ erfasst der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND) in mehreren Gebieten in Nordrhein-Westfalen das Vorkommen der scheuen Tiere. Mit Hilfe dieser Erfassungen wird eine bundesweite Gendatenbank erstellt, welche Rückschlüsse auf die Populationen ermöglicht.
Die Wildkatze war noch im 19. Jahrhundert in Nordrhein-Westfalen in den bergigen Regionen flächig verbreitet. Mit der zunehmenden Indus-trialisierung und dem Verlust von natürlichen Lebensräumen schrumpfte ihr Bestand in NRW drastisch. In den Roten Listen der gefährdeten Arten der Jahre 1986 und 1999 war sie noch als „vom Aussterben bedroht“ gekennzeichnet. In der aktuellen Roten Liste 2011 wurde sie dank der erfolgreichen Artenschutzmaßnahmen nun in die Kategorie 3 „gefährdet“ zurückgestuft. Becker: „Die Erfolge sind erfreulich, aber trotzdem ist die Wildkatze weiterhin gefährdet. Daher müssen wir unsere Anstrengungen im Artenschutz weiter verstärken.“
Insgesamt sind in NRW etwa 45 Prozent der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.
„Wir sind dabei, die Festplatte unserer Natur unwiederbringlich zu löschen.
Deshalb müssen wir gegensteuern und werden in diesem Jahr die Naturschutzpolitik neu ausrichten. Noch im ersten Halbjahr sollen die Eckpunkte für eine langfristige Biodiversitäts-Strategie zum Schutz der
Artenvielfalt vorgelegt werden“, kündigte Becker an.
Das durch das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ und durch das NRW- Umweltministerium geförderte Projekt „Wildkatzensprung“ soll das mögliche Wildkatzenvorkommen in den Wäldern bei Lohmar nun überprüfen.
Wälder im linksrheinischen Bereich wurden bereits im vergangenen Jahr durch den BUND untersucht. Dabei konnten im Kottenforst und in der Ville erfreuliche und in dieser Größenordnung überraschende Neufunde der Wildkatze nachgewiesen werden. Becker: „Ich bin sehr gespannt, welche Ergebnisse dabei herauskommen werden und ob die Wildkatze auch hier wieder heimisch wird.“
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) wird fälschlicherweise oftmals als Vorfahre aller heimischen Hauskatzen bezeichnet. Tatsächlich stammt unsere Hauskatze aber von mehren Linien der sogenannten Libyschen Wildkatze ab. Schon beim Aussehen gibt es Unterschiede zwischen der Europäischen Wildkatze und den heutigen Hauskatzen: Die Wildkatze hat ein gelblichgrau bis bräunlich gefärbtes Rückenfell, das mit einem undeutlichen schwarzen Tigermuster gezeichnet ist. Über die Rückenmitte zieht sich von den Schulterblättern bis zur Schwanzwurzel ein schwarzer Aalstrich. „Sie benötigt große zusammenhängende alte Laub- und Mischwälder mit reichlich Unterwuchs, Windwurfflächen, Waldrändern, ruhigen Dickichten und Wasserstellen. Bevorzugte Nahrungsflächen sind Waldränder, Waldlichtungen, waldnahe Wiesen und Felder, aber auch weiter entfernt gelegene gehölzreiche Offenlandbereiche“, erläuterte Dr. Matthias Kaiser, Experte für Artenschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Darüber hinaus benötigen die Tiere ein ausreichendes Angebot an natürlichen Versteckmöglichkeiten als Schlafplätze und zur Jungenaufzucht, etwa dichtes Gestrüpp, bodennahe Baumhöhlen, Wurzelteller, trockene Felsquartiere, verlassene Fuchs- oder Dachsbaue. Im April kommen die Jungtiere zur Welt, sie verlassen nach spätestens 6 Monaten ihre Mutter.
„Die Wildkatze ist eine hochmobile Art mit einem großen Raumanspruch“, sagte Dr. Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter Naturschutz beim Landesbetrieb Wald und Holz. In der Nordeifel beträgt die Größe der Streifgebiete bei den Katern 1.000 bis 2.000 Hektar, bei den Katzen etwa 500 Hektar. Innerhalb ihres Lebensraumes legen die Tiere Entfernungen von durchschnittlich drei Kilometer pro Nacht im Sommer beziehungsweise elf Kilometer pro Nacht im Winter zurück. „Als Land haben wir zum Schutz der Wildkatze beigetragen, in dem wir im Staatswald mehr als zehn Prozent unserer Wälder komplett aus der Nutzung herausgenommen haben, um sie vollständig für die Verbesserung der Biodiversität einzusetzen. Das schafft auch Lebensräume für die Wildkatze und Arten wie den Schwarzstorch, den Luchs und viele weitere seltene oder verschollene Arten die langsam in unsere Wälder zurückkehren“, erklärte Dr.
Schäfer.
Brandenburg konnte Waldfläche vermehren
(dpa) - 21. März, 2014
http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Wald-Forst/Brandenburg-konnte-Waldflaeche-vermehren_article1395421237.html
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