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Wald wandert nach Norden

Die globale Erwärmung verwandelt Sträucher in der Arktis in Wald

CORDIS Nachrichten, EU-Kommission, 30.7.12

Forscher in Finnland und dem Vereinigten Königreich weisen darauf hin, dass die steigenden Temperaturen des arktischen Klimas die bestehenden Sträucher in den kommenden Jahren in Bäume verwandeln könnten. Das Ergebnis, das in der Zeitschrift Nature Climate Change präsentiert wurde, zeigt, dass Waldflecken in der Tundra entstehen können, die wiederum die Erwärmung des Planeten beschleunigen könnten. Die Studie wurde zum Teil durch das Projekt ECOCHANGE ("Creating conditions for persistence of biodiversity in the face of climate change") finanziert, das eine Marie-Curie-Finanzhilfe aus dem Progamm "Promoting Sciences" im Wert von 173.400 EUR unter dem Siebten Rahmenprogramm der EU (RP7) erhalten hat.

Unter der Leitung der Universität Oxford, Vereinigtes Königreich, konzentrierten die Forscher ihre Arbeit auf ein 100.000 Quadratkilometer großes Gebiet, als nord-westliche eurasische Tundra bekannt, das sich von Westsibirien aus nach Finnland erstreckt. Aus Feldarbeit und Satellitenbildern generierte Daten sowie aus Beobachtungen von einheimischen Rentierzüchtern geht hervor, dass auf zwischen 8% und 15% der Flächen, auf denen Weiden (Salix) und Erlen (Alnus) stehen, die Pflanzen seit den 1970er Jahren zu mehr als 8 Meter hohen Bäumen herangewachsen sind.

Frühere Studien, in denen die möglichen Auswirkungen der Aufforstung untersucht wurden, ergaben, dass ein expandierender Wald in der arktischen Tundra die Temperaturen in der Arktis um ein bis zwei Grad bis Ende dieses Jahrhunderts anheben könnte.

"Es ist eine große Überraschung, dass diese Pflanzen so reagieren", sagte der Erstautorr Dr. Marc-Macias Fauria von der Abteilung für Zoologie in Oxford. "Früher nahm man an, dass die Tundra vielleicht von Bäumen aus den borealen Wäldern Richtung Süden besiedelt werden könnte, während sich das arktische Klima erwärmt. Aber wir haben herausgefunden, dass die Sträucher, die schon da sind, sich in nur wenigen Jahrzehnten zu Bäumen entwickeln."

Nach Angaben der Forscher, ist die Transformation von Sträuchern in Wald wichtig, weil dies die Albedo, d.h. die Menge des Sonnenlichts, das von der Erdoberfläche reflektiert wird, verändert.

Die Sträucher der Tundra liegen während der Frühlings- und Herbstmonate unter einer weißen, das Licht reflektierenden Schneedecke. Bäume sind allerdings hoch genug im Kampf gegen den Schneefall und präsentieren eine dunkle, Licht absorbierenden Oberfläche. Wegen der größeren Absorption der Sonnenstrahlung und dem Mikroklima, das sich durch bewaldete Gebiete entwickelt, breitet sich die globale Erwärmung sogar noch mehr aus.

"Natürlich ist dies nur ein kleiner Teil der riesigen arktischen Tundra und ein Gebiet, das bereits jetzt wärmer ist als die restliche Arktis, vermutlich aufgrund des Einflusses der Warmluft aus dem Golfstrom", so Dr. Macias-Fauria. "Allerdings scheint dieses Gebiet ein Vorreiter für die restliche Region zu sein; es kann uns einen Hinweis darauf geben, was der Arktis in naher Zukunft noch bevorsteht, wenn sich dieser Erwärmungstrend fortsetzt."

Die Forscher sagten, die Ergebnisse könnten einen Einfluss auf die Bemühungen der Forscher bei der die Modellierung der Reaktionen der gegenwärtigen und der zukünftigen niedrigen arktischen Vegetation auf den Klimawandel haben. Sie weisen auch darauf hin, dass sich in der Tundra strukturell neue Ökosysteme herausbilden können.




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