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Kamerun: Urwaldkonferenz enttäuscht

Urwaldbewohner Kameruns tief enttäuscht über Regenwaldkonferenz

Proteste gegen Urwaldabholzung wurden ignoriert

SAVE Wildlife Conservation Fund Pressemitteilung, 16.8.11

15.000 Menschen in der Nähe des Korup Nationalparks hatten monatelang diesem Tag entgegengefiebert: Am 4. August sollten sie auf der Regenwaldkonferenz im kamerunischen Dorf Mundeba endlich Antworten auf ihre dringlichsten Fragen bekommen:
  • Warum wird unser Urwald auf einer Fläche 70.000 Hektar einfach abgeholzt um dort eine Palmölplantage zu errichten, obwohl es sich um einen der ältesten und artenreichsten Regenwälder handelt?
  • Warum werden wir als arme Landbevölkerung lautlos enteignet, wo doch das Fleckchen Land das Einzige ist, was wir seit Generationen zum Leben haben?
  • Warum wurde nie eine Umweltverträglichkeitsstudie veröffentlicht, obwohl das betreffende Gebiet ein absoluter Hotspot der Biodiversiät ist?
In den letzten Monaten hatte es zahlreiche Proteste gegen die geplante Palmölplantage gegeben: sowohl von internationalen Wissenschaftlern, von Naturschutzorganisationen, als auch von der örtlichen Bevölkerung. Die Regenwaldkonferenz war für alle ein Hoffnungsschimmer.

Die Regenwaldkonferenz verkommt zur Farce

Für 9.00 Uhr war die Regenwaldkonferenz angesetzt, die die Naturschutzorganisationen SAVE Wildlife Conservation Fund und Rettet den Regenwald organisiert hatten. Erwartet wurden 150 Menschen, doch es kamen über 250 zusammen um ihren Unmut gegen die Plantage zu äußern. Im Versammlungsraum im feuchtheißen Regenwalddorf trafen sich Abgesandte der Dorfgemeinschaften rund um den Korup Nationalpark, Mitarbeiter der KfW-Bank, Vertreter verschiedener Naturschutzorganisationen und hochrangige Politiker Kameruns. Die US-Investoren der Palmölplantagen wurden ebenfalls eingeladen um offizielle Stellung zu beziehen. Doch weder Mitarbeiter des Investors Herakles Capital noch des ausführenden Unternehmens SGSO erschienen auf dem Meeting.

Fünfeinhalb Stunden sinnlosen Wartens vergingen bis dann endlich um 14.30 Uhr der Senior divisional officer eintraf. Dieser hochrangige Repräsentant der kamerunischen Regierung muss per Gesetz die Konferenz eröffnen. Ohne ihn darf niemand loslegen. Doch was dann geschah, empfanden vor allem die Dorfbewohner, die sich endlich Klarheit und Informationen über das Palmöl-Projekt erhofften, als einzige Enttäuschung:

"Die wenige Zeit verkam zu einem nichtsagenden Geplänkel, bei dem keine wirklichen Informationen preisgegeben wurden", berichtet Felix Gaßner, der bei der Konferenz den SAVE Wildlife Conservation Fund vertrat. "Die Menschen, die von der geplanten Urwaldrodung am meisten betroffen sind, wurden nicht gehört. Zudem fiel der Strom aus, und die Mikrofone funktionierten nicht. Bevor sie ihre Bedenken äußern konnten, rauschten die Verantwortlichen ab."

Die Konferenz ergebnislos geschlossen und vertagt

Es wurde klar, dass die Regierung die Vertreter der Dorfgemeinschaften nicht wirklich anhören wollte und sie wahrscheinlich bald vor vollendete Tatschen stellen wird. Das widerspricht sowohl internationalem Menschenrecht, als auch jeglichem demokratischem humanitären Umgang, urteilen die Beobachter.

Zurück blieben schockierte Vertreter der Naturschutzorganisationen, die von der kamerunischen Regierung einen solchen Umgang mit den Dorfbewohnern nicht erwartet hatten und noch enttäuschtere Vertreter der Dorfgemeinschaften. Sie hatten sich mehrere Tage lang durch den tiefen Schlamm gequält und können nicht auf ein neues Treffen warten. Einige Tage später fand ein neues Meeting im kleinen Kreis statt, ganz ohne die Dorfbewohner. Diesmal war neben Regierungsvertretern auch der Investor Herakles Capital dabei. Es wurde ein "common agreement" verlesen, das eher den Charakter einer freundlichen Empfehlung hatte, als eines rechtskräftigen Vertrags: Herakles Capital solle als Ausgleich für die Urwaldrodung Krankenhäuser und Schulen bauen, den Dorfbewohnern kein Land wegnehmen und falls doch, diese auch finanziell entschädigen. Ob sich daraus irgendein Rechtsanspruch ableiten lässt, blieb unklar.

Der Kampf gegen die Abholzung ist noch nicht verloren

Trotz internationaler Proteste: Drei Regenwaldflächen wurden bereits gerodet und die ersten Palmsetzlinge gepflanzt. Tausende weiterer Pflänzchen stehen schon bereit, die Bulldozer sind angerückt. Es könnte jeden Tag losgehen. Trotzdem gibt es einige Hoffnungsschimmer: Die Konferenz fand unter großer kamerunischer Medienpräsenz statt, so dass das Thema nun in ganz Kamerun an Öffentlichkeit gewinnt. Mit allen Kräften und mit Hilfe von vielen Organisationen und internationalen Umweltanwälten versuchen die Umweltschutzorganisationen, die Regenwaldabholzung in letzter Sekunde zu verhindern.




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